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Ausgabe:

1980

Spalte:

262-263

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Theologia crucis, signum crucis 1980

Rezensent:

Holtz, Traugott

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2<>1 Theologische Literaturzeitung 105. Jahrgang 1960 Nr. 4 l'c-j

erkenntnis der Weisheit an der Erfahrung der Wirklichkeit.
Israels Glaube lebt von den großen Gotteserfahrungen der klassischen
Zeit des Anfangs: Gott ist der „Loskaufer", und er
wird es, nach krisenreicher Geschichte, wieder sein (Hesekiel,
Deutcrojcsaja), zuletzt in Christus. - Auf ein „vergessenes
Buch weist Rudolf Smend mit seinem Beitrag: „Heinrich Ewalds
Biblische Theologie" (176-191), das Werk eines der „Göttinger
Sieben" (eingestreute Bemerkungen lassen den für das Zeitgeschehen
offenen und engagierten Mann erkennen), eines, der
noch zusammenschaut (1. Lehre vom Worte Gottes. 2. Die Geschichte
Israels. 3. Das System der Biblischen Theologie), obwohl
er „das ganze bunte Farbenspiel der vielen wechselnden
Aussprüche sieht", freilich als Brechungen des einen Sonnenlichts
. - Reaktionen auf Augsteins Jesusbuch sichtet Wilhelm
Schmidt unter dem Thema „Zwischen Bewunderung und Beleidigung
" (155-166), das die Vielfalt der Urteile über dieses
Buch erkennen läßt. Haben wir selbst seinem Verfasser den
„historischen Fundamentalismus" suggeriert? Und: ist der
wirkliche Jesus ganz anders, als wir ihn predigen?

Wir sind mit dem eben genannten Beitrag schon bei dem
Bereich, der theologische und kirchliche Gegenwartskunde und
-Problematik betrifft. Adolf-Martin Ritter spricht (unter dem
Gesamtthema: Die Bedeutung der Welt für das Selbstvcrständ
nis der Kirche) über „Die frühchristliche Gemeinde und ihre
Bedeutung für die heutigen Strukturen der Kirche" (123-144).
Der komplizierte historische Befund, so meint er, könnte den
Blick für die geschichtliche Bedingtheit damaliger wie heutiger
kirchlicher Strukturen schärfen. Vf. fragt darum auch, ob
das Amt konstitutiv zur Kirche gehöre. Das NT sei, als „Predigttext
", Quelle der Inspiration zu neuen Formen kirchlicher
Lebenspraxis, auch und gerade zur Wiederentdeckung der
Kirche als communio (143). - Von hier ist es nicht weit zu
Götz Harbsmeiers Überlegungen: „Wer vertritt die Kirche?"
(51-67). Der Prediger spricht im Namen des dreieinigen Gottes
, aber er ist nicht „die Stimme der Gemeinde". Man soll
vom Amtsträger nicht das lösende Wort zu anstehenden Problemen
erwarten, auch nicht immer auf die amtlich verantwortete
„mittlere Linie" aus sein, sondern Initiativen aus der
Gemeinde Raum geben. - Hans Martin Müller spricht „Vom
Umgang mit dem theologischen Pluralismus" (91-104), den es
zwischen den Konfessionskirchen und quer durch sie hindurch,
trotz des Ausschließlichkcitsstandpunktes in bezug auf die
evangelische Wahrheit, also „eingeschränkt" gibt und geben
darf. Trotz oft belastender Unterschiede und trotz Leiden an
der Kirche: man bleibt zusammen. Vf. führt dies an zwei Beispielen
durch: an der Gemeinsamen theologischen Erklärung
zu den Herausforderungen der Zeit (Arnoldshainer Konferenz
und VELKD) und an Leuenberg. - „Der ethische Kompromiß"
(145-154) wird - wieder ein aufschlußreiches Beispiel für die
Thematik „Glaube und Wirklichkeit" - von Dietrich Rössler
verhandelt, und zwar am Beispiel der Frage nach dem Schwangerschaftsabbruch
. Das Kompromißproblem ist nach Trillhaas
„nur eine andere Form, in der wir der Ausweglosigkeit aller
menschlichen Schuld ansichtig werden". Die Gefahren des Kompromisses
hat man zu sehen, aber auch die Möglichkeit, im
alten Aon und im Konflikt der Interessen zu leben. Ethik ist
kein Regelsystem zur Beseitigung der Sünde. Mit dem Verzicht
auf eindeutige Lösungen übernimmt der Handelnde die Verantwortung
- statt des Gesetzgebers - in der Bewältigung geschichtlicher
Veränderungen. „Ohne den Kompromiß müßten
die Probleme der Gegenwart mit der ethischen Tradition von
gestern bewältigt werden" (152). - Unter dem Thema „Sinn
und Erfahrung" spricht Friedrich Wintzer über Probleme und
Wege der Krankenseelsorge (209-225). Die Krankheit, unerwünscht
, störend, stellt die Sinnfrage, deren Beantwortung
bzw. Nicht-Beantwortung sich leib-seelisch auswirkt. Der Seelsorger
sollte bescheiden sein; er wird auf die Erfahrungen
des CPT verwiesen; er sollte beides sehen: das physische
Kranksein und die menschliche (existentielle) Krankheitsnot,
besonders ihren sozialen Aspekt. Die Krankengeschichte ist
immer zugleich eine Lebensgeschichte. Es gilt, dem Kranken
zu helfen, „die Krankheit anzunehmen, ohne sich ihr zu er

geben" (222). Glaube erschließt Erfahrung, und „Sinn ist immer
ein Mehr als das, was vor der Hand und vor Augen liegt '
(Trillhaas).

