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Ausgabe:

1978

Spalte:

340-341

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Fokkelman, Jan P.

Titel/Untertitel:

Narrative art in Genesis 1978

Rezensent:

Ebach, Jürgen

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Zeil an den betroffenen Stellen in <lni Kontext eingefügt worden
sind.

In Chaptcr II The Texl 'S. 47—74) untermauert der Autor
seine Feststellung über den I rsprung der Duxologien durch
••ine philologische Untersuchung. Kr erörtert die Begriff lichkeil
der Schöpfungshymnik, die sieh Folgender Ausdrücke bedient:
yäsar, härä'. 'fisäh, bänäh, yäsadh (S. 60). Unter allen diesen
Begriffen ist härä* gegenüber den anderen besonders in die Ge-
richlstheophanie integriert. So könnte er möglicherweise dort
seinen Sit/ im Lehen Indien. Nicht zufällig gewinnen die Doxo-
logien eine merkliche Affinität zu der Botschaft der Propheten
vom Gericht rfb), so auch bei Arnos (S. 67). Auf diese Weise

verdichten sich die einzelnen hymnischen Zusätze und werden

schließlich von C. zu einem Gedicht von vier Strophen zu je
drei Zeilen (S. 73) zusammengefaßt.

Chapter III The Life Sellin;; of the Doxologies (S. 75 — 114)
g< hl von dem k'ehrci's; ...lahwe. der (loii der Heerscharen isl
sein Name" ans. in den jede der vier Strophen ausklingt. Diese
Formulierung spielt nicht allein bei Arnos, sondern auch bei
Hosea, Deuterojesaja und im Jcremiabuch eine Hidle. Sie ist im
übrigen verbunden mit vier verschiedenen Themcnbercichcn,
dem Lobpreis auf <lie Schöpfung, der Verwerfung der Idolatrie,
dem Eid, vor allem aber mit der Gerichtsbotschaft (S. 89). Für
alle vier Komplexe werden die einschlägigen Belegstellen vorgeführt
. Die Darstellung kommt zu dem Ergebnis, daß in den
zwischen 550 und 400 v.Chr. entstandenen alttestamentlichen

Aussagen Schöpfung und (ierichlsandrohuiig einen gewissen
Vorrang einnehmen. „In view of these considerations, ii appears
thal the doxologies of Arnos belong to the lifo setting described
above — the exilic or early post-exilic period — and must he

viowcd as eonfessions of f:iiI.Ii in the God who created all Illings,
who demands complele allegianee. and who appears to judge

Iiis people." (S. 114).

Auch Chapter l' Exposition of the Doxologies in their
Context (S. 115—139) geht davon aus, dal.! - vornehmlich in
4,13 — die Doxologie ein Bekenntnis zur Gerechtigkeit Gottes
angesichts der bitteren Tatsachen di r Geschichte darstellt. Dies
wurde dein Amos-Texl von denen hinzugefügt, die zu späterer
Zeil, die grundlegende Wahrheit seiner Botschaft versicherten

und davon überzeugt waren, dal! auch eine gefallene Nation
einen l.obgesang von Ciottes Gerechtigkeit vortragen kann (S.
12.'!). Die zweite Doxologie. ."».S —!). wird in die Zeremonie der
Bundeserneuerung verlegt, in der die Theophanie die zentrale
Holle gespielt hat (S. 131). Sie wendet sich gegen die Idolatrie
von Bethel. Desgleichen kllüpfl die drille Doxologie. 9,5—6, an
eine alle Theophanictradition an. Sie blendet auf die in 9,1 angespielte
Vorstellung vom Gotte des Erdbebens zurück. Damit
ist der Gang der Untersuchung soweit abgerundet. Chapter V
Conclusion (S. 1-41—146) faßt zusammen und wehrt den Gedanken
ab, daß die einzelnen Slüeke einer ursprünglich in
sieh geschlossenen Doxologie infolge schreibtechnischer Notwendigkeiten
auf die verschiedenen Stellen verstreut worden sind.
Sie sind vielmehr unter späterer theologischer Begründung eingefügt
worden. Es bleibt noch zu bemerken, daß die in der
Dissertation zu Tage geförderten Erkenntnisse sich auf ähnliche
Stücke des Buches Jesaia, Jeremia, Hosea. Exodus und Hiob
anwenden ließen (S. 144).

Der Umstand, daß die Dissertation in ihrer Anlage im Jahre
1964 abgeschlossen wurde, während die Drucklegung erst ungefähr
ein Jahrzehnt später erfolgen konnte, erfordert, sollte diese
Arbeit nicht in ihrer Struktur und ihren Ergebnissen völlig verändert
werden, einen Nachtrag über die seitherige Diskussion
um diesen Stoff. Dies wird dann in einem Postscript (S. 147
bis 158) auch nachgeholt. Der Autor prüft hierin alle ihm zugängliche
erschienene Literatur zu diesem Thema daraufhin, ob
und inwiefern sie seinen Standpunkt bestätigen oder beeinträchtigen
. Bei allem isl Ihm nichts begegnet, was seine These
grundsätzlich in Frage Stellen würde. Freilich ist er sich darüber
im klaren, daß er die Verbindung mit dem Bundescrneuerungs-
fest nicht mehr in gleicher Weise ins Spiel würde bringen
können, wie er es seinerzeit getan hat (S. 158).

