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1961 Nr. 10

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1961 Nr. 10

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aus allen Lebensbereidien: aus der Geschichte, aus der Atomwissenschaft
und dem Fernsehen, aus der Biologie, aus der Geschichte
unserer Kirche und aus ihrem Wirken in der Heimat und
in der Ökumene, z. B. Afrika, Indien, auch „Von Moskau bis
Sagorsk", von Hildegard Schaeder.

Die meisten Beiträge stammen aus dem Gebiete der Kunst
und der Literatur. Hier könnten allerdings einige fehlen, weil sie
zu bekannt sind (Goethe, C. F. Meyer, Rosegger, Walter Flex
u. a.). Es werden keine „Kurzgeschichten" geliefert, deren Tendenz
ßofort erkennbar ist und verstimmt, sondern Begegnungshilfen
werden gegeben für kontaktschwierige, aber auch für allzu
kontaktfreudige Jugend. Besonders eindrucksvoll sind hier Walter
Bauer, Johann Christoph Hampe und Antoine de Saint-Exupery.

Das Buch will nicht „interessant" sein. Aber es ist in seinem
Aufbau und in 6einer Thematik spannend und entspannend in
einem und zwingt zum Weiterlesen bis zum Schluß. Dies hängt
damit zusammen, daß alle Aufsätze um 4 bedrängende Fragen
jugendlicher Existenz gruppiert sind, auch wenn diese als solche
den jungen Menschen nicht immer bewußt zu sein brauchen.
1) Wer bist Du? 2) Wo bist Du denn? 3) Woher kommst Du?
4) Und wo gehst Du hin? Gerade weil diese Fragen auch einmal
vom Griechentum her, von Sokrates, dem „Freund der jungen
Leute" behandelt werden, wird die innere Freiheit für einen
Christenmenschen, alle Probleme des Lebens mutig anzugehen,
um so deutlicher. Weil Christus befreit, kann sich vielfache Verkrampfung
lösen, die in manchen Fragen und Themen mit anklingt
: „Ist Jazz unmoralisch?" und in den Beiträgen über den
Leib, über den Sport und über die Mode.

Bei aller christlichen Jugendarbeit ist heute gegenüber allem
auch Möglichen des „Betriebs" die Bibel wieder in das Zentrum
gerückt. Dies ist auch bei dieser Konfirmandengabe deutlich zu
spüren. Hilfe kann sie geben, weil sie ohne Umwege immer wieder
zu dem hinführt, der allein helfen kann. Daher werden die
biblischen Meditationen von Karl Witte und Hanns Lilje nicht
als „eingestreut" empfunden. Sie gehören ebenso wesentlich zum
Ganzen, wie die mutmachenden Anrufe zu bewußter Christlichkeit
am Ende des Buches: „Man muß allein sein können" von
W. Stählin; „Was heißt beten?" von Hans Asmussen und „Sage
nicht, ich bin zu jung" von Heinrich Giesen, der es selbst, wie er
berichtet, gerade in der Zeit seiner Verhaftung erfahren hat,
welche überwindende Macht das biblische Wort besitzt. Er hatte
sich in seiner Zelle auf einen Fahrschein den 23. Psalm geschrieben
und es hier erlebt, „daß der Teufel keinen Radiergummi hat",
das Wort Gottes auszulöschen.

Es muß noch die gute künstlerische Gesamtanlage des Buches
hervorgehoben werden mit seinen zumeist wertvollen Bildaufnahmen
. Allerdings setzt auch hier die Kritik ein. Bei dem sehr
bekannten, aber keineswegs besten Wartburgbild wird an Junker
Jörg erinnert. Es wäre an der Zeit, die heutigen Bemühungen um
die alte Burg auch im Bilde mehr bekanntzumachen, statt immer
jene dem 19. Jahrhundert verhaftete Burgromantik zu pflegen.
Auch die kurzen Betrachtungen zu manchen Personenaufnahmen
überfordern das Bild. Ein Foto kann immer nur einen bestimmten
Moment festhalten, aber nicht wesenstypisch sein wie eine künstlerische
Darstellung. Geradezu peinlich ist die Bemerkung zu
dem Bild von dem Mädchen, das auf einem zerbrochenen Stuhl
sitzt und uns in seiner Hilflosigkeit anblickt. Dazu die Bemerkung
: „Die Stuhllehne ist zerbrochen. Sie denkt an Vieles in
ihrem Leben, das heil war und auch zerbrach" (262). Eine solche
direkte Aussage scheint mir nicht nur personenverletzend zu sein,
sondern auch ein Grundgesetz über die Grenzen der Physiognomik
außer acht zu lassen, wie es Rudolf Kassner höchst paradox
, aber zutreffend formuliert hat: „daß einer nur darum so aussieht
, wie er ist, weil er nicht so ist, wie er aussieht"! (Picard,
Festschrift 195 8, S. 60). Im ganzen ein gelungenes Werk, dem
man ein ähnliches mit gleichem Inhalt und künstlerischer Aussagekraft
für Kinder und für die 16—17jährigen zur Seite sehen
möchte.

Eisenada Heinz Erich Ei s e nh u th

B o h r e n, Rudolf: Die Hauskirche J. Chr. Blumhardts.

