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Ausgabe:

1938 Nr. 20

Spalte:

367

Titel/Untertitel:

zweite Auswahl 1938

Rezensent:

Stelter, Hugo

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367

Theologische Literaturzeitung 1938 Nr. 20.

368

gesehen, daß das Reich keine Idee ist, die man verwirklichen kann, und
daß es allein heißen kann: .unter dem Gewicht seiner Nähe umdenken
" (14). Mit der Lehre vom organischen Leben stößt sich Jesu Wissen
um die dämonischen Mächte in der Welt: R. muß ihre Realität anerkennen
, verwandelt sie aber zugleich in „notwendige Hindernisse des
Lebenstromes", „Wildheiten chaotischer Schöpfungsgärung" (191).

So findet immer dann, wenn die Erkenntnis zum Entscheidenden
der Botschaft Jesu vordringen will, alsbald
die Umbiegung und Verwandlung statt. Ist Jesus der
Künder und Träger der kommend nahen Königsherrschaft
Gottes oder der Prophet der organischen Tiefen-
kraft des Lebens, der das Schöpferische gegen Erstarrungen
entfesselt? — das ist die Frage, die dieses Buch
gerade nicht stellen und beantworten will, um darüber
das zu verlieren, mit dem Jesus zu unserem Heile
wider unsere Welt und unser Leben steht.

Kiel. Heinz-Dietrich Wendland.

Stange, Erich: Bibelhilfe für die Gemeinde. Leipzig und Hamburg
: Gustav Schloeßmann.

a) Kroeker, Jakob: Ausgewählte Psalmen II. (158 S.).

Kart. RM 2.80; geb. 3.70.

b) J e p s e n , Alfred : Das Zwölfprophetenbuch. (200 S.).

Kart. RM 3.20; geb. 4.20.

a) Es wäre für den Benutzer bequemer gewesen,
wenn man die Ausgewählten Psalmen von vorn herein
fortlaufend in 2 Bänden herausgegeben hätte. Aber es
ist doch erfreulich, daß eine zweite Psalmen-Auswahl
nötig wurde, weil die erste so großen Anklang gefunden
hatte. Es sind wieder Psalmen ausgesucht, die
„dem Glauben der Kirche und ihrer Glieder am bekanntesten
'" sind. Die Behandlung ist die gleiche wie
in der ersten Auswahl, sodaß auf die Besprechung „Theol
Lit. Ztg." 1936, Nr. 11, Spalte 205 verwiesen werden
kann.

Es ist ein Wagnis, der Verdolmetschung des Dichters
und Musikers Martin Luther eine andere Übersetzung
an die Seite zu stellen. Aber um die Psalmen den heutigen
Menschen verständlich zu machen, mußte wohl
eine zeitgemäße Sprache zur Anwendung kommen. Es
ist das Verdienst Kroekers, daß dabei die poetische
Seite der Psalmen nicht zu kurz gekommen ist und dem
„Lied" sein Recht wird. Prägnante Überschriften geben
von vorn herein den Gesichtswinkel, von dem aus der einzelne
Psalm anzusehen ist; die straffe Gliederung erleichtert
das Verständnis; gelegentliche kurze Anmerkungen
geben dem Kenner des Urtextes wertvolle Weisungen
.

b) Jepsen hat sich das Ziel gesetzt, „die Schriften
des Zwölfprophetenbuchs in ihrem geschichtlichen und
theologischen Sinn Menschen der Gegenwart verständlich
zu machen." Das ist eine besonders schwierige Aufgabe
, weil ja die Propheten dem Kirchenvolk nur in
wenigen Einzelsprüchen bekannt sind und ihr ganzer
Gedankenkreis unserer Zeit fern zu liegen scheint. Aber
der Verf. zeigt in einer längeren „Einführung" den Weg
zum rechten Verständnis. Er geht die Geschichte Israels
von Mose bis Esra durch und weist nach, wie immer
wieder die eine Frage durchklingt: „Was ist es um
Gott?" — „Hier wird dem Menschen sein Dasein gedeutet
". — „Wenn Gott Recht und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit
und Liebe zum Volksgenossen fordert, so ist
das auch uns und unserem Volke gesagt."

