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Ausgabe: | 1975 |
Spalte: | 658-662 |
Kategorie: | Religionswissenschaft |
Titel/Untertitel: | Wörterbuch der Mythologie 1975 |
Rezensent: | Rudolph, Kurt |
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Theologische Literaturzeitung 100. Jahrgang 1975 Nr. 9
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Thosenreihe zu einer theologischen Anthropologie vor
(„Grenzen des Menschseins', 199—205), Systematisch-
theologische Fragestellungen verhandeln außerdem W.
Pannenberg („Weltgeschichte und Heilsgeschichto",
349—366), K. Schwarzwäller („Probleme gegenwärtiger
Theologie und das Alte Testament", 479—493),
W. Trillhaas („Felix culpa. Zur Deutung dor Geschichte
vom Sündenfall bei Hegel", 589—602) und E. Wolf
(„Der Begriff Angst bei Söron Kierkegaard", 620—631).
R. Kniorim hat mit soiner Studio „Offenbarung im
Alton Testament" ein vernachlässigtes Thema dor alt-
testamontlichen Theologie aufgenommen (206—235).
Immer wieder wird die soziale Botschaft der Propheten
auf ihre Aussagofähigkoit zu aktuellen Problemen der
Politik und Gesellschaftsordnung hin befragt, z.B. von
K. Koch, „Dio Entstohung der sozialen Kritik bei den
Profeton" (236—257). H.-J. Kraus erörtert den möglichen
Sinn und die theologische Relevanz von .Geschichte
als Erziehung' (258—274). G. v. Rads Gottes-
volk-Untersuchung voranlaßt N. Lohfink, „Beobachtungen
zur Geschichte des Ausdrucks 'am Jahwoh"
anzustellen (275—305). Die Prophetio Jeremias in
ihrer Kontinuität zur Prophetio überhaupt steht im
Mittelpunkt dos Beitrages von G. C. Macholz (306—334).
Der Heidelberger Ägyptologe E. Otto steuert eine bemerkenswerte
Untersuchung zur antik-vordororion-
talischen Anthropologie bei: „Der Mensch als Geschöpf
und Bild Gottes in Ägypten" (335—348). Ein spezifisches
theologisches Thema wird von L. Perlitt behandelt
: „Die Verborgenheit Gottes" (367—382), während
N. W. Porteous versucht, G. v. Rads Theologie des
Alton Testaments in don Kontext verschiedener Konzepte
(G. E. Wright, J. Barr, B. S. Childs u. a.) zu
stellen: „Magnalia Dei" (417—427). Es kann gar nicht
anders sein, als daß geschichtstheologische Fragen
immer wieder aufgeworfen und durohrofloktiert werdon:
R. Rondtorff, „Beobachtungen zur alttestamentlichen
Geschichtsschreibung anhand der Geschichte vom Aufstieg
Davids" (428—439); O. H. Steck, „Genesis 12,1—3
und die Urgeschichte des Jahwisten" (525—554);
C. Westermann, „Zum Geschichtsverständnis des Alten
Testaments" (611—619); W. Zimmerli, „Alttestament-
liche Traditionsgeschiehte und Theologie" (632—647),
wobei in dem Zimmerlischen Aufsatz der dringend notwendige
Versuch unternommen ist, das innere movens
der verschiedensten Traditionen aufzuspüren, das
Zimmerli in dem in allen Überlieferungen ausgerufenen
Namen Jahwe erkennen möchte. Einzelne Themen wie
„Kritik am Königtum" von W. H. Schmidt (440—461),
„Arnos 7,15a und die Legitimatation des Außenseiters"
von H. Schult (462—478), „Berit 'am bei Deutero-
jesaja" von J. J. Stamm (510—524), „Typen der
Messiaserwartung um die Zeitenwende" von S. Talmon,
sowie „Nehemia, der Sonderbeauftragte und Statthalter
des Königs" von W. Vischer (602—610) zeugen
von der ganzen Breite dor Forschungslage im alttestamentlichen
Fachbereich und überhaupt davon, wie von
Detailfragen her gesehen die Grundsatzprobleme eigentlich
immer im Blick bleiben. Dies wird besonders deutlich
in der minutiösen überzeugenden Analyse von
R. Smcnd, „Das Gesetz und die Völker. Ein Beitrag
zur deuteronomistischen Redaktionsgeschichte" (494
bis 509), in dem es um den Nachweis einer nomi-
stischen Redaktion des deuteronomistischen Geschichtswerkes
geht (dtrN). 1
Nachzutragen wäre noch, daß G. Picht eine sehr
lesens- und erwägenswerte Deutung der „Ironie des
