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Ausgabe: | 1959 |
Spalte: | 241-244 |
Autor/Hrsg.: | Barth, Karl |
Titel/Untertitel: | Calvin als Theologe 1959 |
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Begründet von Emil Schürcr und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: I.V. PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG
NF M M ER 4 84. JAHRGANG APRIL 1959
Spalte
Calvin als Theologe. Von Kar) Barth . . 241
Vom Ursprung der Welt.
Von H.-M. Schenke........243
Die Gestalt Mohammeds in Gottfried Arnolds
Kirchen- und Ketzerhistorie.
Von E. Beyreuther.........255
Schwedische Konvertiten. Von o. Hoitz 263
Althaus, P.: Das sogenannte Kerygma und
der historische Jesus (E. Kinder) .... 306
Barrett, C. K: A Commentary on the Epistle
to the Romans (O. Michel).......288
Benz, E., s. Zinzendorf-Oedenkbuch . . . 276
Bergsträßer, E., s. Eiert, W......312
Borgmann, K., s. Jahrbuch für Caritaswissenschaft
..............317
Braun, H.: Spätjüdisch-häretischer und frühchristlicher
Radikalismus. I. und II
(E. Stauffer)............284
Buri, F.: Weg des Olaubens (O.Voigt) . . 311
Eiert, W.: Der Ausgang der altkirchlichen
Chrlstologie, hrsg. v. W. Maurer u. E. Bergsträßer
(K Schäferdiek)........312
Every, O.: The High Church Party 1688-1718
(M.Schmidt)...........303
IFoerster, F.:] Friedrich Wilhelm Foerster,
das Oewissen einer Qeneration (Dedo Müller) 273
Qfay, J.: The Legacy of Canaan
(K -H. Bernhardt)..........277
Hamman, A., s. Patrologiae......294
Spalte
Hanson, R.: Origen's Doctrine of Tradition
(J. Daniclou)............292
Held, P.: Quäker im Dienst am Nächsten
(E. Fuchs).............305
Huby, J.: Saint Paul. Epitre aux Romains.
Nouv. (d. par St. Lyonnet (O. Michel) . . 288
Jahrbuch für Caritaswissenschaft und
Caritasarbeit, hrsg. v. K. Borgmann
(R-Frick).............317
Lohmeyer, E.: Urchristliche Mystik
(O Delling)............290
Lyonnet, St., s. Huby, J........288
Maedebach, H., Völker, H.-H., und K.
Wessel: Forschungen und Berichte. Iu II
(H. Bethe)...........[ 271
Maurer, W., s. Eiert, W........3,2
Niesei, W.: Die Theologie Calvins. 2. Aufl.
(H. Lahr)............i 295
Nötscher, F.: Ootteswegeund Menschenwege
in der Bibel und in Qumran (H. Bardtke) . 280
Patrologiae. (Migne-Ed.) Series Latina.
Supplementum, hrsg. v. A. Hamman. I.
(B. Altaner)......... 2g4
Rautenberg, W.: Johann Bugenhagen (F. Lau) 299
Renkewitz, H., s. Zinzendorf-Oedenkbuch 276
[Robert, A.:] Me'langes Bibliques r<?diees en
I'honneur de Andre" Robert (J. j. Stamm) . . 275
Samson, H.: Die Kirche als Grundbegriff der
theologischen Ethik Schleiermachers
(A. Kimme)............35g
Schmauch, W., u. E.Wolf: Königsherrschaft
Christi (W. Andersen)........2g6
Spalte
Schmaus, M.: Katholische Dogmatik III, 1.
3. -5. Aufl. (W. Schultz)........309
Schmidt, M.i John Wesley. I. (F. Lau) . . 301
Staatslexikon. 6. Aufl. II. (W. Trillhaas) . 315
Stolpe, S.: Warum wir katholisch wurden
(O. Holtz)............. 263
Strecker, O.: Das Judenchristentum in den
Pseudoklementlnen (J. Leipoldt)..... 291
Tetzner, J.: H.W.Ludolf und Rußland
(M. Schmidt)............303
Thiem e, H.: Die Ehescheidung Heinrichs VIII.
und die europäischen Universitäten (F. Prüser) 208
Vögtle, A.: Das öffentliche Wirken Jesu auf
dem Hintergrund der Qumranbewegung
(H. Bardtke)............281
Völker, H.-H., s. Maedebach, H.....271
V r i e z e n, Th. C : Der Nahe Osten in der Brandung
(O. Eißfeldt)..........279
Watts, J.: Vision and Prophecy in Arnos
(O. Eißfeldt)............280
Weiser, A.: Einleitung in das Alte Testament
4. Aufl. (J.J.Stamm).........282
Wend land, H.-D.: Die Kirche in der modernen
Oesellschaft. 2. Aufl. (W. Trillhaas) .... 304
Wessel, K., s.Maedebach, H......271
Wolf, E., s. Schmauch, W........286
Zinzendorf-Oedenkbuch,hrsg. v. E. Benz
und H. Renkewitz (M. Schmidt).....276
Nene Bücher............317
Calvin als Theologe
Von Karl Barth, Basel
Menschenl) die Rolle in der Theologie nicht spielen lassen soll,
die Calvins Gottesbegriff in seiner Theologie spielen durfte.
