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Ausgabe:

1937

Spalte:

223-224

Titel/Untertitel:

Die deutsche evangelische Heidenmission 1937

Rezensent:

Witte, Johannes

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung: 1937 Nr. 12.

zung mit Paula ins Gebirge steigen zu lassen, so daß Missionsfelde, und der zweite über den Wahrheitsansein
Ende eine Rückwendung zur Kirche darzustellen : spruch des Evangeliums m der indischen Welt. Der
scheint, aber begrifflich ist sein Künden von der Gott- ; erste ist zu sehr vom heimischen Schreibtisch aus verNatur
des Menschen als Pantheismus zu bestimmen, j faßt. Die Not der Zersplitterung in die vielen Missions-
wie Meyer gegen Stehrs Abwehr dieser Festlegung be- ■ kirchen ist viel größer, als hier in Rechnung gesetzt
tont. ' 'st. Es ist dort draußen wirklich gleichgültig, ob ein
Meyers knappe, aber treffsichere Analyse des dich- j Christ Lutheraner oder Reformierter oder Baptist ist,
terischen Werkes von Stehr, die freilich noch gern Ur- j wenn sie alle nur Christen sind. Und auf diesem Grunde
teile von Autoritäten ausborgt, versteht es, die in der | Christi schreit die Welt draußen nach einer einheit-
Dichtung geahnte und geschaute weltanschauliche Hai- I liehen kirchlichen Gemeinschaft, die alle umfassen
tung deutlich werden zu lassen und das Bild Stehrs | muß und auch kann, die Christus ,als ihren Retter be-
als eines Menschen, der im Zeitlichen rtach dem Über- | kennen. Der zweite Aufsatz ist einfach theologisch und

zeitlichen strebt, zu klären. Aber einmal fehlt der Dar
Stellung die Verarbeitung des unmittelbaren Bekenntnisses
von Stehr, das in seiner Tagebuch-, Aufsatz- und

religionswissenschaftlich nicht klar genug. Der Schlußsatz
ist gut: „Das ist Gnade, die nicht eine im Menschen
von Natur bestehende Gottverbundenheit dem

Redensammlung „Das Stundenglas" vorliegt, zweitens ! Menschen aufleuchten läßt (das versteht Indien unter
vermißt man den Abstand zu dem Ergebnis, das als „im Gnade. Witte), sondern eine nicht bestehende schafft
Grunde deutscher Gottesbegriff" bezeichnet wird. Man ' für alle, die der Wahrheit gehorchen". Aber daß diebraucht
diesen nicht gerade mit dem leichtfertigen Miß- i ser Satz richtig ist, hätte viel klarer nachgewiesen werbrauch
in A. Schnacks „Zugvögel der Liebe" (S. 63) j den müssen und auch können. Aber der Hauptinhalt
in Zusammenhang zu stellen, um die Berechtigung un- j des Jahrbuchs ist so vorzüglich, daß es wohl verdient,
serer Bedenken deutlicher zu machen. Schon W. Dilthey, daß alle deutschen Pfarrer es kaufen und lesen und
der sich innerhalb seiner typisch wiederkehrenden Grund- j ihren Gemeinden das erzählen, was hier berichtet wird,
formen weltanschaulicher Haltung selbst dem Pantheis- j Gerade in der Gegenwart sind diese Berichte über die
mus einreiht, schränkt sowohl den Begriff des Lebens 1 Wirkungen der deutschen Mission in der großen Völker-
(= Seele bei Stehr) auf die menschliche Welt ein, j weit für unsere Gemeinden besonders wertvoll für ihre
wie er durch die Erfahrung von der inneren Wider- i eigenen Aufgaben.

sprüchigkeit dieses Lebens zum grundsätzlichen Bruch
mit jedem Versuch gelangt, ein harmonisches Weltbild
als geschlossenes Ganzes aufzubauen. An die Stelle
der selbstsicheren Überheblichkeit des deutschen Idealismus
ist bei Dilthey die Erkenntnis des Ausgeliefertseins
an die Wirklichkeit in ihrer unverstehbaren Fak-
tizität getreten, wie sie heute bei Heidegger im Mittelpunkt
der Frage nach dem Menschen steht. Darum
darf an der Überlegenheit der ästhetischen Haltung, für
die dem Menschen durch die Dichtung Wissen und
Kraft gegeben wird, sein Schicksal unter allen Umständen
selbst in die Gewalt zu bekommen, um so eher Zweifel
angemeldet werden, als im dem dichterischen Werk
Stehrs der „Freitod" eine allzu häufige Rolle als „Erlöser
" spielt.