Sokrates" vorgelegt hat (383—401) und damit bezeugt,
daß der Jubilar auch durch Forschungen auf dem
Gebiete des klassischen Altertums und seiner Texte
erfreut werden konnte. Man steht insgesamt vor einem
großen Schatz von wissenschaftlichen Ergebnissen, mit
denen man weiterarbeiten kann und aus denen sich
viele Anregungen zur wissenschaftlichen Diskussion
ergeben. Zum Schluß sei noch auf die wissenschaftsgeschichtlich
instruktiven und wertvollen Notizen aus
dem von H. W. Wolff mitgeteilten „Gespräch mit
Gerhard von Rad" (648—658) hingewiesen, die durchaus
dazu angetan sind, den Menschen, den Wissenschaftler
, den Lehrer der Kirche G. v. Rad in seinem
Denken und Leben besser zu verstehen. Man wünschte
sich eine ausgeführte G. v. Rad-Biographie. Daß der
Herausgeber den Kranz der vielen inhaltreichen Aufsätze
dadurch abrundet, daß er den Jubilar durch den
Wiederabdruck der autobiographischen Bemerkungen
(s. o.) selber noch einmal zu Worte kommen läßt, ist
ein schönes Zeichen der Verehrung. Keiner ahnte, daß
die Festschrift schon so bald zu einer Gedenkschrift
für den Heimgegangenen werden würde, eine würdige
Festschrift und eine würdige Gedenkschrift.
Leipzig Siegfried Wagner
Eißfeldt, Otto, u. Karl Heinrich Rengstorf THrsR.]: Briefwechsel
zwischen Franz Delitzsch und Wolt Wilhelm Graf
Baudissin 1866—1890. Opladen: Westdeutscher Verlag
[1973]. XXX, 544 S., 9 Taf. gr. 8° = Abhandlgn der Rheinisch
-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, 43.
Der Ausgabe des Briefwechsels zwischen Franz
Delitzsch und Wolf Wilhelm Graf Baudissin, die Frau
Hildegard Eißfeldt gewidmet ist, sind ein Vorwort von
K. H. Rengstorf, eine Einführung, ein Verzeichnis der
Abkürzungen und ein Titelbild vorangestellt. Am
Schluß finden sich ein Personenregister, der Bildnachweis
und 9 Abbildungen.
Über dio Vorgeschichte der Veröffentlichung sowie
über den Anteil dor beiden Herausgeber und die zu
lösenden Probleme geben Vorwort und Einführung Auskunft
. Schwierigkeiten ergaben sich durch die äußerst
schwer zu entziffernde Handschrift Delitzschs und
durch dio Erkrankung O. Eißfeldts, dem die Herausgabe
des Briefwechsels seines Lohrers Baudissin mit Delitzsch
besonders am Herzen lag 1. Der Briefwechsel samt dem
literarischen Nachlaß war O. Eißfeldt durch die Schwester
seines Lehrers, Gräfin Agnes Baudissin, zu beliebiger
Verwendung übergeben worden. Die sogleich ins
Auge gefaßte Edition konnte selbstverständlich mit
Rücksicht auf die Beteiligten nicht sofort erfolgen. Nun
ist es O. Eißfeldt leider nicht mehr vergönnt gewesen,
das Erscheinen des Bandes noch zu erleben.
Die Edition enthält fast alle in der Zeit von 1866—
1890 von Delitzsch an Baudissin gerichteten Briefe,
von Baudissins Briefen an Delitzsch jedoch nur die von
1866—1869, die Delitzsch an Baudissin zur Aufbewahrung
zurückgegeben hatte. Der Verbleib der seit 1870
von Baudissin an Delitzsch gerichteten Briefe hat sich
bisher nicht aufklären lassen. Außerdem sind 24 Briefe
von anderen Absendern zum Abdruck gekommen, in
erster Linie solche von Baudissins Eltern.
Über die Grundsätze der Edition, von denen sich
die Herausgeber leiten ließen, kann sich der Leser auf
S. XXVIf. informieren. Die Briefe sind originalgetreu
wiedergegeben, wobei offensichtliche Schreibfehler
meist stillschweigend verbessert und manche Abkürzungen
aufgelöst wurden. Zahlreiche Anmerkungen
sollen dem Leser das Verständnis erleichtern. Viele
Helfer, deren Namen sich auf S. VIII f. finden, haben
zum Gelingen des Unternehmens beigetragen.
Die Einführung enthält außerdem kurze Viten von
Delitzsch und Baudissin 2 sowie Ausführungen über die
Bedeutung des Briefwechsels. Diese wird in erster Linie
darin erblickt, daß der Briefwechsel ein Dokument eines