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Ausgabe: | 1972 |
Spalte: | 202-204 |
Kategorie: | Neues Testament |
Titel/Untertitel: | Apocalypsis Henochi graece 1972 |
Rezensent: | Delling, Gerhard |
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Theologische Literaturzeitung 97. Jahrgang 1972 Nr. 3
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»lonstradition sowie den Naherwartungslogien bzw. den Worte nur indirekte Christologie enthielten. In ihnen werde
orten über das gegenwärtige Geschlecht abgehoben. Für Jesus lediglich als apokalyptischer Weisheitslehrer ohne
_ scheint die Amen-Einleitung vor allem für Lohn- oder eigene Off enbarungsvollmacht dargestellt, der seiner Ge-
^iafankündigungen erweitert zu sein; während Lk noch die meinde die Maßstäbe künftigen Gerichts künde. Die Frage
**ym-vfuv -Worte aus Q ohne Amen bietet, jedoch — nach B. — bleibt, wie die Verfasser der Evv mit ihrer jeweils ausge-
Ie Amen-Einleitung niemals (?) tilgt. prägten Christologie die Amen-Einleitung so ausgiebig re-
Die johanneische Doppelung des Amen wird mit dem daktionell verwerten konnten, obwohl diese Jesus gerade
Hinweis auf zweifaches liturgisches Amen dm AT und in nicht als prophetisch-vollmächtigen Redner zeigt, sondern
Oumran sowie auf das doppelte rat am Satzanfang im Grie- als apokalyptischen Seher, „dessen Rede auf Legitimation
wuschen erklärt. Nach B.' übernimmt Joh sowohl die Amen- angewiesen ist" (128). Auch die gleiche oder nur ähnliche
Einleitung wie auch den Inhalt der so eingeführten Logien Verwendung von geläufigen Bildworten wie ,Kind', Unecht'
aus der vor ihm liegenden Tradition. Amen kennzeichnet u. a. konstituiert doch nicht eo ipso eine Tradition.
<"_e Traditionalität der Aussage. Die Bekräftigungsformel In das Schema apokalyptischer Lohnverheißungen wer-
t v 3n ^e Stelle, die 'm atlichen Botenspruch der Schwur den mehrere Logien gepreßt, die sich der vorgeschlagenen
Jahwes bzw. die Botenformel einnehmen, und bekräftigt Typisierung entziehen. So versteht B. Joh 21,18 nicht als
le Zeugenschaft Jesu. Weissagung des Petrusmartyriums, sondern primär als Vor-
Provozierende Hypothesen werden in den Abschnitten aussage der direkten Erhöhung des Gerechten in den Him-
11 7 I und K zusammengefaßt und vorgetragen: Bestimmte mel. Die Beweislast dafür tragen Parallelen aus der spät-
Pneuma-Worte im NT erweisen sich als funktionsgleich mit jüdischen Literatur.
en Amen-Worten. Sie unterscheiden sich nur in der Art der Stärke und Schwäche der vorliegenden Untersuchung
Anführenden Legitimationsformel. Während Pneuma-Worte werden durch die m. E. einseitige Konzentration auf judäo-
Und atliche Botenformel auf Gott bzw. das Pneuma als di- hellenistische Texte als form- und traditionsgeschichtliche
ten Urheber weisen, kommt in den „Wahrlich, ich Vorbilder der ntlicher Aussagen und durch den weitgehen-
^Se euch"-Worten die Person des Sprechers in den Blick. den Verzicht auf redaktionsgeschichtliche Arbeit und ihre
essen Rede bedarf als vermittelte der Sicherung ihrer Ergebnisse bestimmt. Vf. hat ausgedehntes Material zu
laubwürdigkeit. Das leistet die Amen-Einleitung. Sie de- einer wichtigen formgeschichtlichen Frage vorgelegt. Für
ariert das folgende Logion als Zitat aus himmlischen Bü- eine Reihe von Hypothesen und Methodenfragen wird man
ern, als .echte Tradition', die der apokalyptische Weis- die ausführliche Begründung in der demnächst erscheinen-
eitslehrer getreulich weitergibt. Daher läßt sich aus den den Dissertation des Vf.s und in weiteren angekündigten
en"Worten nur eine indirekte Christologie erheben. Je- Veröffentlichungen suchen müssen. — Sechs Indices und meh-
SUs erscheint in ihnen als Lehrer des apokalyptischen Fahr- rere ausführliche Zusammenfassungen erleichtern den
Plans und der eschatologischen Vergeltung. Überblick und die Benutzung für Einzelfragen.
T i*11' ^e^erat: der außerneutestamentlichen frühchrist- Leipzig Georg-Christoph Köhler
lchen Amen-Worte erbringt weiteres Material und erste _
Operative in den Logien, während im NT die Amen-Sätze
s feststellende Belehrungen keine Imperative enthalten. i Victor E. Hasler: Amen. Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen
°ie entscheidende Schwäche der Beweisführung liegt in «" E^hTgtV,m!lLd^L u"e'lwon.e -Wahrlich, ich sage euch", zu-
<jan ^ rieh 1969. B. setzt sich am bchluß seiner Arbeit ausführlich mit Hasler
angezogenen Stellen Test. Abr. VIII und XX. Entgegen auseinander und erleichtert damit den Vergleich beider Studien.
