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Ausgabe:

1970

Spalte:

801-809

Autor/Hrsg.:

Delling, Gerhard

Titel/Untertitel:

Die bleibende Bedeutsamkeit der Verkündigung des Anfangs im Urchristentum 1970

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Theologische Literaturzeitung

Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft

Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: PROFESSOR D. ERNST SOMMERLATH, D.D.,LEIPZIG

NUMMER 11 95.JAHRGANG NOVEMBER 1970

Spalte

Die bleibende Bedeutsamkeit der Verkündigung
des Anfangs im Urchristentum.

Von G. Delling ........................ 801

Avl-Yonah, M.: The Latin Inscription from
the Excavations in Jerusalem (H. Bardtke) 814

Baur, J.: Salus Christiana. L (G.Müller)____843

Blaschke, K., Haupt, W., u. H.Wießner: Die
Kirchenorganisation in den Bistümern
Meißen, Merseburg und Naumburg um
1500 (W. Schlesinger) .................. 863

Blinzler, J.: Der Prozeß Jesu. 4., erneut revidierte
Aufl. (J. Jeremias)................ 823

Crouzel, H., s. Gregoire le Thaumaturge ... 830

Davidsen, A.: Komponenter til Kristendoma-
undervisning (Bausteine zur Unterweisung
Im Christentum) (D. Hoffmann).......... 861

Derrett, J. D. M.: An Oriental Lawyer Looks
at the Trial of Jesus and the Doctrine of the
Redemptlon (E.Bammel)...............824

Ebeling, G.: Wort und Glaube, II. (W.Trffl-
haas) ................................ 841

Elchrodt, W.: Religionsgeschichte Israels
(S. Herrmann) ........................ 813

Gamber, K.: Missa Bomensls (J. Hennig) .... 852

Spalte

Ganzer, K.: Papsttum und Bistumsbesetzungen
In der Zeit von Gregor IX. bis Bonifaz
VIII (F. de Boor) ..................... 864

Gregoire le Thaumaturge: Remercienient ä
Origene suivi de la lettre d'Origene ä Gregoire
, ed. par H.Crouzel (H.Berthold) ... 830

Gritsch, E. W.: Reformer Without a Church
(J.Rogge) ............................ 838

Grundmann, W.: Das Evangelium nach
Matthäus (G.Strecker) ................. 817

Haubst, R., s. Mittellungen und Forschungsbeiträge
der Cusanusgesellschaft......... 836

Haupt, W., s. Blaschke, K................ 863

Kaiser, O.: Einleitung in das Alte Testament
(G.Wallis)............................ 810

Lammens, G.K.: Tot Zijn Gedachtenis (J.P.
Boendermaker)........................ 855

Markus, R.A.: Saeculum: History and Society
In the Theology of St. Augustine (H.-J.
Diesner).............................. 826

Mazar, B.: The Excavations in the Old City
of Jerusalem (H. Bardtke)............... 814

M6hat, A.: Etüde sur les .Stromates' de Clement
d'Alexandrie (G. Glockmann)....... 828

Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cu-
sanus-Gesellschaft, 7, lirsg. v. R. Haubst
(R.Grabs) ............................ 836

Spalte

O'Malley, J. W.: Giles of Viterbo on Church
and Reform (E.-W. Kohls).............. 837

Roscher, H.: Papst Innocenz III. und die
Kreuzzüge (G. Haendler)................ 831

Scharlemann, R. P.: Reflection and Doubt in
the Thought of Paul Tiliich (R. Glöckner) 846

Selge, K.-V.: Die ersten Waldenser. L u. II
(A.Molnär) ........................... 834

Soggin, J.A.: Introduzione all'Antlco Testamente
II. (L.Rost)....................809

Spital, H. J.: Der Taufritus in den deutschen
Ritualien von den ersten Drucken bis zur
Einführung des Rituale Romanum (K.-H.
Bieritz) .............................. 853

Stock, H.: Beiträge zur Religionspädagogik
(J.Henkys)........................... 857

Trillhaas, W.: Das Evangelium und der
Zwang der Wohlstandskultur (H. Gollwitzer
) ............................... 849

Vonhoff, H.: Die Geschichte der Kirche im
Unterricht der Schule (H.Appel)......... 862