Jepsens Vorschlag, die Propheten „in ihrer geschichtlichen
Reihenfolge" zu lesen, ist durchaus empfehlenswert
. Eine „Zeittafel" erleichtert den Weg dazu, und
ein weiterer „Querschnitt" führt tiefer in den Grundgedanken
„Gott und Mensch" hinein.

Wissenschaftlich stehen beide Bände auf der Höhe
und können deshalb auch dem Theologen zur Benutzung
empfohlen werden.

Stettin. Hugo Stelter.

Paul Th. Hoffmann

Archivdirektor in Hamburg • Altona

Ber

mittelalterliche jÄenfd)

gesehen aus Welt und Umwelt
Notkers des Deutschen

Zweite, durchgesehene und verbesserte Auflage
313 Seiten. 8°. 1937. Preis RM 6.—; in Leinen RM 7.50

Aus Pre s se - Ur t e i 1 e n:

Ein grandioses Gemälde, das Hoffmann, aus der Seele
des um die Wende des zehnten Jahrhunderts wirkenden
Notker heraus empfunden und erfühlt, vom wesentlichen
Geistesleben jener ein Jahrtausend hinter uns
liegenden Zeiten entwirft. Etwas von der beispiellosen
Wucht wird hier spürbar, mit der der mittelalterliche
Mensch zu seiner „Unmöglichkeit", dem Reiche Christi
auf Erden hindrängte; mit der dieses Drängen jene
wunderbare, in allen Bereichen des künstlerischen,
wissenschaftlichen, philosophischen, des sozialen und
des werktäglich ökonomischen Lebens hervorbrechende
und aus Erdbehaftung ins Unirdische emporstrebende
Kultur schuf, in der, wenn auch der Erscheinung nach
noch so gewandelt, dem Wesen nach auch noch das
Geistesleben der Gegenwart wurzelt.

Hamburger Nachrichten, 9. 1. 38.

Der Verfasser hat sich bemüht, die tiefen, schöpferischen,
dem Ewigen zustrebenden Kräfte des mittelalterlichen
Christentums mit reinem Sinn zu erfassen. Er besitzt
die Gabe, anschaulich und lebhaft zu schildern und
verschmäht auch nicht die Erforschung des Einzelnen,
so weit sich darin das Grote spiegelt . . . Vielen mut
es eine Freude sein, aus dem Buch von Hoffmann
die Vorgeschichte des Klosters und die religiösen
Strömungen zu erfahren, in denen es lebte, und zugleich
die Umwelt von Notker in dem neuen reichern
Licht noch einmal zu erkennen. ,

KBIniache Zeitung, 1. 5. 38.

Die Einschätzung des Mittelalters hat in den letzten
20 Jahren erhebliche Aenderung erfahren. Es ist nicht
mehr die „finstere" Zeit; es wurde entdeckt als eine
grote und reiche Zeit. Eine der mächtigen Gestallen
ist Notker der Deutsche; aus der Darstellung seiner
selbst und seiner Umwelt ist ein lebendiges, prachtvolles
Bild entstanden. Wer sich für die Groten der
Renaissance und der Reformation interessiert, wird
auch Notker in ihre Reihen einstellen. Das Buch hat
weiten Kreisen viel zu sagen. Berner Tageblatt, 28. S. 38.

Das Buch gibt allen, die für deutsche Geistesgeschichte
Interesse haben, ein Bild von dem geistigen Reichtum
mittelalterlichen deutschen Lebens . . . Dabei ist das
Buch bei aller wissenschaftlichen Grundlage fern von
trockener Gelehrsamkeit und erfreut durch seine
Sprechkraft und die feine Kunst der Charakterisierung.

Stuttgarter Neue» Tageblatt, 4. 2. 38.

e

Beiliegend das 2. Heft (Jahrg. XVII) des Bibliographischen Beiblattes.
Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 8. Oktober 1938.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.