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Ausgabe: | 1965 |
Spalte: | 148-149 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Autor/Hrsg.: | Droste, Benedicta |
Titel/Untertitel: | "Celebrare" in der römischen Liturgiesprache 1965 |
Rezensent: | Nagel, William |
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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 2
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Henkys, Jürgen: Ist der Katechismus ein Gebetbuch? (MPTh 53,
1964 S. 204—213).
Hennig, Martin: Von der Selbstdarstellung der Kirche (DtPfrBl 64,
1964 S. 284—286).
Heß, Hans-Erich: Um die Zukunft des Theologiestudiums (KidZ 19,
1964 S. 255—258).
Lötz, Gerhard: Die Frau im Pfarramt (Evangelisches Pfarrerblatt 1964
S. 101—102).
May, Georg: Die Ausbildung des Weltklerus in Deutschland (ThQ
144, 1964 S. 170—215).
Papaderos, Alexandras: Kulturelle Metakenosis und kirchliche Dia-
konie (KidZ 19, 1964 S. 328—331).
Pralle, Frederick: Extracongregational Communion Services (Con-
cordia Theological Monthly 34, 1963 S. 156—161).
Pressel, Wilhelm: Willst du gesund werden? Metzingen/Württ.:
Brunnquell Verlag [1964]. 64 S. 8° Kart. DM 2.50.
Schuster, Kurt: Spezialistentum und Diakonie in der Kirche. München
: Kaiser 1964. 46 S. gr. 8° = Theologische Existenz heute, hrsg.
v. K. G. Steck u. G. Eichholz, N.F.Nr. 113. DM 3.-.
Seim, Jürgen: Predigt und Gemeinde. Zu Rudolf Bohrens Theologischem
Entwurf (KidZ 19, 1964 S. 467—471).
Stuhlmacher, Peter: Eindeutige Verkündigung (EvTh 24, 1964
S. 486—504).
LlTURGlEWlSSENSCHAhT
Feilerer, Karl Gustav: Soziologie der Kirchenmusik. Materialien zur
Musik- und Religionssoziologie. Köln-Opladen: Westdeutscher Verlag
[1963]. 148 S. 8° = Kunst und Kommunikation, Schriften zur
Kunstsoziologie und Mas6enkommunikation, hrsg. v. A. Silbermann,
Bd. 9. Kart. DM 16.50.
Feilerer, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität
Köln und Präsident der Gesellschaft für Musikforschung, ist
vor einer Reihe von Jahren mit einer Darstellung der katholischen
Kirchenmusik bedeutsam hervorgetreten. Wenn er jetzt
— m. W. erstmalig — eine Soziologie der Kirchenmusik vorlegt,
konnte man von vornherein sicher sein, daß das auf der Basis
einer umfassenden Kenntnis des geschichtlichen Details geschehen
würde. In dieser Erwartung sieht man sich nicht enttäuscht: Kapitel
wie „Die Kirchenmusik in ihrer liturgischen Aufgabe" (S. 17
—33) und „Die Träger der Kirchenmusik" (S. 57—94) 6ind
Musterbeispiele konzentrierter Darstellung des Stoffes, wobei
gleichzeitig zu bewundern bleibt, wie intensiv sich Feilerer in die
besondere Problemstellung und Zielsetzung der evangelischen
Kirchenmusik in ihren verschiedenen Spielarten eingearbeitet
hat. Es geht Feilerer in seiner Studie darum, „kirchenmusikalische
Gegebenheiten in sozialen Zusammenhängen zu
sehen" (S. 5). „Nach Zweck und Textbindung besteht eine einheitliche
Kirchenmusik; in ihrer Ausdrucks- und Sozialstruktur
aber ist sie vielgestaltig, und jede dieser vielgestaltigen Erscheinungen
hat in zeit- und ortsgebundenen Gesellschaften ihre besonderen
Gestalten und Schwerpunkte" (S. 10). Welche wichtigen
Erkenntnisse sich aus solchem Ansatz ergeben können, möge an
einem einzigen Beispiel, der Konfrontierung katholischer und
lutherischer Kirchenmusik, gezeigt werden: „Während in der
katholischen Entwicklung ein in der Musik gekennzeichneter
stilus ecclesiasticus, der in bewußtem Gegensatz zur weltlichen
Entwicklung tritt, sich entfaltet, hat die lutherische Gesellschaft
in der Wortbetonung und der in rhetorischen Figuren
gedeuteten Wortbehandlung eine die liturgische und weltliche
Musik verbindende Kunst geschaffen, die dem Gottesdienst und
dem allgemeinen Musikleben christlichen Ausdruck verleiht"
(S. 3 3). In methodischer Hinsicht sind es vor allem zwei große
Linien, um die der Verfasser den Stoff gruppiert: einmal die
Unterscheidung einer m u s i k soziologischen und einer r e 1 i -
g i o n s soziologischen Ausrichtung, die in der Kirchenmusik
zwar ursprünglich eine Einheit bilden, im Verlauf der Geschichte
aber in mannigfache, wechselreiche Spannungsverhältnisse getreten
sind, und zum andern die Gegenüberstellung von theologisch
oder kirchenrechtlich konzipiertem, einheitlichem kirchenmusikalischen
Ideal und sozial bedingter, mannigfaltiger
kirchenmusikalischer Wirklichkeit. Freilich vermißt man
eine grundsätzliche Besinnung darüber, in welcher Weise und mit
welcher Wirkungsmächtigkeit soziale Tatbestände überhaupt in
das musikalisch-künstlerische Geschehen einzugreifen vermögen.
