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Ausgabe: | 1934 |
Spalte: | 113-116 |
Autor/Hrsg.: | Will, Robert |
Titel/Untertitel: | Le culte 1934 |
Rezensent: | Bertholet, Alfred |
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Theologische Literaturzeitung
BEGRÜNDET VON EMIL SCHÜRER UND ADOLF VON HARNACK
unter Mitwirkung von Prof. D. HERMANN DÖRRIES und Prof. D. Dr. GEORG WOBBERMIN, beide in Göttingen
HERAUSGEGEBEN VON PROFESSOR D. WALTER BAUER, GÖTTINGEN
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften. Bearbeitet v. Bibliotheksrat Lic.Dr.phil. REICH, Bonn, u.Lic.H. SEESEMANN, Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50
Manuskripte und entehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. BAUER in Cöttingen, Düstere Eichenweg 14, au senden,
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, besonder» noch bei Zunendung nach Cöttingen, wird nicht übernommen.
VERLAG DER J. C. HINRICHS'SCHEN BUCHHANDLUNG, LEIPZIG C 1
59. JAHRGANG, NR.7 31. MÄRZ 1934
Spalte
Birch: The De sacramento altaris of William
of Ockham (Goetz).......... 123
Eberlein: George Friedr. Fickert (Scholz) 125
Eisen huth: Ontologie u. Theologie (Traub) 131
Falk: Die religiöse Symbolik der deutschen
Arbeiterdichtung der Gegenwart (Knevels) 134
Gerhardt: Theodor Fliedner (Lerche) . . 125
Spalte! Spalte
Hsuck: Das Evangelium d. Markus (Kloster- IR u s t: Dialektische u. krit. Theologie (Traub) 133
mann)....................11 Q|Söder: Die apokryphen Apostelgeschichten
Heyck: Luther (Lerche)..........1231 u. d. romanhafte Literatur d. Antike (Bauer) 121
Kattenb tisch: Die deutsche evangelische
Theologie seit Schleiermacher (Ritsehl) . . 128
Müller: Ethik und Recht in der Lehre
von der Verantwortlichkeit (Piper) .... 126
Tagebuch eines Groüstiidtpfarrers (Knevels). 134
Von der Antike zum Christentum (Elliger). 116
Wiese: Lessing (Kohlschniidt)....... 124
Will: Le Culte (Bertholet)......... 113
Will, Prof. Dr. Robert: Le Culte. Etüde d' Histoire et de Philoso- j nicht nur von einer psychophysischen, sondern auch
phie reügieuses. Tome Ii. Les formesdu Culte. Paris: F. Alcan 1929. einer metaphysischen Notwendigkeit des Kults. Dar-
(X, 568S.) gr. 8°. = Etudes d'Histoire et de Philos. religieuses publ. i aus ergibt sich die Zwiespältigkeit des Kultaspektes-
par la Faculte de Theologie Protest, de t Univ. de Strasbourg, j >Le cul(g r£unit deux couratlts de vie, qui, se rencotl-
Fasc- 21- B ' , r' 60 • I tränt ou du tnoins s'appelant dans le phenomene cul-
Der vorliegende stattliche Band bildet den zweiten tuet, operent wie converslon continuelle de forces sub-
Teil des großen Werkes, dessen ersten Baumgartner j jectives en effets transsubjectifs et de valeurs trans-
•in dieser Zeitung (1926, Sp. 49 f.) besprochen hat. Er j cendantes en experiences immanentes" (S. 30). W
zerfällt in 2 „Bücher": /. Les pnncipes I' Les spricht von einem „mouvement ascendant" und einem
formes de la phenomenalite cultuelle. Die Reihenfolge „mouvement descendant", und diese Zweiheit tritt durch
ist für die Darstellungsart des Verfassers charakten- , das ganze Bucn immer wieder in die Erscheinung (vgl.
stisch: man könnte sich die umgekehrte Foh^e denken, z. B. auch die Ausdrücke: „determination anabatique
und im Sinne einer rein phänomenologischen Behandlung | et cakibatique", S. 227). Dabei geht die Initiative von
wäre sie vielleicht sogar die näherhegende: erst die I Q,0tt aus, sofern nicht unsere Frömmigkeit den Kult
Formen, dann die Grundsätze, auf die diese Formen fuh- ' gebiert, sondern Gott unsere Frömmigkeit schafft (S.
