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Ausgabe:

1976

Spalte:

394-396

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Trowitzsch, Michael

Titel/Untertitel:

Ewigkeit und Zeit 1976

Rezensent:

Trowitzsch, Michael

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Thoologischo Literaturzoitung 101. Jahrgang 1976 Nr. 5

394

Utende Studio erläutert oinleitond nach dor Darlogung
der Problematik ilir zunächst litorarkritiachos Vorgehen:
Erstens sind mit bowührton Methoden frei formulierte
Einschübo und Zitate .stilkritisch auszusondern. Zweitens
worden unterstützend sämtliche reformatorische
und wichtige frühere Kommentare zu Daniel durchgegangen
. Es ergibt sich eine untorschoidbaro Art ihres
Einflusses auf don Text: Einmal — wie bei Brenz gewohnt
— vorarboitondo und integrierende Bezüge zur
Tradition; sodann wörtliche — bei Brenz unüblich! —
Zitation, vor allem aus Molarichthons Kommentar von
1543.

Als erstos Ziol wird dio Scheidung von Bronztoxt
und Zitat fixiert, als zwoitos dio nouo zoitlicho Einordnung
des Originals innerhalb dor Epoche von Brenzens
Frühzoit (da Luthers Übersetzung und Oekolampads
Kommontar — beide 1630 orstmals gedruckt — unintor-
polierfc — wie auch interpoliert — benutzt sind) und die
Bestimmung dor Zoit der Interpolation (da sie Strigols
Kommontar von 1565 voraussetzt). Daß Abhängigkeit
von Autoren, z. T. den gleichen, zwei verschiedenen
Bewoisziolen diont, also ein gegenseitiger Ausschluß dor
Argumente droht, behebt Bich durch dio Widorspruchs-
losigkeit der Lösung: Dio ungloicho Benutzung der Literatur
konvergiert mit verschiedenen unvereinbaren Arten
von Theologio und jowoils anderem zeitgeschichtlichem
Hintorgrund stimmig.

Kapitel 1 analysiort litorarkritisch den Text vollständig
und geht allen Brüchen, Stilwechsoln, Zitaton
etc. nach, um zwoi Schichten als Original und Interpolation
zu schoidon. (Dio später nochmals herangezogene
Abschrift untorstützt dieso Intention, indom als
IntorpoIationVerdächtigtes oftmals oino andere Schreibweise
von dor gleichen Hand zeigt; Übereinstimmungen
und festgehaltene Abweichungen der Analyse sind
notiort.)

Kapitel 2 und 3 systematisieren das auszuscheidende
Gut. Zunächst wird behutsam aus dorn Stil der
Einschübo und dor Qualität ihror Überlieferung zu erklären
und zu parallolisioron vorsucht, wio eine so weitgehende
Überarbeitung möglich ist, wobei sich nach
Schreibvorsohen und anderen Merkmalen ergibt, daß
das Sekundäre Marginalie in dor Vorlage des letzten
Abschreibers gewesen sein dürfte. Sodann wird dio sachliche
Zusammengehörigkeit der Interpolationen zugleich
als thoologischo Diff< >ronz zum Original bestimmt.
Da der Intorpolator als schulmäßig gebildeter Melan-
chthonianor sich zu erkennen gibt, gestaltet sich dieser
Teil an Hand dor sekundären Melanchthonzitate zu
einer Verhältnisbostimmung Bronz-Molanchthon in
Ausloguugsfragen bei der Eschatologie, Vordienstlehre,
'•"■'"Hetzesobservaiiz, Rechtfertigung Und Bußlehre.
Schließlich gelingt noch oino zeitlicho Festlegung der
Interpolation auf 1565, ihre Bestimmung im Charakter
•wron die Verfolgungen in Bayern.

Kapitel 4 dann widmet sich dem Anteil Brenzens
am Kommentar. Zuerst muß der originale Kommentar
Zeitlich genauer fixiert werden. Wegen in Vorgleich zu
Briefen festgestellter Anspielungen auf den Augsburger
Reichstag einerseits, der frühen Brenzschen Rechtfertig
ngslohro im Kommentar (verglichen mit dem Ephe-
serkommontar vor und den Actakommentar nach der
■Wen« beeinflussenden Wende MolonchthoriH) andererseits
kommt nur November 1530 bis etwa Juli 1531 für
d'e Ahfassung (jodonfalls nach dem Erscheinen von
Luthers Übersetzung 1530) in Krage. Um dies zu sichern,
■JJttfl eine bis vor kurzem imh -nl rittene Brenzschrift
(''»rkonhüchloin) zu einem WTllMnnrflTI Teil und ab-
B*«nabar Melanchthon zugeschrieben werden. Daß
nnb"n Beitliohen Fragen dabei nochmals sachliche Anstoß
,. 1,, ,,j„,.,. Brenzsehrift eliminiert werden können,

bestätigt einen nobon dorn rein thoologischon zweiten
beseitigten Anstoß im Daniolkommontar: Die Vorhält-
nisbestimmung zur weltlichon Herrschaft. Danach kann
die strikte Einheitlichkeit des Brenz zuzuschreibenden
Teils systematisch nachkonstruierend skizziert werden.

