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Ausgabe:

1967

Spalte:

269

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Sapientia Iesu filii Sirach 1967

Rezensent:

Eissfeldt, Otto

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269

Theologische Literaturzeitung 92. Jahrgang 1967 Nr. 4

270

ALTES TESTAMENT

Ziegler, Joseph [ed.]: Sapientia Icsu filii Sirach. Göttingen: Van-
denhoeck & Ruprecht 1965. 368 S. gr. 8° = Septuaginta. Vetus Te-
stamentum Graecum Auctoritate Societatis Litterarum Gottingensis
editum, Vol. XII, 2. DM 58.— ; Lw. DM 62.—.

Ähnlich wie die bisher von Ziegler für die Göttinger Septuaginta
bearbeiteten und in ThLZ 65, 1940, Sp. 289-296; 69,
1944, Sp. 263; 78, 1953, Sp. 274-276; 81, 1956, Sp. 673f.;
83, 1958, Sp. 22—24; 88, 1963, Sp. 586f. besprochenen Bücher
Isaias, 1939; Duodecim Prophetae, 1943; Ezechiel, 1952, Susanna
, Daniel, Bei et Draco, 1954; Epistula Ieremiae, 1957; Sapientia
Salomonis, 1962, schickt die vorliegende Ausgabe des Jesus
Sirach dem mit einem ausführlichen, mehr als die untere Hälfte
der Seiten einnehmenden Apparat versehenen Text (S. 123—
368) auf S. 7—121 eine Einleitung voraus, die in „A: Die Textzeugen
" (S. 7—5 3); „B: Gruppierung der Textzeugen" (S. 5 3—
84); C: Grammatika (Orthographika) (S. 84-112); „D: Zeichen
und Abkürzungen" (S. 113—120) gegliedert ist und — im Inhaltsverzeichnis
gar nicht besonders genannt — auf S. 121 zwei
wichtige Verzeichnisse bringt, nämlich das „der in der Einleitung
ausführlicher besprochenen Sirach-Stellen" und das „der
im Abschnitt Grammatika (Orthographika) näher besprochenen
Vokabeln". Während der Apparat seiner Art nach nur das Ergebnis
der jeweiligen Überlegungen in aller Kürze mitteilen
kann, vermittelt die in der „Einleitung" gebrachte ausführliche
Besprechung von zwölf Sirach-Stcllen dem Leser eine anschauliche
Vorstellung von der Behutsamkeit und Zuverlässigkeit der
von dem Verfasser angestellten textkritischen Erwägungen. Das
gilt wohl besonders von der Darlegung der in 43,23. 25 vorliegenden
verschlungenen Textüberlieferung, die zum Teil auf
christliche Übermalung zurückgeht (S. 70—73) und von der auf
S. 76—78 vorgenommenen Heilung des verstümmelten und verzerrten
Zahlenspruches 25,1. Beachtung verdient auch der Einleitungs
-Abschnitt „Der hebräische Text (H) als Vorlage von @
(Gr I und Gr II)-', der freilich die in Masada bei der Ausgrabung
von 1963/64 zu Tage gekommenen ansehnlichen Fragmente
des hebräischen Sirach 39, 37—44,20 noch nicht berücksichtigen
konnte, aber darin doch mit den Ergebnissen der Untersuchung
dieses Neufundes übereinstimmt, daß er die wiederholt
zum Ausdruck gebrachten Zweifel an der Echtheit der um die
Wende des 19. zum 20. Jahrhundert in der Kairoer Geniza aufgefundenen
Stücke des hebräischen Sirach für wahrscheinlich unbegründet
erklärt.

Halle/Saale OttoEiflfeldt

Hertzberg, Hans Wilhelm, Prof. D., unter Mitarb. v. E. Rhein,
J- Döring, J. Weigclt, u. C. Malsch: Jerusalem. Geschichte
einer Gemeinde. Kassel: Gustav-Adolf-Werk 1965. 135 S.,
10 Taf., 2 Ktn. 8°.

Im knappen Berichtsstil schildert der ansprechende kleine
Band die Geschichte der deutschen evangelischen Gemeinde in
Jerusalem, die in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
ihre erste Grundlage durch einen Bistumsvertrag erhielt
, der 1841 zwischen König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen
und der anglikanischen Kirche zustandekam. Trotz schwieriger
Anfänge konnte sich die Gemeinde beständig vergrößern, konnten
Institutionen und Anstalten auch außerhalb Jerusalems geschaffen
werden, an deren Entstehen und Wachsen die Jerusalem
-Stift ung, der Jerusalemsverein, der Gustav-Adolf-Verein,
die Kaiserswerther Diakonissenanstalt, der Johanniterordcn und
tatkräftige Einzelpersönlichkeiten gleichermaßen stark beteiligt
waren. Der Name Johann Ludwig Schneller und das Syrische
Waisenhaus mögen hier als respräsentativ für eine schwierige,
aber letztlich erfolgreiche Arbeit der Missions- und Liebestätigkeit
im Heiligen Lande genannt sein. In den Jahrzehnten vor
dem ersten Weltkrieg erreichte die Gemeinde mit ihren Werken
zweifellos ihre größte Blütezeit und Ausdehnung. Der Krieg
brachte erschütternde Einbußen, die aber später, nicht zuletzt
durch die umsichtige Tatkraft der Pröpste von Jerusalem, einigermaßen
wettgemacht werden konnten. Im Laufe des zweiten
Weltkrieges aber kam die Arbeit so gut wie ganz zum Erliegen.
Führende Persönlichkeiten der Gemeinde wurden interniert. Die

