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Ausgabe:

1978

Spalte:

287-289

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Scheffczyk, Leo

Titel/Untertitel:

Neue Impulse zur Marienverehrung 1978

Rezensent:

Beintker, Horst

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Theologische Literaturaeitung 108. Jahrgang 1078 Nr. 4

288

(i. Ks folgt ein Einsohub über ohristologische Bemühungen
in der kat holisohen Theologie vonW. Breuning (191 ff.).
War die Christologie der Reformation zwar kein spezieller
Kontroverspunkt, so gibt es doch - bedingt vor allem
durch die katholische Heils-, Sakramenten- und Kirchenlehre
- entsprechende Unterschiede. (11 ier wäre zur Literatur
u. a. beizufügen von A.Schilson / W.Kasper: Christologie
im Präsens, Herder 1974, vgl. ThLZ 100, 1976 Sp.
622 ff.).

7. Uberblickt man dieses christologische Panorama,
dann hat sich die Aufgabe der Christologie „als wahres und
wahrhaftiges Zusammensprechen von Jesus, Gotl und
Heil" immer mehr verschärft (212ff.). Bis hin zu der heute
mit dem Dialog der Weltreligionen virulenten „Frage des
Umgangs mit denen, die nicht an Jesus als Christus glauben
" (221)-als Anzeige der ökumenischen,gesamtmensch-
heitliehen Bedingungen von Christologie.

8. Einige kritische Anmerkungen : Die Sprache ist stellenweise
gewählt und durch ausgefallene Wortschöpfungen
verziert (Christologe, Entscheid, Sageweise), ansonsten
gefällig und gut lesbar. Schwerwiegender freilich ist
die Aufteilung: 50 Seiten Christologie der Alten Kirche
und des Mittelalters, 40 Seiten Reformation bis Aufklärung
, 30 Seiten Christologie der Gegenwart. Schade auch,
daß die soteriologisch-anthropologische Zielrichtung, die
als Folie im Schlußteil über die Aufgabe der Christologie
wiederkehrt, zu kurz unter der Frage „wirkliches Heil?"
erörtert wird (178-190). Außerdem fehlen Hinweise auf
außerdogmatische und -theologische Jesus-Beiträge (etwa
Augstein, Holl, Jesus-People) bis hin zum Jesusbild der
Juden und zu atheistischen Bemühungen um Jesus. - Inhaltlich
wären vor allem folgende Fragen zu diskutieren:
der hermeneutische Ansatz, historischer Jesus als Christus
, überhaupt das Verhältnis von Überlieferung und
Konstruktion im theologischen Denken; die Kennzeichnung
der beiden Modelle einer universalistischen bzw.
„existentialistisch" angesetzten Christologie, die Stellung
Tillichs (172f.), die Subsumierungen unter der Tod-Got-
tes-Theologie (175ff.). - Gelangt man mit solchen Anfragen
und Bemerkungen in die Debatte um Funktion, Sinn
und Grenzen von Einführungen überhaupt (Vorwort), so
kann der vorliegende Beitrag abschließend als gelungener
Versuch einer Einführung bezeichnet werden.

Hannover Uwe derber

Scheffczyk, Leo: Neue Impulse zur Marien Verehrung. St. Ottilien:
EOS Verlag [1976]. 200 S. gr. 8°. Kart, 6,80.

