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Ausgabe:

1971

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 7

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verzüglich auf die Frage nach dem konkreten Gottesverhält- Wirklichkeitsbewegung" intoniert: „Gott und seine Liehe",
nis. Was kann und soll ich im Glauben beantworten und ver- Freilich, was ist dann das Plus, der Überschuß des „spre-
antwortcn? Wie äußert sich der Glaube? Eine ,Theologie des chenden Glaubens"? Sollte nicht die Formel ,ich glaube an
Gebets' isl mil Notwendigkeit Lehre von Gott, die Frage dich' überflüssig, nichtssagend geworden sein und si.-m des-
nach dem Sinn und der Bedeutung des Gebeis die Erörterung sen um Jesu willen ausdrücklich vom Glauben an das Wort
der Fr age nach Gott, weil es ja Gott selbst ist, der angeredet der Liebe geredet werden? Wenn man das Apercu vom aus-
und bei allem, wovon im Gebet die Rede ist, in Anspruch drücklichen Gebet als dem Urlaub des Glaubens (88) wört-
genommen wird, Das muH aichl nur auf eine Verifikation des lieh nehmen darf, so ist das doch die Erlaubnis, zwischen unGlau
hens an Gott herauskommen; es muß auch nicht bloß serem Werk und Gottes Werk, zwischen meiner Zeit und
die Probe aufs dogmatische Exempel sein. Wold aber wird Gottes Zeit zu unterscheiden und in der Wirklichkeit auf die-
die Erfahrung des Glaubens, die Erfahrung mit dem Glau- sem Unterschied unbedingt bestehen zu können.
•>en thematisch werden müssen, genauer: die Frage, wobei Bedenkenswert sind Peschs Darlegungen zum „Gebet der
Gott in Anspruch genommen sein will. So könnte eine Theo- Gemeinschaft" (6. Kap.). „Der besondere Sinn des gemein-
logic des Gebets weniger mit dem Sinn des Gebets zu tun schaftlichen Betens ist das Bekenntnis", der „andere beson-
haben als mit dem Sinn für die Notwendigkeit, Gott glau- dere Sinn... ist Verkündigung" (72f.). Doch ist, wer an der
hend in Anspruch zu nehmen. Das Junktim, wie Pesch sagt, Liturgie teilnimmt, in der Tat so „sicher, dem Bekenntnis
..zwischen Not und Krise des Glaubens an Gott einerseits der Kirche im Bekenntnis dieser konkreten Gemeinschaft zu
"nd Not und Krise des Gebets anderseits" ist so unbestreit- begegnen"?

har wie aufschlußreich. Doch meine ich, es entspreche gerade Das abschließende Kapitel „Das Gebet als Gnade" bringt
«nem Junktim zwischen Glaube und Gebet, daß nun das eine kritische Reflexion über jenen Schritt, der die theolo-
Gcbct und eine Theologie des Gebets es mit den Erfahrungen gisc.be Besinnung auf das Gebet oft allzu schnell zu einer Re-
auf dem Wege des Glaubens zu tun bekommt, also z. B. gistratur der Motivationen und Indizien der Gebetspraxis
zwischen Gottes und unserm Werk zu unterscheiden hat. Ist führte. „Das Gebet ist (Frucht der) Gnade", weil der Glaube
nicht Joh 4,46-53, der scheinbar inkongruente und doch evi- Gnade ist (91 ff.). Es tut der Eindeutigkeit der Gnade Ab-
dentc Progreß von Bitte und Glaube, ein deutlicheres Modell bruch, wenn sie als besondere „Erkräftigung zu besonders
des Junktims von Glaube und Gebet als etwa Mk 9,24? wertvollem Gebet" verstanden wird. Weil die „Gnade des
Pesch, Dozent für Dogmatik und ökumenische Theologie Glaubens... das Wort Gottes" ist, heißt „Einübung ins Be-
'" Walherberg, setzt mit seinen Überlegungen, die auf Vor- ten... Einübung ins Hören - des Wortes Gottes in der Schrift,
'psungon im Sommersemester 1966 zurückgehen und in acht in der begegnenden Wirklichkeit" (98.100).
Kapitel gegliedert sind, bei der Frage ein, ob denn nicht das Man wird sagen können, daß es Peschs ermunternd ge-
^irkliche Gebet tätige Solidarität im Vertrauen auf Gottes schriebener Untersuchung geglückt ist, die Einreden und
Gegenwart in der Tiefe des Duseins sei. Gehört, was her- Aporien, denen das Gebet begegnet, als Elemente der funda-
kömmlich Gebet heißt, die innere Distanz zu anderen Ver- inentaltheologischen Frage nach dem Glauben verständlich
richtungen, das Sprechen in der Ich-Du-Form, die Hinwen- zu machen; die Radikalität der Frage wird nicht in die
Uung zu Gott selbst, zum Wesen christlicher Existenz? Frömmigkeit eines abstrakt philosophischen Glaubens auf-
(S- 18f.). Gegenwärtigem Wahrheitsbewußtscin radikalisiert gehoben, sondern in die Notwendigkeit persönbehen Glausich
die Verborgenheit Gottes, die das .Gespräch mit Gott' bens an Gott übersetzt.

