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Ausgabe:

1937 Nr. 21

Spalte:

392

Autor/Hrsg.:

Bornhäuser, Karl

Titel/Untertitel:

In allerlei Gottesdiensten unter allerlei Kanzeln 1937

Rezensent:

Usener, Wilhelm

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391

Theologische Literaturzeitung 1937 Nr. 21.

392

des Westens hochverdienten Vater, Pfarrer in Godesberg, Gründer der ] der Nachfolger von Fr. im Pfarramt in Glaucha. Als A. H. Francke
zu so hoher Blüte gekommenen dortigen evangelischen höheren Schulen | 1715 das Pfarramt von St. Ulrich in Halle übernahm, (erst dadurch

erwähnt werden sollen. Sehr glücklich erscheint der ganz kurze, aber
verständliche Abriß über die Barthsche Theologie und ihre Auseinandersetzung
mit Gegnern und früheren Freunden bei Barth und dialektische
Theologie. Papst Benedikt XV. wird doch wohl zu
günstig beurteilt, seine Haltung im Weltkrieg war doch recht parteiisch,
das weist die Schrift „Papst, Kurie und Weltkrieg" und spätere von
Dr. Ohlemüller einwandfrei nach. Bei Beyschlag fehlt der Hinweis
darauf, daß er der eigentliche Begründer des Evangel. Bundes ist. Auch
Bonifatius wird neuerdings wieder sehr viel ungünstiger beurteilt,
wie es hier geschieht, mögen auch Ebrard und O. Wissig in ihrem Urteil
zu pessimistisch sein. Bei der theologischen Fakultät Bonn ist es
ein Irrtum, daß sie seit 1883 „mehr positiven Charakter" gewonnen
habe. 1883 war der Fall Bender, aber die genannten S. Goebel und
E. König kamen erst Mitte und Ende der 90 er Jahre dort hin. Der
Evangelisch-soziale Kongreß hätte wohl auch auf eine ausführlichere
Besprechung Anspruch als auf die kurze Erwähnung unter
.Christlich-soziale Bestrebungen". Bei Tobias Clausnitzer fehlt

wurde er Mitglied der Halleschen Geistlichkeit, Glaucha war damals
noch Vorstadt) ging Freylinghausen mit ihm und wurde dann im Pfarramt
von St. Ulrich sein Nachfolger. Bei Gilgamesch Epos hätte
der Marburger Peter Jensen genannt werden müssen, auch wenn er
später in einem besonderen Artikel behandelt wird. Adolf Harnack
hätte wohl eine ausführlichere Behandlung verdient. Bei Herbart
hätten die 4 Formalstufen, die doch in der Pädagogik eine große Rolle
wenigstens gespielt haben, genannt werden müssen. Bei Hieronymus
fehlt die Erwähnung seines allerdings verloren gegangenen bedeutsamen
Comes, einer Perikopenaufstellung, ebenso die von Karl dem Großen in
seinem Capitular, die doch bis in unsere Zeit nachwirkt. Bei Karl
dem Großen wird die Hinrichtung der 4500 Sachsen als Tatsache
berichtet, es fehlt der Hinweis, daß ihre Tatsächlichkeit doch vielfach
in Zweifel gezogen wird. Recht gut, der knappe, aber das Wesentliche
bringende Artikel Kasualien, der den besonderen Schwierigkeiten
dieser Amtshandlungen gerecht wird.

Doch genug der Einzelheiten. Das Werk ist sehr

neben seinem Lied: Liebster Jesu, wir sind hier, die Erwähnung seines ; 7U begrüßen und wird für viele bald ein Unentbehrliches

schönen Glaubensliedes: Wir glauben all an einen Gott. Bei Meister ( Nachschagebuch sein. Der Preis ist im Hinblick auf die

Eckhardt hätte auf seine Benutzung und seinen Mißbrauch in der Fülje un(J 0ediegenheit des Gebotenen wie auf Druck

gegenwartigen Auseinandersetzung über den deutschen Glauben einge- i „_ . , _ „• _..Q.