Dieses gesagt, darf und muß man sich aber dankbar und erfreut
wundern über das Viele, was in Calvins Theologie jenem
störenden Fremdkörper zum Trotz als reiner Reflex der biblischen
Wahrheit in unvergeßlicher Weise ans Licht gebracht ist. Er hat
es, 60weit er wirklich auf die heilige Schrift hörte, in einer in der
Geschichte der Theologie nur Wenigen geschenkten Kraft verstanden
, die Elemente der christlichen Erkenntnis, ohne sie ihrer
Besonderheiten zu entkleiden, zusammen zu 6ehen. Etwa das
Wort und den Gei6t Gottes in der Einheit der offenbarenden
Macht seiner Barmherzigkeit: nicht umsonst war es Calvin, dem
nicht nur die reformierte, sondern auch die lutherische und die
römische Dogmatik die Wiederentdeckung des prophetischen Amtes
Jesu Christi zu verdanken hat/ Etwa die Verschiedenheit des
Handelns und Redens Gottes in der „Ökonomie" des Alten und
des Neuen Testamentes, in der „substantiellen" Einheit des von
ihm gestifteten Gnadenbundes. Etwa die Besonderheit, aber auch
die Zusammengehörigkeit von Rechtfertigung und Heiligung,
Vergebungsgewißheit und Erweckung zum neuen Gehorsam in
der einen christlichen Freiheit. Nicht in allen wichtigen Punkten
sind Calvins Analysen und Synthesen gleich gut gelungen: z. B.
entschieden weniger gut in seiner Lehre von den Sakramenten,
in der er zwar ein innerhalb der exegetischen und sachlichen Voraussetzungen
des 16. Jahrhunderts weiterführendes Wort gefunden
, den Rahmen dieser Voraussetzung aber so wenig wie Luther
und Zwingli und ihre Nachfolger durchbrochen hat. Und in
keinem jener wichtigen Punkte hat Calvin — welchem Theologen
wäre das gegeben? — Vollständiges und Unüberbietbares vor-
ttfB 1 ü B. 242
27. MAI I9L9
Calvins Theologie hat Linie. Sie lebt nicht von wechselnden
Einfällen und Eindrücken, sondern von einer im einzelnen differenzierten
und beweglichen, ihre Identität als Ganzes aber nie
verleugnenden Erkenntnis, die sich dem Mann von Anfang an
als die einzig mögliche aufgedrängt zu haben scheint. Das hat zur
Folge, daß man sich als 6ein — sei es zustimmender oder bedenklicher
— Leser (im Unterschied zu dem, was man etwa bei dem
Unzweifelhaft genialeren Luther erfährt) jedenfalls überall von
derselben kräftigen Hand ergriffen und geführt findet. In dieser
formalen Hinsicht ist Calvins Theologie eine hohe Schule konsistenten
, sich selbst treuen, zuverlässigen Denkens. Man lerne
bei ihm auf alle Fälle, was in der Theologie Zucht und Disziplin
«ein möchte!
Die Schattenseite dieses Vorzugs besteht darin, daß Calvins
Rheologie sachlich auf der ganzen Linie durch einen und denselben
Fehler 6chon ihres Ansatzes charakterisiert und mehr oder
Weniger bedroht ist. E6 handelt sich um seine eigenartige Vorstellung
von einem verborgenen Wesen Gottes, in welchem dieser
Bur eben absolut souveräne Verfügungsgewalt wäre. Diese Vor-
6tellung hat Calvin nicht in der heiligen Schrift gefunden, sondern
yon anderswoher in sie hineingetragen. Sie hat sich in seiner
bekannten Lehre von der nur eben als Faktum sich darstellenden
"nd hinzunehmenden ewigen Vorherbestimmung Einiger zum
f*eil. Anderer zur Verdammnis ausgewirkt. Und eben diese Lehre
wt - gewiß nicht die Wurzel, aber der dunkle Hintergrund aller
Antworten, die Calvin auf alle theologischen Fragen gegeben hat.
"as im Blick darauf bei ihm zu lernen ist, ist die Mahnung, daß
jnan ein Mann sein, ihm darin nicht nachfolgen, sein Vorurteil
V«nd ähnliche Vorurteile: heute vielleicht über das Wesen des