«ets begleitet, nicht nur zur absconditas sub contrario, zur Marburg Gerd Schunack

Offenbarkeit im Wort vom Kreuz, sondern, wie es scheint,
darüber hinaus zur Erfahrung der Abwesenheit, des ,Todes'

Gottes (26ff.). Diese Krfahrung prägt das Gehet wie den -

Glauben. „Unter den unausweichlichen Denkvoraussetzun-

6?n der .hominisierten Welt' fällt das Beten-Können mit der AJ ^ , Zpit(,cmäße Sprache in heutiger Verkündigung

**aft, an Gott als Person über uns, um uns, mit uns glauben (TThZ 79, 1970 S. 355-366).

£" kö„nen, zusammen" (39). Der „neue Ansatz einer Sinn- ^ Dokptischc in der Pfarrerexistenz

"egnmdung des Gebetes wäre demnach in der struktur des (DtPfrBl 70 1970 S. 758-761).

Glaubcnsvollzues selbst zu finden. Iiier gewinnt Pesch seine . „. _ ' ,„ ' . . . ,

These-v i . n Z r .. lw.M,l,.r ri u.be ist wie Baackc, Dieter: Mit hörenden Ohren nicht verstehen. Von

sieh ' ! v 7 Glaube an Gott sprechend« Glaub, st Wie Schwierigkeiten der Kommunikation (DtPfrBl 70,

»ich menschliches Existieren überhaupt sprachlich vollzieht, Q g 605_gQm

lst ..der Vollzug des Glaubens... selber Gebet, das Ur-Gcbet L'.mui l.'j . i i i-, - ;„ i„alP;,.ll„

schl,>,l,,i ■ •< l u L u„, Aaa Tebet die ein- Coste, R.: L'Egbsc et l'avenemcnt de La socicte industrielle

.n'< cnthin (43) und ebenso umgekehrt „das (-.eoet üie ein ,,,HT, ()., ,5™ s 040074^

"f?e Gestalt bewußten Glaubensvollzugs" (53). Wovon (NRTh J2, 1J70 S. 8 ,9 87 .).

SP»ehl ,1er Glaube? Bezeichnend ist die (aus der Struktur Gera, Lucio: Celebrer a nouveav, e pascale (Communion -

des Gebets stammende?) Implikation: dem Wort Gottes sich ^rbum Caro 95, 1970 5. 61-73).

Rankend, sagt der Glaube eigentlich und im Grunde vor Goldbrunner Josef: Berufsproblcme des Priesters heute

G°tt zu Gott ,ieh glaube an dich' (61f.). Aber: Ist das neu- (TThZ 79, 1970 S. 346-3B4).

Namentlichem Glaubensverständnis konform? Ist hier Heidland, Httni-Wolfrang: Notstand des Wortes — Not-

glaube nicht ein sozusagen christologiseher Akt, Freude an stand des Pfarrers (DtPfrBl 70, 1970 S. XI/731-XI V/734).

G°U urn Jesu willen, Antwort auf Jesu Kreuz? Pesch wird Kamphaus, Franz: Zur Strukturform in der Kirche (TThZ

'.'^artiges sicher nicht in Abrede stellen, doch was bedeutet 79, 1970 S. 281-292).

Jenc nun doch mit dem „ausdrücklichen" Gebet identisch Llerena, Margarita Moyano: Une Eglise pascale (Commu-

^erdende Wirksamkeit des Wortes Gottes? Interessant ist n;on _ Verbum Caro 95, 1970 S. 5—9).

f»ir nU" gloich ein Hlick auf <lnS -Gebct' das ni< 1,1 sPricht" Maver Rainer: Volkskirche oder Freiwilligkeitskirche? Über-

Vl"0- Erschienen zunächst Glaubensvollzug und Gebetals legu'ngen im Anschluß an Dietrich Bonhoeffcr (ZW 41,

''"sselbe, weil beides dem ,ich glaube an dich' vielfältigen 1<J70 § 378-389).

^■n.ck gibt, so zeigt sich jetzt: das ausdrückliche Gebet, Rau8chenb Hans: Pfarrer - Beruf ohne Praxis?

«Antwortdes Glaubens sprechen aus, „was das Leben voll- (DtPfrBl 70, 1970 S. XIV/734-XVII/737).

',e"t. nämlich: .Ich irlaube an dich'" (86). Denn „alle Un- . _

^ngtheitserfahrunfen unseres Lebens" sind auf den „Sinn Russell Neil: Une_Egl,se miss.onna.re (Communion - Ver-

^ .Ich glaube an dich'" bin aufzuschließen (85). Das aus- »um Caro 96, 1970 S. 50-o8).

°riickliebe Gebet, bewußt vollzogener Glaube bringen zur Tillard. J. M. R. O. P.: La pauvrel6 rehgieuse (NRTh 92,

Sprache, was „alle im Rahmen des Glaubens angenommene 1970 S. 806-848).