Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1967

Spalte:

46-49

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Friedmann, Robert

Titel/Untertitel:

Die Schriften der Huterischen Täufergemeinschaften 1967

Rezensent:

Mecenseffy, Grete

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

45

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 1

46

von Tschanad" (S. 19). Stephan von Harkach (1343—44) stand in be- sowie die interessante Darstellung trotz der schwierigen Quellen-

sonders enger Beziehung zum Papsttum, hat sich aber auch als König- lage legen es nahe, das Erscheinen dieser Arbeit mit besonderem

icher Gesandter Verdienste erworben (S. 33). Galhard de Carceribus interesse zu registrieren.

Ui44—45) kam aus Spanien über Frankreich und Polen nach Ungarn; Roitock Gert Haendler

auf Bitten des Königs wurde er bald abberufen und als Erzbischof nach _

Sir"2'0,-?- uTr VOnwKT0ntZ^^f/^n^UXfiSvoenr Schmidt-Kohl, Volker: Petrus de Dada, ein skandinavischer

SÄ "VTÄ u gCW1 u ,C n- 7 1 l■ MVstiker des J^Aunderts (ZRGG 18, 1966 S. 254-262).
isenanad wurde; doch blieb er weiterhin als Diplomat zwischen Konig

und Papst tätig (S. 40 ff.) Thomas von Thelegd (13 50—58) stand bei _

den Päpsten in ebenso hohem Ansehen wie bei dem ungarischen Herr KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT
scher (S. 53), Gregor von Lindva (1359—60) erhielt das Amt als „Anerkennung
seiner diplomatischen Verdienste" (S. 54). Dominikus Bebek Friedmann, Robert, unter Mitarb. v. Adolf Mais: Die Schriften
U360—73) beteiligte sich an der Mission in zurückeroberten Gebieten der Huterischen Täufergenteinschaften. Gesamtkatalog ihrer Manu-
öes Balkans; J. wertet dies als „bedeutendste Leistung des Bischofs", skriptbücher, ihrer Schreiber und ihrer Literatur 1529—1667 zusammen-
obwohl er zugleich die gewaltsame Art jener Mission tadelt (S. 58 f.). gestellt. Graz-Wien-Köln: Böhlau in Komm. 1965. 179 S.. 4 Taf.
£ur die Bischöfe Nikolaus (1373-75), Peters-Sohn Paul (1377-79), 4o _ 0est Akademie d. Wissenschaften. Philos.-hist. Klasse, Denk-
'hornas II. (1379—80) und Johannes Czudar (1380—86) ist wenig Schriften, 86. ö.S. 196.—.
überliefert (S. 62—71). Bischof Johann (1 386—95) war in Streitigkeiten

"m die ungarische Thronfolge verwickelt (S. 71 ff.) und erlebte das n . . c , , ... „ v, . , .

DoDn^i^n«,.. • d j a • „ /c -,,tt i.u.n.n« 1Jas lm Laufe von 35 Jahren in muhevoller Kleinarbeit

^oppclpapsttum in Rem und Avignon mit (S. 74 lt.). Lukas von Urev , . ' .

war nach J. der Gründer der Universität Ofen, ehe er 1395-97 Bischof zustandegekommene Werk stellt einen wichtigen Behelf für die

v°n Tschanad wurde; zu seiner Zeit eroberten die Türken erstmals Erforschung der religiös, sozial und wirtschaftlich bedeutsamen

Temesvar, so daß man in Ungarn die Größe der Gefahr zu erkennen Gruppe der Täufer dar, die wir nach ihrem erfolgreichsten Führer

hegann (S. 84). Der Franziskaner Gregor von Zer (1397—1402) „erfüllte die Huterischen Brüder zu nennen pflegen,

seinen oberhirtlichen Beruf mit einer edlen Schlichtheit, die er sich wohl » ., , . , , ... ...

in «■„.. ii~ .VI - . i. L.»« cc oii tw, mur^li lm Vorwort berichtet der Verfasser, ein geburtiger Wiener,

ln seiner klösterlichen Zeit erworben hat (S. 91). Dosa Marczali . „ * s

(1402-23) wurde in den Streit zwischen König Siegesmund und Papst daß er 1928 in Osterreich, durch das Studium der „Geschichts-

