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Ausgabe:

1977

Spalte:

621-624

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Titel/Untertitel:

Vom Tridentinum bis zur Gegenwart 1977

Rezensent:

Zeim, Eleonore

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«21

Theologische Literatlirzeitung 102. Jahrgang 1977 Nr. 8

022

dan Bolz, die Bezeugung eines Karsamstagsresponsoriums
durcli Beda Vcncrabilis von Hieronymus Frank; und
Friedrich Wulf bietet zur Ehrung des Herausgebers E. von
Severus eine respektable Bibliographie (915 Titel!) unter
der Überschrift Liturgie und Mönchtum.

In der zweiten Hälfte des Archivs folgt wie immer die
große Literat urÜbersicht. Ihr Inhaltsverzeichnis zeigt den
weiten Raum dieser Rezensionsarbeit: Die Liturgie im
Alten Testament (Werner Dommershausen); Liturgie im
Gesamtzusammenhang der Theologie (Burkhard Neun-
beuser); Pastoralliturgik (Polykarp Wegenaer); Die Liturgie
in der Theologie und im kirchlichen Leben nach dem
2. Vatikanischen Konzil (Angelus Häussling); Die Liturgie
in Spiritualität und Frömmigkeit (Emmanuel v. Severus);
Die Liturgie von der Karolingerzeit bis zur tridentinischen
Reform (Adalbert Kurzeja); Liturgie im Zeitalter der Reformation
(Albert Brandenburg); Liturgie vom Trienter
Konzil bis zum 2.Vatikanum (Hermann Reifenberg); Liturgie
im Gespräch mit den Kirchen der Reformation
(Ottfried Jordahn); Religiöse Volkskunde (Walter Heim);
Liturgie und Kunst (Reichard Bellm); Die Liturgie und
das Judentum (John Hennig); Die Liturgie in Arbeitsinstrumentarien
, Sammelwerken, Festschriften und Ta-
gungsberiehten (Emmanuel v. Severus).

Düsseldorf Joachim Höckmann

Feilerer, Karl Gustav: Geschichte der katholischen Kirchenmusik.

Unter Mitarb. zahlr. Forscher des In- und Auslandes hrsg. II:
Vom Tridentinum bis zur Gegenwart. KasRel - Basel - Tours -
London: Uiirenreiter Verlag 197(i. VI 11, 442 S. m. Notenbeispielen
, 12 Abb. a. Tat. 4°. Lw. DM 200,-.

Mit dem Erscheinen des II. Bandes der „Geschichte der
katholischen Kirchenmusik", hrsg. von Karl Gustav Feilerer
, liegt nun die zusammenfassende Darstellung dieses
Sachgebietes vollständig vor, adäquat zu „Geschichte der
evangelischen Kirchenmusik" (Hrsg. Friedrich Blume),
die der gleiche Verlag bereits 1965 präsentierte. Wie im
I. Band (1972) sind auch im II. (1976) zahlreiche Wissenschaftler
des In- und Auslandes beteiligt, hier wie dort
sind ihre Beiträge K. G. Fei lerer s klarer Gesamtkonzeption
untergeordnet, ohne dabei den jeweilig individuellen
Charakter zu verlieren. Es wirkt sich hierbei zweifellos
günstig aus, daß sechs Forscher in beiden Bänden mit Abhandlungen
vertreten sind (K.G.Feilerer, F.Haberl,
M. Härting, J.P.Schmit, L.F.Tagliavini, H.Wagener).
Hier wie dort geben zum Teil bisher unveröffentlichte
Untersuchungen oder Materialien dem Werk Aktualität.

Im ersten Band ist die katholische Kirchenmusik „Von
den Anfängen bis zum Tridentinum" (Frühchristentum,
Mittelalter, Renaissance; Sonderkapitel: Ostkirche) behandelt
, im zweiten „Vom Tridentinum bis zur Gegenwart
" (Gegenreformation, Aufklärung, Romantik, Restauration
, Historismus, Neuerungen; Sonderkapitel:
außereuropäische Missionen).

Der einleitende Aufsatz K. G.Fellerers „Zwischen Tridentinum
und Vaticanum II" umreißt das Gesamtthema
y?s Buches: Es wird aufgezeigt, wie in zunehmendem
Maße profan-musikalische Elemente sich mit wesenseigenen
der musica sacra durchdringen, wie die Kirche sich
m't den daraus sich ergebenden Problemen auseinandersetzt
beim Aufnehmen von oder Sichabgrenzen gegen
.'»Weltliche" Ausdrucks- und Gestaltungsweisen im „geistlichen
" Bereich; es wird hingewiesen auf die kirchenmusi-
Kalische Entwicklung in den Bindungen religiöser und
Seistesgeschichtlicher Strömungen und schließlich darge-
egt, daß der „Beginn einer neuen Epoche der Geschichte
katholischen Kirchenmusik" durch das 2. Vatikanische
Konzil eingeleitet ist (S.4).

