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Ausgabe: | 1949 |
Spalte: | 257-262 |
Autor/Hrsg.: | Søe, Niels H. |
Titel/Untertitel: | Dänische Theologie der Gegenwart 1949 |
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Ctjeologifdje ILttetaturjettung
j^onatsfdjrift für Das» gefamte ßebtet Der €ljeoIogte uniJ eltoionsönffenfdjaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAND, HALLE-BERLIN
NUMMER 5 74. JAHRGANG MAI 1949
Spalte
Dänische Theologie der Gegenwart.
Von N. H. Söe ....................... 257
Die Unterschiede zwischen den Lutheranern
Europas und Amerikas.
Von A. R. Wentz.................... 261
Raub der Eschatologie. Von Konrad
Onasch............................. 267
Vernunft und Offenbarung. Zu Hessings
Religionsphilosophie. Von Werner
Schultz ............................ 273
Das Gespräch:
Naturwissenschaft und religiöser Glaube.
Von Gustav Mle ..................... 275
Medizin und Technik. Von L. Lendle .. 279
Böhme: Texte zur Geschichte der ökumenischen
Bewegung (Diestel)............. 295
Coppenrath: Das Morgen- und Abend-Oebet
der Kirche für alle Tage der Woche (Allgeier
) ................................ 298
Spalte
Geißendörfer: Briefe an August Hermann
Francke (Kammel).................... 293
Hasler: Johann Caspar Lavater (v. Loe-
wenich).............................. 294
Hodgson: Das Olaubensgespräch der Kirchen
(Böhme)......................... 296
Kressel: Unser Gottesdienst (Fendt)..... 298
Lohmeyer: Das Vaterunser (Oeske)...... 289
Metzger: Lexical Aids for Students of New
Testament Oreek (Oreeven) ............ 291
Neilendam: Frlkirkerog Sekter (Jörgensen) 298
Orr: Armed Rellgious Ascetics in Northern
India (Lehmann)...................... 288
Prosch: Berufene Gottes. 2. Aufl. (Stange) 295
— Oeorge Williams. 2. Aufl. (Stange)..... 295
Rhine: Peter Rosegger (Knevels).......... 294
Schiel: Johann Michael Salier. I. (Fendt) 292
Simon: Die Welt des Islam und Ihre Berührungen
mit der Christenheit (Spuler).. 287
Spalte
Stricker: Der Vatikanische Psalter (AII-
geler)................................ 298
Thiel Icke: Vernunft und Offenbarung.
2. Aufl. (Werner Schultz) .............. 273
Tyciak: Maranatha (Wunderle).......... 300
Berichte und Mittellungen:
„Auch Widder die reubischen vnd mördls-
schen rotten der andern bawren". Eine Anmerkung
zu Luthers Haltung im Bauernkrieg
(Aland) ......................... 299
l.Petr. 2,13 — eine crux interpretum?
(Teichert)............................ 303
Zeltschriftenschau:
Christliche Archäologie und Oeschichte der
kirchlichen Kunst (Steinborn) ......... 304
Sacris Erudlrl 1948, 1 (Fendt) .......... 306
Bibliographie:
Deutsche theologische Bücher des Jahres
1947 (Steinborn) ..................... 308
Zum vorliegenden Heft............... 319
Dänische Theologie der Gegenwart
Von N. H. Söe, Gentofte (Dänemark)
Die dänische Theologie des letzten Jahrzehntes ist selbstverständlich
mitgestaltet worden von den weltgeschichtlichen
Ereignissen, was für uns vor allem die deutsche Okkupation
Vom 9. April 1940 bis zum Kriegsschluß bedeutet. Dadurch
wurden wir geistig stark isoliert. In der Zwischenkriegszeit
Waren wir recht viel von der sogenannten dialektischen Theo-
*°gie im breitesten Sinne (incl. z. B. R. Bultmann) aber auch
v?n der deutschen Lutherforschung, bis auf W. von Loewe-
nich, Ernst Wolf, Vogelsang usw., beeinflußt und pflegten
auch neue Beziehungen zu der westeuropäischen Forschung
auf verschiedensten Gebieten (z. B. Religionsphilosophie).
Jetzt wurde das alles unmöglich. Schweizerische oder westeuropäische
Bücher bekamen wir kaum oder gar nicht.
