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1966

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Systematische Theologie: Allgemeines

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Theologische Literaturzeitung 91. Jahrgang 1966 Nr. 9

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Hinwendung des Katholizismus zur ursprünglichen neutestament-
lichen Quelle" (S. 185) eine Modifizierung des gezeichneten Bildes
zur Folge haben kann und etwas Verheißungsvolles für die immer
neu anzustrebende Einheit darstellt (vgl. ebd.).

Audi der dritte Abschnitt über den protestantischen Glauben
bringt eine dreifache systematische Besinnung, die den beiden
..bisherigen Dreiheiten" entspricht. In Anlehnung an die alt-
kirchliche, vom Protestantismus übernommene Lehre vom dreifachen
Amt Christi will er die gleichen „drei Urbilder aufleuchten
lassen", die bereits die Betrachtung des Protestantismus unter den
Aspekten des Protests und der Idee bestimmt haben (vgl. S. 197).
So wird rückwirkend der Protest gegen eine falsche Weltwcisheit
vom Glauben an Jesus als das eine unvertauschbare Urwort
Gottes und gegen eine falsche Religiosität vom „munus sacer-
dotale" her begründet und veranschaulicht. Eine ähnliche Entsprechung
besteht zu den Ausführungen des zweiten Kapitels über
Politik, Wissenschaft und Humanität.

In einer Schlußbesinnung akzentuiert U. Mann — dabei
bewußt auf den ökumenischen Dialog abzielend — die drei das
Ganze bestimmenden Gesichtspunkte als eine dreifache Frage an
den Katholizismus und an den Protestantismus. Sie bezieht sich
für beide, wenn auch in unterschiedlicher Weise auf das Verhältnis
zu Freiheit. Wahrheit und Personhaftigkeit. U. Mann läßt
allerdings bewußt offen, welche Folgen eine Reaktion auf diese
Frage für eine „immer mehr ökumenisch bewußte Christenheit"
(S. 228) haben könnte oder sollte. Es ist von ihm aber ökumenisch
gedacht, wenn er am Schluß sagt: „Daß die Christenheit
nur dann Christenheit bleibt, wenn sie der protestan-
tischen Wesensfrage Raum läßt, das ist und bleibt der
-articulus stantis et cadentis ecclesiae', das ist und bleibt der
Grundartikel, von dem man nicht weichen darf" (S. 228).

Ein ausführliches Eingehen auf diese an Gedanken, Einfällen
nnd anregenden Thesen reiche Schrift ist in einer kurzen
Besprechung nicht möglich. Es sei nur auf die Stelle hingewiesen,
an der u. E. ein Weiterfragen einsetzen könnte und müßte. Das
ist der Versuch, der Unterscheidung zwischen Gesetz und Evangelium
, an der sich nach U. Mann alle Theologie grundsätzlich bewähren
muß, durch die Beschreibung des Gesetzes als Idee eine
neue Aktualität zu geben. Daraus ergeben sich ohne Frage interessante
Perspektiven. Aber die These von der Einheit des Gesetzes
der Heiden, Juden und Christen ist doch wohl an der
Schrift zu überprüfen und der Versuch, den Unterschied von Gesetz
und Evangelium mit Hilfe der Heimschen Dimensionenlehre —
das Evangelium ist der Gegenwart, das Gesetz der Vergangenheit
zugeordnet — systematisch in den Griff zu bekommen, verdeckt
u. E. mehr die eigentlichen Probleme, als daß er sie erhellt.

Wenn der Verfasser der Frage nach dem rechten Verhältnis
von Gesetz und Evangelium in einer Untersuchung über das
Wesen des Protestantismus einen so zentralen Platz einräumt, so
•st er damit zweifellos im Recht. Und es spricht manches dafür,
daß der ökumenische Dialog sich in nächster Zeit darauf in zunehmendem
Maße konzentrieren wird.

Neuendrttelsan Wilhelm An d c rs e n

ßeintker, Horst: Zur Theorie der „nachkirchlichen" Kirche (ZdZ

20, 1966 S. 250—260).
Dillistone, F. W. [Ed.], Tillich, P., Eliade, M., Cox, D.,

Bridge, A., R a m s e y, I. T., and M. Stancliffe: Myth and

Symbol. London: S. P. C. K. 1966. VIII, 112 S. 8° = Theological

Collections, 7. 16 s. 6 d.
Dutari, Teran J.: Gnade als Kreuz der Natur (ZKTh 88, 1966 S.

283-3 14).

fürst, Walther [Hrsg.]: „Dialektische Theologie" in Scheidung und
Bewährung 1933—1936. Aufsätze, Gutachten und Erklärungen. München
: Kaiser 1966. 302 S. 8° = Theologische Bücherei. Neudrucke
u. Berichte aus d. 20. Jahrhundert, 34. Systematische Theologie. Kart.
DM 16.-.

^ossmann, Elisabeth: Absolutheit oder Ausschließlichkeit? Der Anspruch
des Christentums und der Sinn der Mission (StZ 178, 1966
s- 11—24).

^ r i 1 1 m e i e r , Alois: Die Wahrheit der Heiligen Schrift und ihre Erschließung
. Zum dritten Kapitel der Dogmatischen Konstitution „Dei
Verbum" de« Vaticanum II (ThPh 41, 1966 S. 161-187).

