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Ausgabe: | 1980 |
Spalte: | 801-816 |
Autor/Hrsg.: | Onasch, Konrad |
Titel/Untertitel: | "Die Schönheit wird die Welt erlösen." 1980 |
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Theologische Literaturzeitung
Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
33523 in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg ISSN 0040-5671
NUMMER 11
Spalte
«Die Schönheit wird die Welt erlösen
." von K. Onasch......801
Barth, H.: Die Jesaja-Worte In der Jo-
siazeit (W. Herrmann).......828
Beck, E., s. Leon-Dufour, X.....839
Ben-Chorin, Sch.: Die Tafeln des Bundes
(A. Mayer)..........834
Bousset, w.: Religionsgeschlchtliche
Studien, hrsg. v. A. F. Verheule (Th.
Lohmann) ...........820
Brox, N.: Falsche Verfasserangaben
(H.-F. Weiß) ..........836
Bürkle, H.: Einführung in die Theologie
der Religionen (A. Lehmann) ... 823
Charlesworth, J. H., and P. Dykers: The
Pseudepigrapha and Modern Research
(W. G. Kümmel).........832
Dautzenberg, G., H. Merklein u. K. Müller
[Hrsg.]: Zur Geschichte des Urchristentums
(D. Lührmann) .... 837
Dykers, p., s. Charleswort, J. H. ... 832
Eißfeldt, o.: Kleine Schriften, VI. Hrsg.
v. R. Senheim u. F. Maass (S. Wagher
) ..............827
Erbe, M.: Frangois Bauduin (1520-1573)
(G. Wartenberg).........844
Fornberg, T.: An Early Church in a
Pluralistic Society (Chr. Wolff) ... 841
Forstman, J.: A Romantic Triangle (H.
Gerdes) ............852
Freund, G.: Sünde im Erbe (I. Bertinetti) 853
105. JAHRGANG
Spalte
Haendler, G.: Amt und Gemeinde bei
Luther im Kontext der Kirchengeschichte
(A. Peters)........851
Henrix, H. H., u. M. Stöhr [Hrsg.]: Exodus
und Kreuz im ökumenischen
Dialog zwischen Juden und Christen
(R. Mayer) ...........857
Hermesmann, H.-G.: Zeit und Heil (M.
Riss!) .............835
Holquist, M.: Dostoevsky and the Novel
(K. Onasch)...........801
Howard, G.: Paul: Crlsis in Galatia (J.
Becker).............840
Lähnemann, J.: Nichtchristliche Religionen
im Unterricht (K.-W. Tröger) . . 856
Leon-Dufour, X.: Wörterbuch zum
Neuen Testament, übers, v. E. Beck u.
E. Sitarz (G. Delling).......839
Maass, F., s. Eißfeldt, 0.......827
Merklein, H., s. Dautzenberg, G. . . . 837
Moeller, B. [Hrsg.]: Stadt und Kirche im
16. Jahrhundert (G. Wartenberg) . . 846
Müller, E.: Aegidius Jais (1750-1822) (A.
Exeler).............861
Müller, K., s. Dautzenberg, G.....837
Panichas, G.: The Bürden of Vision (K.
Onasch).............801
Rivera, J. R. de: Kommunikationsstrukturen
in den geistlichen Exerzitien des
Ignatius von Loyola (B. Klaus) ... 842
Schreckenberg, H.: Bibliographie zu Fla-
vius Josephus, Suppl.-Bd. m. Reg. (O.
Michel).............833
1980
Spalte
Schüngel-Straumann, H.: Gottesbild und
Kultkritik vorexllischer Propheten (H.
Staudigel)............830
Senheim, R., s. Eißfeldt, 0......827
Sitarz, E., s. Leon-Dufour, X.....839
Stöhr, M., s. Henrix, H. H......857
Strolz, W. IHrsg.]: Schöpfung und Sprache
(H. Graf Reventlow) .....819
Verheule, A. F., s. Bousset, W.....820
Westermann, C.: Theologie des Alten
Testaments in Grundzügen (R.
