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Ausgabe:

1963

Spalte:

115-116

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Linnemann, Eta

Titel/Untertitel:

Gleichnisse Jesu 1963

Rezensent:

Delling, Gerhard

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Seite 1

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115

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 2

116

Kaiser, Otto: Erwägungen zu Psalm 101.

ZAW 74, 1962 S. 195—205.
Karmon, Y.: An Analysis of Jacotin's Map of Palestine I.

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 155—173, 244—253.
Katzenstein, H. J.: The Royal Steward (Asher 'al ha-Bayith).

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 149—154.
M a z a r, B.: The Cities of the Territory of Dan.

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 65—77.
Mowinckel, Sigmund: Bemerkninger til salmenc i den norske

bibeloversettelse.

Norsk Teologisk Tidsskrift 63, 1962 S. 129—269.

Naveh, J.: A Hebrew Letter from the Seventh Century B.C.
Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 129—139.

Rahmani, L. Y.: Roman Tombs in Shmuel ha-Navi Street, Jerusalem
.

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 140—148.
Schroten, E. N. P.: Het gerundium in Deutero-Jesaja.

Nederlands Theologisch Tijdschrift 17, 1962 S. 54—58.
Wreschner, E., Avnimelech, M., u. S. Angress: The

Geulah Caves. Haifa — Preliminary Report.

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 78—89.
Y e i v i n : Early Contacts Between Canaan and Egypt.

Israel Exploration Journal 10, 1960 S. 193—203.

NEUES TESTAMENT

Linnemann, Eta: Gleichnisse Jesu. Einführung und Auslegung.
Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht [1961]. 196 S. gr. 8°. Kart.
DM 13.80.

Das Buch „verdankt seine Entstehung einem Auftrage des
Katedietischen Amtes der Hannoverschen Landeskirche" (8); es
soll „dem Religionslehrer helfen" (F.). Dazu tat es in seinem
Textteil „völlig allgemeinverständlich geschrieben" (F.). In der
Tat ist E. L. hier bemüht, theologische Fachwörter zu meiden
bzw. nicht unerklärt zu gebrauchen. Eine Einführung (13-54)
hebt zunächst die je spezifischen Züge von Gleichnis, Parabel,
Beispielgeschichte und Allegorie heraus; eingehender werden
die beiden ersten nach ihrer Struktur charakterisiert; formale
Kennzeichen, Stilmittel, die Weise der Beteiligung des Hörers
u. a. werden berücksichtigt. Im ganzen wird dabei das Wichtigste
vor allem nach den bekannten Arbeiten über Jesu Gleichnisse
(etwa seit Jülicher, für dessen Einteilung E. L. nachdrücklich
eintritt) dargestellt und durch den Verf. (so E. L. selbst, 8)
erläutert, weithin in einer einfachen Sprache, wenngleich nicht
immer — so in dem (übrigens wenig schönen) Terminus „etwas
als etwas ansprechen" (bedeutsam 33—3 5). Eine Zusammenstellung
der Gesetze volkstümlicher Erzählweise wird im ganzen
aus Bultmann, Geschichte der synoptischen Tradition, übernommen
(21-25). E. L.s „Entdeckung, eine wegweisende Entdeckung
" (F.), ist das Phänomen der Verschränkung der Urteile
der Hörer und des Erzählenden, der jenen ein Zugeständnis
macht, um sie an dem Gesagten zu beteiligen (35. 86. 97. 147).
— Sodann wird der Leser — etwa auf der Linie der Hermeneutik
von Ernst Fuchs — in eine moderne theologische Beurteilung
der Gleichnisse Jesu eingeführt. Ihr Entscheidungs- und Ereignischarakter
wird betont (38 f. 48) und für ihr Verständnis nachdrücklich
darauf hingewiesen, daß die ersten Hörer in Jesus
nicht den Christus sahen, sondern den Rabbi (43), also nicht
etwa den Offenbarungsträger usw. — ein Satz, der dann mehrfach
als Maßstab für die Auslegung bedeutsam wird. Nicht dem
nachösterlichen Verständnis in der Urchristenheit, sondern
„dem ursprünglichen Sinn der Gleichnisse" wollen dann im
ganzen die 11 Auslegungen nachgehen, zu dessen Erkennen der
gemeinte Leser „der Hilfe des Fachtheologen am stärksten
bedarf" (54).

