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Ausgabe: | 1965 |
Spalte: | 219-220 |
Kategorie: | Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik |
Autor/Hrsg.: | Brodde, Otto |
Titel/Untertitel: | Kleiner Psalter 1965 |
Rezensent: | Paul, Erhart |
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Theologische Literaturzeitung 90. Jahrgang 1965 Nr. 3
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Ausdrücken) reden und ihn zugleich als eine Größe der Gegenwart
aufweisen". Trotzdem können sie der These Casels
keine Hilfestellung leisten, weil es hier immer um „Wirkung"
oder „Wirksamkeit" geht, niemals aber um das von Casel benötigte
Verständnis als „Ausführung". Vor allem spricht gegen
Casel, daß die Gebetstexte nicht in seinem Sinn die Wirkung
(an diesem Verständnis ist bei effectus in der Regel festzuhalten
) „dem äußeren Ritus gegenüberstellen, sondern der
ganzen Kulthandlung mit ihrer symbolhaften, rituellen Außen-
wie Innenseite". So scheint dem Verfasser erwiesen, daß die
Orationen so wenig wie seine Väterzitate Casels Mysterien-
theologie zu stützen vermögen. —
Ein ausführliches Register führt auf: die Bibelstellen, die
liturgischen Quellen, die Kirchenschriftsteller, profane antike
Autoren und moderne Autoren. Ein Sachregister bringt die
wichtigsten liturgisch-dogmatischen Stichworte. —
Wenn man bedenkt, welche Tiefenwirkung Odo Casels
Mysterienlehre in der römischen liturgischen Bewegung und
hinüber in die der evangelischen Kirche gewonnen hat, wird
man nicht nur in der katholischen Theologie diesen wohlfundierten
Vorstoß des jungen Autors gegen eines der Fundamente
jener Lehre mit ernster Sorgfalt zu prüfen haben. Vielleicht
müßte er durch eine ähnliche Untersuchung der mit
memoria zusammenhängenden Begriffsgruppe ergänzt werden.
Ob freilich das Anliegen der Caselschen Mysterientheologie
nicht darüber hinaus noch an den Maßstäben ganz anderer theologischer
Dimensionen zu messen ist, bedeutet einstweilen für
den Rezensenten eine noch offene Frage.
Grcifswald William Nagel
B r o d d c, Otto: Kleiner Psalter. Ausgewählte Psalmen und Psalmsprüche
. Berlin: Evang. Verlagsanstalt [1963]. 104 S. m. Noten-
beisp., z. T. als Ausklapptaf. 8°. Hlw. MDN 8—.
In seiner für die Wittenberger Gemeinde bestimmten Schrift
„Formula missae et communionis" 1523 forderte Luther, „in
Abschnitte eingeteilt soll der ganze Psalter in Gebrauch bleiben
. . ." Dazu ist es in der Folgezeit niemals gekommen. Luther
hatte bei der Übersetzung des Psalters auf die Halbversgestaltung
, die Rhythmik der Kadenzen keine Rücksicht genommen
. Die Neukomposition des Introituspsalms (ohne Antiphon
) in der „Deutschen Messe" 1526 war nicht modellfähig
und darum unnachahmbar. Der fehlende zum Singen eingerichtete
Psalmtext sowie die in stetiger Auflösung begriffenen
Gottesdienstordnungen haben den Psalmengesang in der nach-
reformatorischen Zeit nie recht heimisch werden lassen. Erst 300
Jahre nach der Reformation begegnen wir im Zusammenhang
mit dem Löheschen Werk einem vollständigen zum Singen eingerichteten
Psalter, dessen praktische Brauchbarkeit sich hundert
Jahre lang erwies. Der Bearbeiter war der Ansbachische Bezirksgerichtsrat
Friedrich Hommel (1859). Über den Wirkungskreis
Löhes hinaus hat dieser Psalter nur noch in den lutherischen
Freikirchen Bedeutung gehabt. Der 1960 in Uelzen erschienene
vollständige Psalter mit den Cantica, für den Gesang eingerichtet
, ist seit hundert Jahren der erste Versuch, alle Psalmen
in die gottesdienstliche Übung einzubeziehen. Darüber hinau6
begnügen sich alle Veröffentlichungen im Zusammenhang mit
der Erneuerung des lutherischen Gottesdienstes mit schmalen
Auswahltexten aus den Psalmen. So enthält auch der vorliegende
Kleine Psalter lediglich Psalmteile aus 53 Psalmen mit
Antiphonen über die Sonntage und Feste des Jahres verteilt,
dazu in der gleichen Gestalt die Seligpreisungen, den Christuspsalm
Phil. 2 und die Improperien. Aus der Pommerschen Agende
von 1569 ist noch der Bußtagsgesang „Nimm von uns" beigegeben
. Die Antiphonen sind — wie in Broddes früheren Veröffentlichungen
dieser Art — Neukompositionen kirchentonartlicher
Prägung, angelehnt an überlieferte Weisen. Umfang und Schwierigkeitsgrad
sind durch die überlieferten kleineren Psalmantiphonen
der Stundengebete bestimmt. Die Psalmtonmodelle
entsprechen denen des Handbuchs für evangelische Kirchenmusik
, Bd. I, Altargesang, die später in den Gottesdienstordnungen
der Agenden Bd. I und II der Vereinigten Lutherischen
Kirche benutzt worden sind. Alle Psalmverse sind mit unterschiedlicher
Unterstreichung versehen, die daß rasche Auffinden
des Beginns der Kadenzen und der Akzentnoten möglich macht.
