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Ausgabe:

1972

Spalte:

574-575

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Studies in John 1972

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 8

574

methodische Gemeinsamkeit in der Weiterentwicklung
und Aktualisierung schon vorhandener Satzungen. -
Otto Eißfeldt/Halle entscheidet sich in "Gilgal or She-
chem" (S. 90-101) dafür, daß die in Dt 11,29-32; 27,11 bis
13-1-8; Jos 8,30-35; 24,1-Ri 2,9 nach Sichern verlegte
«esetzesverkündigung und -Verpflichtung ursächlich nach
vnlgal gehöre und dem deuteronomistischen Interesse entsprechend
auf das Nordreich übertragen wird. - J. Roy
"orter/Exeter meint in der Darstellung von "The Suc-
cession of Joshua" (S. 102-132) eine "reflection of speci-
ncally royal ideologv and practice" Israels wiederzufinden
.

Das Kapitel III. wird eröffnet durch D. Et. Ap-Thomas/
Llansadwrn, Anglesey "All the King's Horses? A Study
°f the Term iän3 (I Kings 5,6 EW., 4,26 etc.)" (S. 135 bis
1^1), wonach der hebräische Terminus tinp gegenüber
dem gebräuchlichen ~~>~ insbesondere das Reitpferd bezeichnet
. - Ernst Wiirthwein/Marburg gelangt bei seinen
Erwägungen über "Elijah at Horeb: Reflections on I
Kings 19.9-17" (S. 152-166) zu dem Ergebnis, daß die aus
anderem Zusammenhang hier eingefügten Verse ll-13a
M* cultic event" (S. 164) darstellen und die Auffassung
'of Iis (Gottes, Rez.) presence in the cult" (S. 165) wider-
8piegeln. Walther Eichrodt/Basel vertritt in "Prophet
and Covenant: Observations on the Exegesis of Isaiah"
(8.167-188) die Ansicht, daß der Prophet den in anderen
Zusammenhängen häufig verwandten Begriff rvia deshalb
meide, weil er ihn "in a completly new light as a
lesult of his experience of God" (S. 187) gesehen hat und
Mißverständnisse vermeiden will. - John Bright/Rich-
ttiond, Virginia setzt sich in "Jeremia's Complaints:
Liturgy or Expressions of Personal Distress?" (S. 189 bis
^14) mit Henning Graf Reventlows Deutung des Propheten
(Liturgie und prophetisches Ich bei Jeremia, Gütersloh
1963) auseinander und lehnt sie ab. - James Mui-
lenburg/San Anselmo, California sucht "Baruch the
Scribe" (S. 215-228) unter den gebildeten Berufsschreihern
. Baruch habe mit seinem Stil die Prosastücke des
Jeremia-Buches entscheidend mitgestaltet. - Henri Capelles
/Paris führt in "Shiloh, the Customary Law and the
Return of the Ancient Kings" (S. 239-251) Gen 49,10 auf
die salomonische Ära zurück und deutet den Juda-
Spruch auf dynastische Ansprüche des judäischen Königs-
tums auf das Nordreich (rlb-uä = he to whom it belongs,
8-249),

in Kapitel IV. exegesiert Aubrey R.Johnson "Psalm 23
and the Household of Faith" (S. 255-271) als Pilger-
Psalm, während John I.Durham "DiVw and the Presence
ofGod" (S. 272-293) aiiri "as a cultic term" (S. 288) für
die Gegenwart Gottes auffaßt.

Nachd iesen sehr reichhaltigen und vielseitigen Essays,
die nicht wenige umstrittene Fragen der alttestament-
hchen Wissenschaft, insbesondere der Exegese und Wortforschung
, aufgreifen und unter neuen Gesichtspunkten
erörtern, schließen der Index of Biblical Passages (S.295
bls 306), der Index of Authors (S. 307-313) und der Index
°f Hebrew Words Discussed (S. 314-315) diese Festgabe
a°- Der Leser ist durch die Lektüre dieser Festgabe in
Mannigfacher Beziehung bereichert, aber auch zu mannen
Fragen oder Rückfragen angeregt; und dies dürfte
w°hl als ein besonderer Dank auch an die Herausgeber geartet
werden, die durch die Wahl des Themas und durch
die Auswahl der Autoren wie überhaupt durch alle ihre
Mühen das Zustandekommen dieser Festschrift ermöglicht
haben.

