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Ausgabe: | 1971 |
Spalte: | 81-90 |
Autor/Hrsg.: | Diesner, Hans-Joachim |
Titel/Untertitel: | Kirche, Papsttum und Zeitgeschichte bei Isidor von Sevilla 1971 |
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Theologische Literaturzeitung
Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft
Begründet von Emil Schürer und Adoif von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D. ERNST SOMMERLATH, D.D.,LEIPZIG
NUMMER 2 _ 96. 3AHRGANG_FEBRUAR i9/1
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Kirche, Papsttum und Zeitgeschichte Stellung der sogenannten Annale» Porten, B.: Archives from Elephan-
, . ' .j CT Mettcuses priores (G. Haendler) . . 118 tine (11. Bardtke)........90
oei Isidor von Sevilla. Hauptmann, A., s. Otto, G......149 Itengstorf, K. 11., u. S. v. Kortzfleiseh
Von H.-J. Diesner........ 81 Hidiroglou, I'.: Das religiöse Leben [Hrsg.): Kirche und Synagoge. II.
Bastian, H.-D.: Experiment Isolotto, auf Kreta nach EwÜJä Celebi (O. Becher) . . . . ... . . . . 98
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Labonte (K 1' llertzseü) . • 117 llolinann, G., s. Seusc, H......120 Podskalsky)..........IIb
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ouogiapbie de la H61oi nie MoO-wb. K&iemann, B.: Panlinisohe Perspek- .die Kirchct (Ch. M. Ilanfe) . ... 151
Boree W l)ie ' n'ltn'n ' Ortsnamen tiveu (tK Dellin8)......, •, • 103 Schicrse, F. J., s. Otto, G......149
Palästinas 2 Anfl O EIMeldtf™ 91 KortzfleW fä. V., s. Keagitort, K. H. 98 Scuiwy> G.: strukluralis.uus und
«laaunas. i. iimi. ^. timuuu . . ji Kümmel, W. G.: Die Theologie des f <hrlatantnm CO Krnmhal IM
^StkÄ^^Sf *abM' 100 fiuuen tarnents nach "seinen Be^S^fDfnÄhe^^gotaSoWl«:
tbanofand Pho^ ™ Paulus, Jonan- ^ ^n, übertragen u. hrsg. v. G. Hof-
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(P. Stuhlmachcr)........ 106 Melanchthon» in ihrer geschieht- scnrilten in Mascn nenscnrin
Kleiscbhack, E, Fegfeuer (H. Mai) . 139 Uohg ^jtaklung ,1519-1530) ^ÄM'ÄSI
G önv k"T8 nUdTS<iUf' *™ ' Oto G.: Sachkunde Beli*on. von Naumburg-Zeitz (1542-1546) . . 153
«lonyik, L.: Die Taufe in der Theo- meneestellt u hrsir unler Mitarb Kaud er, K.-H.: Stud en zur gegen-
log.e Martin Luthers (H.-J. Bothert) 122 "'"jfeSj'° Dörgcr A Hauptmann wäl tigen lutherischen Abendmahls-
üalbfas, H., s. Otto, G....... 149 J. Lott, G. Petzkc, H. Hnlbfas, T.3. ^ehre.............155
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£crsecution of Christians in the l'etzke. G., s. Otto. G. . . . 149 a i .__. .__, .
Oespel aeeording ,o St. Matthew pfotnik, K* Hervaous Natälis OP Mtriräa » d?" a'bible'
(Ch. Haufe)........... 113 and tho Controversies Over the .rrnl?,« Patri8tl(l,,es ae la blule ...
uaselbach, I.: Aufstieg und Herr- Beal Presence and Transubstan- tricuuo............iot
sehaft der Karlinger in der Dnr- tiation (K.-H. Kandier).....137 Neue Bücher...........157
Kirche, Papsttum und Zeitgeschichte bei Isidor von Sevilla
Von H.-J. Diesner, Halle/Saale
Ein so bedeutender Kirchenvater wie Isidor von Sevilla,
dessen Ausstrahlung insbesondere auf die Welt des Mittelalters
unbestritten ist, hat immer wieder anregend auf die
Forschung verschiedener Fachgebiete gewirkt. Dabei spielten
seine Vielseitigkeit in thematischer Hinsicht und seine
Wendigkeit bei der Beschäftigung mit unterschiedlichsten
Wissensgebieten eine Rolle, die ihn bereits Männern wie
Beda, Alkuin, Hrabanus Maurus oder Petrarca unentbehrlich
Semacht hatten. Unbestritten ist heute jedoch auch, daß
Seine Quellenbenutzung und seine Arbeitsweise überhaupt
von vielen Zufällen, Ungeschicklichkeiten und Irrtümern
belastet ist. Der Romanist Karl Vosslcr macht in einem
sehr abgewogenen Aufsatz darauf aufmerksam, dafi Isidors
•Sammelschreiberei" gerade in ihrer „Anspruchslosigkeit
ermunternd" gewirkt habe '. Derselbe Autor sieht durchaus
die positiven Seiten und Auswirkungen der Isidorischen
Kompilationen, die im wesentlichen Ergebnisse einer mühsamen
und langwierigen Auswahl gewesen sein müssen.
Man darf sich von der „Kürze und Bestimmtheit seines Ausdrucks
und der lockeren Dehnbarkeit seiner Komposition"-
tatsächlich nicht täuschen lassen. Isidor teilt sehr viel Wichtiges
mit, und es ist völlig unmöglich, auf ihn zu verzichten
,- andererseits repräsentiert er selbst weithin den
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Bildungsrückstand seiner Epoche, der oft mit einer Rück-
entwicklung der antiken Wissenschaftsmethode Hand in
Hand geht3.
Es sei dem Verfasser gestattet, diese Problematik zunächst
an einem Beispiel aus seinem engeren Arbeitsgebiet
zu belegen. Isidor schreibt zwar in erster Linie als Theologe,
und zwar als Bibelexeget, als Dogmatiker und Moraltheologe
. Er setzt sich aber in den Etymologiae wie anderwärts
mit allen „freien Künsten", ja mit der Gesamtheit
des seinerzeit verfügbaren Wissens auseinander4. Auf
historische Themen stößt er nicht nur mit seinem bis 615
reichenden Chronicon, sondern auch mit seiner Historia
Gothorum (bis 625) und mit der Schrift „De viris illustribus",
die eine bereits renommierte Litcraturgattung fortsetzt. Aber
auch das erste Buch der Etymologiae gibt in vier Kapiteln
(41 bis 45) eine von den Worterklärungen ausgehende
historisch-methodologische Grundlage, die in mehrfacher
Hinsicht interessant ist. Hier werden Namen antiker Historiker
genannt, darunter der Hcrodots. Die für die historische
Methodologie grundlegenden Autoren Thukydides
und Polybios sind Isidor hingegen nicht einmal namentlich
bekannt. Daraus erklärt sich wohl bereits eine relativ
naive Erklärung geschichtsmelhodologischer Art. Als alleinige
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