Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1963

Spalte:

756-757

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Neuenzeit, Paul

Titel/Untertitel:

Das Herrenmahl 1963

Rezensent:

Jeremias, Joachim

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

755

Theologische Literaturzeitung 88. Jahrgang 1963 Nr. 10

756

vom Geschichtsbild die Rede ist, ist kaum zu zählen); auch hier
werden, wie in der „Theologie", mit Vorliebe nur solche
zitiert, die dem eigenen Kreise angehören. Dem Schülerkreise
von Rads wäre hier ein stärkeres Aufgeschlossensein Forschungsrichtungen
gegenüber zu wünschen, die ganz andere Dinge im
Blickfeld haben als die — gewiß äußerst verdienstliche - Erhellung
der Traditionsgeschichte.

Münster/W. Franz Hesse

Antiquity and Survival Vol. II, No. 4, The Hague: Luctor
& Eraergo 1958. S. 321—406.

Vier Arbeiten sind in diesem Heft vereint. Sie interessieren
gleichmäßig den Archäologen, den Althistoriker und den
Volkskundler. Ludwig G. A. Zöhrer, Wien, legt eine Abhandlung
vor über „Prehistoric and Historie Cultural Monuments
in the Fezzan (Libya)" (S. 321—348), die zuerst die vorgeschichtliche
Periode, insbesondere die Felsmalereien von Fezzan behandelt
und zahlreiche Schwarzweiß-Abbildungen zur Illustration
beifügt. Dabei ist die wechselnde Form der abgebildeten Wagen
typisch. Den ursprünglichen Zweck der Felsmalereien, der den
Religionswissenschaftler beschäftigt, erörtert der Verfasser nicht,
da er vor allem die künstlerische Bedeutung dieser Malereien
im Auge hat. Sehr ausführlich wird die römisch-byzantinische
Zeit geschildert, die damals errichteten Festungsanlagen werden
in guten Abbildungen gezeigt. Nach Behandlung der arabischen
Ära weist der Autor in seiner Zusammenfassung darauf hin,
daß die noch vorhandenen Baureste der dargestellten Perioden,
also die Oberflächenaltertümer, dringend der eingehenden archäologischen
Bestandsaufnahme bedürfen, ehe ihr Verfall weiter
fortschreitet. Namen-, Personen- und Literaturverzeichnis beschließen
die umfangreiche Arbeit. — H. G. Beyen schreibt über
„Das stilistische und chronologische Verhältnis der letzten drei
pompejanischen Stile" (S. 349—372) und bekennt sich im Ergebnis
seiner eingehenden Untersuchung zur „organischen, sozusagen
lückenlosen Entwicklung vom zweiten bis zum vierten Stil"
sowie zu ihrer Ableitung aus der römischen Geisteswelt. —
Joan Liversidge bleibt mit einer Abhandlung über „Wall-Paint-
ing in Roman Britain: A Survey of the Evidence" (S. 373—386)
gleichfalls im Bereich der römischen Kultur, während Wouter
Swets mit seiner Arbeit über „Development of Unusual Metri-
cal Types in the Folk Music of the Balkans and Asia Minor"
einen interessanten musikwissenschaftlichen und volkskundlichen
Beitrag liefert. Besonders sind die zahlreichen Notenbeispiele
wichtig. — Einige Rezensionen bilden den Beschluß des Heftes.

Leipzig Hon« B n rrl 11> t

Andersen, K. T.: Der Gott meines Vaters.
Studia Theologica 16, 1962 S. 170—188.

Dahood, Mitchell: Zacharia 9,1 'en 'ädäm.

The Catholic Biblical Quarterly XXV, 1963 S. 123-124.

Eißfeldt, Otto: „Gut Glück!" in semitischer Namcngcbung.
Journal of Biblical Literature LXXXII, 1963 S. 195-200.

Gran i ld. Sigurd: Jeremia und das Deuteronomium.
Studia Theologica 16, 1962 S. 135-1 54.

Groß, Heinrich, u. Heinrich Schlier: Die Engel in der Heiligen
Schrift. Leipzig: St. Benno-Verlag [19611- 58 S. 8° = Die Botschaft
Gottes, eine bibl. Schriftenreihe, hrsg. v. O. Schilling u. H. Schürmann
, 1. Attestamentl. Reihe 2. H.

L'Hour, Jean: Une legislation criminelle dans le Deuteronome.
Biblica 44. 1963 S. 1-28.

K off mann, E.: Die staatsrechtliche Stellung der essenischen Vereinigungen
in der griechisch - römischen Periode.
Biblica 44, 1963 S. 46—61.

L e v i n e, Baruch A.: The Netinim.

Journal of Biblical Literature LXXXII, 1963 S. 207-212.

Martin-Achard, Robert: Approche de l'Ancien Testament.
Neuchätel: Delachaux et Niestie [19621. 127 S. 2 Ktn.-Skizzen. g°
= Collection La Foi et la Vie.

Rubinstein. A.: The Anomalous Perfect with Waw-Conjunctive
in Biblical Hebrew.
Biblica 44, 1963 S. 62—69.

Schuster. Hermann: Offenbarung Gottes im Alten Testament.
Ein erweiterter Vortrag. Tübingen: Mohr 1962. 59 S. 8° = Sammlung
gemeinverständlicher Vorträge und Sdiriften a. d. Gebiet d.
Theologie u. Religionsgeschichte, 238/239. DM 4.50.