"onifaz IX. hineingezogen (S. 94). Er hat später den (Gegen-) Papst bucher der Wiedertäufer von Josef v. Beck angeregt, mit der

Johannes XXIII. anerkannt, dem die Diözese Tschanad zahlreiche Privi- Arbeit am Katalog begonnen habe, der durch die Auffindung der

Jegien verdankt (S 103). reichen Sammlung von Täufer-Handschriften auf Schloß Mitter-

Unter Bischof Ladislaus Marczali (1423-34) „erreichte die Diözese St^lÄwl ^l^/^Tl ^ ^
einen Höhepunkt ihrer Entwicklung" (S. 113); das gilt für die Zahl der erl,tt e'ne >ah,relanf Unterbrechung durch die politischen Ereignen
und Kapellen, den Einfluß des Mönchtums und des Papsttums ™sse> hatte aber lhre Vervollkommnung nicht erreicht, wenn es
sowie die Zahl der Ablässe. Albert von Kerolt (1434-38) bemühte sich "ledmann im Jahre 1954 durch ein Stipendium nicht ermöglicht
"m Angehörige der Ostkirche parallel zu den Verhandlungen auf den worden wäre, den Handschriften nachzugehen, die sich auf den
ynoden von Basel und Florenz-Ferrara. Doch handelte es sich im Raum „Bruderhöfen" im Besitz jener huterischen Familien befinden,
von Tschanad nur um inquisitorisches Vorgehen (S. 127). Peter von die auf einem jahrhundertelangen Wege von dem alfösterreichi-
und^r1438-57^ stand enger VerbindunK zu Johann von Hunyad sehen Mähren über die Slowakei, Siebenbürgen, Südrußland nach
Fall l" CaP'strano; wir schen von dieser Seite her die Vorgänge um den Westkanada und den benachbarten Vereinigten Staaten am Ende

Sesagl dnA0"5^",11"0^1- A'bT V°" "l"*?* Sl*S?~66) i c^t des vorig™ Jahrhunderts ein Ende ihrer Wanderschaft und

t j - aau er „das Schwert ebenso geschickt führte wie die Schreib- T .____u»j _ • j c j i. l j

e,der" (S. 143). Die Türkengefahr läßt solches Urteil verständlich er- Lebensbedingungen wieder gefunden haben, in denen sie unfeinen
. Auf dem Fürstentag zu Mantua erschien Albert als Ungarischer gehindert ihren religiösen Grundsätzen gemäß leben können
Gesandter und erwarb die Sympathie Papst Pius II. (S. 150). Johann »Ihren größten Schatz, die alten handgeschriebenen Bücher und
v°n Zokol (i4g6_93) pflegte die Beziehungen nach Rom und zum Predigthefte, haben sie überall hin mitgenommen und wunderbar
p°nigshof, doch „seine Seele sehnte sich nach der Einsamkeit" (S. 163). erhalten." (S. 7) Gerne und willig haben sie dem glaubens-
fenPS l ^Jex:lndcr VI. genehmigte ihm die Bitte, Eremit werden zu dür- verwandten Bruder — Friedmann gehört der Mennoniten-Kirche
gewe i e Baratin (1493-1500) war vorher königlicher Schatzmeister der Vereinigten Staaten an - den Zutritt zu ihren wertvollen
ein Rp" • in Nachfolger Nikolaus von Chaak „war durch und durch Codices> etwa 25 an der Zahj gewährt. In dem vorliegenden
v°n Cb'"an«-Kirchcnfürst" (S. 179); »14 wurde er ermordet Franz ^ Abschnitt des I. Teiles der Quellenkunde,

v.nabol verlor 1 526 sein Leben in der Schlacht von Mohac. J. , _ . , , - , «•.._. , _ ...

