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Ausgabe:

1968

Spalte:

175-177

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Yadin, Yigaʾel

Titel/Untertitel:

The excavation of Masada 1968

Rezensent:

Bardtke, Hans

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175

Theologische Literaturzeitung 93. Jahrgang 1968 Nr. 3

176

(er ist gut) mögen als Beispiele dienen und zeigen, wie wichtig es
ist, zunächst die grammatische Bedeutung einer Konstruktion zu
klären.

Kap. 5 behandelt „Referential and emotive meanings" (S. 70 bis
119). Die ersteren handelt man gewöhnlich in Begriffen von Feld
und/oder Kontext ab. „In ihrer einfachsten Form kann man ,Feld'
oder ,Bereich' beschreiben, indem man die Gegenstände aufzählt,
auf die sich ein Begriff beziehen kann, und die Kontexte identifiziert
man durch eine Liste typischer Aussagen, in denen solch ein
Wort vorkommt oder vorkommen kann" (S. 70). Wörter wie Bär,
Säugetier, Lebewesen bilden eine Reihe, in der jedes folgende mehr
einschließt (ein lineares Verhältnis im Unterschied zu einem
.hierarchischen'). Ein Beispiel für „hierarchische Analyse" aus einem
Alltagsgespräch: „Die Maschine ging kaputt." - „Wo hast du denn
das alte Ding gekauft?" - „Ich kaufte es in einem Rabattgeschäft."

- „Dann wirf das Zeug weg!" Hier ist Maschine der Oberbegriff,
der dann durch die Ausdrücke .altes Ding', ,es', ,Zeug' ersetzt wird.
Eine dritte Technik, „Componential Analysis", erfaßt Wortgruppen,
die durch Verwandtschaftsverhältnisse entstehen: Großvater, Großmutter
, Vater, Mutter, Onkel, Tante usw. usw. Aber es gibt noch
viele andere Arten von Analysen, auf die wir hier aus Raumgründen
nicht eingehen können.

Kap. 6, „Die dynamische Dimension bei der Mitteilung" (S. 120
bis 144), behandelt die Sprache, soweit sie einen Schlüssel für die
Sprache als Botschaft bildet. .Signal' (z. B. ein bestimmtes Winken
mit Flaggen) und Jnhalt' (z. B.: Sofort stoppen!) lassen sich zwar
unterscheiden, aber nicht scheiden. In diesen Zusammenhang gehört
die Informationstheorie (123 ff.). N. bespricht hier auch die
Technik, mit der man den Kommunikationswert einer Botschaft
untersucht (140 ff.). Bei der Dechiffrierung von Botschaften müssen
die Fähigkeiten der Empfänger beachtet werden (143 f.). Das
führt hin zu

Kap. 7 (S. 145-155), „Die Rolle des Übersetzers", und Kap. 8
(S. 156-192), „Grundzüge der Entsprechung zwischen Sprachen".

Kap. 9 (S. 193-225) behandelt die Übereinstimmungen und Unterschiede
zwischen der Sprache der Quelle und des Empfängers.

Kap. 10 (S. 226-240), „Technik des Ausgleichs beim Übersetzen
in eine andere Sprache"; Kap. 11 (S. 241-251), „Die Hauptvorgänge
beim Übersetzen", und Kap. 12 (S. 252-264), „Übersetzungsmaschinen
", schließen den Textteil des Buches ab, dessen überreichen
Inhalt wir nur andeuten konnten. Die Seiten 265 bis 320 bringen
eine umfangreiche Liste von Büchern und Aufsätzen über die behandelten
Themen; Seiten 321 bis 331 enthalten einen allgemeinen
Index von Namen und Sachen.

N. hat einen außerordentlich großen Stoff in seinem Werk zusammengefaßt
. Eine lange eigene Erfahrung und eine erstaunliche
Literaturkenntnis haben ihm dabei geholfen. Deutschen Lesern
wird die Lektüre, soweit sie nicht über Spezialkenntnisse verfügen
, gewisse Schwierigkeiten bereiten, obwohl der Verfasser das
Seine getan hat, um durch Beispiele die jeweils besprochenen Themen
zu erhellen.

Münster/W. Ernst Haenchen

ALTES TESTAMENT

Yadin, Yigael: The Excavation of Masada 1963/64. Preliminary
Report. Jerusalem: Israel Exploration Society 1965. III, 120 S.,
24 Taf., 1 Faltplan gr. 8°.

- The Ben Sira Scroll from Masada. With Introduction, Emendations
and Commentary. Jerusalem: The Israel Exploration Society
1965. II, 49 S., 45 S. hebr., 9 Taf. 4°. $ 6,-.

