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Ausgabe:

1977

Spalte:

737-739

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Denzler, Georg

Titel/Untertitel:

Das Papsttum und der Amtszölibat 1977

Rezensent:

Diesner, Hans-Joachim

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Theologische Lileraturzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 10

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Mays, James L.: An Exposition of Mark 8.127 — 9,1 (Interpretation
30. 1970 S. 174-178).

Michel, Otto: Die Bolenlehre des vierten Evangeliums (Theologische
Beiträge 7, 1976 S. 56-00).

Minear, Paul S.: ,,We don't know where ..." John 20,2 (Interpretation
30, 1970 S. 125-139).

Molland. Einar: Den Heilige And i oldkirkens, erfaring tro og
laere (NTT 77, 1970 S. 33-43).

Müller. Hanfried: Traditionsbruch und Kirchengemeinschafl
(Standpunkl 8. 1977 S. 216-218).

Ncwman, Barclay M.: The Kingdom of God/Heaven in the (ios-
pel of Matthew (The Bilde Translator 27, 1976 S. 427—434).

Nida. Eugene A.: Ilel])s lliat really help (The Bible Translator
27. 1976 S. 434-137).

Pedersen, Sigfrcd: Die Proklamation Jesu als des eschatologi-
Bchen Offcnharungsträgcrs (Mt 17, 1—13) (NovTest 17, 1975
S. 241-264).

Perrin. Norman: The Interpretation cd' the Gospel of Mark (Interpretation
30. 1976 S. 115—124).

Perry, Victor: Problem Passage« of the New Testament in Sonic
Modern Translation« (ET 87, 1976 S. 214-215).

Pesch. Otto Hermann: Das geheimnisvolle „Muß im Lehen
Jesu. Durch Leiden und Tod zur Herrlichkeil (('■eist und Lehen
49, 1976 S. 81-87).

Pokorny, Petr: Jesus in Predigt und Theologie (CommVial 18,

1975 S. 257-262).

Ricoeur, Paul: Le „Royaume" dans les paraboles de Jesus

(EThR 51. 1970 S. 15-19).
Schmithals. Walter: Gnosis und Neues Tcstamenl (lihEvTh 21

1976 Heft 2 S. 22-40).

Scholer, David M.: Bibliographia Gnostica: Supplementum V
(NovTest 17, 1975 S. 305-330).

Schürmann, Hein/, u. Joachim Wanke: Die exegetische Seminararbeit
. Arbeitsanweisungen für Seminarteilneh.....r. Die

wichtigsten Hilfsmittel für das Studium des Neuen Testaments
. Leipzig : St. Heimo-Verlag 1976. 44 S. 8°.

Sidebottom, E. M.: The So-called Divine Passive in the Gospel
Tradition (ET 87, 1976 S. 200-204).

Steinmetz, Franz-Josef: Vom Geheimnis der Gleichnisse (Geist
und Lehen 49, 1976 S. 161-166).

Townsend. Michael .1.: James 4,1 — 4: A Warning against Zealo-
try? (ET 87, 1976 S. 211-213).

Vlachos, C: The Epistle of Double-Mindedness (neugriech.)
(Deltion Biblikön Melctön 3. 1975 S. 134-145).

WiUiamson, Lamar: An Exposition of Mark 0,30 — 44 (Interpretation
30. 1970 S. 169-173).

KIRCHENGESCHICHTE:
ALLGEMEINES UND
TERRITORIALKIRCHENGESCHICHTE

Üenzler, Georg: Das Papsttum und der Amtszölibat. I: Die Zeit
bis zur Reformation. II : Von der Reformation bis in die Gegenwart
. Stuttgart : Hiersemann 1973/76. XII, V, 482 S.
gr. 8° = Päpste und Papsttum, in Verb. m. 11. Elze, O. Engels.
W. Gessel, IL Manselli, ('.. Müller. T. Xyberg, W. Ullmann,
E. Weinzierl, P. Wirtb u. IL Zimmermann hrsg. v. O. Denz-
lcr, 5. [/II. Lw. DM 200.-.

D. widmet der jioch höchst aktuellen Frage des Amtszölibate
« dieses umfangreiche Werk, dem neben Quellen- und Literaturverzeichnis
sowie Register dankenswerterweise auch 100 dokumentarische
Quellenbelege beigefügt sind, so daß der Leser
111 vielfacher Richtung zur Mitarbeit aufgerufen ist. Während
"n ersten Kapitel die Sachproblematik anhand der Heiligen
Schrift, der patristischen und der Synodaltexte bis zur ersten
Hälfte des 4. Jhs. umrissen wird, richten sich die übrigen Kapitel
(2—14) im wesentlichen nach der Abfolge der Pontifikate, so daß
zwar nicht jeder Papst aufgeführt wird, jedoch alle wichtigeren
Pontifices im Zusammenhang mit ihren Stellungnahmen zum
Amtszölibat und zu allen tangierenden Fragen genannt und oft
Mich ausführlicher dargestellt werden. Daß diese Arbeit — trotz
einiger früherer Untersuchungen und hilfreicher Quellensamm-
»Ungen* — immense Mühe bereitet bat, liegt auf der Hand. An-

gesichts der Fülle des verarbeiteten, aber auch des letztlich nicht
berücksichtigten Materials (etwa aus der Patristik, die in vieler
Hinsicht etwas kurz wegkommt) Fäll) es schwer, eine ausgewogene
Stellungnahme zu D.s Werk anzubringen.

