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Ausgabe:

1976

Spalte:

278-279

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Jenal, Georg

Titel/Untertitel:

Erzbischof Anno II. von Köln (1056 - 75) und sein politisches Wirken 1976

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 101. Jahrgang 1976 Nr. I

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is superficial. The Fathers have firmly cstablished the right to und Schriftbild zur Folge. Das ist dem Verfasser nicht anzu-

think in the church. It would ho a tragody if we gave up this lasten, der im übrigen durch Stellen-, Autoren- und Sacli-

"ght" (S. 168). Diese goldenen Worte fließen aus der Feder register die informelle Lektüre erleichtert2,
eines Theologen, der bereits mit seiner Leidener Doktorschrift

„Orthodoxy and Platonism in Athanasius", Leiden 1968, sein "ge" Carl Andre«">
theologisch-systematisches Engagement bekundete, indem er

das Verhältnis von biblischem und platonischem Denken auf 1 'n »einem Beitrag „Spatantike Metaphysik als Theologie" zum

An™ «1___l__:__1___Ca _ «*l u iv i Sammelbaml „Kirchcngcschiclite ols Missionsgesdiichte I", hrsg. von H.

dem 1-eldc der theologischen Systematik von heute (Karl Frohne, u. u. W. knorr, München 1*74,TS-MO, .prä. 280ff. hält

Harth, Paul Tillicll und Paul van Buren) untersuchte und da- Dörrie an seinem Standpunkt fest, modiliziert ihn aber dahin, dal) die

bei soirar von dem nrinziniellen Nutzen der nlatonischen SÜSS* "'" de?en P kei"e EiniKunB und keinen KompromiU mit dem

sigar von aim prinzipiellen „mutzen cur pidlonistnen Christentum geben konnte", de facto „nur wenige, aber entscheidende

UntOlogM für die Theologie zu sprechen wagte (a.a.O. Punkte" gewesen seien, die er auf den „entscheidenden Unterschied"

S. 182ff | Ob dies dem iumren Gelehrten sein Publikum ire- ««rückführt, daß die platonische Gottheit in keiner ihrer Stufen Per-

• ui <> uem.Ju"»^n flennen sein 1 uiiHKum ge »„ »ei: „nur wei) 8ie unpcrsänlidi ist, ist sie in absoluter Weise ratio-

sicnert hat, so (lall bereits 1974 ein „Reprint with corrections Dal- Alle« Anthromorphe ist ausgetilgt. Man erschrickt vor den Grund-

of the 1968 edilion" notwendig wurde? Jedenfalls bezeugt ML ISELS^^ 'Ä, TJ^Ln^^T '""T T!"-0'°B'0' «• is?

. . . ° unvereinbar mit einer religiösen Grundhaltung, die Kuropa wahrend

mit seinem Aufsalzband, daß auch Denken Aktivität cntfal- der 1700 Jahre geprägt hat, die seit Plotins Tod vergangen sind" (a.a.O.

•M kann: die elf Forschungsbcitrüge wurden innerhalb von ^i^H: Introduction - „Zehn Jahre Formung zum Thema Plate-

vier Jahren geschrieben! nismus und Kirchenväter" (=. ThR, N.F. 36, 1971, 303—3'iO. — „Ire-

W. .ii», ,. iint • • naeus' Relation to l'hilosophv in the Light of his Conccpt of Free Will
as als treibender Motor hinter solcher horschungsintensi- (_ Romanitas et Christianitas, Fcsts.hr. Wnszink, Amsterdam 1973, 221
tät steht, geht aus dem vorletzten Aufsatz „Wie platonisicr- bi' 2T2> _ ..Some Observations on Irenaeus' Polemica ngainst the Gnos-
,„ r, . ,,, . . ____. . „" — * . , lies (= Ned. Theol. Tijdsdir. 27, 1973, 26-33) - „Die .physische Erlölen
l.linsten i bzw. seinem Untertitel „Z.ur Grenzziehung mng' in der Theologie des Irenäus" (= NedArch Kerkgesch. 53, 1973,
zwischen Plalouismus, kirchlichem Credo und nazistischer 147-159) - „God, Cosmos, History. Christian and Neo-Platonic views

TW. I__• u / , toi A/a u »J •• u ■ u. • u j on Divine Revelation" (= VigChrist 28, 1974, 248-276) — HN POTE 0TB

