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Ausgabe:

1973

Spalte:

62-65

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Dembowski, Hermann

Titel/Untertitel:

Grundfragen der Christologie 1973

Rezensent:

Kimme, August

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61 Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 1 62

durstes und des Haftens am Ich und den Dingen dar- Aber unzweifelhaft ist jede Weltanschauung unzu-

Stellt und deshalb in der Aushebung des Selbst in der reichend, in der nicht die wenn auch unbeweisbare, Er-

emptiness zu überwinden ist, um mit allen Dingen wie fahrung verantwortlichen Personseins ihren gebührenden

Welle und Wasser zugleich zu werden" (153, vgl. auch Stellenwert erhält. Und Fritz Buri spricht in einer blei-

288-292) bend eindrücklichen und überführenden Weise von die-

Der dritte Teil „Einladung zum Personsein" enthält sem „Selbstverständnis des Zur-Verantwortung-berufen-

neun Predigten Buris, während der zweite Teil „Er- Seins" (88), von der Wahrheit als der Stimme „die mich

läuterung des denkenden Glaubens" acht Arbeiten zu- zur Verantwortung ruft als eine für mein Denken und

sammenfaßt, die mehr grundsätzlich-systematisch die Glauben, für meine Ansichten und mein Verhalten in aller

Position Buris in ihrer Entwicklung von 1954 bis 1971 äußerlich feststellbaren und zu beachtenden Relativität

zur Darstellung bringen, wobei es für Buri charakteristisch letztlich unbedingt verantwortliche Person (ibo). am

ist, daß auch in diesen Partien das Gespräch mit anderen geht Buri „weder um einen Christus ohne Mythus noch

Positionen einen breiten Raum einnimmt, so u.a. die um einen Christus ohne Gott, sondern darum, daß das

Auseinandersetzung mit den amerikanischen Theothana- Verantwortlichscin des Menschen in der bnbedmgtneit

tologen und vor allem dem Versuch Heinrich Otts, Karl seiner Nichtobjektivierbarkcit als Grundlage unseres

Harth durch den späteren Heidegger zu ergänzen. Redens von Gott zur Geltung kommt - in der Welt und

Der Titel der Veröffentlichung, der Begriff „Theologie nicht bloß in einem theologischen Reden, aber in einer

der Verantwortung" findet sich bei dem späteren Buri Theologie, die nicht der Welt verfällt: in einer Ideologie

selbst (u.a. 241 und 246), ist unzweifelhaft sehr glücklich der Verantwortung" (240/241). Das Hören auf solche

gewählt, weil er einerseits ein Grundmotiv chaiakteri- Theologie wird nicht ohne Gewinn bleiben,

siert, das Buris theologisches Denken von Anfang an Bpr]in Hans-Hinrich j.nesen
durchzieht, andererseits terminologisch eine treffende und
gültige Zusammenfassung der gegenwärtigen Position
Huris ist. Schon in seiner Dissertation „Die Bedeutung

der Neutestamentlichen Eschatologie für die neuere Dembowski, Hermann: Grundfragen der Christologie. Er-

Protestantische Theologie" (Zürich 1934) geht es Bun ürieet am Problem der Herrschaft Jesu Christi. München:

um die Wahrheit des ethischen Willens, der hinter den Kaiser 1969. 358 S. gr. 8° = Beiträge zur evang. Theologie,

eschatologischen Weltanschauungen und Vorstellungen Theologische Abhandlgn, hrsg. v. E.Wolf, 51. DM 29,—.

säÄbei Wird ^ere?te Widerstreit zwischen (gegen- Abhandlung liegt die für den Druck überarbei-

standlichem, wie Buri später formuliert Erkennen und uie&tr Aunanuiuiig g , ., , yf j in

Wollen betont: „Das Erkennen ist der größte Feind des Kt^ ^MÄi

(&nfuB"|eim?rbt 1? 6n Uld mT 63 f > H»H 1 Entwu f von Theologie überhaupt entfaltet: I. „Das
L 25 . Aber damals suchte Bun noch nach einer für das ein »« vo "ctrUtologie •chleohthin*' (59 bis
^nken und Handeln Motivkraft besitzende(n) Begrün- }™r>iem ( flkfrna der Herr" (157-350) Ein
<lung" des ethischen Willens (135). Dualismus und Monis- ^S^SjäH^^^^S^ und)Sachmuswerden
noch gegeneinander ausbalanciert. Der weite- SS^S^lbeaSeßen den Band.

