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Ausgabe: | 1958 |
Spalte: | 481-496 |
Autor/Hrsg.: | Leipoldt, Johannes |
Titel/Untertitel: | Ein neues Evangelium? 1958 |
Ansicht Scan: | Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4, Seite 5, Seite 6, Seite 7, Seite 8 |
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#$onat$fd)nft für Das gefamte ©ebtet Der €l)eoIogtc und flUUöionsöHffenfcljaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
HERAUSGEBER: I.V. PROFESSOR D.ERNST SOMMERLATH, LEIPZIG
NUMMER 7 83.JAHRGANG JULI 1958
Spalte
Ein neues Evangelium?
Von J. Leipoldt..........481
Die fehlenden Seiten des sog. Evangeliums
der Wahrheit.
Von H.-M. Schenke. . ,......497
Ancient Christian Writers, ed. byj. Quasten
u. J. C. Plumpe. Vol. 23—2* (B. Altaner) 517
Be'venot, M.: St. Cyprian, The Lapsed, The
Unity of the Cathohc Church transl. and an-
notated (B. Altaner).........518
Böhner, P. s. Oilson, E.........534
Crehan, ]. H.: Athenagoras, Embassy for the
Christians — The Resurrection of the Dead
transl. and annotated (B. Altaner) .... 517
Cullmann, O.: The Early Church, ed. by A.
J. B. Higgins (C. K. Barrett)......520
Fuchs, E.: Hermeneutik (H.-O. Geyer). . . 537
Galling, K., s. Die Religion in Oeschichte
und Gegenwart...........499
Oilson, E. u. Ph. Böhner: Die Oeschichte
der christlichen Philosophie von ihren Anfängen
bis Nikolaus von Cues. 2. Aufl.
(W. Pannenberg)..........534
Spalte
Goodenough, E. R.: Jewish Symbols in the
Greco-Roman Period. I.—VI.
(J. Jeremias)............502
Grunsky, H.: Jacob Böhme (E. H. Pältz) . 522
Hering, J.: La seconde epitre de saint Paul
aux Corinthiens (W. Michaelis).....508
Higgins, A. J. B., s. Cullmann, O. . . . 520
Hirsch, E.: Oeschichte der neueren evangelischen
Theologie. I.—V. (K. Kupisch) . . 514
Hubbard, S.: Nietzsche und Emerson
(H.-O. Fritzsche) ..........536
Jenni. E.: Die politischen Voraussagen der
Propheten (C. Westermann)......505
Kaemmerer, W.: Deutsche Reichstagsakten
unter Kaiser Friedrich III. 3. Abt. (E. Bock) 511
Lawson. R.: The Song of Songs Commentary
and Homilies transl. and annotated
(B. Altaner)............519
May, O.: Die geistliche Gerichtsbarkeit des
Erzbischofs von Mainz im Thüringen des
späten Mittelalters (R. Jauernig).....542
Münter, W. O.f: Be6riff..vu.nd Wirklichkeit
des geistlichen Amts. II. (W. Wiesner) . . 545
Plumpe, J. C, s. Ancient Christian Writers 517
Quasten, J., s. Ancient Christian Writers . 517
Spalte
Reau, L.: Iconographie de l'Art Chretien
II, 2 (K. Wessel)..........527
Die Religion in Oeschichte und Oegenwart.
3. Aufl., hrsg. v. K. Oalling. Lfg. 13-21
(O. Wingren)............499
Rowley, H. H.: The Dead Sea Scrolls and
the New Testament (H. Braun).....507
Stoughton, C. C: Oottes Botschafter
(O. Pereis)............546
Waszink, J. H.: Tertullian, The Treatise
against Hermogenes transl. and annotated
(B. Altaner)............518
Von Personen:
In memoriam Carl Steuernagel (W. Schmauch) 547
Berichte und Mitteilungen:
Überblick über |die Jahrbücher der Theologischen
Fakultät der Universität Sofia bzw.
der Oeistlichen Akademie von 1945—1957
(H. Noack)............549
Zeitschriftenschau:
Zumal Moskovskoj Patriarchii 1957, 7—12
(H. Rohling)............553
Neue Bücher.............. 557
Ein neues Evangelium?
