Recherche – Detailansicht
Ausgabe: | 1976 |
Spalte: | 9-17 |
Autor/Hrsg.: | Lüthi, Karl |
Titel/Untertitel: | Systematische Christologie angesichts einiger Ergebnisse der neutestamentlichen Wissenschaft 1976 |
Ansicht Scan: | |
Download Scan: |
9
Theologisohe Literaturzeitung 101. Jahrgang 1970 Nr. 1
Mi
wurden; wenn man es doch zu tun pflegte, betrat man
dadurch schon den Boden der Heterodoxie. Etwas
wird aber von den ba'al-artigen Göttern tloeli übernommen
und auf Jahwe bezogen, nämlich weitgehend
ihre Tätigkeit, ihre Aktivität, «'in guter Teil ihrer
Handlungsweise besonders im Bezug auf «Ii«» Natur.
Jahwe tut nun das, was sie — in Augen ihrer Verehrer
zu tun pflegten. ■/.. 15., er seihst gibt den Regen, die
Fruchtbarkeit, das Leben. 10s seihst belebt und erneuert
die ganze Erde und alle Kreatur (Ps 104,27 30 u. ö.).
Manchmal wird die Übernahme einer Tätigkeit ganz
Wörtlich. Z. B. reitet Jahwe auf den Wolken (Ps 08,5)
genau wie Ba'al 37. Wenn man also das Ergebnis
ganz kurz zusammenlassen wollte, könnte man sagen:
Der el-artigc Umkreis lieferte vorwiegend die Titel,
der ha'al-artige dagegen die Tätigkeitsarten.
Diese augenscheinlich rein theoretische Feststellung
hat doch deutliche und weitreichende Folgen für die
heutige theologische Arbeit. Unser Zeugenauftrag führt
uns dazu, auch hier und heute, in unserer Umgebung,
von (Sott zu sprechen, das Kerygma weiterzugeben.
Dabei müssen wir selbstverständlich die Begriffe und
Vorstellungen unsere? Umgebung weitgehend benützen,
wenn wir uns verständlich machen wollen. Leider
Übernimmt man viele Begriffe von heute imreflekl iei t.
ohne genügende Auseinanderset zung mit ihrem üblichen
Inhalt und deshalb auf eine Art. die schon hier und da.
unter manchen Theologen recht problematische Polgen
hat.
Da ist die Methode der alten biblischen Uberlieferung
für uns sehr lehrreich. Die Begriffe und Vorstellungen
, die wir übernehmen wollen oder im Bezug
auf die Verständlichkeit unseres Zeugnisses übernehmen
müssen, dürfen wir ohne eine direkte Gefahr für den
Inhalt des Kerygmas nur dann übelnehmen und weiter
benützen, wenn wir diese zuerst .entmythisieren', d. h.
reintepret ieren, neu fassen und neu füllen, umdeuten
und innerlich theologisieren. Nicht alles ist dabei zur
Übe. nähme fähig; die Übernahme einiger Aussagen,
Begriffe und Vorstellungen würde auch heute in die
Heterodoxie führen oder mancherorts führt sie
Bobon dahin. Wie man da. heute verfahren sollte,
geht, schon über den Rahmen Unseres Themas hinaus;
doch eine Vorarbeit dazu sollte hier geliefer t werden.
' Werner EL Schmidt. Königtum Qottej in Ugarit und
Israel, Zur Herkunft der KönigsprädikationJahwes. BZAW
80, Berlin I!»00-, S. 97: ..Die (Jeschichte des Königsprädikii
tos hat sich als ein tiefgreifender 1'rozeU der Knt inyt lusierung
enthüllt. Anm. I(>: Diese?' Begriff möchte Israels Umgang
Systematische Christologie angesichts einiger
Yiui Kurl
Die Maxime, oh r ist o logische Aussagen der systematischen
Theologie hätten sieh vor der Kxegese und
der ncutestamcntlichen Wissenschaft zu verantworten,
wird zwar weithin als selbstverständlich empfunden,
und sie geniel.it auch vor allem dort einen hohen Stellen
wert, wo „verwegene Christozentriker"1 christologie
gleichsam für das Ganze der Dogmatik nehmen. Wurde
aber der Maxime wirklich schon mit einem echten
ProblemsbeWUÖtsein VOn seilen heutiger Dogmatik
entsprochen! Oder wurde vielleicht der hohe Stellen
wert der Maxime nur proklamiert ? Vielleicht gibt es
auch systematische Positionen und Traditionen, die das
sachgemäße Problembewufitsoin erschweren oder unmöglich
machen,
mit dem Mythos voii der hermeneutischon Methode der
„Entmyt hologisierung" unterscheiden."