Wie im ersten Band stehen entwicklungsgeschichtliche
. eiträge Fellerers zu Beginn aller Großabschnitte (auch
ler mh eine,,Ausnahme, nicht zu :„Die Kirchenmusik nach

dem Motuproprio bis zum Vaticanum II") und bilden den
Rahmen für die folgenden Spezialstudien. Ebenfalls kann
hier nicht im einzelnen auf die Vielzahl der Detail-Unt er-
suchungen eingegangen werden, und es möge wiederum
nur ein Aufriß vom Inhalt des Bandes Kenntnis geben.

Der Abschnitt „Die Zeit des Konzils von Trient" macht
in sieben Beiträgen (K.G.Feilerer, W.Luegcr, H.Beck,
B.Meier, M,Harting, L.F.Tagliavini) deutlich, wie in einer
Zeit geistigen Umbruchs letztlich durch dieses Konzil kirchenmusikalische
Reformen in die Wege geleitet werden.
Es geht hier um den musikalischen Ausdruck, um Klarheit
und Verständlichkeit des Textes beim Choralgesang
und bei mehrstimmiger Musik in Meßfeiern, um Abgren
zung gegen Profanes in Vokal- und Orgelmusik. Lokale
und regionale Traditionen werden aufgezeigt.

Das nachfolgende Großkapitel „Barock" bietet in zehn
Studien einen Überblick über das weite Gebiet kirchenmusikalischer
Formen und Ausdrucksweisen von der
Wende des 16./17. Jhs. bis in die Mitte des 18. Jhs., sechs
Autoren (K. G. Feilerer, R.Flotzinger, G.Massenkeil,
M.Härting, F.Haberl, G.Gruber) referieren über Formen
und Stile im gottesdienstlichen Bereich, über Kirchenlied,
konzertierende Kirchenmusik, geistliche Musik, Solo-,
Ohor- und Volksgesang in jener Epoche, sowie über die
zunehmende Bedeutung der Orgel im Gottesdienst. Es ist
als Fazit zu ziehen: Durch sich verdichtende Individualisierung
im kirchenmusikalischen Ausdruck und auch in
der liturgischen Gestaltung bilden sich verschiedenartige
Stilriehtungen auf diesem Gebiet.

Im Abschnitt „18. und frühes 19. Jahrhundert" (Neun
Artikel - K.G.Feilerer, F.Haberl, H.Unverricht, M.Härting
, H.Wagener, H.Beck, G.Gruber, W.Suppan) ist aus
mehreren Aufsätzen die Bedeutung der Enzyklika „Annus
qui" (1749) des Papstes Benedikt XIV. ersichtlich, die
auch die Grundlage der Kirchenmusik der Wiener Klassiker
bildete (Abgrenzung gegen musica theatralis, Anerkennung
von Orgel und Orchester bei Wahrung der Bestimmungen
des Tridentinums). Neben Musik zu heterogenen
liturgischen und außerliturgischen kirchlichen
Feiern, einer Studie über das geistliche Volkslied, wird
hier Kirchenlied und Kirchenmusik der Aufklärung behandelt
. K.G.Fellerers These zu dieser Materie: „Verschiedene
geistige Strömungen überschneiden sich in der
Liturgieauffassung und ihrer Kirchenmusik zur Zeit der
Aufklärung, in der einerseits die große ornamentale Barockkunst
weiterwirkte, andererseits ein nüchterner Rationalismus
jede Kunst verdrängte oder sie in intellektuelle
Ordnungen zwang" (S.200f.).

Das Kapitel „Romantik" bringt sieben Untersuchungen
(K.G.Feilerer, W.Wiora, J.Schweriner, E.Seidel, J.P.
Schmit, Th.Hamacher), die zu einem Teil den bedeutsamen
Einfluß nachfolgender geistiger Strömungen - Romantik
, Restauration, Historismus - auf die geistliche
Musik hervorheben, in Zusammenhang damit auf entstehende
Sonderentwicklungen (Cäcilianismus, Choralbewegung
) hinweisen, zum anderen „eine fortschreitende subjektive
Kunstentwicklung" (Feilerer, S.218) bei landessprachlichem
Kirchenlied, orchesterbegleiteter Kirchenmusik
sowie Orgelmusik im 19. Jahrhundert aufzeigen.

Es folgt: „Die Kirchenmusik nach dem Motuproprio bis
zum Vaticanum II" (1903-1963). Dem nachhaltigen Einfluß
der musica profana („Spätromantik", Oper) auf die
Kirchenmusik zu wehren, entstanden verschiedene Reformbestrebungen
; sie wurden im Motuproprio des Papstes
Pius X. eingearbeitet. Ausgehend von diesem Erlaß,
der auch von neuem im liturgischen wie allg. kirchenmusikalischen
Bereich die bekannten Forderungen des Trienter
Konzils als verbindlich deklariert, und in Beziehung
dazu stehend, sind hierunterden acht Darlegungen (F.Haberl
, L.Kunz, Th.Hamacher, E.Seidel, K.G.Fellem .
H.Kirchmeyer, St.Mbunga, A.D.McCredie, J.Löpez-
Calo) auch Themen aus kirchenmusikalischen Sondergebieten
berücksichtigt. Die Aufsätze beinhalten : „Editio