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Ausgabe:

1971

Spalte:

421-424

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Hebrew Union College Annual 1971

Rezensent:

Bardtke, Hans

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Theologische Literaturzeitung 96. Jahrgang 1971 Nr. 6

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Erzählungen über die Gottlosigkeit der Bewohner So-
doms. Die Vermessenheit der Menschen war schon nach
einer im Alten Testament selbst (Ez. 10: 49) aufbewahrten
Tradition dem Mißbrauch der vielen Güter, die Gott ihnen
geschenkt hatte, zuzuschreiben" (S.5-6). Dann werden
einige Freveltaten der Sodomiter aufgezählt, und darauf
folgt dieser Absatz, der den - zunächst rätselhaft bleibenden
- Haupttitel dieser Rede, „Het Meisje van Sodom",
zureichend erklärt. „Zu diesen Erzählungen gehört die
Version einer Haggada, die uns in dieser Stunde noch
näher beschäftigen soll. Es war ein Mädchen, das den
Armen iu ihrem Wasserkrug Brot zu bringen pflegte. Die
Sache kam ans Licht. Man schmierte sie mit Honig ein
und legte sie auf das Dach einer Mauer, worauf Bienen
kamen und das Mädchen aufaßen. Darum steht es geschrieben
(Gen 18:20) ramo man DTTO npjH mir T»m,
in unserer Übersetzung: Und der Herr sagte: .Das Geschrei
über Sodom und Gomorra ist fürwahr groß'. Rabbi
Juda erklärte im Namen von Rav: wegen der Sache mit
dem Mädchen, im Aramäischen Wl "fV>9b*. Das alt-
testamentliche nm [groß] wurde in dieser Haggada als
ran [Mädchen] gelesen" (S. 7).

Halle/Snale Otto Elßfeldt

Hebrew Union College Anniial. Ed. by M.Tsevat, Vol. XL-XLI.
Uncinnati: Hebrrw Union College - Jewisli Inatitute of
P'ngion 1969 -70. X, 580 S. m. Abb. u. Taf., 3 Faittabcllon,
W hebr., 25 S. Index gr.8°.

^ Der vorliegende Band ist dem bekannten Gelehrten
t . en Glueck zum siebzigsten Geburtstag gewidmet und
Dr.mgt ein gutes Bild des Jubilars, aber leider keine Bi-
'ographie seines umfangreichen Schrifttums. Unter den
roeitcn nimmt nur eine archäologische Publikation auf
' a?vreicnc archäologische Lebenswerk von Glueck bezug.

Werner Weinberg entwickelt in seiner Studie „Transuteration
and Transcription of Hebrew" (S.l -32) die bis-
«.ri?.en Transkriptionsgepflogenheiten und erwägt neue
■ °gnchkeiten unter Beifügung von fünf ausführlich und
'. r genau gearbeiteten Transkriptionstabellen nebst
inem Glossar transkribierter hebräischer Wörter „in
it!1§ Spelling", wobei die sephardische Aussprache des
lebraiscken berücksichtigt wird. - Der Beitrag von
'^amuel Greengus, „A Textbook Case of Adultery in An-
1950 ,0Potam'a" (S. 33-44) gibt einem sumerischen,
ei k"1 ?'Van PjP1 erstmals veröffentlichten Dokument
ne abweichende Interpretation, indem er ein Ehebruchsergehen
der Frau in Tatgemeinschaft mit Verletzungen
oiii ermögeu und Besitz des Mannes annimmt. - Hildegard
Lewys Herausgabe der altassyrischen Texte „Ohl
pSy^* Text« in the University Museum, Philadelphia,
ha ' wird fortgesetzt in klarer und leicht lcs-

er Autographie mit beigefügter Museumsinventar-
nummer. - Der Beitrag von David B. Weisberg, „An Old
™)ylonian F°rerunner to SUMMA ALU" (S.87-104) ist
~fB^Tert der altbabylonischen Omenliteratur gewid-
ue P'e sorgfältige Kommentierung, die auch traditions-
geschichtliche Probleme behandelt, kommt zu dem Ergebnis
, daß die babylonische literarische Tradition
wesentlich konservativ und im Grund zuverlässig ist. -
Kiula.y Morgenstern entwickelt in seinem Aufsatz „Isaiah
(S. 109-121) einen ohne V.l und 10 rekonstruierten
ext von Jes 61, den er wegen der erwähnten Verwüstungen
Palästinas und Jerusalems mit den Ereignissen um
0 v.Chr. (Erneuerung der Daviddynastie in Jerusalem
!) in Verbindung bringt. Der Text soll aber erst
aus der Zeit zwischen Esra und Nehemia, 440 v.Chr.,
s ammen. Die gesamte These erscheint auch in diesem
pSammenhang wenig glaubhaft. - Matitiahu Tsevat,
• >w>d and the Gods in Assembly. An Interpretation of