Smend).............825
Widengren, G. [Ed.]: Proceedings of the
International Colloquium on Gnosti-
cism (K.-W. Tröger) .......817
Wingren, G.: Credo (G. Hornig) ... 854
Kurzanzeigen:
Dilschneider, O. A. [Hrsg.]: Theologie
des Geistes...........855
Heininen, S.: Die finnischen Studenten
In Wittenberg 1531-1552 ...... 849
Hellriegel, L.: Benediktiner als Seelsorger
im Linksrheinischen Gebiet des
ehemaligen Erzbistums Mainz . . . 849
Kantzenbach, F. W.: Einheitsbestrebungen
Im Wandel der Kirchengeschichte 844
Lunds Stifts Herdaminne Ser. II, 1 . . 849
Mäki, P. [Hrsg.]: Taufe und Heiliger
Geist..............856
Berichte und Mitteilungen:
Preisaufgabe ...........863
„Die Schönheit wird die Welt erlösen."
Zum 100. Todestag F. M. Dostoevskijs am 9. Februar 1981
Von Konrad Onasch, Halle (Saale)
Wir haben darauf verzichtet, den Lesern dieser Zeitschrift
eine „globale" Darstellung Dostoevskijs anzubieten, weil
sich dabei allzu leicht entweder billige Allgemeinplätze
oder weite Horizonte mit unscharfen Konturen einstellen
können. Es schien uns vielmehr dem Charakter der ThLZ
entsprechender, auf ein bestimmtes, aber für das Verständnis
des russischen Dichters sehr wichtiges Problem aufmerksam
zu machen. Der Verfasser wollte zeigen, daß
dieser Fragenkomplex nicht erst bei dem Dostoevskij der
großen Romane, sondern schon sehr früh nachzuweisen ist.
Damit hofft er, einen fruchtbaren Konspekt des Gesamtschaffens
Dostoevskijs herausgearbeitet zu haben.
1
Die Problematik des Christusbildes in der Dichtung Dostoevskijs
, wie sie in einer kaum noch zu übersehenden und
überaus kontroversen Literatur ständig behandelt wird1,
wird bereits bei der Beschreibung des Konfessionsmilieus
einsichtig, in dem der am 11. November 1821 in Moskau geborene
Dichter aufwuchs.2 Die Familie väterlicherseits entstammte
einem alten litauischen und katholischen Adelsgeschlecht
, während ein orthodoxer Zweig in Wolhynien
sich unter dem Druck drohender Deklassierung durch den
polnischen Staat der mit Rom unierten Kirche anschloß.3
Aus ihm sind ganze Priestergeschlechter hervorgegangen.
Der Großvater des Dichters gab, in Verbindung mit der
unierten Basilianer-Lavra von PoCaev, 1790 zwei geistliche
Liederbücher heraus. Wie damals üblich, sollte auch sein
ältester Sohn, der Vater des Dichters, Priester werden. Aber
er entfloh dem Priesterseminar und brach mit der jahrhundertealten
Familientradition. Nach einem entbehrungsreichen
Medizinstudium in Moskau und Einsatz während des
Krieges gegen Napoleon wurde Michail Andreeviö schließlich
leitender Arzt des Marien-Armenhospitals, dessen einer
Flügel mit der Wohnung heute das Dostoevskij-Museum
beherbergt. Im 19. Jh. gehörte das Hospital zu den „Gotteshäusern
" an der Peripherie Moskaus, in denen eine unbeschreibliche
Vorstadtarmut wenigstens noch im Sterben
Zuflucht finden konnte. Schon als Kind lernte der zukünftige
Dichter die „Erniedrigten und Beleidigten" kennen
. Im Gegensatz zur Familie des Vaters kannte die der
Mutter keinen dramatischen Bruch mit der Tradition. Sozial
gesehen, gehörten ihr u. a. wohlhabende Kaufleute, ein
Ordinarius der Medizin an der Moskauer Universität und
ein hochgebildeter Korrektor der Geistlichen Druckerei an.
Konfessionell gesehen, wird man die Mitglieder der Ne-
caevs und Kotelnickijs als konservative Orthodoxe bezeichnen
können, mit einer entsprechenden ungebrochenen Familientradition
, die sich zugleich mit einem hohen Maß an
zeitgenössischer Bildung verband.
Die orthodoxe Frömmigkeit, in der Fedor Michajloviö aufwuchs
, trug durchaus ambivalente, oder vielleicht besser:
„mehrdimensionale" Züge. Auf der einen Seite, vor dem
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