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Ausgabe:

1976

Spalte:

881-892

Autor/Hrsg.:

Linton, Olof

Titel/Untertitel:

Das Dilemma der synoptischen Forschung 1976

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Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgeber: Professor D. Ernst Sommerlath, D. D., Leipzig
in Verbindung mit Professor Dr. habil. Ernst-Heinz Amberg 33523

NUMMER 12

Spalte

Das Dilemma der synoptischen Forschung
. Von O. Lintern.........881

Das Lehen der mündigen Kinder
Gottes. Von C.-J. Kaltenborn.....891

Aleain, J. A.: Cautiverio y redencion del
hombre en Origenes (W. Nagel) ...... 932

Bläser, P., Frank, S., Manns, P., Fahrn-
berger, G., u. H.-J. Schulz: Amt und
Eucharistie (A. Peters) ................ 950

Braumann, G. [Hrsg.]: Das Lukas-Evangelium
(G. Baumbach) ................ 920

Brett, M.: The English Churcli under
Henry I (G. Wendelborn) ............ 936

Delorme, J. [Hrsg.]: Le ministere et les
ministeres selon le Nouveau Testament
(M. Rissi) .............................. 924

Dietzfelbinger, Chr.: Pseudo-Philo: An ti-
quitates Biblicae (G. Delling) ........ 914

Fahrnberger, G-, s. Bläser, P .......... 950

Fichtenau, H.: Beiträge zur Mediävistik, I
(G. Haendler) .......................... 938

Frank, S., s. Bläser, P................... 950

Funk, W.-P., s. Peel, M. L............. 927

Gunneweg, A. H. J.: Das Buch Baruch
(G. Delling) ............................ 91'.

—: Der Brief Jeremias CG. Delling) ...... 914

Gutmann, J.: The Synagogue: Studies in
Origins, Archaeology and Architecture
(W. Wiefel) ............................ 917

Habicht, Ch., s. Kümmel, W. G......... 914

101. JAHRGANG

Spalte

Halawa, M., s. Stefaniak, L. W......... 907

Hauerwas, S.: Vision and Virtue (M.

Beintker) .............................. 957

Hühner, R. M.: Die Einheit des Leibes
Christi bei Gregor von Nyssa (F. Winkelmann
.............................. 931

Jacobs, N. J., s. Tal, U................. 9*7

Janssen, E.: Testament Abrahams (G.

Delling) ................................ 914

Just, W.-D.: Religiöse Sprache und analytische
Philosophie (W. Schenk) ...... 956

Kaiser, 0., s. Kümmel, W. G........... 914

Kapera, Z. J., s. Stefaniak, L. W....... 907

Keller-Hüschemenger, M.: Die Lehre der
Kirche in der Oxford Bewegung (IL
Beintker) .............................. 954

Kümmel, W. G.: Jüdische Schriften aus
hellenistisch-römischer Zeit, hrsg. in Zusammenarbeit
m. Ch. Habicht, O. Kaiser
, O. Plöger, u. J. Schreiner, II.
Unterweisung in erzählender Form.
2: Dietzfelbinger, Chr.: Pseudo-Philo.
Antiquitates Biblicae. III. Unterweisung
in lehrhafter Form. 2: Gunneweg, A.
H. J.: Das Buch Baruch. Ders.: Der Brief
Jeremias. Janssen, E.: Testament Abrahams
. Walter, N.: Fragmente jüdisch-

hellenistischer Exegeten (G. Delling) .. 914

Manns, P., s. Bläser, P................. 950

Martin, R. A.: Syntactical Evidence of
Semitic Sources in Greek Documents

(G. Bertram) .......................... 912

Medala, S., s. Stefaniak, L. W......... 907

Peel, M. L.: Gnosis und Auferstehung,
übers, v. W.-P. Funk (K.-W. Tröger) .. 927

DEZEMBER 1976

Spalte

Plöger, 0., s. Kümmel, W. G........... 914

Schreiner, J., s. Kümmel, W. G......... 014

Schulz, H.-J., s. Bläser, P............... 959

Schweizer, E.: Matthäus und seine Gemeinde
tW. Marxsen) ................ 923

Seybold, K.: Das Gehet des Kranken im

Allen Testament (H. Seidel) .......... 910

Sliwa, J., s. Stelaniak, L. W........... 907

Staehelin, E.: Die Chrislentumsgescllschaft
in der Zeit von der Erweckung bis zur
Gegenwart (W. Zeller) ................ 945

