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1959 Nr. 7

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Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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I

Theologische Literaturzeitung 1959 Nr. 7

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rischen und armenischen Hss. in verschiedenem Umfang zugefügt
6ind; diese Sprüche sind formal z.T. weniger sorgfältig
christianisiert. Der Kommentar gibt vor allem außer den speziellen
gnomologischen Parallelen auch sonstige außerchristliche und
christliche sowie die biblischen Parallelen bzw. Quellen der Sentenzen
, außerdem eine Reihe sonst zum Verständnis beitragender
Hinweise, die wie die Studies (Teil II) überhaupt die umfängliche
Belesenheit des Verf.s in den zeitgenössischen Quellen wie in der
modernen Literatur erkennen lassen. An der Spitze der Studies
faßt Ch. The Moral Teaching of Sextus zusammen (S. 97—106).
Gerade dieses Kapitel ist natürlich für Studien zur Geschichte der
Frömmigkeit (denn um diese geht e6 in den Maximen ebenfalls,
nicht nur um eine bestimmte Moral) besonders anregend, gerade
auch dann, wenn man hie und da die Interpretation etwas anders
akzentuieren möchte, etwa hinsichtlich der Frage nach „Verwandtschaft
und Unterschied" zwischen christlicher und außerchristlicher
Gedankenwelt (Ch.: morality) des 2. Jhdt.s, auf der
das leitende Interesse des Buches liegt (S. X f.). Übrigens geben
auch die Kapp. 2—4 der Studies, die in erster Linie dem literar-
geschichtlichen Problem gewidmet sind, weithin doch ein Stück
Geistcsgcschichte wieder.

Die Ausgabe der Sprüche des Sextus durch Ch. stellt die
Übersetzung Rufins, die wörtlicher ist als bei ihm sonst üblich
(S. 5), neben die griechische Fassung, die direkt durch zwei erst
seit 1876 bzw. 1880 bekannte, jetzt neu kollationierte Hss. bezeugt
ist; natürlich sind auch die beiden syrischen Übersetzungen
verwertet, die die Sprüche stärker christianisieren (S. 6), 60wie
e'ne armenische, direkt aus dem Griechischen übersetzte Auswahl
aus Sextus, deren Textfassung vertrauenswürdiger erscheint
als die jener (S. 7). Der Apparat ist natürlich selbständig gestaltet
, mitunter etwas kürzer gefaßt als bei Elter (s. oben Anm. 2).
Dessen Kollation des Vatican. Gr. 742 (die ältere Hs. ist Cod.
Patmiensis 263) bedurfte nur an 2 oder 3 Stellen der Verbesserung
. Die einzige seit Elter erfolgte Ausgabe3 erwähnt Ch. nur
beiläufig in einer Anmerkung (zu S. 126); offenbar bietet sie nur
einen ,.Abdruck der Sextossprüche nach Elter mit der Übersetzung
Rufins"1.

Ein Wortindex zu sent. 1—451 läßt verständlicherweise die mehr
formalen Vokabeln (wie z.B. #<upi'?, auch fidvo;) beiseite; es fehlen
abcrauch dnxtft,'/ (Z. 7a), Me&gleos (Z. 13). ä&ävatog (Z. 14), So/ir/
(Z. 74), evxXnn (Z. 237); für /uxong ist nur Z. 352 angegeben, nicht
Z. 10; zu af/oc fehlt der Verweis auf Z. 3 (övdf<o? [Z. 4 f.] und
<$£«o'g> [Z. 5 8] fehlen an ihrem Ort gänzlich).

Durch die neue, auch äußerlich trefflich gestaltete Edition,
die sorgfältige Bearbeitung der literarischen Fragen und die wichtigen
Hinweise auf mit dem Enchiridion verbundene sachliche
Probleme hat Ch. die entscheidenden Vorarbeiten für die Auswertung
der Spruchsammlung im Rahmen des Problems „Antike
und Christentum" (Ch. S. XI) geleistet. Kann das Enchiridion
nach seinem theologischen Gewicht nicht mit den Schriften etwa
«er alexandrinischen Zeitgenossen verglichen werden, so ist
seine Wirkung auf bestimmte Kreise nicht zu unterschätzen. Das
Bedürfnis einer vornehmen Christin nach leicht verständlicher
und nutzbringender Lektüre veranlaßtc nach Rufins praefatio
diesen zur Übersetzung der Sentenzen des Sextus, und Hieronymus
klagt, sie werde per multas provincias gelesen. Gerade auch
dann, wenn man mit Ch. den in den Sprüchen des Sextus wirksamen
Einfluß des asketischen und mystischen Ideals der neu-
pythagorcischen Weisen kritisch beurteilen möchte (S. 162), darf
dieser Einfluß, der sich räumlich ziemlich über die ganze Breite
des Gebiets der alten Kirche zu erstrecken scheint, bei der Beurteilung
ihrer Geistesgeschichte (im weiteren Sinn des Wortes)
nicht übersehen werden.