Iheolog.e (a.a.O 1.13-146) hervor. Meijering bezieht sich da- OYK HN OIOC. A lliscussion on Time and Eternity" (= VigChrist 28,

roil auf einen Vortrag, den Heinrich Dörrie vor einer Patri- 1974, 161—168) — „Athanasius on the Father as the Origin of the SonM

if^uk» a l. *« _ • l- r1«»»:____„r___4(H4 u:-i* <■= NedArch Kerkacsch. 55, 1974, 1—14) — „Tho Doctrine of the Will

«tischen Arbeitsgemeinschaft in Gottingen Anfang 1971 hielt «nd of lhe Trinity in tnc ömUoni of Gregor; of Nazianzus" (- a.a.O.

und unter der Überschrift „Was ist spätanliker Piatonismus" 27, 1973, 224-234) - „Cyril of Alcxnndria on the Platonists and tho

Oberleounflan zur Grenzziehung zwischen Platonismus und Trinity" (=. a.a.O. 28, 1974, 16-29) - ..Somo Renections on Cyril of

«eintunken zur t,rcnzzienung zwiscnen 1 laionismus un.i Alexandria's Rejection of Anthropomorphism" (= a.a.O. 28, 1974, 297

UllUtentum in der ThR NP' 36, 1971, 285—302 veröffent- bi» 301) — „Wie platonisicrlcn Christen? Zur Grenzziehung zwischen

bellte An izlcicher Tanna wnr M mit einem Fnrschunes- Platonismus, kirchlichem Credo und patristischcr Theologie" Vig

. ■ "n M'1"1" lagung war m. mit einem rorsenungs Christ 28, 1974, 15-28) - „What coult be the Relcvance?"
■MriCBt beteiligt, der am gleichen Ort unter dem Titel „Zehn
Jahre Forschung zum Thema Platonismus und Kirchenväter"

8.303-320 publiziert wurde; mit ihn wird die vorliegende K I R C H E N G E S C H I C H T E: MITTELALTER

Aufsatzsamnilung eröffnet. Das allein schon ist Signal und

l'aii.d! Fs gehl um die These des Münslerancr Altphilologen, . , ,, _ , . , , . „ ..... ,,„_„ ,

dnLl (1,,.: , . i .-i r,i . ■ _ , . Jenal. Georg: I'.rzbischnf Anno II. von Ivoin (lOoü—7o) und

«au i.linstcntum und spatantiker Platonismus heterogene .' , „.. , „. _ . „ i • . ■

Gri',11,.., i i u • ■ n . ■ . j. . sein politisches Wirken, Ein Beitrag zur Geschiente der

'•rollen und daher prinzipiell unvereinbar sind: die Christen „ . ,r , „, . . , ,. ., . ,. , , , , ,. „, ..

„I.,,,,„•.■ u • j i _ u, ,. Hcichs- und crritorialpolitik im 11.Jahrhundert. I. 1 eiI

"Platonisiercn nur. indem sie polemisieren: ..Wohl die ge- ' ,r. „ .„„

«nmt„ n_____ . i j / j k tu • . • it- ui-j c j Stuttgart: Miersemann 1975. VI, S. 195—428 m. Abb. gr. b°

"•imie IJngmuliK des 4. und .r)..llis. ist im llinbluk auf den : ~ _ .... . »»... , , . ?. .
Platonismus, ,1er so viele Hiiresien inspiriert hatte, konzi- = M"nofe"-apl"e.i zur Geseluchte des M.Uelalters, in Verb.
Picrt"; es wäre daher richtiger, die frühchristliche Theologie m' F- Prmz hrs«- v- K- Bos1' 8- 11 Lw- "M Bö'-'
°ls „christlichen Gegcn-Platonismus zu kennzeiclinen (Dörrie, Der 2. Band setzt das Kapitel II „Annos Bolle in der Beiehs-
*• «• 0. 310f.>*. Dem tritt Meijering mit leidcnscliaftlichem politik von 1056—75" beim Jahr 1062 fort, das in Bd. 1 erVerve
in der Gegenthese entgegen: „Die christliche Theologie reicht war (vgl. ThLZ 101, 1976 Sp. 137). Anno stand 1062
der ersten fünf Jahrhunderte ist im Hinblick auf die Häre- auf der Höhe seiner Macht, doch kam 1063 Erzbischof Adal-
81en und, insofern die Häretiker nach der Meinung der Ortho- bert von Bremen neben ihm zum Zuge. 1064 ist es aber der
'l'jxen ihre Theorien dem Platonismus entnommen haben, im Kölner Erzbischof, der 1064 auf einer Synode in Mantua über
llirililick auf den Plutoniums konzipiert worden" (Ges. Aufs. ein Papstschisma zugunsten von Alexander II. entscheidet.
J'Mf., Anm.6). Gerade an Punkten der Unvereinbarkeit (nach Die Schwerlleitc Heinrichs IV. läßt den König selbständiger
Norrie) wie in der Lehre von der Schöpfung und der Mensch- werden, so daß Annos Macht eingeschränkt wird. Der Sturz

