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Ausgabe:

1959

Spalte:

111-112

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Delehaye, Hippolyte

Titel/Untertitel:

Les légendes hagiographiques 1959

Rezensent:

Paschke, P.

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duction allemande qui fera beneficier un plus large public de ses
fructueuses recherches.

Toulouse , _ .. Christian Lacombrade

Delfehaye, Hippolyte: Les legendes hagiographiques. 4ieme ed.
äugmentee d'une notice de l'auteur par Paul P e e t e r s. Brüssel •
Societe des Bollandistes 1955. XV, 226 + LH S., 1 Taf. gr. 8° =
Subsidia hagiographica 18a. bfr. 100.—.

Wer auch nur gelegentlich — im Zusammenhang mit anderweitigen
literargeschichtlichen, historischen oder archäologischen
Arbeiten — das unermeßliche Gebiet der christlichen Legendenliteratur
streifen muß, wird dabei außer auf Einzelstudien oder
-werke von Karl Krumbacher, Albert Ehrhard, Pio Franchi de'
Cavalieri und anderen vornehmlich auf die weitverzweigten
Spezialforschungen von Hippolyte Delehaye stoßen.

Der wissenschaftlichen Jesuitengeselkchaft in Brüssel, den
Bollandisten, angehörend, hat sich D. auf dem von ihnen zur Domäne
erkorenen Felde der Hagiographie einen auch darüber
hinaus klangvollen Namen mit einer ganzen Reihe von grundlegenden
Werken erworben. In ihnen hat er die Summe seiner
überaus fruchtbaren Tätigkeit bei der Fortsetzung der Acta Sanc-
torum sowie die von allen Seiten als exakt anerkannten Resultate
seiner historisch-kritischen Beiträge zu den einzelnen Heiligen
, die größtenteils in den auch von ihm seinerzeit maßgeblich
redigierten Analecta Bollandiana, aber auch in einer Unzahl von
internationalen Zeitschriften verstreut waren, niedergelegt und
damit allgemein zugänglich gemacht.

Hervorzuheben sind vier Werke, die zusammen mit dem
auch in religionsgeschichtlich orientierten Kreisen mehr und mehr
entfachten Interesse für hagiologische Fragen und den damit
Hand in Hand gehenden gleichartigen Bestrebungen auf dem Gebiet
der Volkstumkunde, wesentlich dazu beitrugen, das über
dem Ganzen gelegene Zwielicht, ja meist Dunkel, energisch zu
vertreiben:

„Les Origines du culte des martyrs" (19121; vgl. ThLZ 38,
1913, 519ff. [Karl Holl]. 1933*) und, gleichsam als Ergänzung dazu
, die Untersuchung „Sanctus. Essai sur le culte des saints dans
l'antiquite" (1927; vgl. ThLZ 56, 1931, 81 [F. Kattenbusch]). Als
solides Quellenmaterial dienten hierbei neben den alten Martyro-
logien an gediegenen Texten in erster Linie epigraphische.

Vorwiegend die historisch wertvollen Dokumente, d. h. von
den Acta Martyrum die als zuverlässig anzusehenden, aber auch
die Vielfalt der übrigen hagiographischen Texte, wurden einer
form- und stilkritischen Analyse in dem Werk „Les Passions des
martyrs et les genres litteraires" (1921; vgl. ThLZ 48, 1923, 58ff.
[F. Kattenbusch]) unterzogen.

In dem zur Besprechung vorliegenden Werk wird der rein
authentische Quellenstoff beiseite gelassen und der Blick auf die
Flut der griechischen und römischen Legendenliteratur gerichtet,
in der sich der historisch echte Gehalt mit den Produkten reiner
Erfindung in der Regel bis zur Unkenntlichkeit vermengt, ja bisweilen
restlos verflüchtigt hat. D.s Hauptanliegen ist es, zwar
keine gängige Methode auszuarbeiten, aber doch an Hand einer
Fülle interessanter Einzelheiten für analoge Fälle Fingerzeige zu
geben, um das in den hagiographischen Schriften versteckte historische
Quellengut von den Beigaben der Autoren zu scheiden.
Jeder Bearbeiter derartiger Texte, ob Editor oder Exeget, kann
aus D.s Ausführungen reichen Aufschluß erhalten.

Nachdem in präziser Begriffsbestimmung das Wesen der Legende
in ihrer Mischung von Dichtung und Wahrheit gegenüber anderen Erscheinungen
der Unterhaltungsliteratur (Roman, Mythos, Märchen) abgegrenzt
ist (1. Kap.: Notions), kommt D. auf die Faktoren zu sprechen,
die jene Literaturgattung hervorbrachten bzw. gestalteten: Die unbewußt
und üppig wuchernde Volksphantasie (2. Kap.: Le travail de la
legende) und der aus ihren Erzählungen sowie aus den noch erreichbaren
authentischen Berichten schöpfende und beides nach seinem Stil
umformende hagiographischc Schriftsteller (3. Kap.: Le travail des
hagiographes), dem als oberstes Ziel nicht ein aus den Quellen kritisch
gehobener, objektiver Tatsachenbericht vorschwebte, sondern eine ganz
auf den Geschmack und das Stilempfinden seiner Leser und deren Erbauung
abgestimmte Lektüre.