Stelaniak, L. W. ["Hrsg."} : Archeologia
Palestyny — Praca zbiorowa (Sammelwerk
), unter Mitarb. v. M. Halawa,
Z. J. Kapera, S. Medala, J. Sliwa (J.
Rohde) ................................ 907

Suhl, A.: Paulus und seine Briefe (U. B.
Müller) ................................ 925

Tal, U.: Christians and Jews in Germany,
transl. by N. J. Jacobs (K. Nowak) .. 947

Trüdinger, K.: Luthers Briefe und Gutachten
an weltliche Obrigkeiten zur
Durchführung der Reformation (J. Rogge) 943

Vögeli, A., s. Vögeli, J................. 941

Vögeli, J.: Schriften zur Reformation in
Konstanz 1519—1538, bearb.. ergänzt u.
erklärt v. A. Vögeli. I. u. If. Halbbd.,
1. D. 2. Teil (B. Hamm) .............. 941

Wächter, f..: Jüdischer und christlicher
Glaube (J. Maier) .................... 916

Walter, N.: Fragmente jüdisch-hellenistischer
Exegeten (G. Delling) .......... 914

Westcrmann, C.: Genesis. 4.—10. T.fg.
(H.-J. Zobel) .......................... 905

Das Dilemma der synoptischen Forschung

Von Olof L i n t o n , Kopenhagen

Seit mehr als anderthalb Jahrhunderten hat sich die moderne
kritische Forschung mit dem synoptischen Problem
beschäftigt. Hunderte von Forschern, viele scharfsinnige,
viele kundige — viele auch beides — haben der Lösung dieses
Problems lange Jahre, sogar oft einen großen Teil ihres
Lebens gewidmet. Als ich vor einigen Jahren einem Kollegen
, der Professor der klassischen Sprachen ist, erzählte,
daß ich mich mit der synoptischen Frage beschäftigte, schüttelte
er den Kopf und sagte: „Gibt es doch in dieser Sache
noch etwas zu tun?" Man versteht ihn. Es ist etwas ganz
Besonderes, daß ein Problem — das obendrein nach dem
Urteil vieler Forscher im wesentlichen gelöst ist — immer
noch in einem solchen Grade das fnteresse der Exegeten erregt
. Unabläßlich treten neue Forscher hinzu, die mit frischem
Mut die Sache anpacken1.

Noch erstaunlicher wirkt es, wenn man die oft krummen
Wege der Forschung betrachtet. Es war zu erwarten, daß
man an die Stelle, wo frühere Forscher stehengeblieben waren
, anknüpfte, so daß man von einem stufenweisen Fortschritt
sprechen könnte. Nun gibt es ja in der Debatte auch
derartige Beiträge2: Man will sozusagen ein Bauvorhaben.

das im Gange ist, weiterführen, möglicherweise nachdem
man dieses oder jenes bei den Vorgängern kassiert oder korrigiert
hat. Viele gehen von einigen fundamentalen Voraussetzungen
aus: die Priorität des Markus-Evangeliums, die
Zwei-Quellen-IIypothese usw. und anerkennen dazu irgendeine
Betrachtungsweise, zum Beispiel die redaktionsgeschichtliche
Methode. Andere sind skeptischer. Sie halten die erwähnten
und andere sogenannte „Ergebnisse" für Postulate,
deren man sich am besten entledigen sollte. Einige wollen
sogar von vorn anfangen und neue Wege finden, weil die
alten ihres Erachtens unbrauchbar sind.

Welchen Weg man auch bevorzugt, der Fortgang wird mit
großen Schwierigkeilen verbunden sein. Wenn man die Arbeit
, die getan ist, wirklich ausnutzen will, riskiert man
leicht, in dem riesigen Material zu ertrinken3. Wie soll es
ein einzelner Forscher — oder sogar ein Team — schaffen,
diese umfassende Literatur kennenzulernen, zu beherrschen
und kritisch zu sichten? Auf der anderen Seite: Soll man
wirklich diese große Arbeit beiseite lassen? Es hat doch
keinen Zweck, die Arbeit, die getan ist, noch einmal zu tun.
Wäre es in diesem Dilemma nicht möglich, sich auf das We-

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