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Ausgabe:

1973

Spalte:

734-736

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Studies in New Testament and early christian literature 1973

Rezensent:

Weiß, Konrad

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733

Theologische Literaturzeitung 98. Jahrgang 1973 Nr. 10

734

Band 1 enthält die autobiographischen Schriften: „Aus
meinem Leben und Denken", ..Aus meiner Kindheil und
Jugendzeit", „Zwischen Wasser und Urwald", „Briefe aus
Lambarene" 1924 — 1927. Band 2 bringt dann die beiden
Teile der Kulturphilosophie „Verfall und Wiederaufbau der
Kultur" und „Kultur und Ethik" sowie ..Die Weltanschauung
der indischen Denker. Mystik und Ethik" und die
ursprünglich 1922 in England hauptsächlich vor Missionaren
gehaltene Vorlesung „Das Chrislenlum und die Weltreligionen
". Hand 3 enthalt die „Geschichte der Leben-Jesu-
Forschung", Band 4 „Die Mystik des Apostels Paulus" und
die 1967 von Ulrich Neucnschwander postum herausgegebene
populärwissenschaftliche Studie „Reich Gottes und
Christentum". Band 5 bringt dann etwa 25 z. T. schwer
zugängliche kleinere Veröffentlichungen, die zu sechs
Th«

'menkreisen zusammengefaßt sind: ..Aus Afrika", „Kulturphilosophie
und Ethik", „Religion und Theologie"
>,Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgclkunst",
»Goethe. Vier Reden", „Ethik und Völkerfrieden". Es wird
jeweils der ungekürzte Text der durch das Quellenverzeichnis
näher ausgewiesenen Originalausgaben abgedruckt.

Jeder der fünf Bände enthält jeweils eine kurze, instruktive
»Einleitung" aus der Eeder des bekannten Biographen und
Freundes Albert Schweitzers, des Pfarrers Dr. Budolf Grabs.
Vorangestellt ist der Ausgabe ein „Geleitwort" Gerald
Gottings, der durch seine Bücher über Albert. Schweitzer
ebenff,lls einschlägig ausgewiesen ist. Über den Zweck der
Ausgabe sagt Gotting u. a.: „Von dem Vermächtnis Albert
Schweitzers gehen wesentliche Impulse für die Orientierung
'u der Gegenwart und der Zukunft aus. Diese Ausgabe will
helfen, solche Impulse auszulösen und sie in fruchtbarer
Weise wirksam werden zu lassen für die Mitarbeit an der
Gestaltung einer Ordnung des Friedens und der Menschlichkeit
."

Gerhard Fischer, der — ebenso wie Grabs und Gotting —
Mitglied des Albert-Schweitzer-Komitees in der Deutschen
Demokratischen Republik ist, ist in einem kurzen Nachwort
Jn geglückt. !' Weise bemüht, Albert Schweitzers Denken und
Tun aus christlicher Sicht einzuordnen in mit marxistischen
Kategorien interpretierte zeitgeschichtliche Zusammenhänge
.

Unzweifelhaft handelt es sich bei dieser Werkausgabe um
ein bedeutsames Unternehmen, für das nicht nur die Freunde
Albert Schweitzers im engeren Sinne und auch nicht nur
die Leser aus der DDR, in der Albert Schweitzer allerdings
1,1 bemerkenswerter Weise eine geistige Heimstatt gefunden
hat und in der nicht zufällig das erste Albert-Schweitzer-
Denkinal der Welt errichtet wurde, dem Verlag Dank zollen
*erden. Der Wert dieser Ausgabe wird in beträchtlicher

Nv,,is<- noch dadurch erhöht, daß in mühevoller Kleinarbeit
jedem Bande ein Namens- und Stcllcnrcgister und teilweise
uoeh ein Sachregister beigegeben wurde. Da diese Register
"i den Originalausgaben Schweitzers teilweise fehlen (so hat
z- B. die im Verlag J. C. B. Mohr veröffentlichte „Geschichte
der Leben-Jesu-Forschung" kein Stellenregister) bzw. die
Driginalregistcr erweitert und verbessert wurden, ist hier ein
wesentlicher Beitrag zur Erschließung der Werke Albert
Sehweitzers geleistet worden. Der verantwortlichen Chef-
lektorin, Frau Rath Böhner, gebührt dafür ein besonderer
Da»k. Auch für die im Anhang von Rudolf Grabs zusammengestellten
„Lebensdalen Albert Schweitzers", in die
auch seine Veröffentlichungen eingearbeitet sind, wird der
Leser dankbar sein.

