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Ausgabe:

1938 Nr. 23

Spalte:

418-419

Autor/Hrsg.:

Zimmerli, Walther

Titel/Untertitel:

Die Weisheit des Predigers Salomo 1938

Rezensent:

Beer, Georg

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Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 23.

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teil Standpunkten ist natürlich zu schroff, um einem und , der grundsätzlich „Elohim" sagt (S. 27), doch ohne

demselben Schriftsteller (J) angerechnet werden zu kön- ! daß man diese Verse für elohistisch ansehen könnte,

nen. Aus diesem Beispiel erhellt Vorteil wie Nachteil da die Verse nach rückwärts wie nach vorwärts ohne An-

in Rudolph's Methode: vermeidet er nämlich ein zu i Schluß sind und der Einsatz nur einen Kommentar zur

formelles Sezieren des Hexateuchs, indem er manches Änderung der Reiseroute darstellt. Dem kann man aber

bisher als elohistisch betrachtete Stück nunmehr dem leicht entgegenhalten: wer wäre der Schriftsteller, wel-

Jahwisten zuweist, so wird dagegen von dem letzteren eher grundsätzlich „Elohim" gebraucht, wenn nicht ge-

ein so widerspruch'volles und unlogisches Bild gezeichnet, rade E? Und was die vermeintliche Streichung von

daß es mit seiner so zielbewußten Gedankenart kaum v. 19 als späte Glosse betrifft, so ist sie ebenfalls grund-

mehr stimmen will. , , J . l°*> ,denn J. 19 knüpft an Gen. 20,24. 25 (E) und da-

2. Läßt sich in gewissen Fällen der Gebrauch der durch wird Ex. 13, 17—19 mit einem vorhergehenden
traditionsgeschichtlichen Methode rechtfertigen, so darf elohistischen Kontexte verwandt.

er doch nicht grundsätzlich verallgemeinert werden, ohne Also strebt Rudolph zu gewaltsam danach, alle E-

daß man sich der Gefahr aussetzt, nicht nur ad absurdum Merkmale kraft willkürlicher Streichungen auszusondern,

zu gelangen, sondern besonders auch das wiederholte : um nachher auf Grund dieses Verfahrens, das Voi-

Zeugnis der'Dubletten und Widersprüche zu unterschät- handensein einer kontinuierlichen E-Erzählung zu ver-

zen Eine so beständige Tatsache wie das Vorkommen neinen: so streicht er z. B. die Erwähnung des Sta-

von Parallel-Berichten (z. B. in der Plagenerzählung) bes Moses schon in Ex. 7, 17. 20 und kann nachher be-

oder von Widersprüchen (z. B. in der Vorstellung von 1 haupten, daß es in der Plagenerzählung keine Spur

Kanaans Eroberung) kann nicht regelmäßig und fast von einer anderen Quelle als J und P mehr gäbe,

ausschließlich durch die Hvpothese von atomistischen und daß Ex. 10,21—29, obgleich J und P nicht ange-

und un/.usammenhängenden Zusätzen erklärt werden. Das hörig, dem E nicht zuzuschreiben sei. In Ex. 17, S ff.

Unkoordinierbare kann nicht zum Erläuterungsprinzip nimmt Rudolph gleichfalls an, daß J, mit dem er trotz

des Koordinierbaren werden und die Beständigkeit der des Stabes Moses dies Stück verknüpft, hier eine Son-

Dubletten spricht deutlich für die Annahme paralleler. ' derüberlieferung aufgenommen hat wegen der uneinge-

fortlaufender und zusammenhängender Quellenschriften, führten Nennung von Josua (v. 9): nuii aber schreibt

Als Beispiel sei nur auf die Erwähnung Josuas in Ex. j Rudolph dem Sammler J wieder einen übertriebenen

17, 8ff.; 24,13; 32,17. 18: 33,11 und den. /ahlreichen i Mangel an Logik zu; denn wie hätte J sich eine Überlie-

Ste'llen des Buches Josua hingewiesen: solch eine Kon- ferung über Josua einverleiben können, da er nirgends in

stante ist das natürliche Anzeichen einer eigentlichen i Ex.-Num. diesen Helden erwähnt?

Quellenschrift, welche offenbar die Grenzen einer ein- Insofern wir des Verfassers Gedanken richtig verfachen
Einzeltradition hinter sich läßt, was allerdings Ru- ! standen haben, so erlauben wir uns endlich auf ein Wi-
dolph selber für die Erzählung vom goldenen Kalbe 1 derspruch betreffend des Ursprungs von Ex. 17,8 ff.
zugestehen muß. Dieselbe Bemerkung gilt aber auch hinzuweisen: S. 37 sagt Rudolph, „daß J hier eine Son-
für alle jene Stellen, wo der Verfasser den Moses-Stab j derüberlieferung aufgenommen hat", aber S. 48 fügt
und die anderen beständigen Kriteria beiseiteschafft: die er hinzu, daß Ex. 24,12—15 der Tradition von 17.8ff.
von Rudolph unterschätzte Übereinstimmung- all dieser zugehört und die Einleitung zu Ex. 32 und zur Erzählung
kritischen Merkmale weist eher auf einen einheitlichen, ! vom goldenen Kalbe darstellt, d. h. zu einem Stücke,
den anderen „Quellen" mehr oder weniger parallelen [ welches, nach Rudolph, später (S. 49) als die Zeit
Kontext, als auf unkoordinierte Zusätze. 1 Jeroboams I ist (während J selber älter als dieselbe

