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Ausgabe:

1962

Spalte:

144-146

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Titel/Untertitel:

Wir erzählen biblische Geschichten 1962

Rezensent:

Tiling, Magdalene

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Pädagogik (Petzelt) aufbauend die Besonderheit menschlichen
Reifens in einer anthropologischen Grundlegung dar und zeigt,
daß zum Abschluß dieser Periode „Jugendweihen" herkömmlich
und berechtigt sind. Eine katechetisch-pastorale Veranstaltung
an dieser Schwelle, die zugleich Abschluß und Übergang ist,
sollte Gelegenheit zu einem „Generalaufholen" geben, das in
einem öffentlichen Akt die Kindheit als beendet erklärt und zugleich
für die nun herandringende Zeit der eigentlichen Reife
Hilfe leistet. Unter Rückgriff auf das kirchliche und staatliche
Recht zeigt der Verfasser ausführlich, daß diese Feier gerade für
das 14. Lebensjahr berechtigt ist; wesentlich ißt hier der Gesichtspunkt
, daß der junge Mensch, dem eine größere sittliche Mündigkeit
zuerkannt wird, doch noch der Hilfe und des Rats bedarf
. Daß an dieser Stelle eine Verbindung zum „sakramentalen
Kosmos" gefunden wird, ist selbst dann lebenswichtig, wenn der
junge Mensch durch lange Zeiten der Glaubensentfremdung
geht. Diese Verbindung zum sakramentalen Leben ist aber nicht
gegeben, wenn — wie mehrfach gefordert wird — die Firmung in
diese Zeit gelegt wird; S. will die Firmung viel näher an die Taufe
heranrücken, ja, noch vor die Erstkommunion. Vielmehr soll das
Bußsakrament in einer besonders gut vorbereiteten Beichtfeier am
Abschluß der Kindheit und Schwelle der Reifezeit stehen. Diese
„Generalbeichte", die mit seelsorgerlicher Weisheit vorbereitet
werden muß, kann später immer wieder Gelegenheit zu neuer
Anknüpfung geben: was auch kommen möge, die Kindheit ist
mit Christus, in der Gnade Christi abgeschlossen worden.

Da es ja aber nicht nur um den Abschluß der Kindheit
geht, steht an der Schwelle der Reifezeit die Erneuerung des
Taufbundes, die sich hier noch mit einer Erneuerung des Firmbewußtseins
eint und als Entschluß zu verstehen ist, mit Christus
durchs Leben zu gehen. Für diese Feier wird nun ein sorgfältig
überlegter Vorschlag gegeben, welcher, Dekrete der Kölner
Diözesansynode von 1954 interpretierend, besonders den Charakter
der Freiwilligkeit betont, an der dem Verf. besonders
gelegen ist.

Eine umsichtige Erörterung erhält das Problem der stufengemäßen
Stoffauswahl und Methode; der Verf. weist hierbei den
Versuch, allgemeingültige Regeln aufzustellen, ab; wichtig ist
nur, ob Stoff und Methode leisten, was sie sollen. Bedingung
allerdings sind „Weltförmigkeit", Vertrauen nach beiden Seiten,
der Griff nach Beispielen überall, wo sie sich bieten (der Film
wird besonders erwähnt). Charakteristisch für diese Altersstufe
sind kritische Wertung und das Streben nach Leistung; noch
ist der Katechumene ein „Beispielsucher", erst später ein
„Standortsucher".

Sehr ausführlich gibt der zweite Hauptteil dann Material
mit Skizzen für Vorträge vor Jungen und Mädchen, Iebenskund-
liche Katechesen, bei denen es nicht um eine „Allerweltsanstän-
digkeit", sondern um das mit Christus in die Welt gebrachte
Leben gehen soll. Im Vergleich verschiedener Lehrpläne schält
S. 12 Katechesen heraus, die in ihrer Formulierung den jungen
Menschen unmittelbar ansprechen sollen: „Du in deiner Würde,
.. mit deinen Kräften,.. mit deinen Rechten und Pflichten,..
in Weiterbildung und Erholung,.. in der Kirche,.. in Christus."
Anregungen zur Generalbeichte, zur Gestaltung der Glaubensfeier
und drei Predigtskizzen beschließen diesen Teil, an dem
besonders die seelsorgerliche Erfahrung auffällt, mit der Stoffe,
Themen und Beispiele zusammengetragen werden, aber der Katechet
niemals ein fertiges Rezept vorgesetzt bekommt.

Der evangelische Leser muß eine Reihe von Fragen stellen,
so besonders, wenn der Sinn dieser Feier in der Erneuerung des
Taufgelübdes gesehen und sie zugleich jugendpsychologi6ch als
Jugendweihe wie dann auch rechtlich und sakramental begründet
wird, wobei jede Begründung die vorhergehende in sich aufnimmt
und überhöht. Sicherlich ist unsere Konfirmation weithin
richtig gesehen, wenn 6ie auch nur als Jugendweihe und Lebensverspruch
gesehen wird, (und sie erhält eine ausschließlich positive
Würdigung ohne jede Polemik) — aber hier versucht ja eben
die evangelische Diskussion entscheidend weiter zu kommen.
Was in der Materialsammlung gegeben wird, ähnelt weithin dem,
was bei uns für Christenlehre und Berufsschulreligionsunterricht
vorgeschlagen wird; die Weite de6 Blicks reicht hier von Euripi-
des über Paul Fleming, Luise Hensel und Friedrich Rückert bis zu

Hebbel, Mörike und Gerok; wenn natürlich auch der weitaus
größte Teil des Materials aus dem katholischen Bereich stammt,
wird auch der evangelische Katechet daraus seinen Gewinn ziehen
können und seine Beispielsammlung bereichern. Der erste Teil
des Buches sollte als gewichtige Stimme im Gespräch um die
Konfirmation mitgehört werden und sei es auch nur zur Verdeutlichung
einer Gegenposition.

