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Ausgabe: | 1929 |
Spalte: | 337-343 |
Autor/Hrsg.: | Holdheim, Gerhard |
Titel/Untertitel: | Palästina. Idee, Probleme, Tatsachen 1929 |
Rezensent: | Hempel, Johannes |
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Theologische Literaturzeitung
Begründet von Emil Schürer und Adolf von Harnack
Herausgegeben von Professor D. ElTianuel Hirsch unter Mitwirkung von
Prof. D. Dr. G. Hölscher, Prof. D. Hans Lietzmann, Prof. D. Arthur Titius, Prof. D. Dr. G. Wobbermin
Mit Bibliographischem Beiblatt in Vierteljahrsheften, bearb. v. Priv.-Doz. Lic. theol. K. D.Sch midt u. Lic. H.Kittel, Göttingen.
Jährlich 26 Nrn. — Bezugspreis: halbjährlich RM 22.50. — Verlag: J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung, Leipzig.
- . |i_ ]_ 15/IA .Manuskripte und gelehrte Mitteilungen sind ausschließlich an Professor D. Hirsch In Güttingen, jr |„i;iQ70
04. Jahrg. IxT. 13/10. Hainhoizweg 62, zu senden, Rezensionsexemplare ausschließlich an den Verlag. *>"• Juli yi,y.
Spalte[ . Spalte
Hold hei m: Palästina (Henipel)......337
Kaerst: Geschichte des Hellenismus (Loh-
meyer) ...................343
Q en n rieh: Das Christentum als Weitreligion
(Haas)...............345
Wiener: The Composition of Judges II 11
to I Kings 11 46 (Kühl)..........345
Windisch: Der Sinn der Bergpredigt
Acta conciliorum oecumenicorum (Koch) . . 352
Spalte
Rehm: Der Todesgedanke in der deutschen
Dichtung vom Mittelalter bis zur Roman-
Peers: Studies of the Spanish Mystics ... ixj-„^. w***
(Kicker)................... 354 t,k ,Hlrscn).................366
Lieb: Das westeuropäische Geistesleben
im Urteile nissischer Religionsphilosophie
(Kattenbusch)................ 370
Coulton: Life in the Middle Ages (Hirsch) 354
Powicke: Stephen Langton (Ders.) .... 356
Stelzenberger: Die Mystik des Johannes ilnteniationale kirchliehe Zeitschrift (Ders.) . 372
Gerson (Ders.)............... 357 The Cliurch Quarterly Review (Ders.). . . . 375
(Büchsei) ........ ■■■ 347iSch n i t zer: Der Tod Alexanders VI. (Koch) 359|Clarke: Cotistitutional Chttrch Government
(Hirsch)...................377
Erwiderung (Büchsel).............381
Antwort (Bultmann)..............382
Öligem und Augustin (Ders.)...... 350j (Ders.)...................I Mitteilung (Hirsch)..............382
Meifort: Der Platonismus bei Clemens
Alexandras (Koch)............ 34Q L] u n gg r e n : Synd och skyld , Luthers
Kr ick: Die Geschichte des Reich-Gottes- Tcologi (Husch)..............I
Gedankens in der alten Kirche bis zu >N oj gaa rd: Om Begrebet Synd hos Luther!
Ori.....M „„H fDers.l...... 350: (Ders.)...................'
