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Ausgabe: | 1938 Nr. 26 |
Spalte: | 470-471 |
Autor/Hrsg.: | Schleyer, Kurt |
Titel/Untertitel: | Anfänge des Gallikanismus im 13. Jahrhundert 1938 |
Rezensent: | Kalthoff, Walter |
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469 Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 26. 470
fangreicheren Zufügungen des „Westlichen" Textes das i Schleyer, Kurt Dr.: Anfänge des Gallikanismus im 13. Jahr-
Prinzip herleiten- man wollte nichts verlorengehen Las- hundert. Der Widerstand des französischen Klerus gegen die Privi-
sen (p. 22). Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts gab 'e0gnf""r'd„er ?tSSÄ ^i-P-^ Ebf?"e 1937-
es doch e ne Fülle ganz ungefährlicher außerkanoni- <20* b> 8 = ""che Studienunter M^-.rkung von Un.vers.tats-
uuv.il eme i unc ga-'- ""s _ Professoren herausgeg. von Dr. hinil Ebering. Heft 314.
scher Uber eferunp; zum Leben Jesu, deren Bciseitelas- c ... . * , , • ,, • , , . ...
senu uueuicieiuii^ iuiii .„flpn 'r,n,n,|t1f;pt u„m Es gibt einen bischöflich-kirchlichen und einen kö-
arieS^Ä °aiiihka"rus-So gewiß b^ fmit
defto begrenzler wird der apokryphe Stoff, der in kirch- fmn^v verschmo zen waren, sie s.nd nicht einfach
liehe Evänge ien noch Aufnahme finden kann. Der ^ -!e, nachdem, welche Seite man hervorheben
Standpunkt de" »Westlichen" Textes deckt sich in dieser mochte, wird man den Ursprung des Gallikanismus
Hinsicht etwa mit dem des Diatessarons. Auch Tatian verschieden ansetzen Der herrschenden Meinung nach
Etat in der Hauptsache die überlieferten vier Evan- f.^1""1 er als königlicher Oalhkamsmus im Streite Plu-
gehen und findet daneben in recht beschränkter Weise hfPs.des S^onen mit Bon.faz VI I., gewinnt dann aber
8 u ni in,TJirh4lr9nnn9ei>hM gleich in den theoretischen Darlegungen des Klerus,
^%S^X^t%nn man die schon von ! WilhelmDurandsvor alleni Dingen^seinen kirchenrecht-
Chase in ihrer Bedeutung erkannten harmonistischen ! hch-episkopalen Aspekt. Diese Meinung dringt nicht
Spuren im „Westlichen" Text bedenkt, die Frage seiner ; blsh zu ue" Wurzeln vor erklart Schleyer. Durands An-
EntSuno"nicht befriedigend lösen, ohne auch Tatian schauungen berunen auf Gedankengängen die in den
.'dlu , ° .. ' ..;„„„ 0ivq d0,;„i ,,„„.„ a~~ Y/„C+ fünfziger Jahren des 13. Jahrhunderts Wilhelm von
mit zu berücksichtigen D e Beziehungen »Wes. Saint-Amour formuliert hatte die dann in den achtziger
Uchen-' Textes zu diesem darf man ]a heute, nachdem n h Ueinvkh Qn > ¥
uns Dura ein Bruchstuck de, <F^™^JJ*"^" mit Nachdruck vertreten worden waren. Den unmittel-
Ä^F^^ 1 ^ren Anlaß, die päpstlichen Ansprüche auf pknitudo
■ ,Ln p1nfi,,R «im. nrfpr nirht i potcstatis abzuwehren, bildeten Vordringen und Pr vi-
^Ä^tSftw aus denen sich 1 «er Bettelorden. Indem die Bettelmönche sich
das Veitschichtige und schwierige Problem „Westlicher" • def Seelsorge annehmen ohne sich dabei im recht-
" Äkonntc ein Wag nicht erschöpfen. ^ärW^JS^"^ de'' 0rde"tlldl^ wdt
Text
Jedenfalls hat H. ihnen gegenüber eine Haltung eingenommen
, die seiner Vertrautheit mit dem Gegenstand
geistlichen Seelsorger zu fühlen, bringen sie das bestehende
klerikale Seelsorgesystem in erhebliche Ge-
ms geben. w Bauer ! stattet sein, auch „fremden" Pfarrkindern ihre Seelsorge
■ uottinge----— v----—. — | angedeihen zu lassen. Die Predigtrequisition fällt prak-
Stutz, Ulrich: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der : tisd, un(j a,Jch rechtlich ehr b ,d Umst,.itte|1 bleib£„ j„
Ztt&mWr* ■ "™ -'so I d- H^ach^ie Fragen der Beichtwiederholung und
Vor 43 Jahren veröffentlichte St seine «Geschichte Der Widerstand gegen dic ßettelorden hat sich nir-
des kirchlichen Benefizialwesens». Die Ergebnisse sei- ds g0 hartnäckig Ulld zah gebärdet wie in Frankreich,
ner Forschungen sind Allgemeingut der Wissenschaft Uk m FraacTae gind geBschlossen vorgegangea, Sic
geworden, und mit dem Begntt der tigcniurcne operiert sj|ld bej ihrem ,<ampfe recht früllzejtig
von dem Be-
jeder, der sich mit dem Niederkirchentum im Mittel- , wußtseilI nationaler Zusammengehörigkeit erfüllt gewe-
alter befaßt. Jetzt beabsichtigt Verf., Beitrage zum glei- j sen Diesem Bewußtsein bot e£len jfalt dje kl {
chen Thema in zwangloser Folge erscheinen zu las- ,0 ; wekhe jn der Theorie VQm ^ .