Evangelische Theologie 21, 1961 S. 291—308.
Frick, Robert: Pfarrervorbildung und -Weiterbildung.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 289—307.
Hammelsbeck, Oskar: Erwägungen zum Katechismusproblem.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 232—233.
H ö h 1 e r, Heinrich: Die Verfassung der Kirche in den Wandlungen

der Gesellschaft.

Kirche in der Zeit 16, 1961 S. 237—239.
Holtz, Gottfried: Die Entwicklung der Kirchlichkeit in Mecklenburg.

Evangelisch-Lutherische Kirchenzeitung 15, 1961 S. 216—218.
Marquardt, Friedrich-Wilhelm: Gebet in der Krisis der Sprache.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 257—262.
Schulz, Frieder: Das freie Gebet im Gottesdienst.

Monatschrift für Pastoraltheologie 50, 1961 S. 262—272.
T « b b e, Walter: Kandidaten werden Pfarrer. Gedanken über das Modell
einer pastoralen Existenz.

Deutsches Pfarrerblatt 61, 1961 S. 317—320.
Valkmer, Kristen: Bisperekrutteringen i Norge siden 1900.

Norsk Teologisk Tidsskrift 62, 1961 S. 74—80.

Referate über theologische Dissertationen in Maschinenschrift

A m b e r g, Ernst-Heinz: Christologie Hnd Dogmatik — Untersuchung
ihres Verhältnisses in der evangelischen Theologie der Gegenwart.
Habilitationsschrift Leipzig 1960, VI, 203 S.

Die Arbeit untersucht in dem angegebenen Bereich anhand typischer
Beispiele die Verhältnisbestimmung von Christologie und Dogmatik
, d. h. die jeweilige Entscheidung darüber, ob jede dogmatische Aussage
mit Notwendigkeit direkt oder indirekt als eine christologische
Aussage gemacht werden muß oder ob es auch dogmatische nicht-
christologische Aussagen gibt. Diese Thematik ist nicht identisch mit
der Frage nach der Erkenntnisquelle dogmatischer Sätze oder dem
Offenbarungs- bzw. Uroffenbarungsproblem; sie betrifft auch nicht nur
die Entscheidung über die Möglichkeit einer spezifisch theologischen
Denkform. Der Theologie der Gegenwart ist die zur Untersuchung
stehende Problematik in besonderer Weise aber dadurch aufgegeben,
daß die „Kirchliche Dogmatik" Karl Barths ganz im Zeichen der Identität
von Christologie und Dogmatik entworfen und, was die bisher
erschienenen Bände betrifft, gestaltet und durchgeführt ist. Die Diskussion
um Barths Theologie zeigt dann auch bei aller sonstigen Verschiedenheit
von Standpunkt, Maßstab und Beurteilung eine gewisse
Einmütigkeit hinsichtlich der Betonung dieser Identität. Die Diskussion
(vor allem der letzten Jahre) hat aber bisher keine völlige Klärung der
formalen Bestimmung unseres Problems gebracht und auch in der
Untersuchung der theologischen Begründung bei Barth manches offengelassen
. Vor allem aber hat sich die Vernachlässigung von Barths
Prolegomena (KD I. 1 u. 2) in der jüngsten Diskussion nachteilig bemerkbar
gemacht. Deswegen geht diese Arbeit in der Behandlung Barths
von den Prolegomena aus, nachdem eine Analyse der gegenwärtigen

Diskussion um die „Kirchliche Dogmatik" vorausgegangen ist. Der den
Prolegomena gewidmete Abschnitt fragt nach formaler Bestimmung,
Eigenart, „Christologie", Begründung und Vollzug des radikal-christo-
logischen Denkens (letzterer Ausdruck steht nun für die Tendenz und
Praxis, Christologie und Dogmatik zu identifizieren, meint also dasselbe
wie Christologische Dogmatik, Chri6tozentrismus u. ä.). Dabei
kann nachgewiesen werden, daß gerade Barths radikal-christologisches
Denken in der Gefahr steht, die eigentliche (spezielle) Christologie zu
schmälern. In Verbindung damit müssen auch Barths Ansätze zu
einem christologischen Wirklichkeits- und Zeitverständnis gesehen
werden. Die im Zusammenhang mit den Prolegomena erarbeiteten
Gesichtspunkte, deren Verhältnis zu anderen Beurteilungen der KD im
Zuge der Darstellung immer wieder überprüft wird, werden dann besonders
im Hinblick auf die Mitte der KD, die Versöhnungslehre, erprobt
und auf Bestätigung, Weiterentwicklung und neue Aspekte hin
untersucht. Dabei ist von besonderer Bedeutung Barths neue Betonung
der Erlebnisseite der radikal-christologischen Konzeption und die Frage
nach dem Verhältnis von christologischer Dogmatik und Prädestinationslehre
. Unsere Untersuchung bemüht sich, jeden Schematismus in der
Diskussion und Kritik um Barths Dogmatik und speziell unser Thema
(wie z. B. Systemzwang, Engführung, Prinzip der Gnade, Christomo-
nismu6) zu vermeiden; sie kommt aber dennoch in ihrer abschließenden
Stellungnahme zu Barths Konzeption auch zum Auf weis von Widersprüchen
im Gesamtgefüge der KD, die sich gerade aus dem Ernstnehmen
seiner Intentionen ergeben.

Es entspricht der theologischen Lage wie auch dem Ziel dieser
Arbeit, wenn im weiteren Verlauf der Untersuchung zunächst dogma-