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Ausgabe:

1937

Spalte:

428-430

Autor/Hrsg.:

Pol, Willem H. van de

Titel/Untertitel:

De kerk in het leven en denken van Newman 1937

Rezensent:

Schowalter, August

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Theologische Literaturzeitung; 1937 Nr. 23.

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lieh instruktive und in die Tiefe führende Darstellung,
die durch den Brief eines Deutschen an einen
englischen Theologen v.on Gerhard May
C i Fl y an Dr. Oldham, den Vorsitzenden der ökumenischen
Forschungsabteilung, eine wertvolle Ergänzung
findet, die sehr zum Verständnis der deutschen Position
beiträgt. Ebenso grundsätzlicher Art ist der sehr ernste,
aus der Not der völkischen Diaspora des Baltenlands
erwachsene und ihre schweren Probleme herausarbeitende
Beitrag des Prorektor des Herderinstituts in Riga
Viktor Grüner, Gericht und Gnade im Diasporadasein
. Auf das Gebiet des Rechts, und zwar
auf ein sehr interessantes führt die Abhandlung von
Hans Wahl, Ev. Staatskirchenrecht im A;us-
landdeutschtum (Österreich, Jugoslawien,
Rumänien), nach dem die Verhältnisse in Jugoslawien
am günstigsten liegen. Ein Druckfehler sei hier richtig
gestellt, S. 114 muß es statt wendisch windisch heißen,
ebenso S. 118. Vom Evangelischen Kirchbau
in der Fremde handelt der bekannte Architekt 011o
Bartning, in kurzen grundsätzlichen Ausführungen
vom evangel. Kirchbau im allgemeinen und dem der
ausländischen Diaspora im besonderen, denen Bilder von
8 von B. gebauten Kirchen in der Auslanddiaspora folgen
, die letzte die von Lissabon. Eine sehr wertvolle
kirchengeschichtliche, die Quellen ausgiebig zu Worte
kommen lassende, umfangreiche Arbeit ist die von Ernst
Benz, A. H. Francke und die deutsch-evangelischen
Gemeinden in Rußland; hier wird
eine erstaunliche Vernachlässigung gut gemacht, Fr.
ist nicht nur der große pietistische Theologe und Pädagoge
, der Mann der Heidenmission, er ist auch von
hervorragender Bedeutung für die deutschen ev. Gemeinden
in Rußland gewesen; es leitet ihn dabei wie in
aller seiner Tätigkeit der Gedanke der inneren Erneuerung
der Kirche durch die Kraft des heil. Geistes. Der Weltreisende
W. H. Ludolf, ein „ausgesprochen spiritualisti-
scher Kopf" hat ihn auf diese Aufgabe hingewiesen, dessen
Tagebuchaufzeichnungen wie die Rußlandbriefe von
und an Fr. z. T. in der Bibliothek des Waisenhauses
z. T. in der Berliner Staatsbibliothek, geben ausführliche
Nachrichten. L. hatte den Plan einer dauernden Verbindung
zwischen Halle und Rußland, der, wenn auch
nur zum Teil, Wirklichkeit geworden ist. Die Betreuung
der auslanddeutschen Evangelischen in Rußland
war nur ein Teil des umfangreichen Programms. Die
Verbindung von Fr. mit den in russische Gefangenschaft
gefallenen Schweden „stellt das erste Vorbild einer Gefangenenfürsorge
in der Geschichte der christlichen Liebestätigkeit
der modernen Zeit dar", sie führt bei ihnen
weithin zu Erweckungen und Bekehrungen. Briefe deutscher
Pfarrer in Rußland an Fr. zeigen, wie bedeutungsvoll
die Verbindung mit Halle war.

Spezielle Gebiete der Gegenwartsaufgaben der Arbeit
des Ev. Auslanddeutschtums behandeln eine Reihe von
sachkundigen Aufsätzen, so schreibt der Direktor der
deutschen Schule in Belgrad, Heinrich Geißler
über Religionsunterricht mit zweisprachigen
Kindern und weiß von der besonderen Schwierigkeit
, aber auch von dem besonderen Segen dabei zu
berichten. Joh. Pfeiffer behandelt die deutsche
ev. Kirche in Böhmen, Mähren und Schlesien
und geht in liebevoller Weise der Geschichte und
dem Leben der einzelnen Gemeinden nach, ergänzt durch
Paul Ulrich, der eine Statistik und Übersicht der
ganzen dortigen Kirche mit 3 guten Tafeln beisteuert.
Es folgt eine statistische Studie von Gustav Arz,
Ev. Kirche und Deutschtum in Hermannstadt
. Nach Brasilien führen uns zwei Beiträge von
Erich Fausel und Reinhard Könne. Ein Li-
teraturberichtvon Otto Lerche beschließt den
wertvollen, umfangreichen Band.

Halle a.S. Wilhelm Usener.

