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1955 Nr. 6

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 1955 Nr. 6 370

Abteilung „Tischlieder und Tischsprüche"), das Psalterium (in Auswahl),
uas Antiphonarium. Was hier und des öfteren über Psalmengesang,
Psalmtöne, Gregorianik überhaupt, dargeboten wird, ist die kürzeste
und doch treffende Zusammenfassung der Sache. — Die Abteilung „Das
"ebet des einzelnen" zeigt zuvörderst eine „Anleitung zu Meditation
und Gebet", die für Gemeindechristen verständlich und brauchbar ist.
Unter der Überschrift „Schule des Gebetes" folgt dann ein Hausgebetbuch
großer Beter aller Zeiten — eben als eine Schule des Betens. Die
Verfasser gestehen: Ohne die Notzeit der Kirche und speziell ohne
yietrich Bonhoeffers Buch „Gemeinsames Leben" (München 1949) hätte
Rieses Stück nicht so geschrieben werden können. Es ist aber das Hausbuch
großer Beter aller Zeiten so eingeteilt: Gebete um rechtes Beten —
Kollektengebete — Tageskreis — Wochenkreis — Jahreskreis — Lebens-
Kreis — Tod und Totengedenken — Summe des Betens: Vaterunser.
Apostolicum, seine Auslegung durch Luther. — Im Anhang steht ein
■»tichwortverzeichnis. ein Quellenanzeiger, ein Überblick über „Gebete
und Beter in der Geschichte der Kirche", welch letzterer geeignet ist,
jedweden in Kürze in die Liturgiegeschichte blicken zu lassen.

Gemessen an dem, was Paul Althaus d. Ä. in seinen „Forschungen
zur evangelischen Gebetsliteratur" (ed. 1927 durch
"aul Althaus d. Jung., Bertelsmann, Gütersloh) an Material und
Urteil erarbeitete, ist das „Allgemeine Evangelische Gebetbuch"
des Furche-Verlags ein würdiger Nachfolger so vieler Handbücher
aus allen Generationen der evangelischen Christenheit. Das
Buch dient dem Beten und dem Beter in hervorragender Weise —
als ein Breviarium dessen, was soviel gute Bücher heute pflegen.

Immerhin erstaunt unsereiner über die, nicht bloß in unserem
Buche, sondern beinahe allwärts geschehende „Rezeption"
des einst als „katholisch" und „römisch" gemiedenen Materials.
Zugestanden: diese „Rezeption" geschieht heute vom solid reformatorischen
Boden aus und mit einer anerkennenswerten Delikatesse
. Aber wo liegen die Sachgründe dafür, daß eine solche
..Rezeption" vom betenden Volke mitgemacht wird? Ist es eine
..Mode" — oder ein ehernes Gesetz?

Von diesen Lirgründen zu unterscheiden sind die liturgiegeschichtlichen
Gründe, welche auch in unserem Buche gut angegeben
werden. Aber Brilioth, der zitiert wird, dürfte nicht
ganz recht haben, wenn er das „Gartenmesser der Reformation"
über die „entstellenden Auswüchse der römischen Messe" deshalb
geschwungen sieht, weil durch diese Auswüchse „viele Bestandteile
der östlichen und gallikanischen Riten von höchstem
Wert" „verdeckt oder vielmehr zerstört" wurden. In Wahrheit
Waren es doch jene gallikanischen (seltener östlichen) Riten,
durch welche die Einfachheit z. B. des altrömischen Meß-Ordo
zerstört oder doch gestört worden war (man denke nur an den
Meß-Ordo der sog. Seez-Gruppe). Das gilt aber auch vom Kanon
, den z. B. Papst Gregor der Große (ep. IX 12) kritisch ansah,
Weil die Apostel an seiner Stelle etwas viel Einfacheres gehabt
hätten (was Walafrid Strabo, De sacris ordinibus c. 23, unbedenklich
wiederholte, und Flacius Illyricus, Missa latina, quae
olim etc. ed. Mylius 1 557 p. 71 gerne buchte). Man wird sich
die These ansehen müssen: Luthers eigene liturgische Reformation
war nicht gegenkatholisch, sondern Griff nach dem Ur-Ka-
rholischen, nach der prisca austeritas et veritas — so wie heute
römisch-katholische Liturgiker. Bischöfe, ja sogar Päpste an diese
Sache herangehen. Die eigentlich „protestantische" Reformation
der Liturgie ging neben Luther und wurde nach seinem Hinscheiden
die maßgebende Richtung; auch sie hat Unverlierbares
geschaffen. Aber die Richtung, die sich in unserem „Allgemeinen
Evangelischen Gebetbuch" mustergültig ausspricht, ist die Luthers
selbst! Das trifft auch auf die „deutsche Gregorianik" zu.
Allerdings ohne einige Abstriche darf man das nicht stehen lassen
: Die reformierte und die Unitäts-Lirurgie hätte Luther nicht
herangeholt; den „reinen Predigtgottesdienst ohne Abendmahl"
feierte Luther im Rahmen des Meß-Ordo; es könnte aber sein,

daß er bei seiner Freistellung der Predigt in der Formula Missae,
etwa vor dem Introitus der Messe zu predigen, an den Predigtrahmen
außerhalb der Meßfeier gedacht hat, vielleicht sogar an
den oberdeutschen katholischen Predigt-Ritus; die Gemeindebeichte
war ihm nur erträglich, wo die Einzelbeichte die Regel
war. Aber in dem allen hat das „Allgemeine Evangelische Gebetbuch
" mit Recht auch die „protestantische" Linie einbezogen,
ohne welche es nicht vollständig wäre. (Und hat nicht Luther
selbst auch auf dieser Linie gelegentlich Markantes eingetragen?).

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