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Ausgabe:

1941

Spalte:

41--46

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Catechismi Latini 1941

Rezensent:

Ohlemüller, Gerhard

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1941 Nr. 1/2

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fach eine Tatsache. Inhaltlich sind die Dichtungen von . heit legt er die geschichtlichen Umstünde dar, unter

hoher Schönheit und intimem Reiz (etwa sogleich die denen 'Canisius seine Hauptwerke schuf. Daraus ist

erste von der Entstehung der raten Rosen aus dem Blute , zunächst festzustellen, daß die hier zu besprechenden

des Venus). Ein wenig viel hat der Übersetzer mit dem Katechismen und Meditationen des Canisius hervorceru-

Apostroph gearbeitet. Von dem unvermeidlichen, aber ! fen worden sind durch gleichartige Werke der Reforma-

nie schönen „s'ist" abgesehen, wirken Formungen wie tion, insbesondere des Katechismus Martin Luthers und

„jed' ander'" (S. 16), „Wieg"' (S. 28), „s'dunket (S. seiner Postille. Der eifrige Förderer der Gegenrefor-

63), „Da's" (S. 70), „Eindeut'ge Gut' wie's" (dreimal mation, Ferdinand [., hatte in mehrfachen Schreiben

hintereinander! S. 73), „ob's" (S. 82), „Will (S. 87) an den Jesuitengeneral und an die Koiizilsleitung in

u. a. unmittelbar störend. Aber es ist natürlich hier leich- Trient darauf hingewiesen, daß es unbedingt notwendig

ter zu kritisieren als besser zu machen. — Noch sei die i sei, den im Volke ungeheuer weit verbreiteten Darstel-

vornehme bildergeschmückte Ausstattung des bei aller lungen der ketzerischen Lehren, die sehr Beschickt und

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Gelehrsamkeit für weitere Kreise berechneten wertvollen
Buches hervorgehoben.

Heidelberg W. Köhler

anziehend geschrieben seien, gleichwertige Schriften entgegenzustellen
. Er schlug vor, den in der Gesprächsfüh-
rung mit den Ketzern so sehr erfahrenen Pater Canisius
mit"ihrer Abfassung zu beauftragen. Er selbst drang
wiederholt in diesen, die Arbeit unverzüglich zu unternehmen
. Zwar bestanden Katechismen verschiedenster
Art. Auch der Theologe des Ordens auf dem Konzil
von Trient, Lainez, hatte sich an einem solchen versucht.
Aber sie entsprachen nicht den gestellten Anforderungen.
So gab Canisius sich um 1551 ans Werk. Nach vielen
Auseinandersetzungen mit den römischen Zensoren und
dem Ordensstifter persönlich konnte im Sommer 1555
die erste Veröffentlichung erfolgen als Summa d o c-
trinaechristianae. Sie war in lateinischer Sprache
verfaßt und sollte zunächst den Geistlichen die Möglichkeit
bieten, sich kurz und sicher über die rechte katholische
Lehre zu unterrichten. Die ersten Ausgaben erschienen
ohne den Namen des Verfassers. Sie erfuhren
trotz des kaiserlichen Privilegs mancherlei Nachdrucke,
in denen Änderungen und Ergänzungen angebracht
waren, sodaß lange Zeit weder das Erscheinungsjahr
noch der erste Wortlaut der von Canisius verfaßten Ausgabe
feststand. Er selbst klagt bewegt über die Willkür
, mit der man dabei verfuhr. Inzwischen hatten die
Arbeiten des Konzils ihren Fortgang genommen. In
manchen Lehrstücken waren Feststellungen erfolgt, die
Antworten waren auf die von den Reformatoren aufgeworfenen
Fragen und nun der Verbreitung unter der
Geistlichkeit und dem Volke bedurften. Canisius wurde
veranlaßt, den Ergebnissen des Konzils Rechnung zu
tragen und sie in einer Neuausgabe seiner Summa zu berücksichtigen
. Das erforderte wieder lange Verhandlungen
mit den römischen Stellen, über die ein ausgedehnter
Briefwechsel stattfand. Die seit 1896 von dem Jesuiten
Otto Braunsberger herausgegebenen und heute auf neun
Bände angewachsene Sammlung: „Beati Petri Canisii
Societatis Jesu, Epistulae et acta" gibt darüber einige
Auskunft. Die neue Bearbeitung erschien 1566 als Summa
doctrinae christianae post-tridentina. Streicher gibt
sie wieder im Wortlaut der Dillinger Ausgabe von 1571.
Sie ist ebenfalls in lateinischer Sprache verfaßt und trägt
den Namen des Verfassers. Sie zeigt deutlich die Spuren
des Tridentinums. In einem besonderen Appendix be-

