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Ausgabe:

1964

Spalte:

658-660

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Scheepers, Johannes Hendrik

Titel/Untertitel:

Die Gees van God en die gees van die mens in die Ou Testament 1964

Rezensent:

Hesse, Franz

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Theologische Literaturzeitung 89. Jahrgang 1964 Nr. 9

658

von 9, 9 f. 13, nur in den letzten drei vorkommt. Daraus ergibt
sich deutlich, daß es sich da um verschiedene Traditionskreise
handelt. Ob man aber daraus für die Datierung einzelner
Abschnitte wird Folgerungen ziehen dürfen, scheint uns fraglich
zu bleiben. Otzen gibt es wenigstens für Kap. 14 auch zu (199).

Hinter Sach 9—10 sieht der Verfasser nationalistisch-roya-
Iistische Elemente aus der Zeit Josias am Werk und meint, sie
unter dem judäischen 'am ha'arec zu finden. Dagegen zeugt
ihm Kap. 11 vom Antiroyalismus des, seinem Ursprung nach
nordisraelitischen, Deuteronomismus (167); es gehöre also einer
Zeit nach dem Tode Josias an (165). Beide weiteren Kapitel,
Sach 12—13, „bilden einen Traditionskomplex, der aller Wahrscheinlichkeit
nach seinen Ursprung in judäischen Kreisen während
des Exils hat", wobei betont wird, daß es sich um „jahwetreue
Kreise" handele (198). Das letzte Kapitel bildet eine
selbständige Einheit und bewegt sich „auf dem Wege von der
Eschatologie zur Apokalyptik" hinüber (200). Es „erinnert am
meisten an Tritojcsaja und stammt sicher aus später nachexili-
scher Zeit" (212). Zu diesen Ergebnissen gelangte Otzen aufgrund
einer gewissenhaften Überprüfung des zur Verfügung
stehenden Materials. Der Text ist jedoch stellenweise so schwierig
, daß auch fernerhin einzelne Forscher ihre eigenen, abweichenden
Wege gehen werden.

Wie bereits oben erwähnt, setzt der Verfasser an verschiedenen
Stellen kultische Motive voraus. So z.B. hängt Sach 9, 9f.
mit dem kultischen Komplex des sakralen Königtums und des
Neujahrsfestes zusammen und wäre ohne diesen Zusammenhang
gar nicht zu erklären (135 ff.). Das daselbst zusammengebrachte
Beweismaterial, das eben auch den skandinavischen Beitrag zur
Lösung der Frage deutlich zum Ausdruck bringt, ist ausgezeichnet
und widerlegt manche unnötige Konjektur der Kommentare
.

Bei der Behandlung des schwierigen Abschnittes über den
Durchbohrten (12, 10) weist der Verfasser auf die Lösung
Hvidbergs (Graad og Latter, 1938) hin (175), aber lehnt
seine Behauptung, es handle sich um „das eigene Wort des toten
Gottes" (d. i. Baals), ab, und versucht den Text aus der israelitischen
Königsliturgie zu erklären (178), unseres Erachtens mit
vollem Recht. Die angeführten Analogien über den leidenden
König (180 ff.) bieten eine gute Grundlage für die aufgestellte
These. Die Demokratisierungsversuche, als ob vom leidenden
Volk an Stelle des Königs die Rede wäre, sind jedoch nicht
ganz überzeugend, wenngleich nicht auszuschließen.

Den ganz schwierigen Vers 12, 2 versucht Otzen zunächst
durch einen Vergleich mit dem Wortlaut der alten Versionen
zu glätten (261). Den Gedanken, daß Juda gegen Jerusalem
mit Waffengewalt auftreten könnte, hält er für absurd. Und
doch wird man zugeben müssen, daß der Text ursprünglich gerade
dies aussagen wollte. Mindestens das Targum und die Vul-
gata bringen unzweideutig zum Ausdruck, daß Juda tatsächlich
im feindlichen Heer Jerusalem gegenübersteht. Andere denken
an eine Belagerung auch Judas, aber das ist schon aus grammatischen
Gründen unwahrscheinlich. Deswegen braucht man noch
nicht zu Konjekturen zu greifen und sollte nicht „Städte Judas"
in den Text einfügen (185). Richtiger ist es, die ungewohnte
Mitteilung über die feindliche Einstellung Judas zur Kenntnis
zu nehmen (mehrere Forscher tun es auch), besonders wo doch
auch das Neue Testament noch von einer Feindseligkeit unter
den Allernächsten gut weiß (vgl. Mtth 10,21. 35).

Und noch ein Beispiel, das mit der Befreiung Jerusalems in
der Endzeit aufs engste zusammenhängt. Der Verfasser sieht
klar, daß Kap. 14 nur eschatologisch gedeutet werden kann.
Wenn also V. 10 die Rede davon ist, daß Juda Jerusalem als
eine Ebene umgeben und Jerusalem sich daselbst hoch erheben
wird, ist es ganz richtig, an Jes 2, 2 und Mi 4, 1 zu denken.
Auch die Vorstellung des Gottesberges liegt zweifelsohne dahinter
(208). Aber der Text will noch viel mehr bieten. Der
Prophet sieht ganz realistisch die Heidenvölker von allen Seiten
dem Zion zuströmen, und da ist es ihm klar, daß der Raum
für solche Scharen nicht ausreichen kann. So wird ihm die ganze
Stadt zum Tempel, wo die königliche Priesterschaft, Israel, den
Dienst versorgen wird, und das übrige Land, Judäa, das tief

unter der heiligen Stadt liegen wird, wird zum Tempelvorhof
werden, wo alle Gottgläubigen aus allen Völkern sich werden
versammeln können. Von da aus versteht es sich auch, daß alle
Töpfe in Jerusalem und Juda heilig sein werden (14, 21) und
man sie zu Opfern wird benützen dürfen. Schade, daß Otzen
darüber nichts erwähnt hat.