Der Gewinn dieser Skizze bestätigt aus inneren
Gründen dio vorgenommene Literarkritik, Bronz zoigt
in dor Exegese sich als systematisch rofloktiertor Theologo
. Dabei bewährt er eine Theologie, dio aus krouzes-
bestimmtor Gottes- und Selbsterkenntnis don Wolt-
bozug christlicher Verantwortung moistert. Dio innere
Vormittelthoit der Anschauung solbst stiftet dabei die
verdichtende, bemerkenswerte Geschlossenheit der Gedankenführung
, während das Gefügo dor Interpolation
im Theologischen nur additiv durch Stichwortverknüpfungen
als eines zu sichern ist, sollte nicht eine
wie bei Melanchthon solbst sich zoigendo, letztlich un-
bowältigto Gesetzlichkeit als Leitprinzip substituiert
werden. Auf dio sozialen und psychischen Korrelate
oiner das Gesotz matorial und dann auch formal fest-
schreibondon Theologie, dio es nicht als Part der Geschichtlichkeit
der Person veränderlich faßt, war aber
zu verweisen.

Trowitzsch, Michael: Ewigkeit und Zeit. Das Problom der
Zeit in Schleiermaohors „Glaubenslehre". Diss. Tübingon
1974. 241 S.

Die Arbeit geht von dor Voraussetzung aus, daß die
„Glaubenslehre" Schloiermachers in besonderer Weise
einen Umbruch der Zoiten bezeichnet und darum ein
neues Verstehen von „Zeit" überhaupt zum Zugo
bringt. Da zudem die theologiegoschichtliche Bedeutung
dieses Werkes unbestritten ist, darf von einer Analyse
seines Zeitverständnisses die Darstellung einer grundlegenden
theologischen Verstehensmöglichkeit von
„Zeit" erwartet worden. Sich diesor Möglichkeit zu
versichern, um sie einem theologischon Zoitverständnis
in heutiger Verantwortung nutzbar zu machen, andererseits
aber auch anhand dioses Problems gloichsam
eine Hilfslinie zum Verstehen dor „Glaubonslehre" zu
ziehen, gilt dieso Dissertation.

Als Zugang zum Thoma (A. Zur hormeneutischeh
Situation der Fragestellung) wird zunächst derjenige
Paragraph der „Glaubenslohre" interpretiert, in dorn
Schleiermacher selbst dem Thema „Zeit" dio größto
Aufmerksamkeit widmet: der § 52, der von der Ewigkeit
Gottes handelt. Die vorläufigo Interpretation dieses
einen Paragraphen stellt vorerst lediglich einige Themen
und Probleme vor und zoigt der folgondon Untersuchung
ihro Richtung: Daß von der Zeit nicht abgosohen von
Gottes Ewigkeit gerodet werden kann, ist das wichtigste
Ergebnis diesor (als Erarbeitung oiner Art von
Vorverständnis zu verstehenden) einleitenden Überlegungen
.

In einem orston Hauptteil (B. Dor Grund der Zeit)
wird Gottes Ewigkoit zum Thema. Daboi kommt als
hermenoutischo Anweisung, dio Schloiermachor in bezug
auf sein Reden von Gott beachtet wissen will, zweierlei
in den Blick: erstens der grundsätzliche dogmatische
Ansatz der „Glaubonslohre" beim christlich frommen
Selbstbewußtsein, demgemäß in dor Lehro von den göttlichen
Eigenschaften ein Bewirktes, ein bestimmter Zustand
des Selbstbewußtseins, auf das Bewirkende als
auf seinen Grund zurückgobracht wird, so daß, wo von
göttlichen Eigenschaften gorodot wird, dem christlichen
Selbstbewußtsein auf den Grund gegangen ist. Darum
kann „Zeit" nur so „von Grund auf" verstanden worden
, wenn man sie im Zusammenhang mit der Ewigkoit
Gottes bogreift. Zweitons vorlangt dio Gotteslohre oino