. ----- ~ÜjZ~~~ a;p Frhebunff zum Doctör Ecclesiae handelt sie das Lehrstück von der Rechtfertigung nach

nunmehr, nachdem OK crneouiiiig ^ ^ ______41—™»- j„„ „—----.ui-----

KIRCHENGESCHICHTE: REFORMATIONSZEIT

Canisius, Petrus: Opera. Tom. I, Catechismi latini et gennanici,
editionem criticam curavit Frid eric us Streicher S. J. Pars prima
1933, p. 187* et 398, Pars secunda 1936, p. 35* et 380. Roinae
Pontificia Universitatis Gregoriana, Monachi Bavarine, Officina Sale-
siana. Tom. II, Meditationes seu Notae in F_vangelicas Lectiones,
Pars prima: Meditationes de Dominicis, Tempus adventus, Nativitatis
Domini, Paschatis, 1939, p. 19 et 416. Freibure, Br.: Herder & Co.
= Societatis Jesu selecti scriptores 1—3.

Tom. I RM 32— ; geb. RM 35.20.
Tom. II, 1 RM 23—; geb. RM 25 —.
Am 21. Mai 1925 wurde Petrus Canisius von Papst
Pius XI. heilig gesprochen und zum Doctor Ecclesiae,
zum Kirchenlehrer ernannt. Als Sohn des Jacob Kaniss
und der Aegidia van Houweningen war Canisius im
denkwürdigen Jahre 1521 zu Nymegen geboren. Der
Franzose Pierre Lefevre gewann ihn für den Jesuitenorden
. Im Mai 1543 wurde er als „erster Untertan aus
den Gebieten des Deutschen Reiches" in den Orden aufgenommen
. Im Todesjahr Martin Luthers hatte er den
ersten Zusammenstoß mit der deutschen Reformation
im Kampfe mit dem Erzbischof Hermann von Wied in
Köln. Der Stifter des Ordens hielt es indes für geraten,
den jungen Deutschen in den römischen Schulen des
Ordens besonders auszurüsten für die Arbeit in Deutschland
. Ende 1549 betrat er wieder deutschen Boden als
der von dem Papst und dem Ordensstifter bestellte Führer
der römischen Gegenreformation im Deutschen Reich.
Lange Jahre versah er diesen Posten zur großen Zufriedenheit
seiner Auftraggeber, bis diese dann irre
wurden an seiner Zuverlässigkeit. 1580 wurde er seines
Amtes enthoben und in eine untergeordnete Stellung
nach Freiburg in der Schweiz verwiesen, wo er 1597
starb. Außer seinem Amte als Prediger, Lehrer und
Ordensleiter entfaltete Canisius eine rege schriftstellerische
Tätigkeit. Sein Schrifttum verursachte den großen
Wandel in seinem Leben. Es ist zu begrüßen, daß

ihn über' allen Verdacht erhoben hat, seine grundlegen
den Werke in neuer Ausgabe unserer Zeit zugänglich ge

den Konzilsbesichlüssen. Auch die übrigen Lehrstücke
sind mit reichlichen Verweisungen auf die Konzilsdoku-

macht werden. Angehörige der deutschen Ordensprovinz mente versehen. Dadurch ist diese Summa gegenüber

haben seit 1933 ihre „kritische Herausgabe" unternom- der ante-tridentina bedeutend umfangreicher geworden

men. Sie bieten damit eine reiche Fundgrube zur Er- , Sie ist nach Inhalt und Stoffgestaltung auf deutsche Ver-

forschung noch wenig geklärter Vorgänge zwischen Re- hältnisse abgestellt, wurde jedoch in ihren wesentlichen

formation und Gegenreformation auf deutschem Boden. Teilen in den vom Konzil von Trient in Auftrat ge-

In buchtechnischer Hinsicht und durch überaus reichhal- gebenen und 1566 durch Papst Pius V. der Gesamt-

tige bibliographische Angaben und Ausstattungen ha- kirche überwiesenen Catech ismus Romanus aufgenom-

ben Herausgeber und Verleger Hervorragendes geleistet. men.

Grundlegend sind die in den beiden Teilen des Die Summa konnte wohl als Gegenstück zu Luthers

Band I der neuen Sammlung enthaltenen Katechis- ! großem Katechismus gelten oder zu den Loci Melanch-

men. Der Heransgeber Friedrich Streicher S. J. schickt | thons und der Confessio Augustana. An die Durch-

ihnen das päpstliche Dekret vom 21. Mai 1925 im schlagskraft von Luthers kleinem Katechismus reichten

vollen Wortlaut voraus und unterstreicht damit die Be- | sie nicht heran. So beschloß Canisius, der Summa als

deutung der Werke des jüngsten Doctor Ecclesiae für ; dem Catechismus maior für die Geistlichen und

unsere Zeit. Überaus lehrreich sind die umfangreichen

Lehrer einen Catechismus minor für die studie-

Einleitungen (prolegomena), die Streicher sowohl dem rende Jugend folgen zu lassen, aus dem ein noch kür-
Band I wie dem Band II voranstellt. Mit großer Offen- zerer Auszug als Catechismus minimus für die