Wenn Feilerer z. B. auf S. 51 schreiben kann: „Jeder «Stilwandel
» ist von einem Wandel der sozialen Gruppen und ihres
gegenseitigen Verhältnisses getragen", dann könnte das im Sinne
der Theorie vom ideologischen Überbau verstanden werden; aber
ist das wirklich Fellerer's Meinung? Wie der Rezensent überhaupt
gestehen muß, daß ihn bei der Lektüre mancher Kapitel
ein Gefühl der Hilflosigkeit überkommen hat. Die Anwendung
der Soziologie auf die grundsätzlichen Fragen der Kirchenmusik
scheint ihm einer Rechnung mit mehreren Unbekannten bei nur
einer einzigen Gleichung ähnlich zu sein. Die „gesellschaftlichen
" Phänomene der Kirche, der Gemeinde, des Predigers, des
Priesters, des Gottesdienstes, nicht zuletzt der Kirchenmusik kann
man eben nicht mit soziologischen Kategorien allein angemessen
beschreiben, sondern bedarf dafür der theologischen Ergänzung, um
nicht zu sagen Grundlegung. Von daher erklärt sich auch die
Unschärferelation, die viele der Definitionen und Aussagen des
Buches an sich tragen. Eine Definition z.B. wie auf S. 17 ist
ebenso richtig wie fragwürdig: „Die Kirchenmusik ist die Gestalt
des an die liturgische Ordnung der Kirche gebundenen musikalischen
Ausdrucks. Sie ist ein Mittel zur geistigen und religiösen
Vertiefung des Menschen und der in der Kirche vereinten Teile
der menschlichen Gesellschaft." Mir will scheinen, daß über dem
virtuos gehandhabten soziologischen Begriffsschema die Sachverhalte
selbst bisweilen zu kurz kommen, weil sie damit nicht
in den Griff zu bringen sind. Sicherlich wird es nicht das kleinste
Verdienst der Schrift von Feilerer bleiben, die grundsätzliche
Frage nach den Grenzen der Anwendbarkeit soziologischer Kategorien
auf die Kirchenmusik wachgerufen zu haben.
Berlin Oskar Söhn gen
Droste, Benedicta, OSB: „Celebrare" in der römischen Liturgiesprache
, Eine liturgietheologische Untersuchung. München: Hueber
1963. XII, 197 S. gr. 8° = Münchener Theologische Studien, hrsg.
v. J. Pascher, K. Mörsdorf, H. Tüchle, II. Syst. Abt., 26. Bd.
DM 18.—.
Die Veranlassung, das Wort celebrare zum Gegenstand
einer Untersuchung zu machen, ist darin zu sehen, daß es
als ein Leitmotiv des liturgischen Vollzugs gelten kann. Darüber
hinaus macht es die lateinische Sprache der Liturgie notwendig,
den Menschen jeder Zeit den Zugang zu ihrem vollen Verständnis
neu zu erschließen. Die Arbeit verfolgt den Weg dieses
Wortes über die klassische Latinität, die Bibel und die
Väter bis hin zu seinem Gebrauch in der Liturgie. Dabei fällt
das Schwergewicht auf die ältesten römischen Sakramentare: das
sog. Leonianum, das Gelasianum, das Sangallense und das
Gregorianum. Da in mehreren Sakramentaren das gleiche Gebetsgut
begegnen kann, wird der Stoff nicht nach Sakramentaren
getrennt vorgeführt. Um die Bedeutungsnuancen von celebrare
zu erfassen, werden ihm verschiedene sinnverwandte Verben
gegenübergestellt. So wird zugleich der Bedeutungsumfang
dieses Wortes offenbar.
Der Überblick über die klassische Latinität ergibt den Gebrauch
des Wortes für ein öffentliches Tun, „das von vielen
Menschen zu wiederholten Malen, im positiven Sinne gemeinsam
vollzogen wird, im profanen und religiösen Bereich". Stets
hat es den Charakter eines über das Alltägliche hinausgehobenen
Tuns.
Der Gebrauch des Wortes in der Bibel und bei den Vätern
zeigt in der Anwendung auf den außerchristlichen Bereich eine
starke Einengung; indem es wesentlich für die Begehung heidnischer
Feste und Spiele benutzt wird, erhält es einen negativen
Akzent, den es in der klassischen Latinität nicht besitzt. In
seiner Anwendung auf den christlichen Bereich begegnet das
Wort celebrare, beginnend bei Tertullian, in einem steigenden
Maße. Zuerst bei Cyprian wird es zur Bezeichnung für den
Vollzug der Eucharistie. Entsprechend dem ursprünglichen
Charakter des Wortes als Ausdruck für ein öffentliches Tun
werden seit frühester Zeit bei den Vätern die verschiedenen
Formen der Wortverkündigung damit bezeichnet.
Der Hauptteil der Arbeit gilt naturgemäß der Benutzung von cele-