bis zur kriegerischen Auseinandersetzung führenden arabisch-israelischen
Gegensätze verschärften die Situation im Lande, das
schließlich geteilt wurde. Die alten deutschen Besitzungen auf israelischer
Seite gingen vollkommen verloren; es verblieben auf
arabischer Seite deutscher Besitz in Jerusalem und Einrichtungen
des Jerusalemsvereins in Bethlehem, Bedschala und Beth Sahur.
Die jüngste Entwicklung ist charakterisiert durch den Weg zu
einer selbständigen „Evangelisch-lutherischen Kirche in Jordanien
" (so genannt im Unterschied zur Bezeichnung „evangelisch
-episkopal", die der anglikanisch-arabischen Synode eigen
ist). Diese evangelisch-lutherische Kirche erhielt im Jahre 1959
ihre staatliche Anerkennung als zu Recht bestehende Religionsgemeinschaft
in Jordanien. Sie ist in ständigem Wachstum begriffen
. Ein neues Zentrum ihrer Arbeit entstand in Ramallah
(18 km nordwärts Jerusalem), wo ein neues Kirchengebäude errichtet
werden konnte (1961—63). Neben der stets fortwirkenden
Fürsorge für Kranke und Aussätzige steht die Schularbeit
und nicht zuletzt auch die Betreuung der in zunehmendem Maße
sich einstellenden Touristen. Es ist der Weg einer Gemeinde
und Kirche, die nicht auffällt durch die Ziffern ihrer statistischen
Erfolge, sondern durch ein ungewöhnliches Ausmaß hingebender
Liebe und Treue aller, die in ihr tätig waren und sind. Ihre von
Aufstieg und Niedergang begleitete Geschichte rückt uns deshalb
so nahe, weil es evangelische Missions- und Gemeindearbeit
exakt auf dem Boden des Landes ist, das zuerst das Evangelium
hörte und das Kreuz trug.

Die sachlich-nüchterne Darstellung ist eindrucksvoll. Sie
ging hervor aus einem Festbeitrag, den der damalige Propst
H. W. Hertzberg im Jahre 1927 als Beiheft 15 der Zeitschrift
„Die evangelische Diaspora" unter dem Titel „Fünfundsiebzig
Jahre deutsche evangelische Gemeinde Jerusalem" herausbrachte.
Sie ist jetzt erweitert durch Beiträge der Nachfolger Hertzbergs
im Amt des Propstes von Jerusalem und bildet nun ein abgerundetes
Ganzes bis zur Amtszeit von Propst Carl Malsch, der
1965 Jerusalem verließ. Ein kleiner Bildanhang zeigt in Auswahl
Einrichtungen und Persönlichkeiten aus der Geschichte der deutschen
evangelischen Gemeinde. Vielleicht ist es später einmal
möglich, dort auch die nicht allzu umfangreiche Reihe der
Pröpste im Bilde erscheinen zu lassen. Der interessierte Leser
würde das dankbar begrüßen.

Professor D. H. W. Hertzberg, der am 1. Juni 1965 starb,
konnte die Arbeiten an diesem Band noch selbst zu Ende führen.

Nicht konsequent und einheitlich ist die Umschrift einiger arabischer
Ortsnamen, fast irreführend die Form „Bedschala" (auf der
Karte „Beitdjala"); gemeint ist bei dschäla bzw. nach jetzt gültiger
Konvention in ZDPV: bei Yjäla.

Bochum Siegfried Herrmann

Wolff, Hans Walter: Wegweisung. Gottes Wirken im Alten Testament
. Vorträge zum Bibelverständnis. München: Kaiser 1965. 198 S.
8°. Lw. DM 14.80.

Vergleicht man Sammlungen gemeinverständlicher Vorträge
zum Alten Testament von vor ca. 50 Jahren, wie z. B. solche in
den ,Religionsgeschichtlichen Volksbüchern', mit heute erscheinenden
, so ist der auffälligste Unterschied, daß das Alte Testament
als Teil der Bibel und daher als primär in der Kirche tradiert
vorausgesetzt wird. Im vorliegenden Band fällt besonders
auf, wie das Neue Testament durchweg in das Auslegen des Alten
einbezogen ist; in keinem der Aufsätze fehlen die Hinweise
auf das Neue Testament, und manche handeln von der Bibel insgesamt
. Es ist ein merkwürdiges Zeichen unserer theologischen
Lage, daß es ausführliche Äußerungen zur Bibel insgesamt gar
nicht wenige von Alttestamentlern, fast nie jedoch von Neute-
stamentlern gibt.

In den drei Vorträgen zur Bibelfrage (A; S. 13—46) ist das
Bemühen des Verfs. hervorzuheben, Vertreter extremer Auffassungen
der Bibel ganz links außen und ganz rechts außen zum
Zuhören und Mitgehen zu bringen, anstatt sich von ihnen abzugrenzen
. Diese erfreuliche Haltung des .Mitnehmens', des Sich-
Bemühens um die Gegner der eigenen Auffassung ist allen Aufsätzen
gemeinsam. Sie ist im zweiten Teil (B; Israel und die
Menschheit, S. 47—94) erweitert zu der Forderung, die Bewahrung
des Alten Testaments in der Synagoge und im Judentum als