Die meisten Beiträge laden sehr zum Gespräch ein. Dieser
knappe Bericht mußte sich vieler fälligen Anfragen enthalten;
ist doch schon die Reproduktion auch nur der Hauptgedanken
dieser reichen und anregenden Sammlung eine kaum lösbare
Aufgabe. Das Buch wird seine Leser gefunden haben und die
Anregungen und Anstöße des Jubilars wellenartig weiter ausbreiten
.

Leipzig Cottfried Voiqt

[Dinkler, Erich:] Theologia Crucis - Signum Crucis. Festschrift
für Erich Dinklcr zum 70. Geburtstag, hrsg. v. C. An-
dresen u. G. Klein. Tübingen: Mohr 1979. VIII, 563S., 18Taf.,
1 Porträt gr. 8°. Lw. DM 138,-.

Die Festschrift ist einem vielseitigen und engagierten theologischen
Forscher und Lehrer gewidmet, dessen Wirken ir
einem - auch geographisch - weiten Kontext lokalisiert ist
Der Band spiegelt mit seinen Beiträgen und deren Verfassern
dieses Wesen der wissenschaftlichen Arbeit des Geehrten. Die
zwei Bereiche seiner Bemühungen, das Neue Testament und die
Geschichte, insbesondere die Archäologie der Alten Kirche, sowie
ihr einheitlicher Brennpunkt, die Frage nach dem Kreuz,
treten eindrücklich hervor. - Vorangestellt ist dem Band ein
Bild Dinklcrs, eingeleitet wird er sehr persönlich durch ein
sympathisches und zugleich informierendes Vorwort der Herausgeber
, abgeschlossen durch eine, nach Jahren geordnete
„Bibliographie Erich Dinkler 1932-1979" (von J. W. Taeger).
Dem Inhalt entspricht, gemäß der Tradition des Verlages, die
Ausstattung.

Der Band enthält folgende Beiträge, alphabetisch geordnet
nach den Verfassern: Wilhelm Anz, Zur Exegese von Römer 7
bei Bultmann, Luther, Augustin (1-15); Gregory T. Armstrong,
The Cross in the Old Testament According to Athanasius, Cy-
ril of Jerusalem and the Cappadocian Fathers (17-38); William
Baird, The Problem of the Gnostic Redeemer and Bultmann's
Program of Demythologizing (39-56); Robin S. Barhour, Wis-
dom and the Cross in 1 Corinthians 1 and 2 (57-71); Charles
Kingsley Barrett, Theologia Crucis - in Acts? (73-84); Hans
Conzelmann, Die Schule des Paulus (85-96) j Gerhard Ebeling,
Fides occidit rationem, (97-135); Josef Engemann, Das Kreuz
auf spätantiken Kopfbedeckungen. (Cuculla - Diadem - Ma-
phorion), (137-153); William H. Trend, The Cult of Military
Saints in Christian Nubia (155-163); Erich Grässer, Die Hcils-
bedeutung des Todes Jesu in Hebräer 2,14-18 (165-184); Ferdinand
Hahn, Die Hirtenrede in Joh. 10 (185-200); Helga
v. Heintze, Concordia Apostolorum (201-236); Leander E. Keck,
The Post-Pauline Interpretation of Jesus' Dcath in Rom 5,6-7
(237-248); Günter Klein, Sündenverständnis und theologia
crucis bei Paulus (249-282); Gerhard Krause, Christuskreuz
und Christenkreuz bei Paul Gerhardt (283-302); Heinz-Wolfgang
Kuhn, Der Gekreuzigte von Gäv^at hat-Mivtar (303-334) ■
Eduard Lohse, Glaube und Wunder (335-350); Elisabetta Luc-
chesi-Palli, Bulla und Kreuzanhänger in der koptischen und
nubischen Kunst (351-358); Dieter Lührmann, Der Staat und
die Verkündigung (359-375); Willi Marxsen, Der Mitälteste
und Zeuge der Leiden Christi (377-393) j Paul Sevier Minear,
The Crucified World: The Enigma of Galatians 6,14 (395-407);
Paul v. Moorsei, The Worship of the Holy Cross in Saqqara:
Archaeological Evidence (409-415) j Walter Schmithals, Die
Worte vom leidenden Menschensohn (417-445); Martin Tetz,
Das kritische Wort vom Kreuz und die Christologic bei Athanasius
von Alexandrien (447-465); Hartwig Thyen, „Niemand
hat größere Liebe als die, daß er sein Leben für seine Freunde
hingibt" (Joh 15,13) (467-481); Willem Cornelis van Unnik,
Der Fluch der Gekreuzigten (483-499); Ulrich Wilckens, Zu
1 Kor 2,1-16 (501-537); Wolfgang Wischmeyer, Christogramni