Psalm 82" (S. 123-137) löst das Problem des genannten
Psalms, indem er starke prophetische, in der Vision der
Götterversammlung hervortretende Züge annimmt. In
der Götterversammlung werden die Götter durch Jahwe
verdammt. Der Psalm charakterisiert also den Übergang
von einem Stadium der unter Jahwes Herrschaft bestehenden
Existenz jener Götter als Volksgottheiten
(Dt 4,19; 32,8f) zu einem neuen, die Existenz dieser Götter
verwerfenden Stadium der Geisteshaltung in Alt-
israel. Tsevat bezeichnet den Psalm als eine Art von
Wasserscheide in der Ideengeschichte Israels (S. 134). In
einem Anhang zieht der Verfasser die Interpretation von
Pl 58 zum Vergleich und zur Hervorhebung der Unterschiede
heran. Leider verzichtet der Verfasser auf eine
zeitgeschichtliche Festlegung des Psalms 82 und auf die
Verbindung mit einer religiösen und frömmigkeits-
gcschichtlichen Bewegung. - Interessantes und bisher
noch unpubliziertes Inschriftenmaterial bringt die umfangreiche
Abhandlung von William G.Dever über „Iron
Age Epigraphic Material from the Area of Khirbet el-
Kom" (S. 139-204). Der Aufsatz ist reich mit gutem Abbildungsmaterial
ausgestattet. Die drei wesentlichen
Grabinschriften seien hier in Übersetzung gegeben. Aus
Grab I kommt die Inschrift „Gehörig dem 'Ophai, dem
Sohn des Netanjahu, ist diese Grabkammer". Der Ausgräber
setzt diese Inschrift in die Mitte des 7. Jahrhunderts
v.Chr. Die zweite Inschrift befand sich im gleichen
Grab 1 über dem Durchgang zum 3. Grabraum und
lautet: „Gehörig der '0..., der Tochter des Netbanjahu".
Leider ist der erste Personenname teilweise zerstört, doch
muß es sich um einen weiblichen Namen handeln. Die
dritte Inschrift stammt aus Grab 2 vom östlichen Pfeiler
zwischen Raum 1 und Raum 2. Sie lautet: „(Gehörig dem)
Urijahu! Gib acht auf seine Inschrift. Gesegnet ist Uri-
jahu von Jahwe. Und verflucht soll sein die Hand dessen,
der ... (Geschrieben von) 'Onijahu." Die Lakune hinter
„dessen, der", die hier gelassen wurde, entspricht nicht
einer Textlücke, sondern einem noch nicht hinreichend
interpretierten Text, der deshalb nicht hier in Übersetzung
gegeben wurde. Außer diesen Inschriften sind
noch einzelne Gefäßaufschriften und Gewichtaufschriften
gefunden worden. - Ellis Rivkin, „Defining the Phari-
sees: the Tannaitic Sources" (S.205-249) hört eine einzige
Quellengattung, eben jene tannaitische Literatur,
eingehend auf ihre Aussagen über die Pharisäer ab. Die
Quellenuntersuchung ist sehr kenntnisreich und systematisch
vor allem in der Hinsicht, ob mit dem Begriff
perüschTm wirklich die Gruppe der Pharisäer gemeint ist
oder ob Asketen oder Häretiker darunter zu verstehen
sind. Der Vf. arbeitet dann gut den Charakter der Pharisäer
als hakämlm und süferim heraus und findet sein
l'harisäerverständnis durch Josephus (Ant XIII 297.408)
bestätigt. Sie erscheinen hier wie auch im Neuen Testament
als die Klasse der Gelehrten, der „twofold Law, nothing
more, nothing less" (S.248f). - Alexander Gutt-
mann, „Jerusalem in tannaitic Law" (S.251-275) stellt
unter Ausklammerung von Tempel, Tempelkult und Syn-
edrion fest, daß Jerusalem in der tanuaitischen Gesetzgebung
eine hervorragende Rolle als eine Stadt sui gene-
ris gespielt habe, und zwar auch nach der Zerstörung im
«lahre 70 n. Chr. In der Mischna werde weniger Nachdruck
auf Jerusalem gelegt wegen der Opposition Judas I
gegen Jerusalem zugunsten von Sepphoris und Tiberias,
wobei der Vf. in einer Fußnote betont, daß Juda I sorgsam
über sein Ansehen gewacht habe. Die Quellensammlung
, die der Vf. in seiner Arbeit vorlegt, ist von großem
Wert auch für die Geschichte Jerusalems überhaupt.
S.M.Passamaneck, „A Case of Piracy" (S. 277-298) beschreibt
einen interessanten Rechtsfall vom Jahr 1583,
in dem ein von Rhodes nach Saloniki fahrendes Schiff
mit zahlreichen Juden an Bord von der eigenen Schiffs-