Deutschland bot in diesen Jahren wenig; und was es anbot,
lehnten wir selbstverständlich ab, wenn es nicht von anerkannter
Seite der Bekennenden Kirche kam. Norwegen war
s° stark durch die schweren politischen Verhältnisse beschlagnahmt
, daß wir rein theologisch wenige Anregungen von dort
bekamen, während die norwegische Kirche uns überaus vieles
*ur unsere Einstellung dem Nazismus gegenüber gab. Dagegen
"atten wir das große Glück, die in eben diesen Jahren so überaus
reiche schwedische Theologie näher kennenlernen zu
^ürfen. Niemals in unserer ganzen Geschichte hat Schweden
theologisch so viel für uns bedeutet wie in dieser Zeit. Ohne
Schweden wären wir eigentlich furchtbar isoliert gewesen. Aber
Jhe lundensischeAgapetheologie, die neuere schwedischeLuther-
'orschung, die schwedischen Kirchengedanken, wie wir sagen,
Und auch die neue schwedische Forschung auf dem Gebiete
Neuen Testaments, deren Hauptgestalt Professor A. Frid-
richsen ist, hat uns in vielen Hinsichten bereichert. Es wurde
aber alles mehr oder weniger durch unsere spezifisch dänische
Lage und Geisteshaltung umgeprägt, in der Regel vor allem
ln pointiert antipietistischer Ausgestaltung.
- Sonst haben wir versucht, aus unserer eigenen geistigen
Schatzkammer Werte hervorzuholen. Vor allem haben wir
euie tiefgreifende Grundtvig-Renaissance erlebt, die zwar
Schon vor 1940 angefangen hatte, die aber in den ersten Jahren
^er Besetzung sich als eine riesige Welle erhob. Diese große
Zenker- und völkische Führergestalt (1783—1872), die unserem
Volke schon im vorigen Jahrhundert eine völkische und christ-
267
liehe Erweckung ganz eigner Art (Volkshochschulen usw.)
brachte, schien der gegebene Mittelpunkt einer neuen Besinnung
auf unser wertvolles, unverlierbares Erbgut. Eine regelrechte
grundtvigianische „Orthodoxie", in der man auf die Werte
des Meisters schwor, bildete sich aus. Man behauptete die Notwendigkeit
einer menschlich-völkischen Erweckung, bevor das
Evangelium „den guten Erdboden" finden könne; man polemisierte
scharf gegen das alt-protestantische Schriftpnnzip
und wollte nur die beiden Sakramente als Gnadenmittel gelten
lassen. Das geschriebene Wort galt als das tote Wort. Und die
Predigt wurde nur als Vorbereitung für und Hinweis auf die
eigentliche Begegnung mit dem Auferstandenen im Abendmahl
aufgefaßt. Das bedeutete keine Annäherung an „hochkirchliche
" Gedanken, kein Hervorheben eines Priestertums;
alles war von der Gemeinde aus gedacht. Es ließ sich aber
leicht mit den schwedischen Kirchengedanken vereinbaren und
bedeutete eine Stärkung des antipietistischen oft recht scharfen
Objektivismus. Wichtig ist auch, daß der „orthodoxe"
Grundtvigianismus nichts wissen will von einem geoffenbarten
göttlichen Gesetz, besonders nichts von einem „usus tertius
legis", was eine Annäherung an die schwedische Lutherinterpretation
bedeuten konnte, was aber auch leicht dazu führen
konnte, das menschlich-völkische Leben nun ohne jede Verbindung
mit der Christus-Offenbarung gestalten zu wollen. Das
Hauptwerk dieser ganzen Grundtvig-Renaissance ist das dreibändige
Werk „Grundtvigianismen", schon 1935—1938 von
dem später (1943) gestorbenen Pfarrer einer grundtvigianischen
„Wahlgemeinde" Anders Na rgaard verfaßt. Der junge Professor
der Kirchengeschichte Hai Koch (geb. 1904), der sich
früher besonders mit Origenes (Pronoia und Paideusis, 1932)
und mit dem dänischen Mittelalter beschäftigt hatte, wurde
ziemlich stark in diese Bewegung hineingerissen, obwohl er
kein Grundtvigianer im eigentlichen Sinne wurde. Eine Frucht
seiner Beschäftigung mit Grundtvig ist sein populär geschriebenes
Buch „Grundtvig", 1941 (zunächst schwedisch erschienen
) . Wissenschaftliche Studien im engeren Sinne gibt es
aber verhältnismäßig wenig. Der jetzige Bischof in Ribe, C. I.
Scharling, publizierte jedoch 1941 eine wertvolle Monographie
über Grundtvigs Beziehungen zu Sendling („Grundtvig og Romantikken
").
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