Das koptische Thomasevangelium übersetzt und besprochen
von Johannes Leipoldt, Leipzig
Die folgende Übersetzung ruht auf der photographischen Ausgabe der Handschrift: Antiquities Department. Coptic Gnostic
Papyri in the Coptic Museum of Old Cairo by Dr. Pahor Labib, Director of the Coptic Museum, Vol. I, pl. 80-99 (Cairo 1956,
Government Press). Es handelt sich um einen Papyrus-Codex. Er ist einspaltig beschrieben, die Seite in der Regel zu 3 5 Zeilen, die
Zeile zu 25 oder mehr Buchstaben. Die Handschrift möchte ich um 500 ansetzen. Sie ist ohne Worttrennung geschrieben: oft ist allerdings
über dem letzten Buchstaben des Wortes ein Punkt oder ein schräges Strichlein angebracht. Es fehlt auch jede Satztrennung,
überhaupt jede sichtbare Einteilung, auch jede Paragraphos. Der Text, der offensichtlich auf eine griechische Urschrift zurückgeht,
ist koptisch, saTdisch mit mundartlichen (besonders achmimischen und subachmimischen) Einschlägen. Doch sind die Formen ebenso
wenig einheitlich gestaltet wie die Rechtschreibung: gewiß ein Zeichen von Altertümlichkeit. Die üblichen Abkürzungen der nomina
sacra sind verwandt (Jesus, pneuma, staurc», nicht Israel; Christos kommt nicht vor).
Die Übersetzung will wörtlich sein: der Benutzer soll die Möglichkeit haben, den griechischen Wortlaut sich vorzustellen, der zu
Grunde liegt. In runden Klammern sind die griechischen Wörter eingefügt, die der Schreiber bietet, und zwar in der Form, die sie
im koptischen Texte aufweisen: das läßt uns die volkstümliche Aussprache des Griechischen in Ägypten erkennen (im allgemeinen
finden sich in dieser Handschrift wenig Entstellungen). Runde Klammern enthalten weiter Zusätze, die ich einfügte, um den Gedanken
verständlicher zu machen. Dazu gehören auch Ergänzungen von Sätzchen (lemmata) und einzelnen Wörtern (z. B. einer Negation),
die der Schreiber versehentlich ausließ: erst durch solche Ergänzung wird der Zusammenhang sinnvoll. Ohne Klammern stehen die
von mir zugesetzten fortlaufenden Ziffern an der Spitze der „kleinen Einheiten". Ich bin mir darüber klar, daß diese Einheiten nicht
immer sicher abgegrenzt werden können. Aber die Numerierung ist notwendig, um bequem zu zitieren. Die Blatt-Zahlen des genannten
Tafelwerks sind in Fettdruck eingefügt. In [eckigen] Klammern steht, was ich an schadhaften (abgeriebenen oder eingerissenen)
Stellen ergänzte. Der Zustand der Handschrift macht nicht überall eine zusammenhängende und sichere Übersetzung möglich. Wer
das Glück hat, die Handschrift selbst einzusehen, wird wohl einige Buchstaben mehr lesen können als ich. Siegfried Morenz bin ich
dankbar, daß ich ein paar schwierige Stellen und Lesungen mit ihm besprechen konnte. Ebenso danke ich Hans-Martin Schenke für
mancherlei Förderung.
Das sind die geheimen Worte, die der lebendige Jesus'
sprach, und es schrieb sie Didymos Judas Thomas auf und sagte:
Wer die Deutung (hermeneia) dieser Worte finden wird, wird den
Tod nicht schmecken.
1. Jesus sprach5: Der Suchende, wenn er sucht, höre nicht
auf, bis er findet, und wenn (hotan) er findet, wird er sich ver-
') Gemeint ist kaum „Jesus als er lebte"; es dürfte an den Auferstandenen
gedacht sein. Zu der Überschrift und den ersten sechs
Sprüchen vgl. P. Oxy. IV 654 = Kleine Texte 8 S. 17 ff. Die griechischen
Texte müssen jetzt neu verglichen und ergänzt werden.
s) Im GriecfWsfrÄJ isCjnlirner die Gegenwartsform gewählt.
wirren, und wenn er sich verwirrt, wird er sich wundern, und er
wird König werden über das All3.
2. Jesus sprach: Wenn die, die euch ziehen, euch sagen:
Siehe, das Königreich ist im Himmel, so werden die Vögel des
Himmels euch voraus sein. Wenn sie euch 6agen: Es ist im Meere
(thalassa), so werden die Fische euch voraus sein. Aber (alla) das
Königreich ist inwendig in euch und außerhalb von euch*. Wenn
(hotan) ihr euch (selbst) erkennt, dann (tote) werden sie euch
erkennen (81), und ihr werdet wissen, daß ihr die Söhne des le-
3) Vgl. Hebr.-Ev. Bruchst. 27 Klostermann.
*) Vgl. Luk. 17, 20 f., dazu unten Spruch 111.
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