wil, g BUI18 18t nU? T Wen!? ^S Wer" 10f6 TuKap 1 ( Die Frage") ist auf die „Petrusfrage" von

Wicklung von uns richtig erfaßt wird - dadurch gekenn- Kap.l U^ie *rag[ > £ £ d- » ^

*sehnet, daß dem Versuch Albert Schweitzers, ethischen 1* M U■ »™ a<* l? eLinefrage" vom garstigen

V> len als „denknotwendig" zu erweisen, ihn b einer ^,^tS^<^

wenn auch bewußt unabgeschlossenen Weltanschauung J^J^VhSute lauten: „Wer ist für uns eigent-

wurzeln zu la«en immer entschiedener der Abschied ge- J°f ^"^^ T Jesll8 Christu8 herrscht! So bekennt

WM r'jf Per Agnostizismus und die Irrationalität der hch noch fa nichts and als

'»W irkhchkeit persönlicher Verantwortung in Unbedingt- der OlauDenae. um' . , . aeMLt"

fe>* und Gemeinschaft", d.h. der „Existenz" (Albert ^^'^«^^^^Ä aetatafch Ken

Schweitzer als Theologe heute, 1955, 30) werden, unter (27 f). Das 2.Kapitel (Ä^?^™

Berufung auf Karl Jaspers, immer schroffer betont. Von bisherigen ^^^^^^^.^^f^.

«ott dem Schöpfer wird im Grunde, wenn auch nicht indem die Vertreter SSarSXe&ßt

"«mer konsequent durchgehalten, nur noch im Hinblick zeptionen zu ™ei Gegf™^™^»^^?

a«f die Erfahrung der Neuschöpfung der Existenz ge- und anaWeiert werder. Jean J«g

Prochen (vgl. etwa: Zur Theologie der Verantwortung n^Fro£den'Kd«ÄÄÄfgtdS

ÄÄÄff Ät Änfh| in der Welt." Wie ist Jesus Chrii wW,

Nl Hätrtin auf den S Martin Werner positiv be- lieh als der Herr der ganzen Weh, zu verstehen, ohne daß

*leht> als „Bes immung" unseres kreatürlichen Daseins dieses Verständnis zu einer ^«okratie. und zu der

^schrieben (Das Wunderbare, 1930, 33-47, 102). Es ist Entmündigung des ««^J^J^^ai^hAti

*u fragen, ob «liese zunehmende Hervorkehrung des wort auf diese Frage Elerts Verständnis von Jesu Christi

ÄI und der Irrationalität des „Glaubens als Herrschaft als Dienst, von ««nw M«ht nichtajlüber-

Utlbedingtem Verantwortlichsein in personaler Gemein- macht, sondern als einer anderen Art von Macht auf

schaff (241) wirklich ein Fortschritt ist, schließlich ist nehmen müssen. Man darf dann aber nicht, Wie Wert,

*** das Streben nach"Lr SnheitUcheA Weltanschau- auf halbem, Wege stehen > eiberj^*™ J^^"

"n8 ein unausrottbares Urdatum unserer Existenz, was ^^f^ff^^^^^^f^

H sowohl durch die von Buri kritisierten diesbezügüchen die Kirche und die W ett ™!£^*^f%Y 3 wird

Inkon8equenzen Albert Schweitzers, bei dem ein meta- Im S.Kapitel „Wort und W.rkl chkeit (öl 1UZ) wiid

Physischer Rest bleibt als auch in unseren Tagen etwa von der Problemlage heutiger neutestheher Exegctik her

dV^h die weltweiteWirksamkeit des Marxismus belegt nach der die Chnstasverkundigung „deckenden W k-

» Unseres Erachtens ist auch durch Karl Jaspers die lichkeit" (pass.m gefragt bzw. ob Christologie überhaupt

5rkenntnistheorie des kritischen Realismus nicht über- noch möglich sei „Man kann sagen: Das Wirken Jesu

T^den worden Gunther Hauff spricht in seinem Nach- in seiner Wirklichkeit und Ganzheit impliziert eine Chn-

V?rTt von der wachzuhaltenden Frage, „wo Sein Sinn stologie. Diese implizitei Christologie als Gabe >st jedoch

0f**bart und wo £ sich im Sein verwirklicht?" (378). Vorgabe, die explizite Christologie dem Glaubenden als