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Ausgabe:

1972

Spalte:

527-529

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Lexikon der christlichen Ikonographie 1972

Rezensent:

Onasch, Konrad

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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 7

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artige Blindheit für die innere Affinität kirchlicher und Darstellung des Brückensturzes der Novgoroder Strigol'niki

staatlicher Herrschaftsstrukturen, der die Kirche, wie ihre vielleicht zu ergänzen (Istorija Russkoj Literatury, 2. Bd.,

Lage unter der herrschenden Militärjunta in Athen zeigt, Moskau-Leningrad 1946, S. 131). Mit Genugtuung darf der

ohne eigene Strukturrevolution nicht zu entrinnen vermag. Artikel Kirche, Kirchenbau (Sp. 514 - 529) von

Die Fülle von Unterrichtungen in diesem nicht so umfang- G. Bandmann registriert werden, der nichts weniger als

reichen, aber ausgezeichnet geschriebenen Buch kann hier eine Ikonologie des Kirchenbaus darstellt Vielleicht hätte

nur durch seine Kapitelüberschriften angedeutet werden: hier noch die wenn auch s. Z. unterschiedlich diskutierte

I. Geschichtlicher Abriß. Einführung: Griechenlands Befrei- Arbeit von M. Rumpler-Schlachter, Le triomphe de la

ung 1821 und die Bewegung Makrakis, II. Das Verhältnis coupole dans l'architecture byzantine, Strasbourg 1947,

zu Dogma und kirchlicher Praxis. Einführung: Traditio- Erwähnung finden können.

fi?H^1CiSie- °,rth^or-.Tradition' i?. Konsequenzen wichtiger ist der Hinweis Bs auf die materialreiche,

für die theologische Neubesinnung. Einfuhrung: Kritik an sonst selten zitierte Darstellung zur Ikonologie der Kuppel

der Zoi-Bewegung seitens jüngerer, aus der Bewegung aus- von Heautecoeur, die freilich genauso viele Fragen aufwirft,

geschiedener Theologen, IV. Tradition und Geschichte als Zur Geschichte der Kuppel s. neuerdings G. R H. Wright,

geologisches Problem. Einführung: Die griechische Theo- The habitat of the byzantine Cross-in-Square Church (Byzan-

iogie an der Wende vom altkirchlichen zum neuzeitlichen tinoslavica 31 1970 216-228)

Denken. Eine intensive Dokumentation und ein Literatur- Ehenso ist' ein a'rtikel h an dgebärden (Sp. 214 bis
Verzeichnis schließen dieses Buch ab. Den optimistischen 216) von O. Holl zu begrüßen, obwohl sachlich und metho-
Schlußbemerkungen des Vf.s stehe ich mit Skepsis gegen- disch zwischen Gebärde und Gestus schärfer unterschieden
11 er' ^ werden sollte (s. G. Neumann, Gesten und Gebärden in der
Halle/Saale Konrad Onasch griechischen Kunst, [West-]Berlin 1965). Die erwähnten Prinzipien
des Lexikons kommen, wie gesagt, beim Großartikel
Kreuzigung am deutlichsten zum Tragen, wenn man
fTQf~UI/~UITC rUDICTI iruco l/iiMC-r bedenkt, daß ein unerschöpfliches Material von den altkirch-
UCD^niLniC V-nKIOlLll^ntK KUN5T liehen Anfängen des Bildes bis zu Chagall verarbeitet wor-
_ .. , , den ist- (Zu Chagall neben dem erwähnten Liebelt jüngst
Lexikon der christlichen Ikonographie, hrsg. v. E. Kirsch- H. Demisch, Mythische Motive bei Marc Chagall [Symbolon
bäum in Zusammenarbeit m. G. Bandmann, W. Braun- 7, 1971, 137-166]. Zum Rabbulacodex Sp. 609-610 sei als
fels, J. Kollwitz f, W. Mrazek, A. A. Schmid, H. Schnell. Nachtrag P. Maser, Zur Entstehung des Kreuzigungsbildes,
II: Allgemeine Ikonographie. Fabelwesen - Kynokepha- Diss. Sektion Theologie, Martin-Luther-Universität Hallelen
. Rom-Freiburg-Basel-Wien: Herder 1970. VII, 716 Sp. Wittenberg 1970 notiert). Auch die russischen Holzplastiken
m. 336 Abb. i. Text 4°. DM 138,-. bzw. Kruzifixmalereien auf einem Holzkreuz aus dem
Der zweite Band dieses großen Nachschlagewerkes, des- 17.-18. Jh. sind Sp. 619 -620 erwähnt worden,
sen Besprechung in ThLZ 96,1971, Sp. 527 begonnen wurde. Leider fehlt auch hier (wie im Artikel Geburt
wird eröffnet mit einem Nachruf auf den am 20. März Christi) jeder Hinweis auf situationsmilitante Wer'
1970 verstorbenen Herausgeber und bekannten Gelehrten dependerazen zwischen christlicher Ikonographie und Ketzer-
Engelbert Kirschbaum aus der Feder von W. Braunfels. geschichte, deren Ausfall wir bereits in der ersten Rezen-
„Sein Verlust für dieses Unternehmen ist nicht zu ersetzen. sion kritisierten. Es kann kein Zweifel daran bestehen.
Auch die kommenden Bände werden nach seinem Pro- daß die Ausbildung des Kreuzigungsbildes mit geschlos-
gramm fortgestaltet werden ... Das Lexikon der Christ- senen Augen Christi, dem durchhängenden Corpus, in
liehen Ikonographie soll und wird sein Werk bleiben". - summa mit allen Zügen eines wirklichen Toten, zugleich
Der Benutzer dieses Lexikons wird sich inzwischen in das mit entsprechenden eucharistischen Legenden (s. 1- Bd"
System der Abkürzungschiffren eingelesen und die Metho- Eucharistie), die im gleichen Zeitraum vom 9./10-"
de, bei einem Mindestmaß an Redundanz ein Höchstmaß 14. Jh. entstanden, nicht nur (und am wenigsten) gegen
an Information zu erreichen, zu seinem Nutzen verwendet die Bilderstürmer gerichtet war, als vielmehr gegen den
haben. Aber nur so war es möglich, Großartikel wie Erlösungsdoketismus der Bogomilen und Kathaner. Man
Geburt Christi (Sp. 86-120) von P. Wilhelm/Red. braucht nur bei Arno Borst, Die Katharer, Stuttgart 1953
(II C2), Kreuz (Sp. 562-590) von E. Dinkler/E. Dinkler (um nur diesen einen Titel zu nennen!) unter dem Stichwort
v.Schubert, Kreuzigung Christi (Sp. 606-642) von Kreuz nachzuschlagen, um zunächst ganz allgemein über
E. Lucchesi Palli/G. Jäszai (mit frdl. Mitt. v. H. Bauer, diese Zusammenhänge im klaren zu sein. Es würde den
R. Hausherr u. H. Neumann) und Kruzifixus (Sp. 677- Rahmen dieser Besprechung sprengen, wollten wir weiter
695) von R. Hausherr übersichtlich und materialausschöp- auf dieses Thema eingehen.