erdunK gehe „die substantielle Beeinflussung der Patristi- Adalberts von Bremen 1066 bedeutet Gewinn für Anno von
Theologie durch den Platonismus" klar hervor (a.a.O. Köln, der sich jedoch 1068 auf einem Tiefpunkt befindet: Er
''■ muß Demütigungen durch jenen Papst Alexander II. hinneh-
'ch bin in meinem Vortrag zur Integricrung des Piatonis- men, für den er sich 1004 so erfolgreich eingesetzt hatte. Nach
'"as in die Geistes- und Theologiegeschichlc zur Spälantike 1070 werden mehrere Bischöfe mit zur Machlnusiibung herauf
dem 14. Internationalen Patristikerkongreß Oxford 1975 angezogen, der Einfluß der Erzbischöfe sinkt. Anno von Köln
•Bf diesen Gelehrtenstreit eingegangen. Hier sei nur folgen- gewinnt 1072 noch einmal großen Einfluß am Hof, um dann
•Jer Tatbestand festgehalten. Bereits mit seiner Athanasius- jedoch zu resignieren. Der Aufsland der Sachsen seit 1073
Monographie hatte M. die Alternative „Synthesis or Anti- gegen Heinrich IV. wird von Anno wohl mit gewisser Sym-
'nesis?" (so uer Untertitel) gestellt und ganz im Sinne von pathie gesehen; er hat sich aber um Vcrmitllung ehrlich be-
'"'inrich Dörrie die Unvereinbarkeit christlichen Denkens mit müht, eine direkte Parteinahme für die Aufständischen ist

VTn ..Herzstück der platonischen Theologie", d. h. der „Hier- nicht mehr nachweisbar. Zusammenfassend sagt Jenal: „In

der Gollheit" festgestellt. Trotzdem habe Athanasius Anno stand dem jungen König eine starke und eigenwillige

" Platonische Ontotogie für die christliche üogmatik heran- Persönlichkeit mit großen politischen Fähigkeiten und Ainbi-

8ez<>gcn (spez. in seinen apologetischen Trakten „contra gen- tionen entgegen, die ebenso geistig-asketische Züge wie poli-

es und „de incarnatione" für kosmologische Sätze, in den tisch-praktisclie Fälligkeiten in sich vereinte. Für eine Beihe

"•ntiarianischen Schriften für die Beziehung Gottvater und von Jahren zählte Anno denn auch ohne jeden Zweifel zu den

'"Usohn) "»<' damit der Synthese gehuldigt (a.a.O. 130f.). Spitzen des Bciches. Seine Fähigkeiten wie sein Charakter

«•» Vergleich mit dem vorliegenden Aufsatzband lehrt, daß begünstigen ihn offensichtlich zu einer solchen Position"

lc Position sich verhärtet hat. Dies wäre aus der jüngsten (S. 414).

j,"rs''""'Ks(h'batte ein Beispiel für das, was ich in meinem j)as äußerst spannungsvolle Auf und Ah im Leben Annos

,)o "r(!' r Vortrag die „Gesprächssituation" bezeichnet und Von Köln liest sich in der Darstellung von J. recht zähflüssig,

Wl naher umschrieben habe. weil die Erörterungen historischer Detailfragen den Fortgang

Moderne Druckverfahren tragen zur Kostensenkung dieser der Handlung immer wieder nachhaltig unterbrechen. Als

"hhkation bei, haben allerdings ein unterschiedliches Satz- Beispiel sei die Synode von Mantua genannt, die 1064 über