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Ausgabe: | 1967 |
Spalte: | 685-686 |
Kategorie: | Kirchengeschichte: Reformationszeit |
Titel/Untertitel: | Luther-Jahrbuch XXXIII ; 1966 1967 |
Rezensent: | Koch, Ernst |
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685 Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 9 686
Bischofs Syagrius von Autun, dem er das Pallium verliehen hatte, wort des Kindschaftsverhältnisses gesteuert. Hier sieht - von
aber auch der fränkischen Könige bedienen, wie der Vf. zeigt Francke kaum geahnt - Schmidt ein theologisches Programm
(S. 181 f); Erfolg ist Gregor allerdings auch damit nicht beschieden ausgesprochen, das sich bis in die dialektische Theologie hinein
(S. 183). Ebensowenig wie aber die fränkischen Könige den ausgewirkt haben mag; denn „die eigentliche Leistung des Pie-
Vikariat von Arles mißachtet haben, haben sie sein Ende herbei- tismus- sieht Schmidt in der „Umsetzung der mystischen Werte
gefuhrt (S. 178), wie Caspar» meint; sein Ende ist vielmehr durch in ethische«. Das 4. Hauptstück wird zur Büßpredigt - der
die Gesamtsituation der fränkischen Kirche zu dieser Zeit gegeben. Mensch wird auf sich verwiesen. Am 5. Hauptstück interessieren
wieder Vf. zeigen kann (S. 185), und findet sein äußeres Zeichen die Anwendung und die ethischen Folgerungen. Freilich erhal-
m der Leitung der Synode von Paris 614 durch den Metropoliten ^ dje historischen Betrachtungen zum Abendmahlsverständnis
von Lyon (S. 184). Kann sich der Vf. auch bisweilen einer Uber- . . , _, „ .. _
h„„r„; ' „,. , , . , „., • . C1Q CQC des Neuen Testaments große Tragweite für die Entdogmatisie-
oewertung der tatsächlichen Wirkung des Arier Vikariats 513-585 , T, , . . . , ... TT . . , ,
„ ... . . . - . ... ■ i >_>. rung "es Kanons bei gleichzeitiger Hochschatzung semes Inhalts
nicht ganz entziehen, so ist doch seine Arbeit, nicht zuletzt wegen ,3 „,„,■„. .
ihrer besonnenen Quellenanalyse und der nicht nur kirchen- " lanf vor J°hann Salomo Semler! Eme ganze Re:he von
historischen Sicht, die Grundlage für jede weitere Beschäftigung Einzelbeobachtungen Schmidts verdienten noch Erwähnung,
mit den Verhältnissen in Gallien im 5. und 6. Jhdt. u- a" dle Verwandtschaft von Franckes Predigten mit existen-
tialtheologischer Orientierung, die eigentümliche Nähe zur Moderne
mit der Betonung des ethisch handelnden und sich verantwortenden
Menschen oder der sehr freie Umgang der Pietisten
mit Lutherzitaten. Ein in ganzer Breite anregender Aufsatz
!
KIRCHENGESCHICHTE: Daß das ökumenische Zeitalter und das II. Vatikanische Konzil
ihre Wellen bis ins Luther-Jahrbuch schlagen, wird kaum
verwundern. Zeugnis davon gibt ein Briefwechsel zwischen
8) a. a. O. II S. 300.
Berlin Gerhard Baader
REFORMATIONSZEIT
Luther-Jahrbuch XXXIII, 1966. Jahrbuch der Luther-Gesell- P- Dr. Reinhold Wekenborg OFM und dem Herausgeber des
schaft, hrsg. v. F. Lau. Hamburg: Wittig (1966). 192 S. 8°. Jahrbuchs, veranlaßt durch polemische Äußerungen des Franzis-
Lw. DM 16.-. kaners und ihre Beanstandung durch den Herausgeber. Dabei
Das Vorwort dieses Jahrgangs gibt eine kurze Übersicht über kommen auch grundsätzliche Fragen der Luther-Interpretation
das Zustandekommen des Erscheinens des Jahrbuchs nach der unter konfessionellem Vorzeichen zur Sprache. Auch die anschlie-
durch den 2. Weltkrieg und seine Folgen bedingten Zwangspause. ßend abgedruckte Miszelle aus der Feder Wekenborgs zur VorAnlaß
zu dieser Übersicht ist, daß mit dem vorliegenden Band das rede von Luthers De votis monasticis gehört nach Veranlassung
zehnte Jahrbuch der Nachkriegszeit vorliegt. Interessant ist, und Inhalt in diesen Zusammenhang.
welches Gewicht bei dem Wiederaufleben und dem weiteren Er- , . ,. , „, , .....