Wichtig sind die exakten Hinweise auf die all- und neutesta-
mentlichen ,,Ansätze" zum priesterbchen Zölibat, die bereits in
der Patristik gern überbewerte! und - fast gewaltsam - überhöhl
worden sind. Iiis es unter Innozenz II. (1130—114.'!) zur legalen
Durchsetzung des Amtszölibates kam, da man ..sexuelle Betätigung
und priesterliche Existenz" jetzt als unbedingte Gegensätze
empfand (S. 82). Die wichtigsten diesbezüglichen Kanones
des Lalcrankonzils von I 139 (dessen ökumenische Geltung allerdings
umstritten isi) verfügten folgendes: Majoristen (ah Sub-
diakon), die verheirate! sind oder Konkubinen haben, verlieren
Anil und Pfründe: verheiratete Majoristen sind zu trennen,
da ihre Verbindung nichi als Ehe gilt; die voneinander getrennten
,. Eheleute" müssen eine angemessene Buße auf sich nehmen ;
Priestersöhne dürfen dem Vater nicht, im kirchlichen Amt folgen.
— Die Positionen dieses Konzils wurden, auch in der hier untersuchten
Frage, vor allem vom zeitgenössischen Kirchenjuristen
Gratian untermauert. Er begründete die Theorie, daß der höheren
Weihe ein Gelübde der Ehelosigkeit zugrunde liege, das
eine gültige Ehe nicht Zustandekommen lasse. Die Ostkirchen
hingegen blieben hei ihrem auf dem 2. Trullnnum beschlossenen
< leset/, demzufolge die vor der Weihe geschlossene Ehe den \ eg
zum Priestertum nichi versperrt.

Theorie und Praxis der Enthaltsamkeit und des Zölibates
waren schon vor 1139 schwer in Ubereinstimmung zu bringen.
Die Widersprüche wurden in den nächsten Jahrhunderten jedoch
sc hroffer, und Lebenswandel wie -auffassung zahlreicher Kleriker
und mancher Päpste, insbesondere der Renaissancezeit, waren
seihst von einem sittenstrengen Wandel normalen Gepräges
weit entfernt. Hier konnte denn auch die Reformation ansetzen,
die aber auch die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen nur
als (besonderes) Charisma gelten lassen konnte, so daß sie auch
den Kleriker vom Zölibat befreite, .letzt setzten sich auch manche
katholische Fürsten (Karl V., Ferdinand I.) aus pragmatischen
Gründen für die Priesterehe ein. nicht zuletzt um der römischen
Kirche zu große personelle Verluste zu ersparen. Doch
wurde der Amtszölibat vom Tridentinum (1545—L563) eindeutig
vertreten und hat sieh In der Folgezeit lückenloser durchgesetzt
, bis Aufklärung und Französische Revolution so sehr an
den Zölibatsfesten rüttelten, daß Pius VII. vielen Priestern unter
der Voraussetzung, daß sie den priesterlichen Funktionen
entsagten, Dispens vom Gesetz und Erlaubnis zur kirchlichen
Trauung gewährte.

Unter den Pontifikaten des 19. und 20. Jhs. — Iiis hin zu Paul
VI.— häufen sich die päpsl liehen Rundschreiben und Mahnworte
über Priestertum und Ehelosigkeit (Kap. 13), und auch das 2.
Vaticanum hat — jedoch ohne die auch von zahlreichen Konzils-
vätern gewünschte Disputation (S. 341) — am Amtszölibat im
vollen Umfang festgehalten (Kap. 14), nicht ohne den Versuc h,
eine vertiefte theologische und spirituelle Motivation für die
doch als Gnadengahe geltende Lebensform zu finden und zu geben
. Dabei wurde, auch unter Hinweis auf die entgegengesetzte
Tradition in den orientalischen Kirchen, oft hervorgehoben, daß
das zölihatäre Priestertum „nicht mit theologischer Notwendigkeit
, sondern nur mit theologischer Zweckdienlichkeit" 'S. 359)
begründet werden kann.

Auf Grund der Lage in vielen katholischen Kirchen (Holland-
Lateinamerika), die sich in zahlreichen Stellungnahmen führen,
der Kleriker spiegeln, wurden gewisse- neue Möglichkeiten des
Dispenses geschaffen, so daß jedenfalls die Rückversetzung in
den Laienstand als erleichtert erscheint (Richtlinien von 1971:
S. 344 ff.). Als weiterer Schrill in Richtung einer „Lockerung"
des Amtszölihates kann gellen, daß verheiratete Männer reiferen
Alters die Diakonatsweihe empfangen können. 1). hebt dczidierl
hervor, daß mit solchen und ähnlichen Lockerungen den in der
heutigen Welt auftauchenden Problemen noch kaum Genüge getan
ist, zumal die Zahl der Priesteramiskandidaten im Schwinden
begriffen ist.

Die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit werden in 22 Punkten
zusammengefaßt. Zu den beigefügten Dokumenten gehören so