3. Rudolph trachtet systematisch danach, die tradi- | Zeit wäre). Daraus scheint sich zu ergeben, daß Ex.
tionellen Unterscheidungsmerkmale zwischen J und E 17,8 ff. sowohl älter (S. 37) als später als J wäre,
auf die Seite zu räumen: z. B. in Ex. 2,18 streicht I da diese Verse der Überlieferung vom goldenen Kalbe
er als Glosse den Namen Re'uel; in Ex. 33, 6 verbessert
er mehar H 6 r e b in maher v e n ä d 6 b; in Ex.

zugehören, die als später als J anzusehen ist (S. 49).
Wenn wir an diesen allgemeinen Punkten Ausstel-
3 1 17 6 nimmt er an, daß zwei verschiedene Namen I zu machen haben, so soll damit nur Aufmerksam-

auf zwei verschiedene Bergen weisen; Ex. 3,12b, wo I ^« auf die Schwachen der Methode und der Beweis-
Kre^uJ^S^rUflSS identifiziert werden (vgl. j fuhrung Rudolph's gerichtet werden. Wir wollen aber
Ex 3 1 mit 19 1-3) wird als sekundär angesehen; die I nicht schließen, ohne ausdrücklich zu betonen, daß ein
Erwähnung des Stabes Moses wird regelmäßig späteren »etoAtogÜches Werk des gewissenhaftesten Studierens
Zusätzen zugeschrieben (Ex. 7,17. 20; 9,22. 23a«; 10, ; wert ist, daß es die Hexateuchkritik außerordentlich
12 13a") ;Ä „Etohim" ist als Apcllativ erklärt, ! fordert und eine neue Sichtung der traditionellen kriti-
«der gegen „Jahwe" vertauscht, oder dadurch gerecht- ; sehen Losungen zur dringenden Aufgabe macht. Als be-
fertifft daß der Fremde und gegenüber dem Fremden sonders interessant mochten wir die Analyse der Sinai-
der Israelit „Elohim" sagt (z B. Ex. 18, 13 ff.); die. Per.Kopen der Erzählung vom goldenen Kalbe und,
beiden Stellen, welche Israel in Gosen leben lassen, hauptsächlich diejenige von Jud. 1,1-2, 5 bezeichnen,
sind dem Jahwisten entzogen (Ex. 8, 18a; 9,26), usw. Was .das letztere Stuck betrifft, so scheint uns seine
Methodologisch, kommt aber dieses Verfahren öfters ! fUw,eis""g ,a" J (Ed; Meyer) oder an L (Eißfcldt)
der reinen Willkür gleich, und es heißt die klassischen ! durc+n Kudolph s Auseinandersetzungen stark erschüttert.
Kriteria leichtfertig preisgeben, indem man sie fast sy- '/°jz manchen Vorbehaltes, gratulieren wir also dem
stematisch späten Zusätzen anheimfallen läßt. Als Bei- Verrasser herzlich zu dieser trefflichen Leistung, deren
spie dieser Willkür sei nur Jos. 2,1a angeführt: wird einschneidende und erneuernde Kritik jedem Hexateuch-
dk Dublette , Land" und „Jericho" gleichgültig durch | törscher zu statten kommen wird.

Streichung des einen oder des anderen Wortes erklärt, i Neuchätel (Schweiz).___Paul Humbert.

zeugt nicht eine solche Lösung für die Willkürlichkeit Zimmerli, Walther: Die Weisheit des Predigers Salomo.
des Verfahrens? , Berlin: Alfred Topelmann 1936. (42 s.) 8° = Aus der Welt der

Deshalb ist Rudolph's Beweisführung besonders in Religion. Bibl. Reihe. h. 11. rm 2

den ersten Kapiteln des Exodus Schritt für Schritt zu
prüfen; denn natürlich hängt alles nachher von den
zuerst gewonnenen Resultaten ab. Übrigens ist es doch
symptomatisch, daß Rudolph selber zu dem Kriterium
der Gottesnamen gelegentlich seine Zuflucht nimmt (vgl.
S. 260. 281), und daß er bisweilen einen systematischen
Gebrauch von „Elohim" zugesteht: in Ex. 13,17—19
waren z. B. die „Elohim" einem Verfasser zuzuweisen,

Die at.liche Spruchliteratur ist zur Zeit ein beliebtes
Arbeitsfeld. Zu ihm gehört die stilistisch fein geformte
und inhaltlich anziehende Studie Zimmerli's über die
Weisheit des „Predigers Salomo" alias „Kohelet". Der
Reiz der israelitischen Spruchdichtung liegt in der Inter-
nationalität der „Weisheit". Denn seine Weisen oder
Spruchlehrer hatte ebensogut wie Israel auch Ägypten
und Babylonien. Ein starker Gedankenaustausch hat auf

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