LnVen werden müssen. Einen Artikel über Eisheilige vermisse ich. Und Ausstattung ein maßiger ZU nennen.

gangen werden müssen. Einen Artikel über Eisheilige vermisse ich.
Besonders gut und ausführlich die Artikel Erweckung, Erweckung s-
bewegung. Wenn bei Exorcismus bei der Taufe ausgesagt wird,
die evangelische Kirche habe ihn unter dem Einfluß der Aufklärung abgeschafft
, so muß demgegenüber festgestellt werden, daß er in einigen
betont luther. Gebieten, auch innerhalb der Union bis in die zweite
Hälfte des vorigen Jahrhunderts üblich war. Bei Eylert hätte sein
s. Z. vielgelesenes Werk „Charakterzüge und historische Fragmente aus
dem Leben Friedr. Wilh. III." erwähnt werden sollen, das in seiner
Volksausgabe zu einem „Volksbuch des Preußen-Volks" geworden ist.

Halle/S. Wilhelm Usener.

Bornhäuser, Prof. D. Karl: In allerlei Gottesdiensten unter
allerlei Kanzeln. Gütersloh: C. Bertelsmann 1936. (VII, 95 S.)
8°. RM 2-

Sehr interessante und ernsthafte Berichte über Erlebnisse mit allerlei
Predigern, Predigten und Gottesdienste. Sie umfassen viele Jahrzehnte
von der Studentenzeit des Verf. an bis in die Gegenwart und erzählen
auch von Gottesdiensten jenseits der deutschen Grenzen, von Erlebnissen
in evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchen, auch von der
Bei Faber vermisse ich die Erwähnung des Berliner Hofpredigers und j Teilnahme an jüdischen Gottesdiensten. Mit besonderer Liebe werden
späteren Generalsuperintendenten W. Faber, eines der bedeutendsten Pre- | der Hallenser Heinrich Hoffmann, der Greifswalder Hermann Cremer,
diger seiner Zeit. Bei A. H. Francke sind seine sehr lebhaften Be- ! der originelle Huppenbauer von Freudenstadt und der Karlsruher Diako-
ziehungen zu den deutsch-evangelischen Gemeinden in Rußland nicht ! nissenpfarrer Walter in ihrer Predigtweise geschildert, auch Gegenbei-
erwähnt, vgl. die Abhandlung darüber von Ernst Benz in „Auslands- i spiele, wie man es nicht machen soll, fehlen nicht. Aber es sind nicht
deutschtum und Evangelische Kirche 1936." Die Bemerkung, daß die j nur interessante Berichte und Reiseerlebnisse. Der Professor der prak-

Franckeschen Stiftungen unter Friedrich II. die königliche Gunst verloren
hätten ist in dieser Form nicht richtig, wenn es auch zu einer
Mißhelligkeit zwischen der Regierung und dem Sohn Francke kam.
Freylinghausen, der Schwiegersohn und Adjunkt Franckes war nicht

tischen Theologie weiß mit ihnen sehr gute und beherzigenswerte, in
die Tiefen der Probleme führende homiletische und katechetische Gedanken
zu verbinden.

Halle/S. Wilhelm Usener.

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— Born Genien in ber 6tiIIe — Bon ber perfbnltdjen 3ud)t
unb bem ©cbet bes Sfjeologen — Sie erftc Brebigt — ... bafj
ihr äu Wittenberg gemethet feib sunt £eibcn — 2)ie eigent=
liehe SReform bes theologifdjen Gtubiums.

In Kürze erscheint:

DER KATHOLIZISMUS

Sein Stirb und Werde
Von katholischen Theologen und Laien

Herausgegeben von

Gustav Mensching

Direktor des Religionswissenschaftlichen Seminars
der Universität Bonn

248 Seiten. Preis RM 4.50; gebunden RM 5.80

Das Buch ist unter den Augen von Rudolf Otto, dem
berühmten Verfasser des „Heiligen" entstanden. Sein Tod
hat ihn verhindert, es unter seinem Namen und mit einem
Geleitwort versehen herauszugeben. An seine Stelle ist
sein Schüler Gustav Mensching getreten. Die Verfasser, die
um der Sache willen nicht genannt werden, sind katholische
Theologen und Laien, die sich zu diesem wohl seit langer
Zeit ernsthaftesten Versuch zusammenfanden, in einem kritischen
und in einem aufbauenden Teil den Katholizismus
aus der Starrheit und Unbeweglichkeit seiner Formen zu
reißen, den Widerstreit zwischen der neuzeitlichen Geistesentwicklung
und der Gedankenwelt des Katholizismus zu
einem befreienden und wahrhaftigen Ausgleich zu bringen
und damit einen wesentlichen Beitrag zur konfessionellen
Befriedung in unserem Volke zu leisten.

J. C. HINRICHS VERLAG / LEIPZIG

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 23. Oktober 1937.

Verantwortlich: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eichenweg 14.
J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraße 2. — Druckerei Bauer in Marburg.