»Widtt vom „Opfertod für die Nation und die Christenheit" (S. 195). unter dem Titel „Die Handschnften der Huterischen Bruder im

^hann von Gerwan starb ebenfalls auf dem Schlachtfeld (1529). Johann Privatbesitz aufgezählt und beschrieben.

Türken T (l 529-37) bemühte sich um ein Abkommen mit den Wjf fin(Jen hier yiele Namcn und Sdiriften wieder> die wir

(s- 218) n-^v " St^tsmann. Diplomat ja Soldat aI« Oberhirt sdl0n aus dem t Abschnitt der Quellenkunde kennen, der die

Ule 27. Kapitc Überschrift nennt 3 Namen: Johann Barlabassy, „ , , ., , . , _ ... ..„. ... n «

2^ von Ugod und Georg Utjesenovich (1 537-52). Die Erstgenannten ..Handschriften der Huterischen Bruder im öffentlichen Besitz

Tf'en von rivalisierenden Herrschern eingesetzt, der Letztgenannte übte verzeichnet. Es sind 21 Fundorte, die alphabetisch angeordnet

da rf° Einfluß aus- Er erreichte in Verhandlungen mit den Türken sind und uns von Alba Iulia (Karlsburg) in Siebenbürgen,

m'o ?estmöRliche, was zu Verdächtigungen und schließlich zu seiner Er- Rumänien, über Amsterdam, Bratislava, Breslau, Brünn, Budapest,

Vc ng fr'hrte. „Nach dem Tode Utjcscnovichs ging das Bistum seiner Klausenburg, Eisenstadt, Gran, Goshen (Indiana, USA), Graz,

Bjst!VUStu"g entgegen. Kaum war er ins Grab gesunken, kam das ganze Hamburg, Herrnhut, Marburg an der Lahn, Neutra, North

tensleh iCj Unt" türkischc Herrschaft" (S. 228). Kapitel 28 „Glau- Newton (Kansas, USA), Olmütz, Prag, Wien und Wolfenbüttcl

Reform™ .Und,ledsor?e" (?. 229-54) endet mit einem Hinweis auf^d.e na<jn Züx{en Besonders rcich an Handschriften sind die

eforn

"•»gesamt bietet das Buch primär für die Geschichte Ungarns Ungarn); die meisten Schätze birgt aber Bratislava (Preßburg,

niehtsmearkennen läßt ^ ^ frdliCh AnHegCn d" Ref°rmati°n Bibliothek des Batthyaneums in Karlsburg, die Universität in

Budapest und die Primatialbibliothek in Gran (Esztergom,

6 ve - Slowake ) in der Bibliothek des Domkapitels, dem Stadtarchiv und

reiche Anregungen; ausführliche Anmerkungen (S. 255-326) ver blowaKei' «" Akadcmic der Wissenschaften 38 Codices). Die

s.ta[ken die große lokalgeschichtliche Bedeutung der vorgelegen der aber seit der Vertreibung der

AAel«. Aber auch der Zusammenhang mit der abcndland.sAen ®^™**"5£j^HSj Land der Zuflucht und des

K'rchengeschichte wird deutlich; insbesondere die bewegte Ge- Tfafe^^XveSiiEn« Ein Teil hat sich dauernd hier

s*'Ate des Papsttums in jenen Jahrhunderten wird von diesem Schutte. ^J^Xü^äcScMtmDg im 18. Jahrhundert

Gesichtswinkel aus eindrucksvoll dargestellt. Der Autor verein- f^^^f^^^^Z Gemeinschaften gelebt.

h*« sein römisch-katholisches Anliegen geschickt mit seinem in relig,« ""d "£S^ an den auf-

"at.onal-ungarischen Standpunkt. Es ist daher kein Zufall daß ^^jf^V^^^ dcm gegenwärtig besten Kenner

fe« B«A 1960 eine Druckerlaubnis des ungarischen Volks- rt^lSSÄ Ä S^el. det» Kustos am Museum

^ungsministeriums und 1964 ein kirchliches Imprimatur ,n der J^^f^^ S. aJS Mais, beschriebene Depot-
Paderborn erhielt. Die Tatsache der doppelten Druckerlaubnis