Da in dem Verbreitungsgebiet des Buches das Chorbuch für
Agende Bd. I, das „Kleine Kantionale Bd. I" nicht ausreichend
verfügbar ist, hat der Verfasser alle Verse zum Halleluja des
Hauptgottesdienst abgedruckt, einmal ohne Unterstreichungen,
ein zweites Mal mit den Unterstreichungen für den Tonus Pere-
grinus. Für die in der vorösterlichen Zeit ausfallenden Halle-
lujaverse sind Verse aus dem Responsorium Graduale eingesetzt.
Um der Tradition zu folgen, hätten jedoch Verse aus den Tractus
stehen sollen, die die Stelle des Halleluja in der genannten
Zeit einnehmem Eine tabellarische Übersicht weist auf den
Gebrauch der Auswahlpsalmen im Hauptgottesdienst als Introi-
tuspsalm, jeden Sonntag wechselnd durch das ganze Jahr, ferner
in den Stundengottesdiensten sowie im Kindergottesdienst.
Damit ist das Verfahren (im Introitus der Deutschen Messe
Luthers angedeutet), die Offiziumspsalmodie auch in der Messe
zu gebrauchen, wieder prinzipiell angewandt worden. Da aber
die Offiziumspsalmodie nicht zum Anhören geschaffen ist, sondern
zum Mittun aller Anwesenden, hat sich dieses Prinzip bisher
nicht bewährt. Drei psalmodische Gesänge, Introitus, Offer-
torium und Communio, werden in deT Messe vom Chor vorgetragen
, und begleiten liturgische Handlungen von begrenzter
Dauer. Sie sind zum Anhören bestimmt und bedürfen darum
einer differenzierteren musikalischen Form, als 6ie die Kursus-
psalmodie der Stundengebete aufweist.
Die musikalische Diktion der Antiphonen unterscheidet sich
kaum von früheren Veröffentlichungen des Verfassers. Das
häufige Zusammentreffen von Melodieakzent und Wortbetonung
hindert die Melodie erheblich an ihrer Entfaltung. Andererseits
führt die Absicht, durch solche Konstellation das Wort
dominieren zu lassen, nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Wenn
der Ton zum Wort hinzutritt, dominiert die Musik; und gerade
dadurch dient sie dem Wort, indem sie es emporhebt und
herausstellt.
Alle Gesänge dieses Buches werden wesentlich vom Chor
vorgetragen, der für seine Aufgabe sorgfältig vorbereitet wird.
Darum wäre es wünschenswert, bei künftigen Veröffentlichungen
dieser Art sich der älteren Modelle der Offiziumspsalmodie zu
bedienen, die in unterschiedlichen „Differenzen" (Melodieformeln
der Kandenzen) Schluß des Psalmverses und Beginn der
zu wiederholenden Antiphon in Art einer melodischen Modulation
aneinander binden und das Psalmodieren wesentlich erleichtern
.
Dem Buch ist weiteste Verbreitung zu wünschen. Je mehr
wir es lernen, in den Gottesdiensten Psalmen zu beten und zu
singen (in welcher Form das auch immer geschehen mag), je mehr
wird sich das Gesicht der Gottesdienste wandeln. Das Volkslied
als bisher prägendes Element wird zugunsten des Psalmes langsam
zurücktreten müssen, denn in ihm ruhen die stärkeren
Kräfte.
Der Gebrauch der Psalmen in diesem Umfange verlangt
immer drängender nach einer brauchbaren Psalmenauslegung, die
es den Sängern möglich macht, den Inhalt zu verstehen und im
Verstehen beten zu können.
Hannover Erhart Paul
Auf der Maur, Ivo: Liturgischer Aufbruch in Afrika und Asien
(Erbe und Auftrag 40, 1964 S. 287—297).
Gordan, Paulus: Dank an Ottobeuren (Erbe und Auftrag 40, 1964
S. 368—375).
J u n g m a n n, J. A.: Die Doxologien in der Kirchenordnung Hippolyts
(ZKTh 86, 1964 S. 321—326).
M e y e r, Hans Bernhard: Eucharistie — Opfer des Dankes und der
Fürbitte (ZKTh 86, 1964 S. 450-459).
— „Liturgische Theologie" oder „Theologie des Gottesdienstes" ? (ZKTh
86, 1964 S. 327—331).
Schürmann, Heinz: Das Wort Gottes in der Konstitution des
II. Vatikanischen Konzils über die heilige Liturgie (Bibel und Leben
5, 1964 S. 73—79).