Damit wird die Darlegung beschlossen, die an bekannte Ergebnisse
und Methoden anknüpft und neue Folgerungen bei-

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steuert. Daß manches zeitgebunden gewesen ist, wie der Verfasser
in seinem Nachwort selbst feststellen muß, isl ein Zeichen
dafür, daß auch in der alttestamentlichen Forschung viele«
in Bewegung ist. Was seinerzeit der Doktorand als neue Erkenntnis
meinte, anbieten zu müssen, erscheint dem nunmehr
erfahrenen Forscher hinterfragenswürdig. Ihren Werl wird sicher
die Bibliographie (S. 159 -178) behalten, die gleich/eilig den
aufgewandten Fleiß dokumentiert und eine willkommene Hilfe
für die Bearbeitung dieses durchaus interessanten Themas bietet
. Ein Index der zitierten und behandelten Bibelstellen wäre
sehr begrüßenswert gewesen.

Halle/Sule Oasfcard Wallis

Fokkclman, J. I'.: Narrative An in Genesis. Specimens of
Stylistic and Structural Analysis. Assen Amsterdam: Van
Goreum 1975. VII, 244 S. gr. 8° = Studia Semitica Neer-
landica, Insu. v. M. A. Beck, J. II. Hospers, Tb. Vriezen u.
B. Frankena, 17, Lw. hfl. 79,50.

Seil einigen Jahren arbeiten Altteslamenller daran. Fragestellungen
, Methoden und Ergebnisse der neueren Literaturwissenschaft
und Linguistik für das Verständnis des AT fruchtbar
zu machen, so - um nur diese Na.....n zu nennen auf

je verschiedene WCise W. Richter, I.. Alonso-ScbökeL Ix. Koch,
Diesem Ziel isl auch die vorliegende Untersuchung des niederländischen
Alttestamentiers und Orientalisten J. P. Fokkelman
verpflichtet. Der Vf. autersucht in seiner bereits 1972 abgeschlossenen
Studie Beispiele der .narrative art' im Buche Genesis
, und zwar zunächst zwei Exempel kleiner literarischer

Einheiten, Gen 11,1—9, die Erzählung vom Babylonischen
Turm, (S. 11-45) und Gen 28,10-22, Jakob in Bethel, (S.
46—81), um dann in einem zweiten Teil zur Siil- und Strukturanalyse
eines größeren literarischen Komplexes überzugehen,
zu den Erzählungen des .Inkohkreises in Gen 25—35 (S.
86-241).

Grundlegend für das Verständnis der [ntenti.....les f. isl

die methodologische Einleitung (S. 1—8). Ausgangspunkt der Untersuchung
isl die Feststellung eines Desiderats. Was Wellck

und Warren (auf deren Literaturtheorie sich ih r Vf. u. a. beruft
) für die Literaturwissenschaft allgemein konstatieren,
gelle für die Erforschung alttestamentlicher und altorientalischer
Texte besonders: Während die Forschung sich überwiegend auf
die Entstehung und Überlieferung der Texte richte, also der
historisch-genetische Aspekt überwiege, trete die Untersuchung
der Texte selbst in ihrer vorliegenden Gestalt zu sehr in den
Hintergrund. Die diachrone Betrachtungsweise sei die bevorzugte
, die synchrone werde vernachlässigt. Dabei sei die diachrone
mehr als die auf den konkreten Text bezogene syn-

chrone Methode auf Vermutungen angewiesen. Nun bestreitet
auch der Vf. nicht die Legitimation historisch-genetischer Untersuchungen
; ihren Stellenwert schätzt er freilich nicht so hoch
ein wie die communis opinio der Forscher, denn der vorliegende
Text sei das /.eiilriim der Exegese. J. P. I'. beschreitet
also nicht die (nach Wcllck/Warrcn) ,außerlilcrarischeu
Wege der Literaturwissenschaft', wozu die Frage nach der Entstehung
und Vorgeschichte des Textes gehört, sondern beschränk
! sich auf die .innerliterarische Methode', und zwar besonders
auf die Untersuchung von Slil und Struktur. Diese
begrenzte, methodisch ausgewiesene Betrachtungsweise öffnet
den Blick für eine Fülle präziser, oft überraschender und in
jedem Fall das Verständnis der Texte fördernder Beobachtungen
. Deutlieh wird, in welchem Maße sie Zeugnisse einer ,nar-
rative art' sind, einer Erzählkunst, die weit mehr umfaßt als
das Zusammenfügen vorliegender Materialien. Als Werk der
Er/.ählkunst bezeichnet der VI. einen Text, der ausweislich der
Stil- und Strukturanalyse ein organisches Ganzes ist. Isl das
der Fall, so soll er auch als organische Einheit gelesen und verstanden
werden, (legenstand der Interpretation soll das Geschehen
zwischen Werk (Text) und Leser (Hörer) sein; Fragen
nach der Entstehung des Textes können, so der Vf., dann in
den Hintergrund treten. Sic seien dunn relevant, wenn die

Tl.....logische Literaturzeitung 103. .lahrgang I97S Nr. 5