Ho 1 dheim, Gerhard: Palästina. Idee, Probleme, Tatsachen. Mit druck gebracht — ist nun aber dieses: auf welche
e. Karte. Berlin: c. A. Schwetschke & Sohn (1929). (180 S.) gr. 8°. Grundlagen soll die Einheit der jüdischen Nation sich
RM 3.50; geb. 4.80. gründen, wenn nicht auf dieses gemeinsame religiöse
Dies zionistische Bekenntnisbuch zum jüdischen Pa- , Leben? Weder der durch jahrhundertelanges Minder-
lästinawerk in Siedlung und Aufbau gliedert sich in zwei 1 heitsschicksal und alle Verfolgungen geschaffene Minungleiche
Teile, S. 1—50 Die zionistische Idee, S. derwertigkeitskomplex noch auch der nicht auf jiidi-
58—163 Palästina. Beigegeben ist der Text des Pa- schem Boden gewachsene, vielfach ja geradezu im
lästinamandats und ein gutes Register. ( Gegensatz gegen das Judentum sich entwickelnde Be-
Der erste Teil sieht die Bedeutung des Palästina- griff des Volkstumes, der hier nicht durch eine positive,
werks vor allem in der seelischen Wirkung auf das
Gesamtjudentum. Bisher überall in der Welt in der
Rolle der Minderheit und in einer unnatürlichen sozialen
sondern nur durch eine negative geschichtliche Gemeinsamkeit
genährt ist, scheinen mir dafür ausreichend zu
sein. Weder in den stark kosmopolitisch empfindenden
Gliederung gehalten, bedarf das Volk e i n e s Landes der Kreisen der westeuropäisch-liberal orientierten Gebilde
Welt, in dem es Mehrheitsvolk sein und sich in der ten noch in den Kreisen der bolschewistisch durchsetzten
ganzen Breite des sozialen Organismus auswirken kann. russisch-jüdischen Chaluzen scheinen mir die seelischen
Von solchem Leben werden stärkste Wirkungen auch Voraussetzungen dafür gegeben zu sein, eine eigenstän-
auf die Glieder des Volkes ausgehen, die nicht selbst in dige Geisteskultur zu schaffen, die die Nation verbinden
Palästina siedeln können, es werden aber auch die ande- könnte, nachdem man zuvor das jüdische Eigengut, die
ren Völker zu einem produktivierten Judentum eine ganz Religion, ausgetrieben hat, und nun daran gehen muß,
andere Stellung gewinnen als zu dem Volk, das, auf geistiges Fremdgut in dem inadäquaten Gewand des
wenige Betätigungen eingeengt, jetzt in dem bekannten Hebräischen weiterzugeben.
Dasein unter ihnen wohnt. Liegt also hier eine letzte Unklarheit über die
Voraussetzung dafür ist aber der Charakter des Grundlagen des ganzen Werkes vor, so treten an ande-
Judentums als einer Nation, nicht einer Religionsgemein- ren Stellen merkwürdige Weltfremdheiten des Verfassers
schaft. Die Tatsache, daß das Judentum sich selbst als j zu Tage. Wie soll denn das Judentum in absehbarer
eine Einheit fühlt und auch von anderen als eine Einheit ; Zeit, wenn überhaupt je, in Palästina Mehrheitsvolk
empfunden wird, auch die andere Tatsache, daß das werden? Der Verfasser bringt selbst einmal eine vor-
ludentum weithin insofern eine Schicksalsgemeinschaft sichtig zurückhaltende Bemerkung in dieser Richtung,
bildet, insofern es eben überall in der Welt Minderheit scheint aber nicht zu bemerken, daß er damit seine ganze
ist, ist gewiß richtig gesehen. Es fragt sich aber, worin Argumentation für das Palästinawerk in Frage stellt,
diese Einheit besteht. Da kann ja nun kein Zweifel j Mindestens auf sehr lange Zeit ist das Judentum in
daran sein, daß in der Vergangenheit und überwiegend ; Palästina genau wie sonst in der Welt dazu ge-
auch noch in der Gegenwart das Bindeglied, das die ver- zwungen, Minderheitsvolk zu sein, Minderheit gegen-
schiedenen Judenschaften der Welt zusammenhält, die über dem Arabertum und vor allem „Minderheit"
Religion gewesen ist und ist. Auch Hold heim hat Ver- gegenüber der Mandatsmacht Englands, von deren
ständnis dafür, daß bisher Gesetz und Eschatologie die Gnaden das Siedlungswerk lebt. Wie die Balfour-
Größen waren, aus denen auch der Glaube an eine deklaration die „jüdische Heimstätte" geschaffen hat
bessere nationale Zukunft lebte. Ich würde hinzusetzen, so ist es England, das durch seine Politik den Fortgang
daß auch die Sehnsucht nach Palästina, soweit sie nicht ermöglicht, indem es mit den Mitteln seiner Polizei- und
rein romantischer Traum ist, im Judentum sogut wie in j Militärgewalt, auch mit finanziellen Mitteln (vgl. den
eschatologisch orientierten christlichen Strömungen Emir Abdallah von Transjordanien!) den arabischen
durchaus aus religiösen Kräften genährt ist, aus dem Widerstand gegen die jüdische Zuwanderung und die
Begriff des „gottgegebenen", „verheißenen Landes" ent
sprangen. Das schlechthin entscheidende Problem —
jüdischen Landkäufe in Schranken hält. Daß aber das
Verhalten Englands nicht nur von judenfreundlichen
und das hat Holdheim entweder überhaupt nicht ge- Sentiments getragen ist, sondern sehr reale militärischsehen
oder doch wenigstens nicht zum deutlichen Aus- 1 politische Hintergründe hat, kann vielleicht ein bei uns,
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