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Ausgabe:

1952 Nr. 5

Spalte:

299-300

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Hutten, Kurt

Titel/Untertitel:

Seher, Grübler, Enthusiasten 1952

Rezensent:

Fendt, Leonhard

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299

Theologische Literaturzeitung 1952 Nr. 5

300

NOfOIl, Elfriede: Vom edlen Dienen. Freiburg: Herder [1950], 15 S.,
25Taf. 8° = Der Bilderkreis, hrsg. v. Dr. Heinrich Lützeler. 29. Bd. DM2.80.

Oberchristi, Florian: Der Linzer Dom. Ein Führer für Einheimische
und Fremde. 2. Aufl. Linz: Oberösterr. Landesverl. 1948. 63 S. m. Abb.
kl. 8°. S. 4.50.

Ottenjann, Heinrich: Das Marienbild in der plastischen Kunst des

Oldenburger Münsterlandes. Oldenburg: Schulzesche Vlgbh., R.Schwartz
1949. XV S., 64 Taf. 4°. Hlw. DM 7.50.

Reinecke, Wilhelm: Kloster Lüne und seine Kunstschätze. Mit 40

Aufnahmen von Theodor Voigt. Elmshorn/Holst.: Kunstverl. Th. Voigt
1948. 32 S., 36 Taf. 8°. Kart. DM 2.90.
Rembrandt: Der Segen Jacobs. Einführung von Herbert von Einem.
Berlin: Gebr. Mann [1948]. 32 S., 1 Abb., 16 Taf. kl. 8° = Der Kunstbrief
Nr. 54. DM—.80.

[Schindler, Edgar, Dr.:] Die Hofer Lorenzkirche in alter und neuer

Gestalt. (Hof: Pfarramt St. Lorenz [zu beziehen: R. Bischoff] 1948). 40 S.,
2 Taf. 8°. DM 1.50.

Schreyer, Lothar: Die heiligen Engel. Freiburg: Herder [1950]. 15 S.,
25Taf. 8° = Der Bilderkreis, hrsg. v. Dr. Heinrich Lützeler. 28.Bd. DM2.80.

Schweitzer, Bernhard: Die spätantiken Grundlagen der mittelalterlichen
Kunst. Leipzig: J. A. Barth 1949. 44 S., XVI Taf. 8" = Leipziger
Universitätsreden H. 16. DM3.50.

Steck, Max: Dürers Gestaltlehre der Mathematik und der Bildenden

Künste dargest. Halle: Niemeyer 1948. XVI, 173 S. m. 82 Abb., LIV Taf.
gr. 8° = Mathesis Universalis. Quellenschriften zur Geistesgeschichte der
exakten Wissenschaften und der Künste, hrsg. v. Max Steck Bd. 1. Hlw.
DM 15.20.

Sturm, Vilma: Gabe der Liebe. Freiburg: Herder[1950]. 15 S., 25 Taf. 8» -
Der Bilderkreis, hrsg. v. Dr. Heinrich Lützeler. 31. Bd. DM2.80.

SEKTENKUNDE

Hutten, Kurt: Seher, Grübler, Enthusiasten. Sekten und religiöse Sondergemeinschaften
der Gegenwart. Stuttgart: Quell-Verlag [1950]. 292 S.
8°. Kart. DM 7.— ; Hlw. DM 9.50.