Genauerer Prüfung wert ist etwa die Art. in der biblische Aussagen
,n eine andere Denkweise umgesetzt sind. Möglicherweise wirken an
manchen Stellen neutestamentliche Sätze stärker nach, als im Vokabular
ohne weiteres sichtbar wird, wenn auch dabei eine Verschiebung des
Vif' ,2usn"lde,<ommt- Andererseits sollten nicht nur die inhaltlichen
Verbindungslinien zur „heidnischen" Philosophie, besonders zum Neupy-

) Ferd. de Paola [Ch.: Paolo], Lc sentenze di Scsto con introdu-
z.onc, testo e versione (Mailand 1937).

) R. Beutler, Gnomon 1 5 (1939) 588.

thagoreismus, aufgedeckt werden — daß sie aufs Ganze gesehen am
stärksten sind, sei unbezweifelt —; es sollte auch nach solchen zum
hellenistischen Judentum gefragt werden (daß die Frage nach dem Verhältnis
des Enchiridions zum Judentum bisher nur in unzulänglicher
Weise gestellt und beantwortet ist [S. 126, Anm. 1], wäre kein hinreichender
Grund dafür, sie beiseite zu lassen). Auch wenn das Ergebnis
nicht über eine gemeinsame Abhängigkeit von der zeitgenössischen
Philosophie hinausführte, wäre es doch für das Verständnis der Verflechtungen
im Denken der Zeit nicht ohne Bedeutung.

Halle (Saale) Gerhard Delling

Lietzmann, Hans: Kleine Schriften. I. Studien zur spätantiken
Religionsgeschichte, hrsg. von K. Aland. Berlin: Akademie-Verlag
1958. X, 487 S., 15Taf. gr. 8° = Texte u. Untersuchungen zur Geschichte
der altchri6tlichen Literatur, hreg. v. K. Aland, W. Eltester
u. E. Klostermann, Bd. 67. Lw. DM 47.—.

Hans Lietzmann (f 1942) hat eine Menge kürzerer Arbeiten
an den verschiedensten Stellen veröffentlicht. Es sind zum guten
Teile wertvolle Beiträge; sie haben oft die Forschung beeinflußt,
mindestens aber angeregt. Der Plan, sie in Sammelbänden zu vereinigen
und so nochmals herauszubringen, ist schon einige Jahre
alt und kann nur begrüßt werden. Es sind drei Bände vorgesehen.
Der vorliegende erste stellt zunächst zusammen, was Lietzmann
über Spätantike und Christentum schrieb. Wir sind dankbar, daß
man hieT bei der Auswahl nicht kleinlich war; auch die umfangreiche
Jenaer Rosenvorlesung von 1909 „Der Weltheiland" ist
aufgenommen. Es fehlen nicht die viel umstrittenen Aufsätze
„Petrus römischer Märtyrer" und „Ein Beitrag zur Mandäer-
frage", auch nicht die anschauliche, in vorzüglicher Weise aus den
Quellen gearbeitete Untersuchung „Der Glaube Konstantins des
Großen". Es folgen Arbeiten zur Literaturgeschichte, dann zur
Handschriftenkunde und Epigraphik, endlich zur Geschichte der
altchristlichen Kunst. Hier wird man besonders begrüßen die
beiden Stücke über „den unterirdischen Kultraum von Porta
Maggiore in Rom" und „die Märtyrerin der Prätextatkatakombe"
(ich halte die in der Überschrift vertretene Auffassung des eigenartigen
Denkmals ebenfalls für die nächstliegende). Die notwendigen
Tafeln sind beigegeben. Der Text ist, so viel ich feststellen
konnte, genau. Dem Ganzen kann man nur weite Verbreitung
wünschen. Unsere jungen Theologen freuen sich, in
Lietzmanns Geschichte der Alten Kirche eine lesbare Darstellung
der christlichen Anfänge zu besitzen. Der vorliegende Sammelband
kann ihnen helfen, an wichtigen Stellen in die Probleme
einzudringen.

Eins ist dabei allerdings hinderlich: der Preis! Ich würde
empfehlen, bei derartigen Veröffentlichungen vor allem an die
Arbeiten zu denken, die allgemeiner Anteilnahme sicher 6ind.
Gilt das wirklich von der Chronologie der ersten und zweiten
Verbannung des Athanasius? Es handelt sich bei den Stücken, die
nur den Fachmann im engeren Sinne angehen, teilweise um Texte
mit schwierigem, also teurem Satze; so vor allem bei dem Jenaer
Irenaus-Papyrus, der vierzig Seiten in Anspruch nimmt; er ist
natürlich von besonderem Werte, aber zunächst für den Bearbeiter
der Berliner Irenäus-Ausgabe.

Leipzig Johannes Leipoldt

Bavel, T. van: Repertoire bibliographique de Saint Augustin.

Augustiniana VIII, 1958 S. 551-620.
Johnson, Sherman E.: Early Christianity in Asia Minor.

Journal of Biblical Literature LXXVI1, 1958 S. 1-17.
Lorenz, Rudolf: Augustinliteratur seit dem Jubiläum von 1954.

Theologische Rundschau 25, 1959 S. 1-75.
S p i j k e r m a n n, A. et S t a r c k y, J.: Un nouveau lot de monnaies

palestiniennes.

Revue Biblique 65, 1958 S. 568-584.
Zepf, Max: Augustinus und das philosophische Selbstbewußtsein der
Antike.

Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte XI, 1959 S. 105—132.