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Ausgabe: | 1947 |
Spalte: | 129-134 |
Autor/Hrsg.: | Rost, Leonhard |
Titel/Untertitel: | Sinaibund und Davidsbund 1947 |
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€l)eoIostfd)e itteraturjettung
4-Bonatsfdjrift für öas> gefamte bebtet der Cijeologte und töeiiöionsäjtffenfdjaft
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Unter Mitwirkung von Professor D. Ernst Sommerlath, Leipzig
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR LIC. KURT ALAND, HALLE-BERLIN
NUMMER 3
Spalte
Sinaibund und Davidsbund. v< n l. Rost 129
Psalm 77. Ein Beitrag zur Frage nach
dem Verhältnis von Kult und Hellsgeschichte
. Von Artur Weiser........ 133
Ibn al-Kalbis „Buch der Götzenbilder".
Aufbau und Bedeutung. Von A. jepsen 139
Arnos 5, 21-27. Von Ernst Würthwein .. 143
Herkunft und Absicht des Deuterono-
miums. Von Gerhard v. Rad ......... 151
Sani al und Hamat in ihrem Verhältnis
zu Hattinaj Unki und Arpad. von Karl
Elliger............................. 157
Achtzehn Sätze über Kirche und Theologie
. Von Otto Dlbellus............. 157
Theologie und Kirche. Von Horst Stephan 163
72. JAHRGANG
Spalte
Zur Frage: Wissenschaft, Theologie und
Kirche. Von Rudolf Hermann........ 165
Christentum, Kirchentum, Theologie.
Von Hermann Mulert................ 166
Der Verkündigungscharakter der theologischen
Wissenschaft. Von J. S c h n ie-
wind................................ 167
Kirche und theologische Wissenschaft.
Von Gerhard Jacobl.................. 168
Böhme: Der Oekumenlsche Rat der Kirchen
(Diestel)............................. 175
Brenel: Etiska motlv I Henrik Ibsens dra-
matiska diktning (Knevels)............ 180
Descoqs: Schema Theodiceae (Jelke).... 179
Litt: Die Befreiung des geschichtlichen Bewußtseins
durch J.O.Herder (Schuster) . 177
SEPTEMBER 1947
Spalte
Löfstedt: Syntactlca (Langosch)........ 173
Nie sei: Bekenntnisschriften und Kirchenordnungen
der nach Oottes Wort reformierten
Kirche. 2. Aufl. (Otto Weber)____ 175
Oehler: Zum Missionscharakter des Johannesevangeliums
(Bultmann)............ 169
Schar!: Recapitulatlo mundi (Völker)____ 170
Szabö: A magyar reformätus orthodoxla
(Szent-Ivänyi)........................ 17g
Von Personen:
Zum 60. Geburtstag von Otto Elßfeldt... 181
Zum 60. Geburtstag von Rudolf Hermann 181
Zeitschriftenschau:
Aus deutschen Zeitschriften. II......... 183
Zum vorliegenden Heft................. 191
Sinaibund ur
Von L. R
Die alttestamentliche Wissenschaft hat als Forschungs-
gegenstand ein Buch, dessen Entstehung sich über tausend
Jahre hin erstreckt. Seit mehr denn zweitausend Jahren beschäftigt
sich Theologie und Wissenschaft mit diesem Buch.
Eine Generation gibt der anderen, ein Volk seinem Nachbarn
die Erkenntnisse weiter, die erarbeitet wurden, und neue
Fragen entstehen an diesen Antworten. Das Problem, das ich
heute in den Mittelpunkt unserer Betrachtungen rücken
mochte, beschäftigt mich seit Jahren, ohne freilich schon endgültig
abgeschlossen werden zu können. Es ist die Frage nach
dem Verhältnis von Sinai-Bund und Davids-Bund.
Die gesamte alttestamentliche Überlieferung in der uns
vorliegenden, letztlich in Juda bearbeiteten Form stellt an
den Anfang der Volkwerdung Israels den Auszug aus Ägypten
als Tat Jahwes, der den Israelstämmen in Mose den Führer
aus dem Hause der Knechtschaft gesandt hat. Die zwölf
Stamme zogen aus Ägypten hinaus in die Wüste zum Sinai
oder Horeb, dem Berge, an dem Jahwe den Moses zu seinem
Werkzeug berufen hatte. Dort schloß Jahwe mit ihnen den
»Und, der so sehr als Grundlage aller volklichen Existenz betrachtet
wurde, daß auch die spätesten alttestamentlichen
Aussagen noch in ihm die Urgegebeuheit der Beziehung Jahwes
§B seinem Volk Israel sahen. Als Inhalt des Bundes wurde
das Wort geprägt: „Ich will euer Gott sein und ihr sollt mein
v«lk sein".