2 Gerhard von Rad, Theologie des AT, I. 1957, S. 32,
36f., 237; II. i960, 8. 361, 366, 361.
* Marvin II. Pope, Kl in the Ugaritic Text», VT Suppl.
II. Leiden Klär..
1 Schmidt, Königtum.
■ Arvid S. Kapelrud. Die Has-Scliiunra - Funde und das
AT. Übersetzung von Friedrich Cornelius. Kusel 1967.
• Hartmut Oese, Die Religionen Altsyriens, in: Di''
Religionen der Menschheit, hrsg. Chr. M. Schröder, 1(1.2.
Stuttgart-Berlin- Köln-Mainz 1<)70.
7 Philo Byblicus I, 10, 16, zitiert nach Oese S. Hit.
8 Schmidt s. :ti und 61.
» Gese S. I33f.
10 Slavomil Danek. Kl iaddaj. Studie k historii lokälniho
kult u heb?ejskeho. Praha 1920. (Habilitationsschrift an
der M us-Fakultät).
" (lese S. 100.
" Köhler-Baumgartner, Lexioon In VT libros, Leiden
1953. S. 45f. S. Mandelkern, Concordantiae, 1937«, S. 86ff.
1:1 (lese s. lOOff. " Gese S. !»ti. " Qeae S. 97. (lese s. Ü7.
i' Oese S. I04ff. 18 Oese 8. !»7.
'» Köhler-Baumgartner, Lexioon S. K43. — lese s. 114,
Anm. KU. — Paul Humbert, Qäna en hebreu biblique,
Festschrift A. Bert holet. 1050, S. 259ff.
» Oese S. 08. «' Gese S. 98. *» Gese S. 98. " Gese S. U6f.
24 Gese S. 112.
Gese S. 113 Anm. 125. — II. Donner, Zu Gen 28, 22.
ZAW 74 (1002) S. 68ff.
26 Gtto Kißfoldt, Phönikisohe und griechische Kosmogo-
nie. Kl. Sehr. Pd. 8, S. 50UT. — Gese S. 97. 106. 113.
»' Gese S. 102ff. 28 Gese S. 140. »» Gese S. 141—146.
- Gese S. 145—I IS.
V Diese Tatsache hat schon Gese, S. llltj. bemerkt:
,,Bs ist also sehr wahrscheinlich, daQ nur Kl-Kult assimiliert
und nur ESI-Gottheiten mit dem Gott der Erzväter identifizi-
liert werden konnten." Vgl. Anm. 93, Otto EiBfeldt, Kl und
Jahwe. Kl. Schi. Bd. 3. S. 38011'.
»2 Schmidt S. 8.
™ Slavomil Danek. Problem näboienskeho inferiorna,
Kevue Kaiich 7 (11122) S. 230—239, bes. 232, wo Danek
behauptet, du Ii die Qualität der Religion mit ihrer Orion
Gerung auf da' Souveränität Gottes zusammenhängt. —
Prof. Dr. Slavomil Danek (1886—1946) war der erste Alt-
testamentler der ???? Jahre KU!» neu eröffneten Präger
evang. Theol. Fakultät (1919—1960 Bus-Fakultät, seil
19äo t lomenius-Fakult ät).
n' Vgl. /.. B. Mircea Bliade, Le tnythe de I eternel retour,
l'aris 1949.
Vgl. Martin Noth, Gott, König. Volk im AT, i960
S. 179f.. auch in Gesammelte Studien /.um AT, München
190G S. 215.
M Die Kntmythisierung des Königstitels hal W. II.
Schmidt S. HO—97 sehr präzis und deutlich klargestellt.
:,; Gese S. 122 rkb 'rpt ..der Wolkenfahrer", Anm. 182.
Ergebnisse der neutestamentlichen Wissenschaft
LMM, Wien
Ich stelle in dieser Skizze, an der Grenze zwisohen
der neutestamentlichen Wissenschaft und der systematischen
Theologie, einige Überlegungen zu einem
Problem an, 'las zwar nach wie vor verschiedene Ant
Worten der Kxegese und der neut est ainent liehen Wissen
schaff provoziert, dessen Konturen aber doch deutlich
und herausfordernd sind. Nämlich: es deuten sich
heute Grundfragen der neutestainent liehen Theologie
im Dreisohritt der sog. impliziten Christologie. der
Wende durch das Ostorgosehehen und der sog. expliziten
Christologie als Leistung der (Jrgemeinde, des
paulinischen und johanneisohen Schrifttums an. Ich
frage: Welche Bedeutung hat dieser Dreisehritt für die
systematische Christologie? Welche Probleme ergeben