e^.i. • . ..... .__„... . ., , , _ , . „ An der üblichen Stelle - vor der Luther-Bibliographie -
scheinen des Jahrbuchs m der Sicht des Herausgebers das Faktum r . „ „,
der nun schon berühmt und unentbehrlich gewordenen Luther- °'gen Rezensionen von Veröffentlichungen vor alkm zur Theo-
Bibliogranhie gehabt hat - im Blick auf das Gesamtunternchmen Luthers. Die Lulher-Bibhogniphje schließlich umfaßt 736
des Jahrbuchs fast ein wenig bescheiden, so möchte man urteilen. N™™ern. Daß dabei der Abschnitt 2: „Luthers Theologie und
wenn man die gewichtigen Einzelbeiträge der letzten Jahrgänge c'nzelne selnes reformatorischen Wirkens« in der Anzahl
betrachtet, die ja dem Jahrbuch ebenfalls Gewicht und Rang del' T,tel nadl wie vor an der sPitee überrascht nicht,
verleihen Allein die Bibliographie bringt es mit sich, daß man wiederum
_ .'...... ,. . _ . ,,, _ji.,_„ urteilen muß: Beim Ausbleiben des Luther-Jahrbuchs würde eine
Das gilt auch für den vorliegenden Jahrgang. Die Abhandlu^ findlkhe Lücke fa der wissenscnaftliche„ Literatur entstehen,
von Gottfried G. Krodel über die ^^^eSAntt Luther Herausgeber und Mitarbeiter gebührt von neuem großer Dank.
..Wider den Abgott zu Halle" von 1521, fast die Hälfte des Bandes
umfassend (S. 9-87), ist beinahe eine kleine Monographie. Die Ein paar wenige kleine Versehen korrigieren sich fast von
Probleme des Ablaufs der Auseinandersetzung Luthers mit Albrecht selbst: S. 146 linke Spalte Z. 13 v. u. muß es natürlich heißen:
von Mainz in allen seinen Etappen, der vermutliche Inhalt der 1545, in Nr. 736 der Bibliographie natürlich: Historiographie,
verlorenen Schrift und die Schicksale des Manuskripts werden Korner/Thür. Ernst Koch
besonnen und von allen Seiten beleuchtet, wobei sich Wiederholungen
naturgemäß nicht vermeiden lassen. Zwei Anhänge bieten
Beobachtungen zum Briefpapier, das Luther in der fraglichen Zeit Born kämm, Heinrich: Luther's World of Thought. Transl.
benutzt hat, und zum Strukturvergleich mit einer inhaltlich ver- by M. H. Bertram. St./Missouri: Concordia Publishing
wandten Lutherschrift. Wichtigstes Ergebnis ist, daß das Auto- House [1965]. XI, 315 S. 8°. f 1.95.
graph der Lutherschrift in allen seinen Teilen als verschollen an- . '
gesehen werden muß. Es ist nicht möglich, den Weg der vielfach s w0* was not tobe a book' Tt 'S a.co"ectl^
gestützten Argumentation des Verf. in einem Referat nachzu- cf «W. bu* so wel1 ""egrated and comprehensive as if
zeichnen. Erstaunlich bleibt die Tatsache, was sich auch auf einem intended from the outset t0 aPPear together There is no impor-
so vielfach bearbeiteten Feld wie dem der Biographie Luthers bei tant Phase °* Luther's life and thought wh.ch escapes attention,
genauer und allseitiger Befragung der Quellen noch alles finden thou9h t0 be sure the al,thor has handled some ^P^'5 more
läßt.
fully in technical journals. These essays appear to have been
addresses delivered before a general public and not without
In klarer, das Wesentliche erfassender Art berichtet Martin reference to centemporary events and problems.
Schmidt über „August Hennann Franckes Katechismuspredigten". ^ Aaptßr is a biographical skctch of Luther/ highly
Es handelt sich um die 1726 veröffentlichten Predigten zu den seiective of course, swift, stripped of superfluous verbiage and
5 Hauptstücken von Luthers Kleinem Katechismus. Schmidt weist digressions however engaging. The next section takes up the
Stück für Stück nach, wie Francke den Inhalt des Katechismus - Ninety Five Theses and their impact. The radicalism consisted
im Bewußtsein, als bester Sachwalter Luthers zu handeln - pie- jn the attack on the Usurpation by the Church of God's preroga-
tistisch umprägt. Dienst an der Seele, nicht Dienst am Wort tive of forgiveness. Luther did not propose to abolish indulgences
will die Predigt des Pietismus sein. „Bekehrung" ist das Stich- altogether but to restrict them to the remission of those penalties
wort für Franckes Auslegung des 1. Hauptstücks, „Wiedergeburt" which the Church herseif had imposed. I would be inclined to
das Stichwort für die Auslegung des 2. Hauptstücks. Daß am add another point as equally crucial, namely the denial of the
Glauben weniger der Inhalt als die Art interessiert, hat u. a. doctrine of supererogation, for Luther asserted that the treasury
eine in die Zukunft weisende Betonung der Menschheit Jesu of the Church consists in the Gospel, and by implication not in
zur Folge. Die Auslegung des 3. Hauptstücks wird vom Stich- the thesaurus meritorum sanetorum.