Anders geartet ist der Davids-Bund. Nicht der erste, wohl
aber der genialste König von Juda und Israel ist es gewesen,
uaeh dein dieser Bund genannt wurde. Er hat zum Inhalt
"'cht die Zusage einer Verbundenheit Jahwes mit seinem
Volke Israel, dem Volk der zwölf Stämme, sondern verbürgt
(le» dauernden Bestand der davidischeu Dynastie. Das hat
Zl'r Folgt. daß der Kreis des Volkes an diesem Bunde Anteil
"ahm, der der davidischen Dynastie gehorsainte. Der Wirkungsbereich
dieser Bundesidee ist demnach wesentlich enger
gespannt als der des Sinai-Bundgs. War in diesem bis m die
spätesten Zeiten hinein der Gedanke lebendig geblieben, daß
g» zwölf Stamme Israels in ihm zu einer volklichen Einheit
^aammengefaßt seien, so wird der Davids-Bund zum ministen
seit dem Auseinanderbrechen des Großreichs nach dem
Vxl'Salomos zum Schibbolet der Judäer, in die die Simeoniten
1:"igst aufgegangen waren und denen sicli nunmehr die Benja-
•Ojnlten anschlössen. Denn da es sich in ihm um eine Bürg-
•«naft Jahwes für die Dynastie Davids handelte, so blieb sie
au Jerusalem, dem Sitz dieser Dynastie, verhaftet. Dort aber
129
•7 JAN. 1948
id Davidsbund
ost, Berlin
Otto Eißfeldt zum 60. Geburtstag
in der Hauptstadt befand sich nördlich der Königsburg und
mit ihr in engem baulichen Zusammenhang der Tempel, der
Ort, da Jahwe über den Cheruben der Lade thronte, seinen
Namen wohnen und seine Herrlichkeit erscheinen ließ. Die
wachsende Bedeutung des Tempels, besonders nach dem Zusammenbruch
des Reiches Juda und in der nachexilischen
Zeit, führte dazu, auch für ihn eine Traditionslinie auszugestalten
, die zuweilen in Konkurrenz mit dem Davidsbund
stehen konnte, meist aber unterstützend neben ihn trat, ja
mit ihm zusammenwuchs, wie dies etwa in iiachexilischer Zeit
in der Vision des Sacharia von den beiden Olsöhnen zum Ausdruck
kommt. Daß diese Tradition vom Davids-Bund, mit
der die des Tempels zusammengewachsen war, auch in der
nachexilischen Zeit gültig blieb, hatte freilich noch einen
anderen Grund, der sie als die fruchtbarere gegenüber der
Uberlieferung vom Sinai-Bund herausstellte. Das war ihre
Verbindung mit der messianischen Idee. Die Verheißung, die
sich an den Sinai-Bund knüpfte, war die einst den Vätern
gelobte, im Sinai-Bund neu bestätigte Aussicht auf den Besitz
des Landes Kanaan. Diese Zukunftshoffnung erfüllte sich in
der Landnahme so weit, als dies geschichtlich möglich war.
Nur als überbietbares und zu überbietendes Beispiel wunderbarer
Führung durch Gott sah Deuterojesaia und mit ihm die
judäische Gola zurück auf den Auszug aus Ägypten und die
Wanderung durch die Wüste mit ihren Wunderspeisungen.
Man sprach von der Notwendigkeit, jenen Bund durch einen
neuen zu ersetzen, Gedanken, die Josia und Esra zu verwirklichen
suchten, wobei sie freilich hinter dem von der Verheißung
gezeichneten Idealbild zurückblieben, wie jedes
menschliche Tun hinter göttlicher Kraftentfaltung. Zukunftsträchtig
aber war der Sinai-Bund nicht, falls man nicht an
jene letzte Bindung denkt, die sich in dem Worte: „Ich will
euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein" ausdrückt. Sie
konnte freilich in schweren Notzeiten zu einem Halt werden,
an dem das Volk sich aufrichtete; und doch blieb diese Bundesidee
hinter der Wirkungskraft des Davids-Bundes zurück.
Denn eben dies, daß er früh ein Bündnis mit der messianischen
Idee einging, sicherte ihm seine Überlegenheit, gerade auch
in Notzeiten. Denn da war es die Hoffnung auf die Ewigkeit
der Dynastie, die in ihrem letzten Vertreter oder auch in ihrem
wiederkommenden Begründer den Messias sah, den Gesalbten
Jahwes, den König der Heilszeit, den Friedefürsten, den Sproß,
unter dem es sprossen wird, der den Tempel Jahwes bauen
und Ehre empfangen wird und auf Davids Stuhl sitzen und
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