~er ausdrücklichen Versicherung B.S (S. 5,A7) werden die einem Nachtragsaufsatz in ZNW wird weiteres Material noch-
Pacc-,^, , , , . ,. t_ t> gewiesen. (Briefl. Mitteilung des Vf.s.)
«agen vom Herausgeber der Schrift als christliche Re- 3 M. R. James, The Testament of Abraham, Text and Studies II, 2
7*tion und .mediaeval matter' bezeichnet'1. Damit verän- Cambridge 1892, S. 50ff (The Christian element in the Test, of Abr.)
dert- c.- 1- j , ■ 1 _ , . James weist im gleichen Zusammenhang darauf hin, daß keine Hand-
"T* Slcn der Gegenstand künftiger Diskussionen. Es geht schrift des Test. Abr. Rez. a über das 13. Jh. Pc hinausreicht, die vorgeht
mehr primär um die Präexistenz jüdischer Amen- liegende Form nicht.früher als in das 9. oder 10. Jh .datierbar ist und
Wort-o J ,__. die hypothetische Urform, die zwischen Rez. A und B liegt, Origenes
, 1Le. Sondern um die formalen und inhaltlichen Bezie- vorgelegen haben muß, also etwa ins 3. oder sogar 2. Jh. pC gerechnet
"Ungen zwischen den Schwur- und Betcuerungssätzen der werden könne. - Auch mit den sich dabei ergebenden methodischen
SpätiiiH;,. 1. . , , ., , , , , . „, ,. und sachlichen Fragen wird sich B. in seinem angekündigten Aufsatz
«-""■jumsehen Apokalyptik und den nthehen Amen-Worten. auseinandersetzen.
Weiterhin ist kritisch anzumerken: Die Beschränkung
ut den religionsgeschichtlichen Längsschnitt und der weitgehende
Verzicht auf die Auseinandersetzung mit der je- Black, M. (Ed.): Apocalypsis Henochi Graece. — Denis, Al-
eiligen redaktionsgeschichtlichen Literatur wirkt sich für bert-Marie: Fragmenta Pseudepigraphorum quae super-
lne Reihe von Einzelexegesen negativ aus. So wird etwa sunt Graeca una cum historicum et auetorum Judaeorum
n Mk 14 9 euangelion als Verkündigung der Strafe und des Hellenistarum fragmentis collegit et ordinavit. Leiden:
läfi S 9efafr' die beim endzeitlichen Gericht laut wird. Das Brill 1970. VI, 246 S. gr. 8° = Pseudepigrapha Veteris Te-
u ^ Slch aber nur so behaupten, wenn man gegen Marxsen stamenti Graece, ed. A. M. Denis et M. de Jonge, III. hfl.
ist"" voraussetzt- da6 euangelion bei Mk kein Begriff 96--
(l3Und daß gegen den sonstigen Gebrauch des Wortes bei Mk Der Reihe der PsVTGr1 ist die Aufgabe gestellt, zuver-
Loö' "Ur die vermutete apokalyptische Tradition des lässige Editionen für den Handgebrauch zu bieten. Pür die
9'°ns sinnerhellend sein kann. griechisch erhaltenen Stücke des 1. Hen, 1,1—32,6; 89,42—49
Tr j*rfacn konstruiert B. aus wenigen Belegstellen ganze und 97,6-107,3 (ohne 105), liefert eine solche M. Black auf
^ "lonsketten: So isoliert er eine Reihe von Pneuma- Grund einer sorgfältigen Neubearbeitung des vorhandenen
tenf^6" aus dcm eine Anwendung der atlichen Bo- Materials an Handschriften und Ausgaben. Die Manuskripte
^ 0raie' darstellen oder sonst Pneuma als Offenbarungs- für den jeweils umfänglich griechisch erhaltenen ersten und
nur nennen- Jedoch erweist sich bei näherem Zusehen letzten Teil des 1. Hen — die von ganz verschiedener Her-
(A.ct6i!?e der angezogenen Stellen als Pneuma-Boten-Formel kunft sind — wurden an Hand des Originals bzw. der Re-
sind 20-:11)- während die übrigen semantisch so verschieden Produktionen nachgeprüft2. Außerdem werden Stücke bei
VQr ' daß jeweils unterschiedliche Pneumavorstellungcn Georgius Synoellus zu 6—10.15f und eine nicht o. w. einzu-
3en"h9en mussen- Aus ihnen konstruiert B. aber das Ge- ordnende Passage wiedergegeben (ein Pariser Ms. zu Geor-
füh ' r V°n Pneuma-Worten als unmittelbarer, nicht rück- gius kollationierte M. de Jonge) sowie die taehygraphisch
nell 0ffenbarung und von Amen-Worten als traditio- erhaltene Partie 89,42—49.
Sen^ r' vermittelter bzw. aus himmlischen Büchern abgcle- Für die Bearbeitung wird auch der äthiopische Text herer
Offenbarung. Daraus folgert B. weiter, daß Amen- angezogen; nicht berücksichtigt werden konnten bei dem ge-