sen. Zunächst legt er drei, mit fast uberreichem An- auch der niedrigen kirchlichen Gewalten, und in dem
merkungsapparat ausgestattete Studien vor, von denen Pvuy/- von der Gottesunmittelbarkeit der Prälaten ihre
an dieser Stelle nur der Inhalt kurz angedeutet werden j wirksamen Schwergewichte hatte. Die Begrenzung der
kann. Die erste, betitelt «Zubehör-, besonders Fronhofsund
selbständige Kirchen» handelt von Kirchen, die zu
den Pertinenzen eines Gutshofes gehören, und verfolgt
ihre Entwicklung von den vorchristlichen Anfängen über
die Karolingische Salkirche bis zur patronaüschen Guts
pleniludo potcstatis des hierarchisch denkenden Papstes
war damit klar ausgesprochen und zwar nicht nur im
Hinblick auf die konkrete Frage, wie weit der Papst
aus eigener Macht heraus den Bettelorden Vorrechte gewähren
konnte, die das Prinzip des priesterlichen re-
kirche. Ihnen gegenüber gestellt werden die Kirchen, j gimen animarum durchbrachen,
die den Mittelpunkt eines Gutskomplexes bilden, wie [ Schleyer erkennt nun in der klerikalen Ideologe
sie besonders häufig in den städtischen Niederlassun- ■ dieses beginnenden kirchenrechtlichen Gallikanismus altes
gen Italiens begegnen. Der zweite Abschnitt beschaf- | Qut der Kanonistik wieder. Die französischen Prälaten
tigt sich mit «Eigentum und Gewere des Herrn», deren vertreten ein konservatives Prinzip, wenn sie sich gegen
Wesen und Beurkundungsformen Hier verteidigt St. , die hierarchische Tendenz des Papsttums wenden Ihre
gegen Andreas Heusler seine alte These derzufolge { These Von der jurisdiktioneilen Selbständigkeit der nieder
Heilige der Kirche gleichsam als Sachfirma fun- , deren Gewalten ist zum ersten Male durch Pseudo-
giert, während Eigen und Gewere der Kirche dem Kirch- : ,sidor also auf französischem Boden, formuliert worden
herrn zusteht. Dieses Kircheneigentum gilt als Son- Von einer bewußten Anknüpfung all diese Vercmeen-
derfall des Eigentums an Grund und Boden und wird ; heit kann im 13. Jahrhundert kaum die Rede sein,
dementsprechend behandelt Die Tatsache der Sach- Schleyer erwägt, ob es sich um „eine unveränderte dem
Herrschaft tritt bei. drei Gelegenheiten besonders deut- ; Nationalcharakter entsprechende ?^ETfaffi§S
lieh in die Erscheinung: Bei Schenkungen von Todes Denkens" handle (86). Aber das ist natürlich eine
wegen, aber mit sogleich beginnender Zinszahlung, und Lösu dk den ß^ j h Hj t rf yerläß
Ähnlichem, dann bei Prozessen und bei Eigentumswech- Der Verfasser bereitet seine zentralen Thesen vor,
sei. Das dritte kurze Kapitel schildert den «Anfang I indcm er ZUIlachst anz a]|gemein die kirchliche Lage
der Aufspaltung des Eigenkirchengutes>> seit dem Aache- ; das Aufkommen der Bettelorden und die mit ihrer Pri-
ner Kapitulare von 819, die schließlich zur Trennung vilegierung gegebenen Fragen erörtert, indem er <=o-
des Gutsteiles, welcher für den Geist ichen reserviert dann den an Ereignissen und Überraschungen reichen
war, von dem Gutsteile der Kirchenfabrik führte. - Mit Kampf> den Pa t> französischer Klerus und Bettelorden
Spannung erwarten wir die neue Folge.1 , miteinander führen, in all seinen Etappen verfolgt. Nach-
0oltingen- A.Hessel. | d€m er de„ QaHikanismus des französischen Widerstan-
l) Inzwischen hat der Tod des großen Gelehrten seinen Plänen ein des gegen die Privilegierung seinem ideologischen Ge-
jähes Ende bereitet.____j halt und seinem nationalen Charakter nach gekennzeich-