Behandelt werden (57-134) Luk. 10,25-37; 14,15-24
(mitPar.); 15,1-10 (mitPar.) und 11-32; 18,1-8 und 9-14;
Matth. 13,44-46; 18,21-35; 20,1-16; 25,1-13; Mark. 4,
1-9. 14—20. Auch hier zeigt sich Verf. in der Literatur gut
bewandert. Aus ihr wird das zeitgeschichtliche Material zur Erhellung
der erzählenden Seite, nicht selten für das Verständnis
entscheidend, erhoben (gelegentlich kommt die Abhängigkeit1

*) So dürfte etwa das von den rabbinischen Quellen ausgehende
Urteil Billerbecks über die Einschätzung der Priester in neutestament-
licher Zeit (59. 143, A. 7) fraglich geworden sein.

hier in Aporien zum Ausdruck*). Wo es für das Verständnis angebracht
ist, wird eine Analyse der Geschichte des Textes gegeben
. In der Interpretation der ausgewählten Stücke vermag
man nach E. L. bei Mark. 4, 1 ff. nicht mehr zur Aussage Jesu
selbst vorzudringen, und Luk. 18, 1-8; Matth. 25, 1-13 gehen
überhaupt nicht auf ihn zurück. Die Deutungen E. L.s sind weithin
eigenständig und anregend. Manche Ausführungen in ihnen
sind deutlich auf den nichttheologischen Leserkreis zugeschnitten
(doch werden nicht etwa methodische Anweisungen für den
Religionslehrer gegeben3), z. T. auch in einer ausgesprochen
volkstümlichen Redeweise. Eine mitunter vorhandene Breite ist
wohl nicht nur durch den Gedanken an die Benutzer veranlaßt.

Für die Theologen ist der Anmerkungsteil bestimmt4. Auch
hier zeigt sich die größere Selbständigkeit E. L.s in den Auslegungen
im Vergleich zur Einführung; das deutet sich schon
im jeweiligen Umfang der Anmerkungsseiten an (137—142 bzw.
142—187). Neben den Belegen für Zitate usw. finden sich hier
z. T. sehr eingehende, temperamentvolle, pointiert urteilende,
mitunter auch ironische Auseinandersetzungen mit anderen Auffassungen
. Doch ist Verf. offenbar auch im sprachlichen Verständnis
der Texte z. T. nicht wenig von den Exegeten abhängig
.

Das Gewicht des Buches liegt m. E. im Textteil der Auslegungen
. Er hat über den gemeinten Leserkreis hinaus Bedeutung
(die Einführung ist natürlich als knappe Zusammenfassung
auch für Theologen nützlich). Zunächst ist aber, von der Intention
her gesehen, wohl entscheidend, ob Verf. es versteht,
gerade diesem Kreis zu zeigen, „wie man mit dem Text auf
methodische Weise als Ausleger umgeht" (F.), und die Ergebnisse
theologischen Arbeitens nahezubringen. Ist diese Frage zu
bejahen, so ist dieses Ja vom Rez. her weitgehend zunächst auf
die Übersetzungsgabe E. L.s bezogen, nicht auf ihre historischen
Prämissen bezüglich des geschichtlichen Jesus, die z. T. weitgehende
biblisch-theologische Konsequenzen haben. — Das
Buch verbindet eigene wissenschaftliche Leistung und Obersetzung
in eine von speziell Fachlichem freie Darstellungsweise.
Natürlich wird nicht nur dort theologisch geredet, wo für
Nichttheologen unverständlich gesprochen wird; manchmal
könnte man vielleicht sagen: im Gegenteil. Grundsätzlich muß
man sich aber doch wohl darüber klar werden, wie weit mit
der Annahme dieser Arbeit als Doktorarbeit5 ein neuer Typ
der Dissertation inauguriert worden sein kann.

Halle/Saale Gerhard Del I i n g

5) Wieso war Verf. z. B. der Kontext Keth. 9,2 nicht zugänglich
(174)?

3) „Dieses ausgezeichnete Buch" „weckt in uns Lust, Lust auch
am Unterricht" (F.).

') Er „führt die Diskussion unter den Forschern höchst gelehrt
und ebenso verständlich wie treffend weiter" (F.).

°) Dem Geleitwort des Promotor« E. Fuchs entstammen die mit
F. bezeichneten Anführungen.

Müller, Theophil: Das Heilsgeschehen im Johannesevangellom.

Eine exegetische Studie, zugleich der Versuch einer Antwort an
Rudolf Bukmann. Zürich-Frankfurt/Main: Gotthelf-Verlag o. J.
208 S. 8°.

Die von W. Michaelis / Bern geförderte Dissertation
Müllers sucht Bultmanns Deutung des Johannesevangeliums
(= JE) zu korrigieren. Durch ihre Fairness und Sachlichkeit
unterscheidet sie sich vorteilhaft von vielem, was als Polemik
gegen Bultmann erschienen ist. Es geht M. vor allem darum,
nachzuweisen, daß im JE Jesu Tod sich nicht einfach in die
Menschwerdung einordnen lasse, sondern — in Übereinstimmung
mit der gemeinchristlichen Deutung — als stellvertretendes Sühnopfer
gewertet werde.

M. sucht das zu erweisen, indem er in Teil I („Exposition",
S. 13—75) zunächst das Thema „Heilsgcschichte als Offenbarung" behandelt
(13--38) und dabei vom „Licht", vom „Zugang zu Gott",
vom „Wort", der „Offenbarung in der Begegnung", dem „Tod lesu
als Ort von Offenbarung" und der „Aneignung der Offenba'ung"
spricht. Dreierlei scheint uns am Verständnis der Offenbarung durch
M. besonders charakteristisch: (l) Weil es besonders um das Menschsein
des Logos geht, „steht diese Offenbarung unter dem entscheiden-