Quakenbrück. H. Vorwahl.

Die deutsche evangelische Heidenmission. Jahrbuch 1937 der
vereinigten deutschen Missionskonferenzen. In ihrem Auftrage herausgegeben
von Dr. Walther Freytag. Hamburg 13, Alsterchaussee 11:
Verlag der Deutschen Evangelischen Missionshilfe. (116S.) gr. 8°. RM 1 —.

Dem Herausgeber dieses Jahrbuches, Dr. W. Freytag
, ist die gewiß nicht leichte Aufgabe gut gelungen,
wieder ein in vieler Hinsicht anregendes Jahrbuch für
1937 zu schaffen. Das Buch enthält zahlreiche wertvolle
Beiträge. Erschütternd ist der Aufsatz des Missionsinspektors
Zimmermann von der Allianz-China-Mission
über die Leiden der chinesischen Bevölkerung und
damit auch der chinesischen Christen während der langen
Schreckensherrschaft der Kommunisten in der Provinz Ki-
angsi. Wie ein Wunder ist es, wie tapfer und aufopfernd
sich die meisten Christen dieser jungen Gemeinden in
diesen furchtbaren Leiden bewährt haben. Der Präses
der Goßnerschen Mission Lic. Stosch gibt einen feinen
Überblick über die 100 Jahre dieser gesegnieten Arbeit
unter den Kols in Indien. Wir hören ferner von der
Arbeit auf Sumatra, insbesondere von dem dortigen
Wettringen mit dem Islam, von der Arbeit der Breklumer
Mission in Indien und aus Togo über eine neue Mischreligion
. Ein guter Überblick orientiert über die Gesamtentwicklung
der deutschen Missionen. Erstaunlich
ist, daß trotz der immer stärkeren Devisen-Auswirkungen
die Zahl der Missionare und auch der Christen
wächst. Unbefriedigend sind freilich meiner Meinung
nach die beiden einleitenden Aufsätze, über die christlichen
Kirchen und die Kirche Jesu Christi auf dem

Berlin. Johannes Witte.

Soeben erschien:

<Bmn$tUfd)tt (SMaube

in Der Wdt t)on ijeute

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D. ftari €ger

'Brofeffor i. <R. an ber Uniuerfität 5^alIe=^Bittcnberg
4 2Jtark, in £einen 5 Wlark

2) as 'Buch tft gefchrieben mit bem Blidt auf ben mobernen
2Kenfchen tmb feine Sragen. Ss gehört in bie SReirjc ber edjrif»
ten, bie fid) beute bemühen, bie grofje Cinie djriftlichen ©laubens
herausjimtbeiten. 3)as roirb in jroei ^Ibfdjnittcn getan: 3n einem
erften Seil gibt ber *Berfaffer eine Einführung in bas, roas
bas ßhriftentum unter ©ottes Offenbarung oerftcht. S)kr roirb
befonbers eingefjenb Stellung aur Bibel genommen. 3m flroeiten
Zeil roirb bas 'JBefcn bes emmgelifchen ©laubens etroa in ber
burd) ben Äatedjismus gegebenen Reihenfolge behanbelt.

3) er befonbere l2Bert bes Buches liegt barin, bajj ber 'Berfaffer
aus grünblicher roiffenfcfjaftlicher Äenntnis heraus foridjt unb
feine Urteile äufeerft forgfältig abroägt. 9Kit einer tief ein.
bringenben Kenntnis ber Dlöte unb 3roeifclsfragen bes mobernen
Sllenfchen ift ein klares Sefthalten an bem 3entrum djriftlichen
©laubens oerbunben. 6o erfdjeint uns bas Buch befonbers für
foldje OTenfchen gefdjrieben au fein, bie oon aufjen mit hritifdjer
(Einftellung an bas dhriftentum herantreten unb in feine ym-
tralen grkenntniffe eingeführt roerben roollen.

SBallmann's 21na. f. t>. btfd). eo. Bttchh.

J. C. HINRICHS VERLAG / LEIPZIG C 1

Die nächste Nummer der ThLZ erscheint am 19. Juni 1937.

Verantwortlich.: Prof. D. W. Bauer in Göttingen, Düstere Eictienweg 14.
J. C. Hinriclis Verlag, Leipzig C 1, Scherlstraüe 2. — Druckerei Bauer in Marburg.