Im ganzen wird man die getroffene Auswahl aus den
Berken Albert Schweitzers als überaus glücklich bezeichnen
Können. Allerdings fragt man sich, warum für diese doch
für Laien mindestens so stark wie für Theologen gedachte
Ausgabe aus den 1966 von Ulrich Neucnschwander herausgegebenen
„Straßburger Predigten" Albert Schweitzers nur
zwei ausgewählt wurden, während umgekehrt eine SO
spezielle Schrift wie „das Messianitäts- und Leidensgeheimnis
", deren Grundgedanken sowohl in der Autobiographie
als auch in der Geschichte der Leben-Jesu-
Forschung sowie in „Reich Gottes und Christentum" enthalten
sind, aufgenommen wurde.

Eine inhaltliche Besprechung der Werke Alhert Schweitzers
erübrigt sich, es bleibt dem Rezensenten nur, zu bekennen,
daß er aufs neue von dem klaren, schlichten Stil und der
andringenden Wucht der Gedanken Albert Schweitzers
gepackt wurde.

neriin H. H. Jcnssen

Wikgren, Allen P.: Studies in New Testament and Early
Christian Literatur?. Essays in llonor of Allen P. Wikgren,
ed. by I). E. Aune. Leiden: Brill 1972. VIII, 274 S.,
1 Porträt gr.8° = Supplements to Novum Testamentum,
ed. by W. C. van Unnik, XXXIII. Lw. hfl. 72,-.
Die mit Porträtphoto, Biographic und Bibliographie des
Jubilars und mit Autoren- und Zitateu-Indices wohl ausgestattete
Festgabe zum 65. Geburtstag des Professors für
Neues Testament an der Universität von Chicago enthält
die folgenden zwanzig Beiträge,

Henry J. Cadbury, Animals and Symbolism in Luke,
illustriert — unter Bezugnahme auf die gemeinsame Tätigkeit
mit dem Jubilar in der Kommission zur Übersetzung der
AT-Apokryphen für die Revised Standard Version — die
den Bibel-Übersetzer bedrängende Problematik der Übertragung
symbolischer Rede in die anderen Sprachen und
Kulturen geläufige Symbolik an den (wie in den äsopischen
Fabeln) als Symbolen benutzten Tiergestalten (und am
Symbol „Kind") bei Lukas. Es ist in der Reihe seiner
„Lexical Notes on Luke-Actes" das neunte Stück. — Bruce
M. Metzger, The Text of Matthew 1,16, bestreitet, daß der
Dial. Tim. et Aquilae, die Kv.-Kommentare des Barsalibi
und Ms. A des arabischen Diatessaron als Zeugen für die
LA des Syr-Sin von Mt 1,16, wonach Joseph der physische
Vater Jesu wäre, herangezogen werden dürfen; er erklärt
diese LA als Fehler des Schreibers von SyrSin. — Floyd
V. Filson, Capitalization in English Translations of the Gospel
of Matthew, erörtert das Problem der Großschreibung von
Hauptworten in der englischen Übersetzung, die ja in
gewissem Umfang Textinterpretation ist und bei der Übersetzung
messianischer Titel Gewicht hat. — Ernest C.
Colwell, The Grcek NT with a Limited Critical Apparatus:
Its Nature and Uses, prüft kritisch die Prinzipien für die
Auswahl der von den modernen Editoren seil Ti8 gebotenen
Varianten mit dem Ergebnis, daß bestenfalls Nestle25 die
Beurteilung des Wertes einer Variante auf Grund ihrer
Bezeugung gestattet, während der Benutzer der übrigen
Editionen auf die Beurteilung der „inneren Evidenz" einer
LA angewiesen bleibt. — Olef Linton, The Q-Problem
Reconsidered, kommt, ausgehend von dem Prinzip, daß das
Q"-Material differenziert nach dem Grade der Übereinstimmung
zwischen Mt und Lk zu beurteilen ist, an Hand
der Untersuchung von zwölf charakteristischen „Q"-Texten
zu dem Resultat, (a) daß es Q als Dokument gab, (b) daß
dieses Dokument nicht alles Mt und Lk gemeinsame Material,
(c) andererseits jedoch auch Mk-Material enthielt, und (d),
daß die Differenzen im Mt und Lk gemeinsamen Material
mehr auf jeweiliger Benutzung von (mündliehen oder
schriftlichen) Parallel-Überlieferungen als auf eigener Neufassung
der Q-Vorlage beruhen. — M. Jack Suggs, The
Christian Two Ways Tradition: Its Antiquity, Form and
Function, prüft die verschiedenen Thesen eines vorchristlichen
oder christlichen Ursprungs der Zwei-Wege-Lehre und
verteidigt das Recht dieses ethisch-moralischen Kerygmas
gegenüber der Anwendung eines protestantisch interpretierten
Paulinismus als legitimer Norm neutestamentbcher
Botschaft. — Martin Rist, Pseudepigraphy and the Early
Christians, stellt die bekannte Erscheinung pseudepi-
graphischer Produktion innerhalb der biblischen und altkirchlichen
Literatur nach Art und Umfang übersichtlich
zusammen, befindet sich aber offensichtlich im Irrtum, wenn