Der dritte Teil des Buches befaßt sich mit der Struktur
und Tradition (213 ff.). Der Stoff wird traditions geschichtlich
und traditions analytisch behandelt, wobei sich der
Verfasser besonders mit den Arbeitsergebnissen Lamarches
(Zacharie IX—XIV, 1961) ausführlich auseinandersetzt. Er versucht
nachzuweisen, daß wir es mit einem kunstvollen literarischen
Produkt zu tun haben, wobei man mit einer längeren
mündlichen Tradition wird rechnen müssen. Ob durch „mehrere
Jahrhunderte hindurch" (223) hängt davon ab, ob man die vorgeschlagene
Datierung der einzelnen Perikopen anerkennt. Neben
der Tradition wird die Bedeutung der literarischen Komposition
hervorgehoben: „ . . . auf der einen Seite gehen wir
davon aus, daß der Text zu einem großen Teil besonders aus
kultischen Traditionen besteht; auf der anderen Seite aber
meinen wir..., eine literarische Komposition vor
uns zu haben, zu der vorhandenes kultisches Material, in einer
aus dem Kult entlehnten Form geordnet, Verwendung fand"
(225). Die Ausführungen Otzens sind höchst anregend und
aufschlußreich. Trotzdem fiele es uns schwer, ihm in allen Einzelheiten
zu folgen, wenn er sich bemüht, den symmetrischen Aufbau
der einzelnen Textabschnitte nachzuweisen. Sollte die
Schlußredaktion wirklich so gearbeitet haben? Vgl. seinen
„Gesamtüberblick über die Struktur in dem Komplex Sach 9—10".
9, 1—8: Israel erobert Gebiete von Assur und Ägypten zurück
,9, 9—10: Der siegreiche Einzug des Königs

(9, 11—12: Heimkehr des Nordreiches aus dem Exil

(9, 13—15: Der Kampf gegen den Feind (Juda und Ephraim)
<9, 16: „positives" Hirtenbild
, J I ) (9,17—10,1: „positives" Fruchtbarkeitsmotiv
| jlO, 2a: „negatives" Fruchtbarkeittmotiv

1.10, 2b—3a: „negatives" Hirtenbild
(10, 3b— 5: Der Kampf gegen den Feind (Juda)
1.10,6—10: Heimkehr des Nordreiches aus dem Exil
10,11a: Jahwes siegreiche Epiphanie
10,11b—12: Die Macht Assurs und Ägyptens wird vernichtet und

Israel gestärkt" (220).
Im ganzen gesehen sprechen wir dem Verfasser für seine
ehrlich und gewissenhaft geleistete Arbeit unseren aufrichtigen
Dank aus. Unsere kritischen Anmerkungen sollen und können
den Wert des Buches keinesfalls verringern. Jeder Fachgenosse,
ja, jeder, der sich mit Deuterosacharja beschäftigen wird, wird
dankbar zum Buche Otzens greifen, auch wenn er ihm in allem
nicht wird folgen können. Wir möchten dabei nochmals auf die
Fülle des Materials aufmerksam machen. Ebenfalls gebührt der
Dank aller, die das Buch benützen werden, Herrn Pfarrer Hanns
Leisterer, Lindau für seine glänzende Übersetzung ins Deutsche,
was bei einem so schwierigen Thema nicht so einfach war.

Praha Milos Bic

Schcepers, Johannes Hendrik: Die Gees van God en die Gees
van die Mens in die Ou Testament. Academisch Proefschrift. Kampen
: J. H. Kok 1960. XVI. 329 S. gr. 8° = Vrije Univcrsitcit te
Amsterdam, hfl. 9.50.

Die Arbeit wurde im Jahre 1960 der Theologischen Fakultät
der Vrije Universiteit te Amsterdam als „Academisch Proefschrift
" (Doktordissertation) vorgelegt. Der Verfasser, aus Südafrika
stammend, hat das Werk in Africaans abgefaßt; ihm ist
aber eine Zusammenfassung in englischer Sprache (S. 304—322)
beigegeben.

Das I. Kapitel (S. 11—33) behandelt Pill In der Bedeutung
„Wind"; Verf. zählt 144 von insgesamt 3 89 Stellen, wo ml diese
Bedeutung hat. Wird der Wind metaphorisch gebraucht, dann eigentlich
nie im Sinne „Vermittler vom Leben" (das gilt auch für Ez 37,9);
vielmehr überwiegt ein unheilvoller Sinn.

Das II. Kapitel (S. 34—92) beschäftigt sich mit der m"! beim
Menschen und beim Tier. Verf. ist der Meinung, man müsse bei der
Grundbedeutung „Odem" (asem, breath) einsetzen. In diesem Sinne erscheint
die ml immer wieder als mächtig bewegende Kraft, wenn sie
auch gelegentlich beim Menschen als Zentrum der Person, Sitz des