Dieses Buch bedeutet einen Neuanfang der Auseinandersetzung
zwischen Kirche und Ketzereien. Bücher der Kirchlichen
gegen die Ketzereien, der Ketzereien gegen die Kirche,
der Kirchlichen untereinander, der Ketzereien untereinander,
gibt es in Fülle. Auch gelten immer noch die alten Ketzereien
(vom Doketismus bis zum Adoptianismus) als vornehmer denn
die Neueren, als wahrhaft literaturfähig; von den neueren aber
sind immerhin die bis an die neueste Zeit her gewordenen,
schon erwachseneren, „gebucht", eingetragen, rubriziert. Aber
die allerneuesten, die heute unbequemen, die „wilden" — die
behandelt nun Hutten. Sein Buch; das an die Stelle der Paul
Scheuerlen-Bücher getreten ist,kann man eine „Symbolik oder
Konfessionskunde der heutigen Randchristenheit" nennen; geschrieben
nicht von einem dieser Randchristen, sondern von
einem entschiedenen Kirchenmann. Und dieser Kirchenmann
redet nicht von „Ketzern" und „Ketzereien", sondern von
„Sehern, Grüblern, Enthusiasten". Nicht einmal „Sekten"
sagt er gern (es sei denn, eine solche Randgemeinschaft überhebe
sich über alle Christenheit und „verwechsle ihre eigene beschränkte
Wahrheitserkenntnis mit der Wahrheit Christi").
Aber all diese Randerscheinungen, auch wenn sie „Sekten"
genannt werden müssen, sind für Hutten keine „komischen"
oder bloß „verwerflichen" Außenseiter, sondern — Christenheit
. Man könnte formulieren: Auch sie sind Erscheinungen
am Leibe Christi! Und so widmet ihnen Hutten ein wirkliches
Studium (Absichten, Lehren, Organisation, Mission — Ent-
stehungsgründe), um dann die Fragen beantworten zu können:
i. Wie entstanden diese einzelnen Randgemeinschaften am
Leibe Christi? (Bei der „Bahai-Religion": „am Rande der religiösen
Welt" ?); 2. Welche Not, welches Suchen der Kirchenfremdlinge
(oder der Kirchenüberdrüssigen) spricht sich in den
einzelnen Randgemeinschaften aus? 3. Wo sind in „der Kirche"
die Lücken, welche nach den Randgemeinschaften „schreien"
— oder: Wo sind in „der Kirche" die Entsprechungen zu den
Leistungen der Randgemeinschaften? 4. Wie verhalten sich
Lehren und Gebarungen jener Randgemeinschaften zur Bibel ?
5. Welches „Amt" dürfte also demnach Gott dieser und jener,
vielleicht jeder, Randgemeinschaft erteilt haben ? Welches Amt
dürften sie sich selbst genommen haben ? Es sind „ökumenisch
-theologische" Grundsätze, von welchen Hutten" geleitet
wird — und nun (das ist das Neue) dem „fahrenden Volk am
Rande" gegenüber, als wäre dies Volk literaturfähig, theologiewürdig
, ja kirchlich gewichtig! Und Hutten hat recht: Am
„Rande" brennen die heißen Wachtfeuer der „Seher, Grübler,
Enthusiasten" und ihres todesmutigen Volkes, da ist Gegenwart
der Gotteswelt, aber auch Gefahr über Gefahr. Unsichtbar
steht doch Schleiermacher hinter dem Unternehmen Huttens
: Erst alle Differenzierungen des Christentums zusammen
können den von Jesus ausgegangenen Impuls erschöpfend darstellen
. Bloß daß Hutten etwa beifügen dürfte: Wenn nur die
Verdunkelungen nicht wären! In etwa entspricht Huttens
Buch schon den 1951 von H. Rückert in „Schrift, Tradition,
Kirche". Materialdienst des konfessionskundlichen Instituts
Nr. 6 (2. Jahrgang) 1951, S. 2 erhobenen Forderungen an eine
Konfessionskunde.

Die Einteilung des Buches ist lebensnah: „Im Bannkreis
des tausendjährigen Reiches" — „Der Bräutigam verzog" —
„Der Ruf nach Heilung" — „Die Geheimnisse hinter dem Vorhang
" — „Der Schritt über die Rechtfertigung hinaus" —
„Die Sehnsucht nach Geborgenheit". Jedes dieser Kapitel beginnt
mit einer theologischen Situationsangabe, dann folgt die
historische, statistische, systematische, „symbolische" Beschreibung
. So entstand ein Lese- und Studierbuch — zugleich
ein Nachschlagewerk von Rang.

Bad Liebenzell Leonhard Fendt

Matzka, Anna Louise: Theosophie und Anthroposophie. Ihre Darlegung
und Kritik vom Gesichtspunkte des Christentums. Graz, Salzburg: Pustet
[1950]. 240 S. 8°. Hlw. DM7.20.

Troberg, Gustav: Rudolf Steiner und die Anthroposophie. Heideiberg:

Pfeffer 1949. 80 S., 1 Titelb. 8°. Pp. DM 2.80.