Mit einem Titelbild aus dem Holzschnittwerk Albrecht
Dürers, das die Aufnahme Mariens in den Himmel darstellt
und mit kirchlicher Druckerlaubnis des Bischöflichen Ordinariats
Augsburg legt der katholische Münchner Dogma-
tiker eine Auslegung des „Apostolischen Schreibens Papst
Paul VT." zur Marienfrömmigkeit vom 2.2.1974 vor. Die
beigegebene deutsche KIPA-Dokumentation des päpstlichen
Rundschreibens umfaßt mehr als die Hälfte des
vorangestellten Auslegungstextes, verlangt aber sorgfältige
Beachtung, obschon dieses Dokument in der kirchlichen
Öffentlichkeit „bisher wenig Beachtung" fand (S.7).
Sch. wendet sich gegen die reißerische Anpreisung - „wegen
seiner angeblichen Modernität" - in der Presse und
betont die traditionelle Behandlung der marianischen
Frage durch den Papst. Außerdem zieht er für seine Erläuterung
des katholischen Anliegens zur „Pflege und
Entfaltung der Marienverehrung" (S.10), dem „das
neue Marienwort des Papstes wie ein Weckruf" dient (S.5,
vgl. den Titel S. 123), die Zeitsituation heran, freilich auch
mit Abgrenzung von ihr. Wenn der Papst die „Wesenszugehörigkeit
Marias zu Christus und zur Kirche so stark"
betone, verfolge er „gewiß nicht die Richtung eines modischen
Trends"; das Wort sei „vielmehr von dem Bewußtsein
getragen, daß man, um auf der Höhe der Zeit zu stehen
, ihr gerade auch das Unzeitgemäße und Überzeitliche
im Glauben vorhalten" müsse. Das könne „einer im Glauben
seh war b gewordenen Zeit an keiner Gest alt besser aufgewiesen
werden als an Maria" (S.20f.). Dazu beruft sich
Sch. nicht nur auf Väterstimmen und das biblisch reich
begründende Rundsohreiben selbst, sondern auch auf gewichtige
Zeugnisse reformatorischer und moderner evangelischer
Autoren, natürlich auf Luther und die neueste
Interpretation dazu bei G.Ebeling (S.18), W.Delius
(S.23f.), W.Tappolet und Fr.W.Künneth (S.70-77). Es
geht ihm um mehr als die bloße Abgrenzung und Klarstellung
eines typisch katholischen Frömmigkeitszuges. Seine
Einführung und Erläuterung zu dem Weckr uf an die katholische
Öffentlichkeit will offensichtlich die Evangelischen
ökumenisch ansprechen, so daß ihm W.Borowsky
als evangelischer ökumeniker sogar zum Kronzeugen gegen
katholisches Schweigen zur Mariologie (oder gegen
Wildwuchs) „für die Wiederherstellung eines biblischen
Marienglaubens" wird (S.78ff.). Auch Guardini, CG.
Jung, V. von Weizsäcker und H.Cox läßt er Pate stehen,
um einen Kompromiß anzustreben: „Wenn die Katholiken
ihrer Marienlehre eine bessere christozentrische Ausrichtung
geben würden, die Evangelischen dagegen Maria
mehr in ihrem Dienst als Zeugin Christi würdigten, wäre
ein Weiterkommen im ökumenischen Gespräch nicht undenkbar
" (S.80). Dennoch ist die kritische Grenze, wie
Sch. zugibt, die Mitwirkung Marias am Heil als Fürbitte-
rin, Miterlöserin, worin sie als „Helferin zum Heile angefleht
werden" muß (ebd.).

Die mehr und mehr wieder deutlich werdende besondere
Stellung der Frau kommt bei Scheffczyk als tragende
Kraft zum Wohl der Welt gut heraus, „als Prinzip der
Empfänglichkeit, der Intuition, des Bergenden und zuletzt
des Mütterlichen, als notwendige Polarität und als
Ausgleich zum Prinzip des Männlichen" (S.95), „nicht
Dienerin des Mannes, sondern, wie Maria, Dienerin
Christ i" zu sein (S.100). - Sch. beruft sich u. a. auf den
evangelischen Pfarrer A.Bitzius (mit Schriftstellernanien
Jeremias Gotthelf) und verweist mit Nachdruck auf das
päpstliche Rundschreiben. Das Anliegen, das mit Maria
verbunden wird, wollen m. E. beide Konfessionen fördern.
Jede versucht dabei aber auf ihre Weise der erhofften zukünftigen
vollen Gemeinschaft im Glauben zu dienen, in
der römisch-katholischen Art wohl mehr symbolisierende
Glaubenswahrheiten bewahrend, in der evangelisch-protestantischen
vielleicht mehr realistische Glaubensverwirklichungen
anstrebend. Darin können und müßten sie
sich jedoch, wie Scheffczyk es auch wünscht, vereinigen,
damit sie beide zur verantwortlichen Beihilfe für weitere
Entwicklungen aufeinander zu unter der Leitung ihres
Heri n sich beansprucht wissen, mag uns auch die Vorbild-
wirkung Marias zum „Fortschritt in der Tugend" (S.32,
93, 185) unevangelisch vorkommen. Obwohl in den päpstlichen
Worten (die zu besprechen, da dem Buch in Kleindruck
niii' als Dokument beigegeben, nicht eigentliche
Aufgabe dieser Rezension ist) manches sehr Fremde für
uns steht: „Die vorbildliche Heiligkeit der Jungfrau"
z. B., die dort in einer langen biblischen Dokumentation
den Gläubigen empfohlen wird,1 oder die Vorstellung der
Fürbittkraft Mariens,2 wird das ökumenisch neue Anliegen
des Rundschreibens3 seine Weiterwirkung haben und
durch die verdienstliche Interpretation des Marienkultes
und Hinführung zum päpstlichen Lehrschreiben auch bei
uns Beachtung finden.

Jena Horst Belatket

1 Durchgehend, besonders in Abschnitt 57 und daran anschließend: „Mit diesen
Tugenden der Mutter schmücken sich die Kinder, die mit Ausdauer und
Entschlossenheit ihre Beispiele betrachten, um sie im Leben zu verwirklichen.
Dieser Fortschritt in der Tugend wird sich als Folge und schon als reife Frucht
jener pastoralen Kraft erweisen, die aus dem der Jungfrau erwiesenen Kult
erwächst" (S. 185).

* S. 162: „Wie die Jungfrau in Kana durch ihre Vermittlung erreichte, daß
Jesus das erste seiner Wunder wirkte (vgl. Joh 2,1-12), so wird sie in unserer