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Je nach dem Maß der Quellenkombination und -Verarbeitung werden
die hagiographischen Texte entsprechend dem in ihnen noch konstatierbaren
Grad an Echtheit und Historizität in sechs Klassen eingeteilt
, von denen die beiden ersten einen Anspruch auf Glaubwürdigkeit
erheben können (4. Kap.: Classification des textes hagiographi-
ques): l) die offiziellen Verhörsprotokolle, denen prokonsularische
Akten zu Grunde liegen, in geringer Anzahl und meist nur in überarbeiteter
Form erhalten. 2) Augenzeugenberichte, vom Autor selbst
oder einem Zeitgenossen stammend und literarisch geformt. 3) Nach
den genannten Schriften mehr oder weniger frei gestaltete Akten. 4) Der
historische Roman, an wirkliche Personen und Gegebenheiten anknüpfend
. 5) Die romanhafte Dichtung, mit ausschließlich erfundenen Gestalten
und Motiven. 6) Die eigentlichen Fälschungen.

Die Entstehung einer Legende aus einem einwandfreien Bericht
eines Zeitgenossen (Euseb) und die Ausbildung verschiedener Versionen
in der Aufeinanderfolge ihrer einzelnen Stadien wird an einem eindringlichen
Musterbeispiel, der überlieferten Aktenmasse zur Vita des
Prokop von Cäsarea, herausgearbeitet (5. Kap.: Le dossier d'un saint).

Ausführlich wird der Einfluß und das Weiterleben heidnischer Motive
in christlicher Heiligenverehrung und -legende behandelt und in
Übereinstimmung mit Ergebnissen der modernen Religionswissenschaft
nicht gering veranschlagt (6. Kap.: Reminiscenses et survivances
paiennes); doch scheint dem Verf. manche Schlußfolgerung von Hermann
Usener hinsichtlich der Entlehnung von paganen Riten und Symbolen
zu weit zu gehen und vieles hierbei aus der gleichbleibenden Anlage
der menschlichen Natur erklärbar.

Den Abschluß bildt eine Auseinandersetzung mit irrigen Vorstellungen
und Fehlgriffen im Bereich der Hagiographie, die aus einem
allzu kritiklosen Respekt vor dem Inhalt der Legendenberichte entstehen
(7. Kap.: De quelques heresies en matiere d'hagiographie).

In einem Verzeichnis sind sämtliche Heiligen aufgeführt, aus deren
Legenden der Verfasser seine Untersuchungen mit instruktivem Anschauungsmaterial
reich ergänzt hat.

Die Bollandisten haben auf vielfachen Wunsch die vierte
Auflage dieses geradezu klassisch gewordenen und immer noch
wegweisenden Werkes herausgebracht, das, wohl nicht zuletzt
auf Krumbachers Drängen aus einem Aufsatz in der Revue des
questions historiques (74, 1903, 56—122) entstanden, kurz hintereinander
zwei Auflagen (19051, 1906*) erlebte, bevor es in
einer dritten durchgesehenen Auflage in die Reihe der Subsidia
hagiographica (Nr. 18) im Jahre 1927 aufgenommen wurde. Durch
Übersetzungen ins Italienische (19061, 1910*), Englische (1907)
und Deutsche (1907) wurde es bald weithin bekannt.

Um die Erinnerung an Delehaye (f 1941) und sein Werk
auch bei den kommenden Generationen wachzuhalten, ist eine
Darstellung seines Entwicklungsganges und seiner wissenschaftlichen
Tätigkeit — aus der Feder von P. Peeters stammend und
in Band 60 (1942) der Analecta Bollandiana zuerst veröffentlicht
— beigegeben worden. Einen lebendigen Eindruck von D.s
Persönlichkeit vermittelt das vorangestellte Altersbild.

D. hatte nicht die Absicht — wie er im Vorwort zur ersten
Auflage (p. VII) schreibt — ein Lehrbttdrder Hagiographie zu verfassen
, und doch sind nach Ren£ jXigrain, der zur praktischen
Einführung in diese vielen entlegene Disziplin eine Art Handbuch
und Nachschlagewerk geschaffen hat (L'Hagiographie. Ses
sources, 6es methodes, son histoire. — Pari6 195 3, 416 S.), alle
Werke D.s — das besprochene an der Spitze — veritables «ma-
nuels» de la science hagiographique (S. 349).

Berlin F. Paschke

Froidevaux, Leon-Marie: Une contribution nouvelle a l'etude de
Saint Irenee.

Recherches de science religieuse 46, 1958 S. 551—555.
Herrmann, Ludwig: Ambrosius von Mailand als Trinitätstheologe.

Zeitschrift für Kirchengeschichte 69, 1958 S. 197—218.
Kirchmeyer, J. et Hemmerdinger-Iliadou, D.: Saint

Ephrem et le „Liber scintillarum".

Recherches de science religieuse 46, 1958 S. 545—550.
S i 1 y, J, S. J.: Los padre6 y la racionalizaciön de las creencias.

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Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 2