Aalders, Dr. W. J.: Het geweten. Groningen: J. B. Wolters
Uitgevers-Maatschappjj 1935. (231 S.) gr. 8°. Geb. fl. 4.90.

| Ritt erb os, Dr. H. N.: De strekking der Bergrede naar
MattheÜS. Kampen: J. H. Kok 1936. (277 S.) gr. 8°.
Van de Pol, Dr. W. H.: De kerk in het leven en denken
van Newman. Nijkerk: G. F. Callenbach 1936. (XV, 304 S.)
gr. 8°. Brosen, fl. 3—.

Typisch holländische Forschung und Wissenschaft:
methodisch, gründlich, sachlich, selbstbewußt, ständige
j Auseinandersetzung nicht nur mit inländischen, sondern
auch mit ausländischen, insonderheit deutschen und englischen
Forschern, Teilung und Unterteilung des Stof-
] fes bis zur Gefährdung der Übersichtlichkeit. Aalders
i geht aus von der griechischen und lateinischen Bedeu-
j tung des Wortes Gewissen und ihren Ableitungen (S.
18—22), untersucht den Inhalt, den Altertum, Bibel,
Christliche Kirche und Weltweisheit dem Worte gegeben
haben (S. 23—82), setzt sich grundsätzlich mit den verschiedenen
Auffassungen des Wesens, der Modalitäten
und der Funktionen des Gewissens auseinander (S.
83—220), wobei er nicht sehr glücklich teilt in „prin-
! zipielle Darlegung" (S. 83—122) und „ Unter scheid un-
; gen", eigentlich Einzelfragen („Form", Ursprung,
| Wachstumsfähigkeit, Reaktionsverschiedenheit, Beeinflußbarkeit
, Autorität und Freiheit des Gewissens). Den
j Schluß bildet eine „Zusammenfassung", die nicht ganz
l konzinn erscheint und mit neuen Beweisführungen durch-
j setzt ist. Endergebnis: das Gewissen „im engeren Sinn",
conscientia, nicht nur synteresis, ist ein ursprüngliches
Phänomen, das es nur mit der Frage nach Gut und
Böse zu tun hat, eine dem Menschen angeschaffene geheimnisvolle
Größe, Mitwisserin seines Tuns, unabhängig
vom Menschen und doch ein Teil von ihm, Wächter
auf der Grenze zwischen Gott und Mensch und doch
nicht unbestechlicher Richter, kategorisch und doch nicht
unfehlbar, rätselhaft wie der Mensch selbst. Es hat
| nur eine vorbereitende Aufgabe, ist wie das Gesetz
ein Zuchtmeister auf Christus, ein Anruf aus dem Jenseits
, ein Zeuge für Gott. Hinter seiner Schuldigerklärung
stehen Rechtfertigung, Vergebung, Erlösung
und Heiligung, die nur der Glaube ergreift. Das ist das
Letzte, und nur weil auch dieses Letzte i s t, ist das
Vorletzte erträglich, ohne daß wir dabei zerbrechen.
Ein Buch, das viel gibt, aber das letzte Wort in unserer
Frage (ebenso wie in der Beurteilung des neuen
Deutschlands fS. 114, 202, 205]) auch noch nicht zu
sagen vermag und sein reiches Material in noch geschlossener
Schau vorführen müßte. Mir scheint die
Deutung des Gewissens und der conscientia als eines
Mitwissens mit Gott um Gut und Böse und damit
als eines Gnadengeschenkes an den Menschen eine befreiendere
Lösung zu bieten.

Ridderbos grenzt sein Thema ab durch das
Ausscheiden der Frage nach dem Verhältnis der Gesamtüberlieferung
der Bergpredigt zu der Überlieferung bei
Matthäus und durch die Beschränkung auf ihre Tendenz
, wodurch eine Reihe von kritischen Problemen ausgeschaltet
wird. Grundsätzlich ist ihm die Bergpredigt
I als Unterteil des Abschnittes 4,12—9,35, weder der
| Abschluß noch der Höhepunkt der Offenbarung oder
auch nur der 'Predigt Jesu, sondern M. gibt darin inner-
I halb des Rahmens seiner Schrift, die Jesus als den Er-
I füller und Vollender der Vergangenheit erweisen soll,
I ein Bild seiner Verkündigung für einen ganz bestimm-
j ten Zeitabschnitt und zwar den Abschnitt, in dem Jesu
| Reden viel von der paradoxen Art der rabbin lachen
| Maschais an sich tragen, also nur eine Seite der Wahr-
i heit hervorheben. Als Zuhörer ist bald ein engerer,
bald ein weiterer Kreis von Zuhörern gedacht, durchs
weg aber Menschen, die mit der Bekehrung mindestens
begonnen haben (S. 53. 99 A. 115a). Grundfrage:
in welchem Verhältnis stehen zu einander die flamtau*
Ton Orou bezw. tcov otfoctvcov (beides identisch) und die
Forderung der Gerechtigkeit durch Erfüllung der Gebote
? Unter Abweisung'der rein ethischen (S. 72—74)
und der rein eschatologischen (S. 74—86) Auffassung