Günther, Heinz: Das Problem der Eschatologie in Japan (EMZ 23,
1966 S. 101—120).

Gutwenger, E.: Das Geheimnis der Gegenwart Christi in der Eucharistie
(ZKTh 88, 1966 S. 185—197).

Hohraeier, Friedebert: Chalzedonensisch interpretiertes Miteinander
von Kerygma und Historie? (NZSTh 8, 1966 S. 36—51).

Jacob, Josef: Ökumenische Theologie (TThZ 75, 1966 S. 119—125).

Jüngel, Eberhard: Der königliche Mensch — zum 80. Geburtstag
Karl Barths (ZdZ 20, 1966 S. 186—193).

Keil, Siegfried: Absolutheit und Relativität der Normen in soziolgi-
scher und theologischer Sicht (NZSTh 8, 1966 S. 67—78).

Köberle, Adolf: Wo finden wir Gott? Viele Fragen und eine Antwort
. Hamburg: Furche-Verlag [1966]. 91 S. kl. 8° = Stundenbücher,
62. DM 2.80.

Kösters, R.: Zur Theorie der Kontroverstheologie (ZKTh 88, 1966
S. 121—162).

Metz, Johann Baptist: Verantwortung der Hoffnung (StZ 177, 91. Jg.
1966 S. 451^162).

Nagy, Gyula: Historische Jesus-Forschung und Christusglaube (ZdZ
20, 1966 S. 242—249).

Pesch, Otto H.: Der hermeneutische Ort der Theologie bei Thomas
von Aquin und Martin Luther und die Frage nach dem Verhältnis von
Philosophie und Theologie (ThQ 146, 1966 S. 159—212).

Rah n er, Karl: Intellektuelle Redlichkeit und christlicher Glaube
(StZ 177, 91. Jg. 1966 S. 401—417).

Riedlinger, Helmut: Geschichtlichkeit und Vollendung des Wissens
Jesu (ThQ 146, 1966 S. 40—61).

Rüsch, Ernst Gerhard: Die christliche Lehre vom Menschen (Zwing-
liana XII, 1966 S. 306—308).

Schütte, Hans-Walter: Theologie als Religionsgeschichte (NZSTh 8,
1966 S. 111—120).

Schulz, Werner: Der Gedanke der Peregrinatio bei Augustin und das
Motiv der Wanderschaft bei Goethe (NZSTh 8, 1966 S. 79—110).

PRAKTISCHE THEOLOGIE

Wachler, Günter: Das Geheimnis der Frömmigkeit. Ein Jahrgang
Predigten. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1964]. 508 S. 8°.
MDN 12.80.

Der vorliegende Predigtband, der 68 Predigten für das
ganze Kirchenjahr enthält, wurde auf Veranlassung der Ev.-luth.
Freikirche (Altlutheraner) herausgegeben. Er ist besonders für
Lese- und Hausgottesdienste vorgesehen. Über die Hälfte der
Texte ist nicht den von der Lutherischen Liturgischen Konferenz
Deutschlands erarbeiteten Perikopenreihen entnommen.

Die Stärke der Predigten liegt in ihrer klaren, meist sehr
einprägsamen Gliederung, sowie in dem lebendigen, treffenden
Stil. Durchweg wird die Form der Themapredigt durchgeführt,
meist mit drei Teilen. Geschickte Formulierungen helfen, die
Hauptgedanken zu erfassen und zu behalten. Dabei bedient der
Autor sich gern des Wortspiels. So wird die Rogate-Predigt
folgendermaßen gegliedert: „1. Gewöhne dich an regelmäßiges
Beten, aber bete nicht gewohnheitsmäßig. — 2. Bete in würdiger
Form, aber entwürdige das Beten nicht zu einer Formsache . . .
3. Bete im Verborgenen, aber verbirg nicht, daß du betest"
(S. 251).

In kurzen Einleitungen versteht es der Prediger meist recht
gut, auf Disposition bzw. Skopus hinzuführen. Daß die Einleitung
mitunter zu niedrig ansetzt (z. B. S. 245), mindert den
Wert der Methode nicht. Ein gelungenes Exordium ist S. 58 f.
nachzulesen.

Auffällig ist die Vorliebe für Antithesen. Ihr Sinn ist oft
nicht einzusehen, z. B. S. 244: „Für die Engel ist der Heiland
nicht gestorben, auch nicht für die Gestirne, Tiere und Pflanzen,
sondern für uns".

In einem Maße, das Beschränkungen vertrüge, zieht der Prediger
biblische Parallelen und Gesangbuchverse heran. Wenig Zustimmung
wird das auf S. 500 ausgesprochene Votum finden: „Es sollte wieder
in allen evangelisch-lutherischen Gesangbüchern stehen und gesungen
werden: ,Herr Gott, erhalt uns für und für die reine Katechismuslehr
, der jungen, einfältigen Welt durch deinen Luther vorgestellt'"!
Befremdlich wirkt auch die Variante zu EKG 67, 3: „. . . diese hat
gemartert dich, nicht das Heideng'sinde" (S. 173).

Schwerer wiegen die Einwände, welche gegen W.s Exegese
zu erheben sind. Sie basiert auf dem Prinzip der Verbalinspira-