Wießner, H., s. Blaschke, K............... 863

Von den theologischen Fakultäten ... 867
Berichtigung..........................880

Die bleibende Bedeutsamkeit der Verkündigung des Anfangs im Urchristentum

Von Gerhard Delling, Halle/Saale

Werner Georg Kümmel zum 65. Geburtstag

Als1 die Urchristenheit zu der Gewißheit gekommen
war, daß es mit der „Sache" Jesu nicht aus sei, hat sie
sich nicht auf die Weitergabe der Jesustradition beschränkt
, auch nicht auf die Weitergabe interpretierter
Jesustexte, sondern eine eigene Verkündigung entfaltet.
Sie sah sich mit den Ereignissen um das Todespassa
einem Geschehen gegenüber, das sie verstehend zu bewältigen
hatte. Vorgegeben waren ihr einmal die Vorgänge
, die mit dem Wort <y#ij bezeichnet werden, sodann
das Kreuzesgeschehen, ferner Wort und Handeln
Jesu - insbesondere neben Logien und Gleichnissen die
Tatsache der Proklamation der Gottesherrschaft durch
ihn, das Wissen um bestimmte Zeichen ihres Anbruchs in
Jesu Taten sowie um Auseinandersetzungen Jesu mit der
jüdischen Frömmigkeit -, nicht zuletzt: das Alte Testament
.

Seltsamerweise wird heute kaum einmal ausgesprochen
, welche erstaunliche theologische Leistung, historisch
gesehen, durch die Männer der ersten Stunde in der
Interpretation des Jesusgeschehens von diesen Vorgaben
her vollbracht wurde2. Was uns etwa Paulus gibt als
Theologie des Kreuzes und der Auferstehung, das baut

t'a weiter auf den Grundlagen, die zuerst einmal in der
Jrgemeinde von Jerusalem gelegt worden sind. Denn zumal
mit der Gegebenheit des Kreuzes mußte man vom ersten
Tage an fertig werden, mußte sie in Beziehung bringen
zu den anderen Vorgaben. Es lag zunächst keineswegs
auf der Hand, daß das das Kreuz als das entscheidende
Heilsgeschehen bestätigte, daß das Kreuz im Alten

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•j / i

Testament als Gottes Heilshandeln vorausbezeugt war,
daß sich im Kreuz das irdische Werk Jesu erst erfüllte.

Freilich ist auch zwischen dem, was die Männer der
ersten Stunde leisteten, und Paulus theologisch einiges
geschehen. Zum Teil können wir dem noch nachspüren
vor allem an Hand der Paulusbriefe, die nun eben aller
Wahrscheinlichkeit nach unsere älteste literarische Quelle
für die Geschichte des Urchristentums und also auch seiner
Theologie darstellen. Tatsächlich geben uns die Paulusbriefe
mehrfach Anhaltspunkte dafür, daß bestimmte
und bedeutsame vorpaulinische Sätze jedenfalls in ihrem
Kern bis in die Frühzeit der Urchristenheit zurückreichen
. Bei unseren Erwägungen dazu müssen wir im
Auge behalten, daß die uns hier interessierende Entfaltung
der urchristlichen Verkündigung in recht kurzen Zeiträumen
erfolgt ist. Zwischen dem Karfreitag und den
Paulusbriefen mit ihrer entwickelten Theologie liegt rund
ein Vierteljahrhundert; zwischen Ostern und der Prägung
eines Textes wie 1 Kor 15,3-5 liegen sehr wahrscheinlich
nur wenige Jahre, und mit diesem Passus gehören geprägte
Einzelaussagen zusammen, die ebenfalls in die
ersten Anfänge urchristlichen Glaubens zurückweisen.

Den klassischen Ausgangstext - wir erwähnten ihn
eben - bietet IKor 15 in V. 1-5 (vgl. V. 11). Paulus liegt
hier unter anderem - das hängt mit der Situation zusammen
, in der er sich gegenüber der Gemeinde von
Korinth sieht - an dem Nachweis, daß seine Verkündigung
vom Auferstandenen völlig übereinstimmt mit der der
anderen apostolischen Verkündiger: „Ob nun ich oder

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