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Ausgabe:

1938 Nr. 9

Spalte:

159-162

Titel/Untertitel:

Das Bistum Bamberg; Teil 1 1938

Rezensent:

Klewitz, Hans-Walter

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 9.

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im 1. Nachtrag sagt, diesen Zweifel innerhalb einer
Stunde Aufenthalts in der Ambrosiana zu Mailand endgültig
beseitigt. Alle diese neugefundenen Werke lassen
uns ihren Verfasser als einen der ersten und ältesten
Kenner und Erklärer des „neuen Aristoteles" innerhalb
der philosophischen Fakultät von Paris erkennen; Petrus
Hispanus, der ja auch eine stattliche Anzahl (bereits
bekannter) medizinischer Werke hinterlassen hat, erscheint
jetzt als eine Forscher- und Denkergestalt von
weit ausgedehnten wissenschaftlichen Interessen und als
einer der markantesten Vertreter der Philosophie- und
Medizinwissenschaft des 13. Jahrhunderts. Das ist das
Schlußergebnis dieser glänzenden Studie Orabmanns, die
zunächst rein literarhistorisch ihre Gegenstände untersucht
, von Prüfung des Inhalts abgesehen hat, aber
neue Arbeiten auf diesem Gebiete ankündigt.

Ich wüßte nicht, womit anderem diese Studie zu berichtigen wäre als
mit einigen Druckkorrekturen: S. 21, Z. 8 v. o. 1. „diese" ; S. 24, Z. 14
v. u. 1. „Summa" ; S. 28, Z. 3 v. o. 1. „Disputation die" ; S. 37, Z. 16 v.
o.: was ist „precens"?; S. 40, Z. 16 v. o. 1. „Alberti" ; S. 42, Z. 3 v.

0. : was ist „pusisque"?; S. 62, Z. 11 v. o. 1. „des Buridanus" ; S. 63,
Z. 16 v u. 1. „Marsilius"; S. 64, Z. 3 v. o. 1. „seiner" ; S. 66, Z. 7 v. o.

1. „precibus" ; S. 76, Z. 9 v. o. 1. „junioribus recollectum" ; S. 78, Z. 13
1. „de Bononia" ; S. 79, Z. 17 v. o. 1. „logicae"; S. 80, Z. 10 v. u. 1.
„Orlamünde" ; S. 88, Z. 3 v. o. 1. „terminus" ; S. 103, Z. 5 v. o. 1. „Hispanus
" ; im Inhaltsverzeichnis Z. 4 v. o. 1. „summulae".

Tettnang (Württ.). Wilhelm Koch.

Guttenberg, Erich Frh. v.: Das Bistum Bamberg. 1. Teil.
Berlin : W. de Oruyter & Co. 1937. (VIII, 328 S.) gr. 8° = Germania
sacra, 2. Abt. I. Bd. RM 18—.

Beck, Marcel, und Heinrich Büttner: Die Bistümer Würzburg
und Bamberg in ihrer politischen und wirtschaftl. Bedeutung
für die Geschichte des deutschen Ostens. Berlin: Weidmann
1937. (391 S., 4 Kart.) gr. 8° = Studien u. Vorarb z. Germania Pon-
tificia, hrsg. v. A. Brackmann, H. III. RM 21—.

Die beiden großen wissenschaftlichen Unternehmungen
der Germania sacra und der Germania pontificia,
die sich seit geraumer Zeit darum bemühen, die gesamte
urkundliche Überlieferung zur älteren deutschen Kirchengeschichte
systematisch zu erfassen und kritisch zu sichten
, sind auf dem Wege zu diesem Ziel im Jahre 1937
ein erfreuliches Stück weitergekommen. Jede von ihnen
konnte eine wertvolle Publikation vorlegen, deren Ergebnisse
für die Geschichte der beiden fränkischen Bistümer
Bamberg und Würzburg von großer Wichtigkeit
sind:

1. Die Arbeit der Germania sacra hat mit der Magdeburger
Kirchenprovinz eingesetzt. Ihre beiden ersten,
1929 und 1933 erschienenen Bände betrafen Brandenburg
und Havelberg; Bistümer also, deren Überlieferung
infolge der historischen Schicksale des ostelbischen
Deutschlands für das 11. und 12. Jahrhundert noch
verhältnismäßig spärlich ist. Demgegenüber behandelt
der Bamberger Band ein Bistum, das zwar jünger ist als
jene Gründungen Ottos d. Gr., seit seiner Stiftung durch
Heinrich II. im Jahre 1007 aber bis ins 12. Jahrhundert
hinein zu den wichtigsten Reichskirchen gehört hat.
Die Reichhaltigkeit des Stoffes und seine vielfältige Zerstreutheit
in deutschen und österreichischen Archiven
bot deshalb für den Bearbeiter nicht geringe Schwierigkeiten
, die zu meistern E. Frhr. v. Guttenberg
in besonderem Maße berufen war, weil er durch seine
tiefschürfenden Untersuchungen über die Territorienbildung
am Obermain (1925 und 1927) und als Bearbeiter
der Regesten der Bamberger Bischöfe (1. Lief. 1932)
wie kein anderer mit der Bamberger Bistumsgeschichte
vertraut geworden ist. So erfüllt denn auch dieser Band
der Germania sacra alle Anforderungen, denen ein solches
Werk im Hinblick auf die vollständige Sammlung,
sorgfältige Durchdringung und übersichtliche Darbietung
eines so weit verzweigten Quellenstoffes gerecht werden
muß. Und in mancher Hinsicht bietet es dem Historiker
weit mehr als nur kritisch gesichertes Rohmaterial,
denn richtig gelesen vermittelt der Band zugleich ein
anschauliches Bild von der geschichtlichen Bedeutung
und Entwicklung des Bistums.