Sirard, Leas: Sacrifices et Rites sanglants dans l'Ancien Testament.

Sciences Ecclesiastiques XV, 1963 S. 173—197.
Skehan, Patrick William: A New Translation of Qumrän Texts.

The Catholic Biblical Quarterly XXV, 1963 S. 119—128.
Weiss, Raphael: On Ligatures in the Hebrew Bible (" = D).

Journal of Biblical Literature LXXXII, 1963 S. 188—194.
Westermann, Claus: Der Glaube im Alten Testament.

Die Zeichen der Zeit 17, 1963 S. 223—224.
— Gottesdienst.

Die Zeichen der Zeit 17, 1963 S. 177—178.
Wurmbrand, Max: A Falasha Variant of the Story of Susanna.

Biblica 44, 1963 S. 29—45.

NEUES TESTAMENT

Neuenzeit, Paul: Das Herrenmahl. Studien zur paulinischen Euch.i-
ristieauffassung. München: Kösel-Verlag 1960. 256 S. gr. 8° = Studien
zum Alten u. Neuen Testament, hrsg. v. V. Hamp u. J. Schmid,
Bd. I. Kart. DM 28.-.

Dem Verf. schwebt als Ziel eine „ganzheitlich-neutesta-
mentliche Eucharistieauffassung" (9) vor. Wie kann man sie gewinnen
? Nach seiner Überzeugung nur so, daß man von Paulus
ausgeht. Nicht der Weg vorwärts vom Abendmahl Jesu zu Paulus
führt weiter, sondern allein der umgekehrte Weg von der paulinischen
zur vorpaulinischen Eucharistieauffassung (237). Die
These von Schlier, daß die ganze neutestamentliche Bibeltheologie
von der paulinischen Theologie her zu entwickeln sei,
mag vielleicht zu sehr verallgemeinern — für das Abendmahl
trifft sie zu: „Paulus ist der Schlüssel zum ganzen neutestament-
lichen Eucharistieverständnis!" (239). Dementsprechend untersucht
N. zuerst l.Kor. 10. 11 exegetisch (I. Exegetische Grundlegung
, 21—66), befragt er sodann die paulinischen Abendmahlstexte
auf ihre Vorgeschichte (II. Traditionsgeschichtliche Voraussetzungen
, 69—123) und sucht er abschließend ihren theologischen
Gehalt zu erheben (III. Die theologischen Grundstrukturen
der paulinischen Eucharistieaussagen, 127—240).

Der erste Haupteil, die Exegese von 1. Kor. 11, 17—34;
10, 1—22*, bringt kaum wesentlich Neues, nicht zuletzt deshalb,
weil N. den Rahmen der Arbeit zu eng zieht. Gleich den ersten
Satz „Die paulinischen Eucharistieaussagen sind auf 1 Kor beschränkt
" (21) würde ich dem Verf. nicht abnehmen, ebensowenig
wie die auf ihm beruhende Behauptung, daß die Eucharistie
in der paulinischen Theologie „nur einen geringen Raum
eingenommen" habe (207). Denn außer den von N. behandelten
Texten beziehen sich noch zahlreiche andere auf die Feier des
Herrenmahles, und zwar keineswegs nur auf seinen äußeren
Verlauf, etwa 1. Thess. 5,26; 2. Thess. 3,14; Gal. 2, 11 ff.;
1. Kor. 5, 9. 11-13; 16,20.22; 2. Kor. 13, 12; Rm. 16, 16,
m. E. auch 14, 1—15, 13. Diese Aufzählung ist nicht erschöpfend.
Falls das owio%eobak von 1. Kor. 14,23.26 dasselbe ist wie
das von 11, 17f. 20. 3 3 f., ist zu fragen, ob nicht auch 1. Kor. 14
mit dem Thema Mahlfeier zusammenhängt. Gewiß sind
1. Kor. 10.11 die theologisch bei weitem ergiebigsten Texte,
aber sie werden von den anderen erhellt, sogar grundlegend
erhellt. Wer etwa die Abendmahlsaussagcn in 1. Kor. 10. li
liest, ohne den Klang des Maranatha (16, 22) im Ohr zu haben,
überhört ihren eschatologischen Grundton. Gerade die Arbeit
von N. zeigt das in ihrem dritten Teil.

Der zweite Hauptteil, „Traditionsgcscbichtliche Voraussetzungen
", fragt nach der Vorgeschichte der paulinischen
Abcndmahlstexte, insbesondere des paulinischen Einsetzungsberichtes
. Sehr breit geschrieben und im wesentlichen auf den
Arbeiten von H. Schürmann fußend, gipfelt er in dem Bestreben
, den paulinischen Einsetzungsbericht als die „frühest erreichbare
Form eines kanonischen Einsetzungsberichtes" (120) zu erweisen
. Aber um welchen Preis! Wir müssen in Kauf nehmen,
daß das paulinische faliß r/irnv (i. Kor. 11, 24) älter sein soll
als das semitisierende inkludierende vnin nnh~iv von Mk-
14,24, ja, daß die zahlreichen Semitismen des markinischen
Einsetzungsberichtes auf eine sekundäre Semitisierung des Textes
zurückgehen sollen — womit die Dinge auf den Kopf gc'
stellt werden. Wir müssen weiter in Kauf nehmen, daß Luka<
die Kopula in 1. Kor. 11,25 ebenso wie den Wiederholung«'