Nachdem 1955/56 bereits eine archäologische Campagne durch
eine israelische Ausgräbergruppe in Masada durchgeführt worden
war, die schon treffliche Ergebnisse erbrachte, ist die Arbeit in
Masada erneut in einer sehr gründlichen und die ganze Fläche von
Masada erfassenden, archäologischen Untersuchung aufgenommen
worden. Diese letzte Grabung hat Yigael Yadin geleitet mit seinem
schon oft bewährten Organisationsgeschick. Ein Blick auf den Lageplan
und die Mauer zeigt, wie umfassend die ganze Grabung angelegt
worden ist. Von der Nordterrasse an bis auf die Umfassungsmauer
des Gipfelplateaus ist alles untersucht worden mit
Hilfe vieler freiwilliger Mitarbeiter aus den Reihen der archäologisch
interessierten israelischen Jugend. Es kann nicht die Aufgabe
dieser Besprechung sein, alle wesentlichen Dinge, die festgestellt
worden sind, zu erwähnen. Ich muß mich auf das Notwendigste
beschränken. Da sind einmal die Spuren der Besiedlung
zu den verschiedenen Epochen. Chalkolithische Scherben und
sonstige Spuren fanden sich in einer Höhle am südlichen Felsabhang
von Masada. Höhlen mit Besiedlungsspuren sind in der
Wüste Juda für die chalkolithische Periode oft festgestellt worden.
Auch eisenzeitliche Scherben (E 2) sind gefunden worden, nicht
indessen Baureste aus dieser Periode. Yadin bezweifelt, ob nach
1. Sam. 23,28 Masada eine der dort genannten Festungen von
Engedi gewesen sei. Vorherodianische Bauelemente sind kaum
festzustellen gewesen. Frühestens kann es Alexander Jannäus gewesen
sein, der Masada begründete, da die ältesten Münzfunde auf
Masada in seine Zeit zurückgehen, abgesehen von 2 bis 3 Dia-
dochenmünzen, die aber nur in Verbindung mit den Schichten der
Revolutionszeit 66 bis 73 n. Chr. aufgefunden wurden. Die Herodianische
Periode ist sehr stark bezeugt, auch die nächste Periode
zwischen Herodes und dem ersten Aufstand der Juden gegen die
Römer ist durch Münzfunde ausreichend belegt, während bauliche
Veränderungen wahrscheinlich, jedoch nicht sicher zu erweisen
sind. Während der Aufstandszeit, nachdem Masada in die
Hände der jüdischen Insurgenten gekommen war, ist die umgebende
Kasemattenmauer hauptsächlich bewohnt gewesen von
den Familien der jüdischen Aufständischen. Immerhin sollen nach
dem Bericht des Josephus 960 Menschen auf Masada aufhältlich
gewesen sein. Eine römische Garnison ist - nach den Münzfunden
zu urteilen - bis 110/111 n. Chr. in Masada stationiert gewesen,
möglicherweise auch noch länger, da Münzfunde kein absolutes
Datum liefern können. Im 5. Jahrhundert ist Masada von christlichen
Mönchen besiedelt gewesen, die vielleicht einer syrischchristlichen
Sekte angehörten, wie ein Ostrakon, das Yadin nicht
abbildet, beweisen soll. Auch der Stil der Mosaikfußböden weist
in die Periode vom 5. Jahrhundert n. Chr. bis zur persischen Eroberung
. Sehr eindrücklich dürfte es sein, daß die Juden, die sich
selbst zum Tod bestimmten, als der Sturmdamm so weit gediehen
war, daß die Eroberung der Feste nur noch eine Frage von Tagen
war, ihr Hab und Gut in Haufen zusammentrugen und diese entzündeten
, die Lebensmittelvorräte aber nicht entzündeten, um den
siegreichen Feinden zu zeigen, daß sie Hunger nicht bezwungen
hätte.

Es sind verschiedentlich auch Skelette gefunden worden. In
einer Höhle fanden sich 25 Skelette, 14 Männer, 6 Frauen, 4 Kinder
, überwiegend von dem Typ, der auch in den Höhlen vom
nahal Hever aufgetaucht war. Allerdings befanden sich unter den
männlichen Skeletten sechs eines kräftigen, sehr verschiedenen
Körperbautypus. Die physische Verschiedenheit wird sich aus der
palästinischen Mischbevölkerung erklären, andererseits aber auch
daraus, daß die Juden - wie im zweiten Aufstand - Zuzug und
Hilfe aus vielen Teilen der antiken Welt erhalten haben mögen,
als sie sich gegen die Römer erhoben.

Besonders wichtig ist die Entdeckung des Raumes 1042, den
Yadin für eine Synagoge hält, die übrigens die früheste und zugleich
datierte Synagoge wäre, eine Hypothese, die viel für sich
hat, auch wegen der aufgefundenen Ostraka, die auf priesterliche
Abgaben verweisen. Zudem ist der Raum genau auf Jerusalem ausgerichtet
, aber das war er schon in seinem Zustand in der hero-
dianischen Epoche. Wichtiger erscheint mir die Tatsache, daß Handschriftenfragmente
in unmittelbarer Nähe dieser vermeintlichen
Synagoge gefunden worden sind.

Die Handschriftenfunde auf Leder, Papyrus oder Scherben sind
dadurch, daß sie genau datierbar sind (zwischen 66 und 73 n. Chr.),
besonders wichtig. Die Reste einer Psalmenrolle in spätherodia-
nischer Schrift stammen aus dem ersten halben Jahrhundert christlicher
Zeitrechnung und enthalten Pss. 81, 3-85, 10 mit der Variante
in Ps. 83, 7: 'lhj 'dwm für MT 'hlj 'dwm. Leviticus und Genesis-
Fragmente vervollständigen die Reihe biblischer Reste. Unter den
nichtbiblischen Fragmenten ragt ein Stück heraus, das unzweifelhaft
zur Qumranliteratur gehört und außerhalb von Qumran und
nicht in einer Höhle, sondern unter den Überresten eines zelotischen
Widerstandszentrums gefunden wurde. Das könnte ein Beweis
sein, daß die Essener von Qumran am Aufstand gegen die
Römer teilgenommen haben. Nicht umsonst berichtet Josephus
von Folterungen der Essener durch die Römer. Weitere Fragmente