Die Fülle des Stoffes hat freilich seine Teilung notwendig gemacht.
Selbst der erste, dem Hochstift vorbehaltene Teil mußte noch einmal
unterteilt werden, so daß die Verhältnisse des Domkapitels erst in s inem
zweiten Halbband zu erwarten sind, während der zweite Teil die Pfarrorganisation
, die Gerichts- und Aemtereinteilung und die Uebersicht
über die bischöflichen Besitzungen sowie die Register enthalten wird.
Daß dennoch der vorliegende Halbband schon jetzt ausgegeben wurde,
j ist umso mehr zu begrüßen, als er gerade die Dinge enthält, die für
! die allgemeine Reichsgeschichte am meisten von Belang sind.

Er beginnt mit der Übersicht über Quellen und
Schrifttum, schildert die Schicksale des Archivs und ent-

i hält als Kernstück die Reihe der 48 Bischöfe von 1007
bis 1522. Aus ihr läßt sich mühelos nicht nur die Eigenart
der einzelnen Persönlichkeiten ablesen, sondern auch
die allgemeine Entwicklung des Verhältnisses zwischen
deutschem Königtum und deutscher Kirche.

Der Bischofsreihe voraus steht als 3. Abschnitt eine

j historische Übersicht, die auf verhältnismäßig knappem
Raum alle wesentlichen Punkte aus der Geschichte des

i Bamberger Bistums zur Geltung zu bringen weiß, angefangen
von der Bistumsgründung, der Abgrenzung und

I kirchlichen Organisation des Sprengeis sowie seiner kir-

j chen- und reichsrechtlichen Stellung bis hin zu den
Problemen von Territorium und Landesherrschaft und

! den Folgen der Reformation für das Bistum. Und wenn
es hier auch nicht möglich ist, auf Einzelheiten einzugehen
, so muß doch hervorgehoben werden, daß G. in

i dem Abschnitt über die Gründung des Bistums jene

| Auffassung wiederholt, die er in seinen früheren Arbeiten
näher begründet hat. Danach entsprang der Ent-

j Schluß Heinrich II. zur Stiftung des Bamberger Bischofssitzes
, neben dem persönlichen Motiv frommen Opfers
der Einsicht in eine innerpolitische Notwendigkeit. Das
neue geistliche Reichsfürstentum sollte an die Stelle
der im Jahre 1003 so bedrohlich gewordenen und des-

I halb zerschlagenen Macht des Schweinfurter Markgrafen-

l hauses treten und dem Königtum eine zuverlässigere
Stütze im östlichen Franken bieten. Bei solcher Deutung
vermag das vielberufene, aber erst auf der Würzburger

| Synode von 1007 in die Waagschale geworfene Slawen-

| motiv, die Christianisierung der oberen Mainlande, nicht
mehr als der Hauptzweck der Bistumsgründung zu er-

j scheinen, obwohl G. nicht leugnet, daß das neue Bistum
auch in der Austilgung der Reste heidnischen Aberglau-

i bens noch große Aufgaben fand.

2. Diese Ansicht Guttenbergs hat jedoch einen

I ernst zu nehmenden Kritiker in Büttner gefunden,
dessen Abhandlung wie diejenige von Beck über Würz-

I bürg bei den Vorarbeiten zu dem schon 1935 erschienenen
3. Bande der Germania pontificia entstanden ist.

j Das Ziel dieser Vorarbeiten ist, wie wir dem Vorwort
A. Brackmanns entnehmen, „umfangreiche Untersuchungen
über die Geschichte und vor allem über die
Rechtslage der einzelnen geistlichen Anstalten" (S. 4)
durchzuführen, deren Ergebnisse zum Nutzen der Landesgeschichte
zugleich in der Germ. pont. selbst nieder-

■ gelegt werden. Das Verhältnis zur Kurie bedeutet in
der Geschichte einer deutschen Kirchenprovinz ja immer
nur einen, wenn auch sehr wichtigen Punkt und mit
Recht erinnert Brackmann nachdrücklich daran, „daß

i der Widerstand gegen die kuriale Kirchenpolitik in

I Deutschland bis tief in das 13. Jahrhundert hinein sehr
stark gewesen sei, und daß daher das Verhältnis zwischen
dem Papsttum und der deutschen Kirche nicht ausschließlich
von der kurialen Zielsetzung, sondern viel
stärker von der kirchenpolitischen und kirchenrechtlichen
Lage der deutschen Bistümer und der anderen geistlichen
Anstalten aus gewürdigt werden müsse". (S. 3).
Auf diese Weise vermag die von der Überlieferung der
Würzburger und Bamberger Papsturkunden her unternommene
Erörterung der Geschichte dieser beiden Bistümer
zugleich ihre wirtschaftliche Bedeutung für die

i Geschichte des deutschen Ostens aufzuhellen, was

! Brackmann im Hinblick auf seine eigenen der kaiserlichen
Ostpolitik gewidmeten Arbeiten besonders am
Herzen lag.