ren. Der Verfasser bevorzugt entschieden das deduk- 34). Das aber iST „ur möglich auf Grund einer ur-
tive Verfahren vor einem induktiven. Durchweg charak- ( sprünglichen geistigen Einheit von Gott, Welt und
tensiert ihn die Neigung, die Dinge von innen heraus, Mensch und einer göttlichen Heilsabsicht (S. 73. 75). Die
aus ihrem Kern und ihrem Wesen, zu verstehen und zur ! aufsteigende Linie umfaßt das ganze Gebiet des Sakrifi-
Darstellung zu bringen. Zentralproblem ist ihm „a sa- zienen und Mystischen im Kult, die niedersteigende das-
voir quelle est la relation entre le fait religieux et son jenige des Sakramentalen und Prophetischen (S. 84)
expression phänomenale dans le culte" (S. 5) Das Der dualistische Charakter des Kultphänomens, das
Primäre also ist „le fatt religieux", der Kult als sol- geistig und körperlich zugleich ist, bedingt die Ambi-
cher dessen eigentlicher symbolischer Ausdruck. Aus vaienz seiner Eigenschaften (S. 91). Unter phäno-
dieser Grundauffassung erklärt sich der Autbau des menologischem Gesichtspunkt betrachtet stellt es sich
ganzen Bandes, über den am besten der Verfasser selber nach seinem symbolischen Charakter dar, und in der
orientiert: „Nous examinons d'abord ses pnncipes: la Auffassung des Symbols redet W. im Gegensatz zu einer
necessite religieuse et metaphysique du phenomene cul- rationalistischen und einer magischen Auffassung einem
tuet, ses tendances ascendantes et descendantes, ses qua- zwischen beiden liegenden Realismus das Wort- le
Utes ambivalentes considerees au point de vue phenome- symbole n'est pas qu'une enveloppe, tnais une entite
nologique (les apparences), cogniüf (les evidences), r^eue dans iaqueue i'Mee s'associe au phenomene"
dynamique (le rythme), esthetique (le style), ethique (S. 100). — Unter kognitivem Gesichtspunkt erscheint das
(Vordre). — Apres avoir defini les normes qui deter- Kultsymbol teils intelligibel, teils inintelliaibel, und im
minent la strueture Interieure du phenomene culluel: Interesse, dem Kult die Anziehungskraft zu verleihen
ses lois vitales et ses valeurs, nous en decrirons, dans welche die Gläubigen im Gefühl der Gottesgegenwart
un livre deuxieme, les differentes formes: la chose, la empfinden müßten, betont W. mit sichtlichem Nachdruck
parole, la personne, l'action et l'atmosphere cultuelles" j die Notwendigkeit einer Verbindung der Rationalität
(S. 6f.). I der Wortverkündigung mit irrationalen Momenten: „ce
Es würde den Rahmen einer Besprechung an dieser prolongement mystique confererait aux symboles du
Stelle weit sprengen, wenn ich mich in der Wiedergabe culte Protestant une evidence d'un attrait original" (S
dieser Einzelteile versuchen wollte. So muß ich mich 157), vgl. S. 153: „La certitude religieuse du sujet
begnügen, aus der überwältigenden Fülle des Gebotenen repose ä la fois sur ce qu'il en saisit et sur ce qu'il
einige Grundgedanken herauszuheben, in denen ich den ! n'en saisit pas. Sa nature demande ä reconnaitrz ce
charakteristischen Ausdruck WilPscher Kultauffassung qui est clalr et ä adorer ce qui est obscur". — Unter
sehe
Nach dem Verfasser entspricht das Kultphänomen
kultischem „Rhythmus" versteht W. den Ausgleich der
statischen und der dynamischen Werte des Kultes. Hier
einem Bedürfnis der menschlichen Natur nach ihrer phy- wäre das Ideal „une forme classique du culte dans
sischen wie nach ihrer psychischen Seite; aber er weiß | laquelle la fixite des phenomenes ne serait pas due ä un
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rüB.