Kirche und Anthroposophie. — Rusche, Helga, Dr. theoi.: Die Anthroposophie
. Darstellung und Kritik. Emmert, Ernst, Dr. phü.: Anthroposophie
und Christentum in der persönlichen Begegnung. Fror,
Kurt, Pfarrer Lic: Die Anthroposophie im Unterricht. München: Kaiser
1950. 132 S. gr. 8° = Hilfsbücher für den kirchlichen Unterricht Nr. 2.
Kart. DM 4.20.

Althaus, Paul, Prof. d.: Evangelischer Glaube und Anthroposophie.

Vortrag. München: Verlag des Ev. Presseverbandes für Bayern 1949.
29 S. 8° = Fragen der Gegenwart H. 1. DM 1.—.

Martin, Bernhard: Von der Anthroposophie zur Kirche. Ein geistiger

Lebensbericht. Speyer: Pilger-Verlag 1950. 397 S. 8°. Lw. DM9.80.

PurUCker, G. v., Dr.: TheOSOphischeS Wörterbuch. Eine Sammlung und
Erklärung orientalischer und theosophischer Ausdrücke. Autoris. Übers, d.
engl. Originalausgabe. 2. Aufl. Stuttgart: Deutsche Abteilung der theosoph.
Ges. 1949. 207 S. Lw. DM5.50.

Bei der Beurteilung der Christengemeinschaft, die sich
im Zuge des starken Wiedererwachens religiösen Lebens in
Deutschland im Westen wie im Osten immer mehr zu einer
beachtlichen Begleiterscheinung und nur zu oft zu deutlicher
Gegenströmung gegen die offizielle Kirche auswächst, wird
vielfach vergessen, daß sie ja aus der Anthroposophie und diese
wiederum aus der Theosophie hervorgegangen ist. In den
zwanziger Jahren wurde speziell der Zusammenhang von
Christengemeinschaft und Anthroposophie in der Regel in Abrede
gestellt. Heute beruft man sich in der Christengemeinschaft
wie selbstverständlich dauernd auf die Schauungen
Steiners. Gewiß sind an den Ubergangsstellen von Theosophie
zur Anthroposophie und von der Anthroposophie zur Christengemeinschaft
starke Modifikationen vorgenommen worden.
Aber die Grundstruktur ist geblieben und sie bewirkt, daß die
biblisch-christlichen Wendungen, in denen die Christengemeinschaft
den „Christusimpuls" der A. wesentlich weiter ausbaut,
fast immer etwas ganz anderes besagen als im kirchlichen
Christentum. Man wird unwillkürlich an die Auswirkung der
Lex naturae bei den späteren Föderalisten und ihre destruktiven
Folgen erinnert.

So ist es erfreulich, daß die Untersuchung von A. L. Matzka
die schon in den zwanziger Jahren recht lebhafte, dann
unterbrochene Diskussion über diese Dinge vom entscheidenden
Ansatzpunkt, der Theosophie, aus wieder aufnimmt. Man
kann in bezug auf die Anlage des Buches der Meinung sein, daß
vielleicht besser der historische und nicht der prinzipielle Teil
vorangestellt worden wäre. Das verdienstvolle Resultat der
katholischen Verfasserin, mit dem sich der evangelische Kritiker
in der Hauptsache identifizieren kann, ist, daß Theosophie
eine Weltanschauung darstellt, in der orientalisch-idealistischer
Pantheismus in eigenartiger Weise mit der materialistischen
Evolutionstheorie des Westens zu einer Einheit zusammenwuchs
. Das Produkt dieser beiden Faktoren steht im
ganzen wie im einzelnen zum Christentum in radikalem Gegensatz
. Ja, das bewußt angestrebte Ziel ist, wenn der grobe Materialismus
in absehbarer Zeit wird abgewirtschaftet haben,
unter bestmöglicher Ausschaltung des Christentums die neue
universale, spiritualistische, aber pantheistische, resp. auch
atheistische Weltanschauung zu bilden. Sowohl im grundlegenden
Teil (I. Die Stellung der Theosophie zu Philosophie