fend zu gestalten. Das gilt natürlich auch für kleinere. Erschöpfende Informationen findet man in den Artikel"
aber für die christliche Ikonographie nicht weniger wichtige Hölle (Sp. 313-321) von B. Brenk/A. Brulhart und H ö I"
Begriffe wie Himmelfahrt Christi (Sp. 268-276) lenfahrt Christi (Sp. 322-331) von Lucchesi P^lh
von A. A. Schmid, wo man unter I B den wichtigen Aufsatz Neben der von Ovcinnikova besprochenen Pskover Ikone
von G. Kretschmar, Himmelfahrt u. Pfingsten (ZKG 66, ist noch eine Höllenfahrtsikone aus dem StaaÜ. Russischen
1954- 55, 209-253) gerne gesehen hätte. Ob man sich nicht Museum in Leningrad wegen der asketisch-moralischen Bß-
statt östlichem und westlichem auf Apotheosen- und histo- handlung des Themas sehr interessant (V. K. Lauri"3,
rischen Typ einigen könnte? Über die Himmelfahrt Christi Vnov'raskrytaja ikona „Sosestvie vo ad" iz Ferapontova
in der Kuppel jetzt K. Papadopoulos, Die Wandmalereien monastyrja i moskovskaja literatura konca XV v. [Trud.V
des XI. Jahrhunderts in der Kirche Panagia ton Chalkeon Otdela Drevnerusskoj Literatury 27, 1966, 165-187)). Auch
in Thessaloniki, Graz 1966. Bei der Himmelfahrt etwas unbekannte oder abseitige Themen wie z. B. der
Mariens (Sp. 276-283) von J. Fourne kommt der Feiertagschristus (Sp. 20-21) von R. Wildhaber
Orient sowohl in der viel interessanteren als hier darge- wurden bearbeitet. Unter den Textilien seien Fastenstellten
Heortologie als auch Ikonographie zu kurz weg. tuch (Sp. 14-16) von J. H. Emminghaus und Kolobio"
Es fehlt eigenartigerweise L. Wratislaw-Mitrovic u. N. Oku- (Sp. 541-542) von Lucchesi Palli erwähnt. Aus dem Htur'
nev, La Dormition de la Sainte Vierge dans la peinture gischen Bereich muß Artikel Interzession (Sp. 346bis

AjM JJUI111UIU11 XU LMtllll^ V IV-iy Vttll J O -ICl pLimuiL y uv-iiwii wiv.il jaiuxj iii^viiyv^-ziv.« T

medievale orthodoxe (Byzantinoslavica 3, 1931, 134-180). 352) von D. Koepplin genannt werden, der nur den wes^

Zum Artikel Häresie (Sp. 216-221) von L. Kaute (mit liehen Typ der Fürbitte Christi und Marias vor Gotl

frdl. Mitt. von W. Brückner u. H. Skrobucha) wäre die erfaßt, während der östliche Typus der De e s i s im