Bonn Hans Werner Su rlcaa

Psczolla, Erich: Wir erzählen biblische Geschichten. Witten: Luther-
Verlag 1959. 2 58 S. gr. 8° = Handbücherei für die Kinderpflege,
hrsg. v. E. Psczolla, Bd. 2. Lw. DM 12.60.

Das obige Buch will in erster Linie der christlichen Unterweisung
von Kindern im vorschulpflichtigen Alter, darüber hinaus
aber auch dem Unterricht der Kinder vom etwa 6. bis 10. Jahr
dienen. Es beginnt mit einem, grundsätzliche und methodische
Fragen behandelnden Teil, dem Kindergebete und Liedstrophen
für das vorschulpflichtige Alter beigegeben sind. Den Hauptinhalt
des Buches bilden fortlaufende, für Kinder gestaltete Erzählungen
verschiedener Verfasser aus dem AT (Urgeschichten,
Patriarchen- und Mosesgeschichten) und Erzählungen aus den
Evangelien, denen jedesmal theologische Auslegungen des betr.
biblischen Abschnitts und methodische Hinweise voraufgehen.
Ein Anhang bringt einen Stoffplan für den Unterricht im Kindergärtnerinnenseminar
und eine umfassende Literaturübersicht.

Die Anlage des ganzen Buches entspricht dem mit Ern6t
und Nachdruck in ihm verfolgten Ziel, dem Kinde je nach seiner
Altersstufe und seinem Fassungsvermögen die biblische Erzählung
so zu vermitteln, daß das Kind sie nicht nur in ihrem,
sachlichen Gehalt erfassen kann, sondern daß sich mit dem Sachgehalt
in der Vorstellung des Kindes von vornherein die Bedeutung
der Geschichte innerhalb der Heilsgeschichte, ihr Glaubensgehalt
verbindet. Die Kinder sollen die Erzählungen des AT
von klein auf hören als Geschichte zwischen Gott und dem gehorsamen
, ihm vertrauenden oder ihm ungehorsamen Menschen.
Die Erzählungen des NT hört das Kind als solche von Begegnungen
zwischen Jesus und dem an ihn glaubenden oder nicht
glaubenden Menschen. Bei einer solchen Gestaltung der biblischen
Erzählungen erübrigt sich jede, wie man 6ie nun nennen
mag, erklärende oder vertiefende, der Erzählung nachfolgende
„Besprechung". Und das andere wird erreicht: Das Kind lernt
von klein auf diese Erzählungen von allen Märchen unterscheiden
, obwohl es auch die biblischen Geschichten mit der gleichen
lebendig gestaltenden Phantasie aufnimmt und sich vorstellt.

Von hier aus gesehen wird man es nicht für einen Fehler
halten, daß kaum eine der vielen Erzählungen dem Alter von
4—6 Jahren wirklich entpricht. Es ercheint an 6ich fast unmöglich
, eine biblische Erzählung für dies Alter schriftlich genau zu
fixieren; immer wird man genötigt sein, sie im Augenblick für
die zuhörenden Kinder Gestalt gewinnen zu lassen — wenn die
Erzählerin nur selber klar vor sich sieht, wa6 sie erzählen will.
Gerade daß die Geschichten dieses Buches auch 8 —10jährigen
Kindern erzählt werden können, ohne daß eine theologisch vertiefende
Behandlung nötig ist — falls die Kinder selbst sie nicht
herbeiführen—, erscheint mir als das bemerkenswerte und in eine
neue Richtung des methodischen Denkens weisende diesc6
Buches, und zwar für die Christenlehre überhaupt. Dem für ein
solches Erzählen vorauszusetzenden Verständnis des Erzählenden
wollen die theologischen Auslegungen, die jeder Erzählung vorausgestellt
sind, dienen. — Erfreulich ist auch, daß in diesem
Buch, abgesehen von der Einleitung zum NT, das symbolische
Zeichnen vermieden ist, und es wieder um das „Hören" von
Gottes Wort geht, nicht um das Ansehen von Zeichnungen.

Neben den genannten Vorzügen dieses Buches können wir
an den offenbaren Mängeln nicht vorübergehen. Wenn A. Flitner
in seinem 1958 auf der Synode der EKiD gehaltenen Vortrag
sagt, daß die pädagogische Arbeit der Kirche daran leidet, daß sie
immer noch auf längst überholten Grundlagen aufbaut und neue
Erkenntnisse nicht berücksichtigt, so gilt das ganz gewiß für die
beiden ersten Kapitel dieses Buches. Im ersten Kap. müht sich
der Verfasser um das Verhältnis des Erwachsenen zum Kinde und
umgekehrt und um beider Verhältnis zum Worte Gottes, im
zweiten sucht er dem Le6er klarzumachen, was unter der von
einer idealistischen Psychologie behaupteten natürlichen „Reli-