Halle/Saale Gerhard WalllB

[Sevenster, J. N.:] Studies in John. Presented to Professor Dr.
J.N. Sevenster on the Occasion of his Seventieth Birthday.
Leiden: Brill 1970. VII, 220 S., 1 Porträt gr. 8° = Supplements
to Novum Testamentum, ed. by W.C.van Unnik,
XXIV. Lw. hfl. 48,-.

Die thematische Ausrichtung einer Festschrift bewährt
sich auch in diesem Falle. Die Beiträge behandeln Fragen
des IV. Evglms, der Joh-Briefe und der Apc. Eine gewisse
Ausnahme freilich macht der Aufsatz von A. Sevenster
„Die Johanneische Wende". In ihm wird versucht, „ein
Bild davon zu geben, wie in dem Briefwechsel zwischen
Franz Rosenzweig und Eugen Rosenstock-Huessy Johannes
als Epochemacher (durch Rosenzweig) dargestellt
und (durch Rosenstock) verneint wird, und beide Korrespondenten
später die Rolle des Johannes zu formulieren
versuchen". In der Tat: „Der Evangelist Johannes ist nie
ausschließlicher Besitz der neutestamentlichen Wissenschaft
gewesen" (beide Zitate S.187).

Die Beiträge zum IV. Evglm reichen von minutiösen
Einzeluntersuchungen bis zu großflächigen Entwürfen zur
joh. Theologie. A.F. J.Klijn ("John xiv 22 and the Name
Judas Thomas") nimmt freilich nur die syrische v.l. zu
dem Namen Joh 14,22 als Ausgangspunkt einer scharfsinnigen
Untersuchung zum Namen Judas Thomas
(= Zwilling) und seiner Bedeutung in der syr. Kirche,
speziell in den Thomas-Akten, mit dein gewichtigen Ergebnis
, daß die Tradition über einen Jünger, der „Zwilling
" genannt wurde, in die frühe, Aramäisch sprechende
Gemeinde zurückreichen muß, und daß erst eine besondere
Christologie (die morphe-Christologie) im syr. Raum
dem Wort „Zwilling" eine spezielle Bedeutung gab, nämlich
die als Bezeichnung für eine neue Erscheinung Jesu
in dem Apostel (Judas).

Ein Kabinettstück der Sammlung ist m. E. der Aufsatz
von G.D. Kilpatrick "What John teils us about John".
Ergebnis: "A poor man from a poor province he does not
seem to have been a bookish person. In Greek terms he
was uneducated with no contact with the Greek reli-
gions and philosophical literature of his day" (S.85) !
Gleichwohl zeigt er Ähnlichkeiten mit dem Denken Phi-
los. Da er sich als Palästinenser darstellt, wird bestätigt,
"that notions that we have associated with Hellenistic
Judaism were not unknown and not without influence
in Palestinian Judaism in the first Century A.D." (S.86).
Natürlich sind solche Ergebnisse nicht unwesentlich
durch den Einsatz von argumenta e silentio gewonnen.
Sie bleiben trotzdem aller Beachtung wert.

Größere Linie der joh. Theologie zeichnen die Aufsätze
von Ed. Schweizer („Jesus der Zeuge Gottes") und Chr.
Maurer („Der Exklusivauspruch des Christus nach dem
Johannesevangelium") nach, die beide in je verschiedener
Weise an moderne Problemstellungen anknüpfen. C,F. D.
Moule ("A Neglected Factor in the Interpretation of
Johannine Eschatology") versucht, das Zurücktreten der
futurischen Eschatologie im IV. Evglm (im charakteristischen
Unterschied zu I Joh) von daher zu verstehen,
daß in ihm vornehmlich der einzelne in seiner Beziehung
zu Christus angesprochen werde; mit Blick auf die Gesamtheit
der Menschen gelte auch für Joh (wie bes. I Joh
zeigt) die futurisch-eschatologische Erwartung. G. Sevenster
("Remarks on the Humanity of Jesus in the
Gospel and Letters of John") erhebt die Bedeutung der
wahren Menschlichkeit Jesu für die joh. Soteriologie, verbunden
mit interessanten Überlegungen zum Titel
„Menschensohn" im Verständnis des IV. Evglms.

H.B.Kossen ("Who were the Greeks of John xii 20?")
bestimmt das Evglm als geschrieben für Judenchristen in
der griechischsprachigen Diaspora Kleinasiens, die einerseits
in ihrem Glauben, daß sie zum Messias Israels gehören
, bestärkt und andererseits zur Mission unter den sie
umgebenden Griechen aufgefordert werden sollen.